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 | Tourendetails Piz Cambrena 3602m, Munt Pers 3207m |
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Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 25.04.2013 |
Region | |
Kartennummer | 269 S Berninapass |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | S+ 4.2/E2 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Gletscher | Vorsicht: Tour führt über Gletscher, anseilen kann erforderlich sein! |
Kondition | A |
Distanz | 20.1km
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Höhenmeter | 2150m 2150m |
Lawinenbulletin | mässig (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | Alle Exp. |
Ideale Zeit | April-Mai |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Piz Cambrena 3602m, Munt Pers 3207m, mit Patrick
(Piz Cambrena 3602m N-Flanke)
//Vorgeschichte
Da ich nun schon seit einigen Wochen nicht mehr in der Höhe war, wollte ich nicht gleich die 4000er Marke durchbrechen, um dann unweigerlich gegen Kopfschmerzen und Übelkeit ankämpfen zu müssen. Stattdessen wollte ich mich auf einem etwas tiefer gelegenen, alpintechnisch interessanten und wenig frequentierten Gipfel akklimatisieren. Der Piz Cambrena erfüllte alle diese Anforderungen, und mit dem Munt Pers im Anschluss würde auch noch etwas für die Kondition getan werden könnnen, und so war der Plan schliesslich geritzt. Einziger Wermutstropfen war die lange Anreise ins Engadin, dies war leider unvermeidlich.
//Gipfelanstieg und Abfahrt
Nach einer gemütlichen, aber langen Autofahrt sind wir schliesslich kurz vor fünf Uhr auf dem Berninapass eingetroffen. Taktische Überlegungen liessen uns schliesslich doch bei der Talstation 2093m der Luftseilbahn Diavolezza parkieren, da wir die Tour wohl auf oder neben der Skipiste beenden würden. Somit sind wir um fünf Uhr aufgebrochen bei -2 Grad, und auf durchgefrorener Schneedecke zuerst einmal flach einige Kilometer der Bahnlinie nach SE gefolgt, bis wir schliesslich südwärts ins Val d'Arlas abbiegen konnten. Im Stirnlampenlicht und ohne genauer Ortskenntnisse war die Wegfindung zuerst nicht ganz offensichtlich, ein Blick auf die Karte hatte dann allerdings schnell Klarheit verschafft. Aufstieg durch das Val d'Arlas mit Harscheisen, zuletzt rechtshaltend einen steilen Hang hochgestiegen und gegen die Fuorcla Trovat 3019m gehalten. Die Option, direkter und steiler durch ein Couloir westlich (rechts) von Pkt. 3095m hochzusteigen, hatten wir nach kurzer Absprache verworfen (wir konnten im Couloir zwei Abfahrtsspuren ausmachen).
Der Anstieg zur Fuorcla Trovat hatte bereits ziemlich Kraft gekostet, da man ständig auf den Kanten gehen musste, und trotz Harscheisen bei den vielen Hangtraversen immer mal wieder in rutschen geraten war. Auf dem Pass angekommen, hatten wir eine kurze Pause ein- und die Klettergurte angelegt, und die grandiose Kulisse der Bernina-Gruppe bestaunt. Schon bald aber überschritten wir den Grat nach SE Richtung Fuorcla d'Arlas, bevor wir auf 3020m den noch schattigen Vadret Pers betreten konnten. Weiter in südlicher Richtung flach über den Gletscher bis an den felsigen NW-Sporn des Piz Cambrena. Auf 3100m querten wir einen recht steilen Pulverschneehang um die NW-Flanke zu erreichen, über welche man zu Fuss auf die Schulter 3300m gelangt.
Nachdem wir die Skis aufgebunden und die Steigeisen montiert hatten, machten wir uns mit Pickeln bewaffnet an den Fussaufstieg über die 45 Grad steile NW-Flanke. Leider bestätigte sich unsere leise Vorahnung: Der Schnee war bei weitem nicht tragfähig, mit jedem Schritt brachen wir durch den Deckel hindurch und versanken knie- bis hüfttief im Schnee, so kamen wir trotz grossem Effort nur sehr langsam voran. Schritt für Schritt quälten wir uns bergwärts, und so erreichten wir mit viel Geduld die Firnschneide auf 3300m, von wo man entweder mit Ski nach links auf den Gletscher gelangen konnte, oder weiter zu Fuss über die Felsen und N-Grat die Eisnase erreichen würde. Eigentlich wäre letzteres unser Plan gewesen, dafür hatten wir auch zwei Pickel mitgeschleppt, doch unterdessen hatten wir genug vom ständigen einsinken, somit wechselten wir zurück auf die Skis.
Die ersten 50m auf den Gletscher waren sehr heikel und verziehen keine Fehler. Es galt einen recht steilen Hang zu queren, und dies nur wenige Meter über den Abbrüchen und offenen Spalten. Anseilen wollten wir hier nicht (Mitreissgefahr), und für eine Sicherung mittels Firnanker war unser 30m Seil auch eher zu knapp. Letzendlich war die Querung aber weniger wild als erwartet, und der restliche Aufstieg durch die stille und einsame Gletscherlandschaft ging problemlos, und auch die Höhe machte sich kaum bemerkbar. So erreichten wir wenig später zuerst den tiefer gelegenen Hauptgipfel 3602m, und anschliessend den um einige Meter höheren Nebengipfel 3606m, und genossen bei Kaiserwetter das riesen Ambiente und die fantastische Einsicht ins grossartige Berninamassiv. Wir staunten nicht schlecht, als wir dem Treiben am Palü zusahen: Ohne zu übertreiben waren sicher 100 oder noch mehr Tourengänger Richtung Gipfel unterwegs, eine Menschenkette von unten bis oben, fast wie am Everest! Wir dagegen waren alleine am Berg, schon verrückt...
Nachdem wir uns gestärkt und viele Fotos geschossen hatten, machten wir uns an die Abfahrt. Bis auf 3300m fanden wir schön zu fahrenden Pulverschnee, und nachdem wir mit der gewissen Vorsicht die Firschneide 3300m erreicht hatten, ging es rasant weiter mit vielen Kickturns die steile NW-Flanke hinab. Der Schnee war hart und ruppig zu fahren, aber glücklicherweise perfekt tragend, so gelangten wir problemlos hinunter auf den Persgletscher, und fuhren sogleich weiter in NW-Richtung bis ca. 2690m hinab - von hier würden wir zuerst über die Moräne, und anschliessend über die S-Flanke bequem den Munt Pers 3207m erreichen können. Der Aufstieg war wie erwartet ohne Schwierigkeiten, aber alles andere als bequem: die Sonne brannte auf uns nieder und der Schweiss floss in Strömen, und das schwere Gepäck machte sich nun ebenfalls bemerkbar! Auf dem Zahnfleisch und mit trockenen Kehlen erreichten wir den Gipfel, wurden für die Mühen aber einmal mehr mit grandioser Rundsicht belohnt. Die Temperaturen lagen deutlich im Plus, so konnten wir im dünnen Shirt eine lange Mittagspause einlegen und unsere Speicher wieder füllen.
Für die letzte Abfahrt gab es nun zwei Varianten: Bei schlechten Verhältnissen (erhöhte Gefahr durch Nass- und Gleitschneelawinen) dem SE-Grat folgend zurück zur Bergstation Diavolezza 2973m und auf der Skipiste hinab zur Talstation 2093m, oder durch das 35-40 Grad steile NE-Couloir hinunter nach Diavolezza Pkt. 2764m, und ebenfalls auf der Piste zurück zum Auto. Die Einfahrt ins Couloir hatten wir problemlos gefunden, und nach kurzem abwägen hatten wir uns für diese Variante entschieden. Und einmal mehr war es die richtige Entscheidung gewesen: die Verhältnisse im Couloir waren sehr gut, der Schnee war zwar angeweicht, aber immer noch pulvrig, und so konnten wir schwungvoll dem Tale entgegen kurven. Bald schon gelangten wir auf die Skipiste, und fuhren bei perfektem Sulzschnee zur Talstation hinab. Nun waren wir froh, dass wir das Auto morgens hier abgestellt hatten ;-)
//Fazit:
Skitouren mit Patrick - eine wahre Erfolgsgeschichte! Einmal mehr hatten wir bei der Tourenwahl ein goldenes Händchen bewiesen. Die weite An- und Rückreise ins Engadin hatte sich vollends ausbezahlt. Erstaunlicherweise hatte ich auch keine Probleme mit der Höhe. Theoretisch wäre ich nun akklimatisiert und bereit für grössere Taten, das Wetter scheint aber wie immer einen Strich durch die Rechnung zu machen...
(Munt Pers 3207m S-Flanke)
// Facts Piz Cambrena NW-Flanke (Schulter):
200m, 4.2/E2. Durchgehend 40-45 Grad steil, ins Gletscherbecken abfallend.
// Facts Munt Pers NE-Couloir:
150m, 4.1/E1. Durchgehend 35-40 Grad steil, flach auslaufend. Wechten bei der Einfahrt!
// Die Zeiten:
Start in Bernina Diavolezza 2093m um 05.02 Uhr.
Ankunft Fuorcla Trovat 3020m um 07.13 Uhr.
>> Kurze Pause, anlegen der Klettergurte.
Start Fuorcla Trovat um 07.29 Uhr.
Ankunft Cambrena NW-Flanke ca. 3160m um 08.11 Uhr.
>> Kurze Pause, Ski's aufgebunden und Steigeisen montiert für den Fussaufstieg.
Start Cambrena NW-Flanke ca. 3160m um 08.23 Uhr.
Ankunft Schulter 3300m um 09.05 Uhr.
>> Kurze Pause, Wechsel zurück auf Ski.
Start Schulter 3300m um 09.23 Uhr.
Ankunft Hauptgipfel Piz Cambrena 3602m um 10.06 Uhr.
Ankunft Nebengipfel Piz Cambrena 3606m um 10.16 Uhr.
>> Ausgiebige Pause.
Start Nebengipfel Piz Cambrena 3606m um 10.33 Uhr.
Ankunft Persgletscher ca. 2690m um 11.00 Uhr.
Start Persgletscher 2690m um 11.05 Uhr.
Ankunft Munt Pers 3207m um 12.13 Uhr.
>> Ausgiebige Mittagsrast.
Start Munt Pers 3207m um 13.04 Uhr.
Ankunft Bernina Diavolezza 2093m um 13.27 Uhr.
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GPS-Profil
GPS-Tracks Nord
GPS-Tracks Süd
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Für den Aufstieg zum Piz Cambrena hatten wir vier Stunden veranschlagt aber ganze fünf Stunden gebraucht - bei optimalen Verhältnissen und/oder vorhandener Spur würde man es in vier Stunden schaffen, gute Kondition vorausgesetzt.
Falls man den Piz Cambrena auf jeden Fall über die Normalroute besteigen möchte, ist ein Pickel sicher ausreichend. Für die Eisnase gehört ein zweiter Pickel und gegebenenfalls etwas Felsausrüstung mit ins Gepäck.
Während sich am Piz Palü die Massen tummeln, kann man am östlichsten Trabanten des Bernina-Massivs die Ruhe geniessen, allerdings verlangt dessen Besteigung etwas mehr Bergerfahrung.
Alternativ zur Fuorcla Trovat 3019m könnte man aus dem Val d'Arlas auch direkter und steiler durch ein Couloir westlich (rechts im Sinne des Aufstiegs) von Pkt. 3095m aufsteigen. Die letzten Meter müssen ev. zu Fuss und mit Steigeisen (bei Hartschnee) zurückgelegt werden.
Das Lawinenbulletin wurde morgens als meist günstig eingestuft und lag auf mässig der Expositionen NW-N-NE ab 2800m. Gefahr von Nass- und Gleitschneelawinen im Tagesverlauf.
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