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| Tourendetails Gross Aubrig 1695m NW-Couloir & N-Wand, Chli Aubrig 1642m N-Flanke |
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Tourenart | Skitour |
Datum | 14.02.2013 |
Region | |
Kartennummer | Helvetic Backcountry SKI & SNOWBOARD TOURENATLAS SCHWEIZ - 15 WÄGITAL/YBRIG, 236 S Lachen, 1133 Lindthebene |
Link zum Kartendienst | |
Anforderung | S+ 4.3/E1 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 15.9km
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Höhenmeter | 2000m 2000m |
Lawinenbulletin | mässig (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Chli Aubrig 1642m N-Flanke, Gross Aubrig 1695m (NW-Couloir & N-Wand), mit Bruno
(Chli Aubrig 1642m N-Flanke)
//Vorgeschichte
Als ich vor einigen Tagen, im Anschluss an die Redertentour, noch zum Skifahren auf der Sattelegg verabredet war, fiel der Blick wieder einmal auf das steile NW-Couloir am Gross Aubrig. Dieses kommt in der Regel felsig und unbefahrbar daher, durch die intensiven Schneefälle von letzter Woche, und die daraus resultierenden, überdurchschnittlichen Schneemengen, schien es nun aber perfekt eingeschneit zu sein. Weshalb also nicht probieren, jetzt wäre die perfekte Gelegenheit dazu! Vielleicht würde es sogar eine Erstbefahrung sein? Who knows... Mit Bruno war schnell ein motivierter Tourenpartner gefunden, um die Sache aus der Nähe anzusehen.
// Gipfelanstiege und Abfahrten
Während der Anfahrt nach Vorderthal war das Thermometer immer tiefer gefallen, und schliesslich erst bei frostigen -14 Grad zum stehen gekommen. So brauchte es etwas Überwindung, sich aus dem warmen Autositz zu schälen, und in die sibirische Kälte hinauszutreten. Doch es half nichts, wer A sagt muss auch B sagen! Schnell machten wir uns bereit, und hatten uns kurze Zeit später ins Abenteuer gestürzt. Von Niderwis 730m, bei der Talstation des Skiliftes, sind wir auf der Skipiste rasch nach Dorlaui 1154m aufgestiegen. Endlich auf Betriebstemperatur, folgten wir gemütlich einer Schneetöffspur zur Alp Ahoreli Pkt. 1272m. Die Vermutung wurde zur Gewissheit, dass wir ab hier selber spuren mussten. Dem Sommerweg folgend schritten wir durch die tief verschneite Winterlandschaft, und stiegen über Rotherd, Ober Alten 1410m und Altenberg 1566m auf den Gipfel des Chli Aubrig 1642m.
Obwohl es an der Sonne bereits angenehm war, hielten wir uns nicht lange auf, sondern machten uns umgehend an die Abfahrt durch die schattige Nordflanke. Der steile Drop in war leicht verwechtet, die Stelle konnte aber gut umfahren werden. Nach wenigen Metern folgte umgehend die Gewissheit, dass Hang und Schneedecke absolut sicher waren, und wir sorglos in die Tiefe rauschen konnten. Der Schnee war top und reichte bis zu den Hüften, die Neigung perfekt und der Spray dementsprechend gross. Der Spass war leider nach wenigen Sekunden bereits vorbei, jetzt da wir so richtig heiss waren!
Die nächste Herausforderung bestand darin, den Chratzerlibach an einer gescheiten Stelle zu überqueren, ab besten wohl über die Brücke im Bereich des Sommerweges. Letztes Mal hatten wir hier einen unnötigen Verhauer produziert. Mit einem guten Riecher konnten wir die Stelle dieses Mal auf Anhieb finden, und nach einer kurzer Portage ebenso den Bach überqueren. So gelangten wir nach wenigen Metern auf unsere zuvor angelegte Spur, und folgten dieser bis zum Wegweiser bei Rotherd. Nun war erneut Spurarbeit angesagt, hinauf zu Pkt. 1441m und weiter zu Pkt. 1514m, die Sonne begann südseitig so richtig einzuheizen (nur gefühlt, die Temperaturen lagen tatsächlich immer noch im Minusbereich). Von hier konnten wir sehen, dass in der steilen Südflanke des Gross Aubrig bereits einige Gleitschneerutsche abgegangen waren (die üblichen Verdächtigen), immerhin waren sie bereits unten. In vielen Spitzkehren stiegen wir über einen Rücken bis zu der Stelle, an welcher der Hang unter einem markanten Felsriegel nach rechts/Ost gequert werden muss, bevor man nach wenigen Metern und Kehren den Einschnitt am Gipfelgrat erreicht. Just bei dieser Querung mussten die Anrisse der Gleitschneerutsche überschritten werden, eine Situation, welche man natürlich schnellstmöglich hinter resp. unter sich bringen möchte. Ohne Probleme gelangten wir schliesslich hinauf zum Grat und Gipfel, und konnten bei sehr angenehmen Temperaturen eine fantastische Fernsicht Richtung Voralpen und Alpen geniessen. Der Anblick des verschneiten Chöpfenberg-Couloirs war wie immer atemberaubend...!
Aber wieso in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah! Wir hatten ja auch ein steiles Couloir im Kopf und sogar in Griffnähe; dieses wollten wir uns jetzt einmal aus der Nähe anschauen und entscheiden, ob wir es befahren sollten oder nicht. Als Alternative blieb immer noch die klassiche Nordabfahrt. Nachdem wir einige Meter durch den schmalen Einschnitt abgefahren waren und linkerhand das Couloir erspähten, gab es kein Halten mehr, es sah wirklich prima aus! Der erste Abschnitt war sehr steil und felsig, hier mussten wir es mit gewisser Vorsicht angehen, wollten wir unsere Ski's nicht gleich den Geiern zum Frass vorwerfen. Die darauffolgende Engstelle war dann infolge der abgeglittenen Lockerschneerutsche (engl. Sluff) bereits gut gefüllt, und so konnten wir ohne Steinkontakt, in vielen Kickturns, in die Tiefe rauschen. Ungefähr nach der Hälfte wurde die Rinne wieder breiter und offenbarte bestes Freeridegelände, und der tiefe Pulver konnte besser nicht mehr sein - ganz grosses Kino was wir hier zu sehen bekamen! Wir liessen die Skis einfach laufen, bis wir zuletzt in den dichten Nadelwald eintauchten, und nach rockiger Slalomfahrt auf ca. 1200m auf die von Dorlaui kommende Aufstiegsspur gestossen waren.
Es war nun bereits 12.00 Uhr und es würde knapp werden mit dem Plan, ein weiteres Mal auf den Gross Aubrig zu steigen, und dem Tag mit der klassischen Nordabfahrt die Krone aufzusetzen. Die Sonne hatte den Südhang nun bereits einige Stunden bearbeitet, die Verhältnisse könnten im Aufstieg nun bereits heikel werden. Trotzdem wollten wir es versuchen, wir würden ja immer noch umkehren, und als Alternative erneut den Chli Aubrig ansteuern können. Da nun bereits alles gespurt war, kamen wir zügig voran, und standen bereits nach 40min am Fusse der Südflanke des Gross Aubrig. Obwohl der Schnee spürbar angezogen hatte, war nur die oberste Schicht betroffen und dies nur minimal, so konnten wir es verantworten, ohne Risiko den Gipfel ein 2. Mal zu stürmen. Nach etwas weniger als einer Stunde erreichten wir das Gipfelplateau, und hatten dieses Mal eine längere Pause eingeschaltet.
Schliesslich setzten wir an zum finalen Stoke, und der hatte all unsere Erwartungen noch übertroffen! Nachdem wir durch den steilen Einschnitt bis zum Sattel vorgefahren waren (dort hatte früher ein Sendemast gestanden), offenbarte sich uns ein bilderbuchartiger, perfekt eingeschneiter und nicht zu enden scheinender Pulverhang! Die von viel Sluff begleitete Abfahrt über Plangg war schlichtweg grandios, der Pulver stiebte kometenhaft bis weit über den Scheitel, die Glückshormone tanzten Rock'n'Roll! An der Stelle, bei der wir letztes Mal aufgrund der schlechten Schneedecke westlich hinaus gequert waren nach Dorlaui, konnten wir dieses Mal direkt hinunter fahren, um in einem Schnuuz hinunter zum Skilift und Piste zu gelangen, der Haaammmer! Auf aber vor allem neben der Piste ging es nun zurück zum Auto. Da sich unterdessen ein respektabler Hunger und die Lust nach etwas Süssem eingestellt hatte, fuhren wir schnurstracks ins Stammlokal nach Galgenen, um auch diesem Bedürfnis noch gerecht zu werden.
(Gross Aubrig 1695m NW-Couloir, Bild aufgenommen von der Sattelegg am 10.02.2013)
//Fazit:
Heute hatten wir wirklich einen Traumtag eingezogen, bei Schneeverhältnissen, wie sie besser nicht hätten sein können! Und dann hatte es auch noch geklappt mit dem steilen NW-Couloir, perfekt geplant und durchgezogen :-) Die Risiken im Aufstieg (Gleitschneerutsche in der Gross Aubrig Südflanke), und Tücken bei der Abfahrt (Routenwahl: Chli Aubrig im Bereich des Chratzerlibaches, Gross Aubrig bei Plangg), waren mir vom letzten Mal noch einigermassen präsent, davon konnten wir heute ebenfalls profitieren.
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//Facts Chli Aubrig 1642m N-Flanke:
200m, 4.1/E1. Einfahrt bei Scharte 1590m. Einfahrt 40 Grad steil (Vorsicht Wechte), anschliessend durchgehend 30 Grad, flach auslaufend.
>> Prädikat: Netter Einsteiger, allerdings grosser Aufwand mit kleinem Ertrag.
//Facts Gross Aubrig 1695m NW-Couloir:
300m, 4.3/E1. Einfahrt bei Scharte 1670m zwischen Pkt. 1687m und Pkt. 1695m, nach wenigen Metern links weg. Einfahrt ins Couloir und Engstelle über 45 Grad steil, anschliessend durchgehend 35-40 Grad, zuletzt auslaufend 30 Grad und weniger. Nur bei überdurchschnittlicher Schneemenge angehen.
>> Prädikat: Ein wildes und steiles Voralpencouloir!
//Facts Gross Aubrig 1695m N-Wand:
400m, 4.2/E1. Einfahrt bei Scharte 1670m zwischen Pkt. 1687m und Pkt. 1695m, geradeaus weiter bis zum Sattel. Abfahrt über Plangg homogen 40 Grad steil, je nach Schneelage früher oder später nach Dorlaui queren.
>> Prädikat: Der Klassiker im Gebiet, nicht zu verpassen!
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// Die Zeiten:
Start Vorderthal Niderwis 730m, bei der Talstation des Skiliftes, um 07.49 Uhr.
Ankunft Chli Aubrig 1642m um 09.23 Uhr.
Abfahrt Chli Aubrig 1642m um 09.35 Uhr.
Ankunft Unter Alten 1310m um 09.43 Uhr.
Start Unter Alten 1310m um 09.55 Uhr.
Ankunft Gross Aubrig 1695m um 11.20 Uhr.
Abfahrt Gross Aubrig 1675m um 11.37 Uhr.
Ankunft Dorlaui Wald 1200m um 11.55 Uhr.
Start Dorlaui Wald 1200m um 12.04 Uhr.
Ankunft Gross Aubrig 1694m um 13.01 Uhr.
Abfahrt Gross Aubrig 1694m um 13.38 Uhr.
Ankunft Vorderthal Niderwis 730m um 14.01 Uhr.
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Die Aubrigs gehören sicher nicht zu den klassischen Skitourenzielen und fallen bei den meisten Aspiranten bereits bei der Planung unten durch (da sie zu wenig interessant und nicht genug hoch sind), bieten aber landschaftlich schöne Anstiege und bei entsprechenden Verhältnissen tolle und spannende N-Abfahrten.
Das Lawinenbulletin lag heute auf mässig für Triebschnee ab 1600m in allen Expositionen. Gefahr von Gleitschneelawinen an steilen Grashängen.
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