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 | Tourendetails Sardona Trilogie (Piz Sardona 3056m, Piz Segnas 3099m, Piz Dolf 3028m) |
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Tourenart | Hochtour |
Datum | 22.08.2013 |
Region | |
Kartennummer | Hochtouren Topoführer Urner, Glarner, Tessiner Alpen, SAC Alpine Touren Ringelspitz/Arosa/Rätikon, 1174 Elm, 1175 Vättis |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | WS, I |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Gletscher | Vorsicht: Tour führt über Gletscher, anseilen kann erforderlich sein! |
Kondition | A |
Distanz | 80km
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Höhenmeter | >3500m >3500m |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | schön |
Links | www.sardonahuette.ch |
Beschreibung | Sardona Trilogie (Piz Sardona 3056m, Piz Segnas 3099m, Piz Dolf 3028m, ab Bad Ragaz (Bike & Hike)
//Motivation
Obwohl ich die Sardona-Trilogie irgendwo in meinem Hinterstübli abgespeichert hatte, war das Projekt trotzdem eine sehr spontane Aktion und aus der Not geboren. Infolge fehlender Tourenpartner gelangte ich, auf der Suche nach einer leichten Hochtour, welche ich gut alleine angehen könnte, auf diese geniale sowie recht ausgedehnte Bike & Hike Kombi. Hier würde ich meinen Bewegungsdrang zelebrieren können!
//Bike
Nach beinahe schlafloser Nacht bin ich zu früher Stunde in die Ostschweiz gecruised, und kurz nach vier Uhr mit dem Bike Richtung Tamina und Calfeisen gestartet. Die Temperaturen waren angenehm, der volle Mond stand wie erwartet hoch am Himmel. Unmittelbar hinter der Therme ging die Post ab, die Strasse stieg an und ich hatte zünftig in die Pedale zu treten. Schon bald hatte ich Pfäfers erreicht und wenig später den Mapraggsee, natürlich waren die Gedanken kurzzeitig zu den schönen Felsen abgeschweift. Dieses Mal musste ich diese allerdings links liegen lassen, und mich und meinen Drahtesel weiter taleinwärts bewegen. Die Stirnlampe hatte ich bisweilen nur im Wald benötigt, unter freiem Himmel hatte der Mond derart hell geleuchtet, dass Bäume und Büsche sogar Ihre Schatten werfen konnten. Eine absolut geniale Stimmung und ein einzigartiges Erlebnis, welches ich allerdings nur bedingt zu geniessen imstande war; der schwere Rucksack hatte brutal auf den Rücken gedrückt, und so glich es vielmehr einer Selbstkasteiung denn einer berauschenden Mondfahrt.
Trotzdem bin ich gut vorangekommen, und hatte nach eindreiviertel Stunden das Ende der Fahrstrasse in St. Martin Pkt. 1340m erreicht. Nachdem ich mich kurzzeitig von der schweren Last befreien konnte und eine Banane reingedrückt hatte, bin ich dem Wegweiser Richtung Sardonahütte SAC gefolgt. Auf der Forstrasse gelangte ich bei zunehmendem Tageslicht zum Alprestaurant Sardona Pkt. 1743m, hier wollte ich das Bike abstellen. Endlich durfte ich vom Sattel und zu einigen Streckübungen ansetzen, was für eine Wohltat! In der Folge rasch die Klamotten gewechselt und die Bergschuhe an die Füsse, so ward der Rucksack um einiges leichter! Als ich noch einen Riegel verdrückt hatte, konnte es schliesslich weitergehen.
(Der Tag erwacht nach einer prächtigen Vollmondnacht)
//Hike
In der wärmenden Morgensonne schritt ich auf dem rot-weiss markierten Wanderweg hinauf zur Sardonahütte SAC 2158m. Da ich erst eine gute halbe Stunde unterwegs war, wollte ich den Motor nicht bereits wieder zum stoppen bringen, sondern den Schwung ausnutzen, um mich in höhere Gefilde zu befördern. Nachdem auf ca. 2360m eine felsige Stufe in leichter Kletterei überwunden war, folgte ich den Wegspuren und Steinmännern auf der Moräne Richtung Sardonagletscher, welcher heute auf ca. 2645m betreten wird. Zwischenzeitlich wollte mir ein Rudel Steinböcke den Weg versperren, es hatte es sich nach einigen Pfiffen dann aber doch anders überlegt und das Weite gesucht. Folgt man den Wegspuren bis zum Gletscherrand, sieht man den Ostgrat oder Mittelgrat unmittelbar vor sich liegen. Der Einstieg befindet sich linkerhand und ist mit einem grossen Pfeil nach links markiert.
Die wenigen Meter auf dem mehrheitlich aperen Gletscher konnten ohne Steigeisen begangen werden, auf Spalten galt es aber dennoch zu achten: Gleich zu Beginn führte eine alte Spur über eine trügerische Schneebrücke (Im Abstieg hatte es dort bereits geknackt). Am Mittelgrat folgt man im unteren, brüchigen Abschnitt zuerst den blauen Markierungen, bis man zu den Drahtseilen gelangt. Anschliessend immer schön diesen Installationen und roten Markierungen folgen, und so erreicht man nach einigen leichten Kletterstellen (I-II) den oberen Teil des Sardonagletschers auf ca. 2900m. Nun querte ich den Gletscher in nordwestlicher Richtung (erneut ohne Steigeisen), es galt aber auch hier die Augen offen zu halten, um nicht von einer der wenigen Querspalten verschluckt zu werden. Hat man auf ca. 3000m die Einsattelung erreicht und wieder festen Boden unter den Füssen, ist es nicht mehr weit bis zum Gipfel. Den Wegspuren über den Schuttgrat folgend hatte ich diesen in wenigen Minuten erreicht.
(Piz Sardona 3056m mit Glarner Hauptüberschiebung)
Vom Gipfel des Piz Sardonas 3056m geniesst man einen tollen Tiefblick ins Calfeisental, aber auch einen schönen Ausblick ins Pizolgebiet oder Ringelspitzmassiv. Doch anstatt mich auszuruhen und diesem genussvollen Anblick zu frönen, machte ich mich nur wenige Minuten später bereits wieder auf die Socken. Schliesslich hatte ich das Triple im Kopf und musste mich ranhalten, man sollte stets über genügend Reserven verfügen. Nun wollte erstmal der Piz Segnas 3099m erreicht werden. Über diverse Schuttrücken ging's in stetem Auf und Ab unschwierig bis zum südlichsten und höchsten Punkt. Auch hier erwartete mich eine tolle Aussicht, auf den Vorabfirn sowie unzählige Bündner und Glarner Prominenz. Es war erst kurz nach 09.00 Uhr, so gönnte ich mir nun eine kleine Ruhepause und einen Powerbar um wieder zu Kräften zu kommen.
(Piz Segnas 3099m und viel Verrucanoschutt)
Vom Piz Segnas 3099m führte der schnellste Abstieg vom Surenjoch Pkt. 2943m direkt hinab zum Sardonapass Pkt. 2778m. Ohne den Zustand der steilen Flanke zu kennen (Spaltensituation, Bergschrund) wollte ich dieses Risiko nicht auf mich nehmen, und machte mich stattdessen an den etwas längeren Rückweg via Mittelgrat. Über Pkt. 3011m erreichte ich den oberen Sardonagletscher, dieser war schnell passiert und auch der Abstieg entlang der Fixseile verlief problemlos. Falls weitere Berggänger am Grat unterwegs sind, gilt es vor allem im unteren Abschnitt auf Steinschlag zu achten; einen Helm zu tragen wäre sicher nicht verkehrt - heute war ich glücklicherweise alleine am Berg.
Als ich den Sardonagletscher auf ca. 2700m erreicht und Richtung Sardonapass hochgeschaut hatte, konnte ich feststellen, dass der Gletscher im steilsten Bereich auf ca. 30m bereits blank war. Somit schnallte ich ohne zu zögern die Steigeisen unter die Füsse, wenn ich sie schon hochgetragen hatte... Als ich eine Dreiergruppe (ohne Steigeisen unterwegs) in gemächlichem Tempo, an einigen Spalten vorbei, bis auf den Pass begleitet und mich schliesslich verabschiedet hatte, deponierte ich meinen Rucksack und machte mich light & swift auf zum Piz Dolf 3028m. Im untern Abschnitt weglos über Schutt und Geröll, bin ich im oberen Abschnitt auf Wegspuren und Steinmänner gestossen, welchen ich bis zum Gipfel folgte. Vom Gipfel geniesst man u.a. einen tollen Tiefblick auf die Trinser Furgga 2492m und den langen Grat hinüber zum Tristelhorn 3114m, welchen einige prominente Hikr in Gegenrichtung begangen hatten (hier und da).
(Piz Dolf/Trinserhorn 3028m)
Eine Gipfelrast wollte ich mir wiederum nicht leisten, sowieso hatte ich mein Gepäck auf dem Pass zurückgelassen. Somit stieg ich rasch in der noch warmen Aufstiegsspur hinunter zu meinem Depot, wo ich mich kurz hinsetzte um etwas zu essen und einen kräftigen Schluck zu trinken. Ich war froh, dass ich für den Fussaufstieg 2.5l eingerechnet hatte, so konnte ich fast schon verschwenderisch umgehen mit dem kostbaren Lebenselixier.
Nachdem die Steigeisen montiert waren, ging es zügig und problemlos den Gletscher hinab bis zur Moräne ca. 2650m. Ohne Steigeisen dann steil und gschwind abwärts zur Sardonahütte SAC 2158m; da ich aber vorhatte, bei der unteren Sardonahütte Pkt. 1743m eine längere Pause einzulegen, liess ich diese erneut links liegen. Weiter auf markiertem Wanderweg hinunter zur Alp Sardona. Schon seit geraumer Zeit verspürte ich grosse Lust auf etwas Salziges und ein kühles Bier, diesen Wunsch konnte ich mir bei einem feinen Plättli und einem Erdinger Alkoholfrei erfüllen. Vielen Dank an dieser Stelle an Gerhard Schneider für die Gastfreundschaft - Geri arbeitet im Sommer als Hirt auf der Alp Sardona, im Winter bestreitet er Skitourenrennen als Teil des SAC Swiss Teams: klick! Im diesem Sinne viel Glück für die kommende Skitourensaison!
//Bike
Nach dieser ausgiebigen Mittagsrast war es umso schwerer gefallen wieder auf's Bike zu sitzen; glücklicherweise ging es auf den ersten Metern bloss bergab, so konnte ich mich noch eine Weile dem Müssiggang hingeben. Schliesslich war der Motor aber warmgelaufen, und ich radelte zügig talauswärts. Die Gegenastiege waren zäh, aber das Ziel vor Augen konnte ich auch diese Hindernisse aus dem Weg räumen. In Bad Ragaz war das Dessert bereits angerichtet; bei Kaffee und leckerem Kuchen waren die Lebensgeister zurückgekehrt.
(Ein letzter Zwischenstopp beim Gigerwald Stausee)
//Fazit:
Obwohl es auf den ersten Blick mehr nach Selbstkasteiung ausschaute, sich morgens um 04.00 Uhr alleine auf die weite Reise zu machen und sich die Lunge auszukotzen, hatte diese Aktion durchaus ihren Reiz versprüht: Nur an wenigen Tagen wir man von einem vollen Mond begleitet, und noch seltener herrschen optimale Bedingungen für ein solches Vorhaben!
Letztendlich hatte alles so geklappt wie ich es mir vorgestellt hatte: 3x3000er auf einen Streich, und dies bei traumhaftem Wetter und totaler Einsamkeit; dazu mehr als 80km und 3500hm in den Beinen, ohne dabei auf dem Zahlfleisch zu sein, da konnte ich in der Tat von einem gänzlich gelungenen Tag sprechen.
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//Ausrüstung/Verpflegung:
...auf dem Bike:
- Hose: Shore U Shorts (Dynafit)
- Bikeschuhe
- Armlinge
- Helm
- Stirnlampe, rot blinkende Arm(Bein)leuchte
- 1l Iso Getränk
- 1 Banane
...zu Fuss
- Leichte Bergschuhe (bedingt steigeisenfest)
- Langarmshirt
- Wetterschutz: Aphex PTX (Dynafit)
- Rucksack: Leichter 25l Wanderrucksack
- Steigeisen
- Leichtpickel
- Sonnenbrille
- Sonnencrème
- 1.5l Iso Getränk, 1.5l Wasser (Source)
- 2 Gels, 2 Powerbars, 1 Schoggiriegel
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//Die Zeiten:
Start Bad Ragaz Pkt. 508m um 4.05 Uhr.
Zwischenzeit Vättis Pkt. 943m um 05.05 Uhr.
Ankunft St. Martin Pkt. 1340m um 05.47 Uhr.
Start St. Martin Pkt. 1340m um 05.52 Uhr.
Ankunft Sardonahütte (Alp Sardona) Pkt. 1743m um 06.33 Uhr.
>> 2:28'00 (inkl. Pausen)
>> 30km, 1500hm Aufstieg
-- 9min Pause, Kleider- und Tenuewechsel --
Start Sardonahütte (Alp Sardona) Pkt. 1743m um 06.41 Uhr.
Zwischenzeit Sardonahütte SAC 2158m um 07.16 Uhr.
Zwischenzeit Sardonagletscher 2645m um 07.55 Uhr.
Ankunft Piz Sardona 3056m um 08.35 Uhr.
>> 1:54'00 (inkl. Pausen)
Start Piz Sardona 3056m um 08.38 Uhr.
Ankunft Piz Segnas 3099m um 09.06 Uhr.
>> 28'00
Start Piz Segnas 3099m um 09.13 Uhr.
Ankunft Einstieg Ostgrat (Mittelgrat) 2710m um 10.00 Uhr.
Start Sardonagletscher 2710m um 10.05 Uhr.
Ankunft Sardonapass 2785m um 10.21 Uhr.
Start Sardonapass 2785m um 10.23 Uhr.
Ankunft Piz Dolf 3028m um 10.51 Uhr.
>> 1:38'00 (inkl. Pausen)
Start Piz Dolf 3028m um 10.52 Uhr.
Ankunft Sardonapass 2785m um 11.14 Uhr.
Start Sardonapass 2785m um 11.20 Uhr.
Zwischenzeit Sardonahütte SAC 2158m um 11.55 Uhr.
Ankunft Sardonahütte Pkt. 1743m um 12.23 Uhr.
>> 1:31'00 (inkl. Pausen)
>> 20km, 2000hm Aufstieg
-- 40min Verpflegungspause, Kleider und Tenuewechsel --
Start Sardonahütte Pkt. 1743m um 13.03 Uhr.
Ankunft Bad Ragaz Pkt. 508m um 14.11 Uhr.
>> 1:08'00 (inkl. Pausen)
>> 30km, 150hm Aufstieg
Total ohne Pausen: 8:53'17
Total mit Pausen: 10:07'28
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Der Mittelgrat/Ostgrat am Piz Sardona 3056m ist ein Produkt der Neuzeit resp. der Klimaerwärmung - vor 100 Jahren war dieser noch weitestgehend unter Eis begraben! Das Gletscherniveau musste damals etwa die Höhe der Glarner Hauptüberschiebung (markante Linie) erreicht haben. Ein schöner Vergleich auch mittels Kartenmaterial von heute und der Siegfriedkarte: klick! (Um die Opazität zu wechseln den Schalter nach links schieben)
Den Sardonagletscher kann man grundsätzlich ohne Seil begehen, trotzdem gilt es die Spaltensituation stets im Auge zu behalten. Vor allem im Aufstieg zum Sardonapass Pkt. 2778m und Übergang zum Segnasgletscher begegnet man einigen heimtückischen Längsspalten (Spalten in Laufrichtung)!
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