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 | Tourendetails Mythen Trilogie |
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Tourenart | Bergwandern |
Datum | 17.07.2013 |
Region | |
Kartennummer | 1152 Ibergeregg |
Link zum Kartendienst |  |
Gestein | Kalk |
Anforderung | T6, III |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 11km
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Höhenmeter | 1500m 1500m |
Ideale Zeit | Frühsommer, Herbst |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Vergleichstouren | Schiberg Brennaroute |
Beschreibung | Mythen Trilogie (Haggenspitz 1761m, Kleiner Mythen 1811m, Grosser Mythen 1898m), mit Dani
//Motivation
Endlich wieder einmal mit Dani für eine Tagestour verabredet. Und ausgerechnet am heutigen Tag war die Wetterlage etwas instabil, somit mussten wir unsere Ambitionen etwas zurückschrauben und die Mythen-Traverse auf den Plan rufen. Das Gewitterrisiko würde in den Voralpen etwas geringer sein als in den Zentralalpen, oder aber wir würden die Tour rechtzeitig vor dem Gewitter beenden können. Da wir am Haggenspitz den Müllerkamin (III+) mitnehmen wollten und keine Lust auf haarsträubende Freesoloaktionen hatten, nahmen wir zur Sicherheit ein Seil und Klettermaterial mit ins Gepäck.
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//Haggenspitz (Route: Brunni - Schärsack - Haggenspitz N-Grat - Gipfel)
(Haggenspitz 1761m und Griggeli 1660m)
Kurz nach 07.00 Uhr sind wir in Brunni Pkt. 1089m gestartet. Die Luft war schwül und der Himmel dunkel, was uns nicht gerade zuversichtlich gestimmt hatte. Trotzdem liessen wir uns nicht entmutigen, und wanderten gemütlich, zuerst auf dem markierten Bergweg, später weglos durch die Alpwiese, Richtung Schärsack Pkt. 1410m. Auf der Grathöhe sind wir dann auf deutliche Wegspuren gestossen, und diesen nach Süden Richtung Haggenspitz N-Flanke gefolgt. Bald schon wurde das Gelände steiler, die hohe Luftfeuchtigkeit liess den Schweiss in Strömen fliessen. Der Himmel über der Rigi war unterdessen pechschwarz, würde es bald zu regnen beginnen? Wir wollten die Tour nicht gleich abbrechen, doch hatten wir es als sinnvoll erachtet, auf's zeitraubende Müllerkamin zu verzichten und den roten Markierungen zu folgen, um möglichst schnell und seilfrei durch die Flanke zu klettern. Der Plan war schlussendlich aufgegangen, nach anregender Kletterei, in beachtlicher Exposition und mit eindrücklichem Tiefblick, erreichten wir nach einer Dreiviertelstunde das Gipfelkreuz.
Die Schwierigkeiten: T6, III, rot markiert.
Im Detail:
- Ausgesetzte Querung im unteren Abschnitt.
- Linkes Couloir (III-), Bh. vorhanden und mit Fixseil entschärft.
- Einige Kletterzüge (II) hinab in die Scharte bei der Gedenktafel.
- Kurze, griffarme Plattenstelle (II) im oberen Abschnitt, Spreizschritt mit rechts hilft. Bh. vorhanden und mit Kette entschärft. War für mich die Schlüsselstelle (ohne Kette).
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// Kleiner Mythen (Route: Haggenspitz - Griggeli - Mythenkamin - Gipfel)
(Kleiner Mythen 1811m und Grosser Mythen 1898m)
Nachdem wir für einige Minuten die Aussicht genossen und etwas gegessen hatten, machten wir uns wenig später an den Abstieg hinunter zum Griggeli 1660m. Das Wetter schien zu halten, umso besser! Nach einigen Kletterstellen befanden wir uns bereits im Sattel und beim Wegweiser, welcher die Richtung zum K.M. vorgab. Wir folgten den deutlichen Wegspuren bis zu einer Scharte, dann nach rechts weg und hinauf zum Mythenkamin. Vom Haggenspitz hatte er irgendwie furchteinflössend gewirkt, aus der Nähe betrachtet schien der Kamin dagegen harmlos, somit hatten wir ihn umgehend angepackt, ohne das Seil hervorzukramen. Die Kletterei war überraschend griffig, einzelne Stellen etwas technisch (spreizen, stemmen und klemmen), für Geübte aber durchwegs genussreich und problemlos zu meistern! Schon bald hatte uns der Kamin wieder freigegeben und das Gelände hatte sich zurückgelegt, und wir konnten in wenigen Schritten hoch zum Kreuz gelangen. Erstaunlicherweise war sonst niemand zugegen, vielleicht hatten die dunklen Wolken doch den einen oder anderen Bergänger eingeschüchtert, oder war es einfach noch zu früh? Wie auch immer, total durchgeschwitzt waren wir nun froh für die kleine Pause, um den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen und um was Kleines zu essen.
Die Schwierigkeiten: T5, III.
Im Detail:
- Abstieg Griggeli, einige Kletterzüge (T5, II), Markierungen von oben kaum sichtbar.
- Mythenkamin (III), Bh. vorhanden und mit Fixseilen entschärft.
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// Grosser Mythen (Route: Kleiner Mythen Hauptgipfel - Kleiner Mythen Vorgipfel - Zwüsched Mythen - Chalberstöckli - NE-Grat - Gipfel)
(Grosser Mythen 1898m und Chalberstöckli 1551m)
Als wir einige Meter vom Gipfelaufbau abgeklettert waren und entlang dem schönen Südgrat zum Vorgipfel Pkt. 1763m gequert hatten, folgte einer entspannter Abstieg hinunter nach Zwüsched Mythen 1380m. Auf dem Wanderweg Richtung Holzegg gelangten wir nach einem kleinen Verhauer bis an die E-Flanke des Chalberstöcklis, wo ein grosses Geröllfeld den Einstieg in die Chalberstöckli-Route vermittelte. Am linken Rand stiegen wir mühsam die Geröllhalde empor, bis wir an deren Ende pinke Markierungspunkte fanden, welche es ab jetzt zu verfolgen galt. Im unteren Abschnitt hatte das Gelände eher botanischen Charakter und wollte uns demnach nicht so gefallen, den Gemsen bot dieser Abschnitt dagegen ein ideales Rückzugsgebiet. Im oberen, steilen und technischen Abschnitt hatten dann wir wieder unsere Freude. Die exponierte Linkstraverse verlangte gewisse Aufmerksamkeit und das darauf folgende Wändchen bot einige interessante Kletterzüge, natürlich hätte man auch einfach die vielen Kabel und Trittschlingen zur Hilfe nehmen können! Bald war eine Art Plattform und Aussichtspunkt erreicht und die Schwierigkeiten gegessen. Nun galt es über den steilen Nordgrat in wenigen Minuten auf den Mythenweg zu gelangen. Unterwegs findet, wer die Augen offen hält, an einem Baum hängend das Routenbuch. Im Ausstieg auf den Grüeziweg hatten wir erwartungsgemäss einige Wanderer überrascht; wo wir denn herkommen würden etc... Auf den letzten Metern zum Gipfel dann nicht weniger erstaunte Gesichter, als wir diesen mit aufgesetzten Helmen begegneten :-)
Die Schwierigkeiten: T6, III, pink markiert.
Im Detail:
- Übergang zum Kleiner Mythen Vorgipfel (T4-T5, II).
- Einige Kletterzüge nach dem Chalberstöckli (II).
- Linkstraverse, zuletzt leicht absteigend und expo (T6, II). Bh. vorhanden und durchgehend mit Fixseilen entschärft.
- Wandkletterei (III) nach der Traverse. Bh. vorhanden und mit Fixseilen und TRITTSCHLINGE entschärft.
- Steilgras (T5) zum Grüeziweg.
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// Brunni (Route: Grosser Mythen - Rot Grätli - Mythenmatt - Nollenbrünneli - Schafweg - Grüeziweg - Brunni)
Nach einer fast schon ausgiebigen Pause hatten wir die letzte Etappe in Angriff genommen. Am Fahnenmast vorbei, stachen wir leicht rechts oder direkt auf dem Grat haltend in die Tiefe. Die Exponiertheit war einerseits beträchtlich, die Schwierigkeiten, um seilfrei zu gehen, andererseits vertretbar. Auch hier waren die Schlüsselstellen mit Fixseilen oder Bh. ausgerüstet. Mit der nötigen Vorsicht sind wir das Rot Grätli abgeklettert, und gelangten auf ca. 1780m auf die Grashänge der Mythenmatt. Gemütlich wanderten wir die Wiese hinab und hatten am tiefsten Punkt die felsige Runse gequert, um nach wenigen Metern das Nollenbrünneli (eingefasste Quelle) zu erreichen. Von hier mussten auf dem drahtseilversicherten Schafweg ca. 100hm aufgestiegen werden, bevor dem schmalen Pfad folgend die S-Flanke gequert, einige Felsen überklettert, und der Grüeziweg bei Kehre 26 erreicht wurde. Auf den letzten Metern musste eine plattige Rinne überquert werden, diese Stelle sollte keinesfalls unterschätzt werden, auch hier kann man noch in die Tiefe rauschen! In der Folge auf dem Mythenweg hinunter zur Holzegg Pkt. 1405m und zurück zum Ausgangspunkt in Brunni Pkt. 1089m, wo wir im Hotel Brunni mit einer ausgezeichneten, äusserst preiswerten Mahlzeit die Kohlehydratspeicher wieder auffüllen, und auf die vollends gelungene Tour anstossen konnten.
Die Schwierigkeiten: T5+, II, blau markiert.
Im Detail:
- Ausgesetzte Kletterei am Rot Grätli (II), blaue Markierungen von oben schlecht sichtbar, einige Stellen mit Ketten versichert.
- Mythenmatt (T4-T5).
- Schafweg Stellen exponiert (T4), einige exponierte Kletterzüge (II+) kurz vor dem Grüeziweg, durchgehend mit Fixseilen entschärft.
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//Fazit
Endlich hatte es geklappt mit der Mythen-Überschreitung! Die eindrücklichen Steilflanken boten eine landschaftlich geniale und sehr abwechslungsreiche Tour, dieser Voralpenklassiker verdiente in der Tat das Prädikat höchst empfehlenswert!
Die vielen installierten Kabel und Hilfsmittel sind meines Erachtens grösstenteils überflüssig bis störend: wieso in aller Welt muss immer alles konsumfertig aufbereitet werden??? Darf man denn nicht erwarten, dass ein vermeintlich versierter T6 Alpinwanderer auch gewisse Kletterfähigkeiten besitzt, dass er den Fels lesen, die Kletterzüge selbstständig planen und ausführen kann/muss? Ich hatte mich auf der ganzen Tour explizit darauf geachtet, und es gab lediglich ein/zwei Stellen, welche etwas trickreicher waren und wo es durchaus Sinn machte eine Kette anzubringen, ansonsten war das meiste Material überflüssig! Bh. anzubringen finde ich ok, denn so kann man gesichert, aber trotzdem aus eigener Initiative klettern.
Ich konnte mich jedenfalls über eine komplett freie Begehung freuen, ohne jemals eines der tausenenden angebrachten Hilfsmittel benutzt zu haben. Vielen Dank Dani für Deine Begleitung, das nächste Mal gibt's dann eine Speed-Begehung unter 4:30h...
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//Die Zeiten:
Start in Brunni Pkt. 1089m um 07.13 Uhr.
Zwischenzeit Schärsack 1410m um 07.47 Uhr.
Ankunft Haggenspitz 1761m um 08.32 Uhr.
Start Haggenspitz 1761m um 08.37 Uhr.
Zwischenzeit Griggeli um 08.50 Uhr.
Ankunft Kleiner Mythen 1811m um 09.10 Uhr.
Start Kleiner Mythen 1811m um 09.16 Uhr.
Zwischenzeit Kleiner Mythen Vorgipfel 1763m um 09.26 Uhr.
Zwischenzeit Zwüsched Mythen 1380m um 09.50 Uhr.
Zwischenzeit Einstieg Geröllfeld 1390m um 10.06 Uhr.
Ankunft Grosser Mythen 1898m um 11.00 Uhr.
Start Grosser Mythen 1898m um 11.11 Uhr.
Zwischenzeit Grüeziweg ca. 1700m (Kehre 22) um 12.09 Uhr.
Ankunft Brunni 1089m um 12.53 Uhr.
Total: 5:40h (inkl. aller Pausen und Verhauer)
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//Ausrüstung:
- Helm
- Kletter- und Sicherungsmaterial fakultativ (je nach Können)
- Teleskopstock für Mythenmatt empfehlenswert
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GPS-Profil
GPS-Tracks Nord
GPS-Tracks Süd
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Die Überschreitung der drei Mythen ist ein abwechslungsreicher, eindrücklicher und landschaftlich sehr schöner Voralpenklassiker, der perfekt gemacht ist für die Zwischensaison oder bei unsicherer Wetterlage, und jedem versierten T6 Alpinwanderer empfohlen werden kann.
Viele Fixseile, Ketten und Schlingen sind meines Erachtens überflüssig: Der Aufstieg zum Chalberstöckli ist sozusagen konsumfertig verkabelt, auch am Hagenspitz hängt viel Material drin. Am Schafweg wurde dann praktisch ein einziges Kabel verlegt über die ganze Länge, total unnütz! Kurz vor der Kehre 24 am Grüeziweg musste nochmals eine plattige Runse gequert werden, dort steckte wiederum kein Material drin...
Trotz üppiger Absicherung sollte man die Tour nicht unterschätzen und wissen worauf man sich einlässt, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit werden vorausgesetzt.
Klettern am Schärsack: Topo und Infos!
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