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 | Tourendetails Lagginhorn 4010m (Bike & Hike) |
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Tourenart | Hochtour |
Datum | 31.08.2013 |
Region | |
Kartennummer | SAC Hochtouren im Wallis, 1309 Simplon |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | WS, II |
Besucherandrang | Stark frequentiert |
Gletscher | Spaltenarmer Gletscher |
Kondition | A |
Distanz | 32.2km
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Höhenmeter | 2600m 2600m |
Exposition | SW |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Lagginhorn 4010m (Bike & Hike), mit Dani
(Lagginhorn 4010m SW-Flanke)
//Motivation
Das Lagginhorn 4010m zählt zu den einfachen 4000ern, sofern man die Normalroute über den WSW-Grat wählt. Demzufolge ist in der Regel Hinz und Kunz an diesem Berg unterwegs. Die Anstiege über den S-Grat oder auch die Überschreitung vom Fletschhorn sind dagegen weit weniger bevölkert und stellen den Alpinisten vor grössere Herausforderung.
Trotzdem wählten wir heute die Normalroute. Denn für einmal suchten wir nicht nur die alpinistische Herausforderung, sondern auch die logistische und konditionelle, da wir den Berg von ganz unten angehen wollten. Das Lagginhorn 4010m ist auch deshalb interessant, da geübte Berggänger auf das Seil verzichten, und somit mit leichtem Rucksack unterwegs sein können - ein grosser Vorteil, wenn man zuerst 1000hm auf dem Velo zu absolvieren hat.
Unser Plan war demnach, zuerst mit den Bikes so weit als möglich hochzuradeln, und anschliessend mit den Wanderstiefeln auf den Gipfel zu steigen. Zurück bei den Bikes, würden wir anschliessend auf Singletrails rasant dem Tal entgegen rauschen können.
//Bike
Nach einer geruhsamen Nacht unterm Sternenzelt machten wir uns zu früher Stunde auf die lange Reise von Saas Balen Pkt. 1483m Richtung Lagginhorn 4010m. Die Temperaturen waren perfekt, so konnten wir bereits in kurzen Hosen starten, über die Armlinge war ich trotzdem froh. Im Stirnlampenlicht radelten wir auf der geteerten Alpstrasse gemächlich aber konstant nach Tewaldji Pkt. 1840m. Vorgewarnt fanden wir hier problemlos den Abzweiger, um die Strasse zu verlassen, und auf dem Wanderweg horizontal Bodme Pkt. 1818m zu erreichen. Etwas überrascht befanden wir uns unvermittelt auf einem Singletrail, und sind im Stirnlampenlicht durch den dichten Wald gekurvt - ein spannendes und sehr exklusives Erlebnis war das!
Anschliessend wieder auf geteerter Strasse über Zer Engi und Tewald bis zur Brücke Pkt. 2098m (Triftalp). Weiter auf der gut ausgebauten Naturstrasse zu Pkt. 2174m, und zuletzt mit kräftigem Tritt in die Pedale hinauf zur Station Chrizbode Pkt. 2397m. Nach einer kurzen Rast folgten wir dem (linken) Wanderweg Richtung Jegihorn, in der kleinsten Übersetzung war dieser relativ gut fahrbar. Schon bald aber stellte sich uns der rauschende Triftbach in den Weg, was einen alten Hasen wie Dani jedoch ziemlich kalt liess: Ohne zu zögern war er durchgefahren (die Ratte), obwohl er nicht allzu viel sehen konnte! Selbstverständlich wollte mein Alter Ego nicht klein beigeben, somit blieb mir nichts anderes übrig als es ihm gleich zu tun, und war schliesslich ebenso erfolgreich und sicher auf die andere Seite gelangt - puh, Schwein gehabt! Mit etwas nassen Füssen radelten wir noch einige Minuten weiter bergwärts, bis uns das zunehmend steinige Gelände auf ca. 2500m endgültig vom Sattel zwang. Da wir keine Lust hatten die Bikes zu schieben, suchten wir uns an dieser Stelle einen geeigneten Platz um die Bikes abzustellen. Immerhin konnten wir bis hierhin alles fahren, dies hatten wir nicht zwingend so erwartet.
//Hike
Nun wurde es langsam hell, und wir konnten unsere Blicke vorwärts auf Weissmieshütten 2726m und Lagginhorn 4010m richten. Nachdem der Tenue-Wechsel vollzogen war und wir etwas gegessen hatten, machten wir uns frisch fröhlich auf den Weg. Schon bald erreichten wir die SAC Hütte, deren Gäste bereits ausgeflogen waren. Der Blick auf das Thermometer hatte uns bestätigt, dass die Temperaturen etwas unerwartet knapp unter dem Gefrierpunkt lagen, es war ziemlich frisch heute morgen! Im Aufstieg zum Lagginhorn Gletscher wurden wir schliesslich einem grossen Naturschauspiel gewahr: Die aufgehende Morgensonne tauchte die weissen und schwarzen Flanken der Mischabelkette in rot-goldenes Licht, welch toller Anblick, immer wieder!
Motiviert schritten wir voran, montierten die Steigeisen, und stiegen über die Resten des Gletschers bis unter den WSW-Grat. Unterdessen waren wir zu den ersten Hüttenstartern aufgelaufen, bis zum Gipfel würden wir noch zwei Dutzend weitere überholen. Die Steigeisen wieder im Sack, erreichten wir über Geröll und Wegspuren den WSW-Grat, und gelangten mehr oder weniger entlang der Gratschneide in leichter Kletterei (I-II) bis zum Gendarmen Pkt. 3539m. Die nun folgende Plattencrux (II) wird wie folgt gelöst: Am besten man traversiert entlang der Schwachstelle gutgriffig von links nach rechts, die Füsse finden stets auf schmalen Felsbändchen halt (Im Abstieg natürlich das Gegenteil). Die Schwierigkeiten im Fels waren nun geschafft, nun folgte noch der Anstieg über Geröll und Firn bis zum Gipfel. Die zunehmend eisige Spur in der steilen Flanke liess uns noch einmal die Steigeisen montieren, im Zweifelsfalle besser dafür als dagegen entscheiden! Nebst dem Wind hatte sich unterdessen auch die dünne Luft bemerkbar gemacht; wir wurden zwar nicht langsamer, mussten dafür aber umso mehr chrampfä. Doch schon bald hatten sich die letzten Felsen zurückgelegt, und wir standen auf dem höchsten Punkt...
...zusammen mit einem Haufen anderer Berggänger - man sprach hauptsächlich italienisch und stand sich auf den Füssen herum. Somit hatten wir uns für den sofortigen Abstieg entschieden. Mit der nötigen Vorsicht gelangten wir problemlos unter die Firnflanke und konnten uns anschliessend der Steigeisen entledigen. Nachdem die Plattencrux ein zweites Mal gemeistert war, brauchten wir bloss noch den roten Punkten zu folgen, um den einfachsten Weg hinunter zum Lagginhorn Gletscher zu finden. (Anm.: Im Aufstieg waren diesen Punkte schlecht bis gar nicht sichtbar; in dem wir praktisch alles am Grat geklettert waren, hatten wir unbewusst einige Extraschwierigkeiten eingebaut). Bevor wir nun den Gletscher betraten, hatten wir noch die Gipfelrast nachzuholen. Umso besser an dieser Stelle, da der Wind hier kein Thema war und die Sonne so richtig einheizte!
Beide spürten wir unterdessen eine gewisse Müdigkeit, und so hatten wir eine allfällige Extraschleife via Jegihorn einstimmig verworfen. Der Lagginhorn Gletscher war unterdessen aufgefirnt, und so konnten wir diesen rasant und knieschonend hinuntersurfen. Nun blieb noch der unspektakuläre Abstieg hinunter zum Triftbach, immerhin konnten wir dabei stets die prächtige Aussicht auf die Mischabelkette geniessen. Beim Bikedepot angelangt hatten wir uns noch einmal hingesetzt und die Füsse gelüftet, bevor wir uns voller Tatendrang auf die Drahtesel schwangen.
(Es war bereits toll - doch jetzt warten die Funtrails auf uns!)
//Bike
Bereits der Warm-Up vom Triftbach zum Chrizbode war super, dies nennt man Biken vor grosser Kulisse! Zuerst weglos, dann auf dem Wanderweg, preschten wir hinab zur Bergstation 2397m. Nach einem leckeren Süppchen und geschärften Sinnen ging es weiter. Dieses Mal hatten wir die direkte Linie hinunter zur Triftalp Pkt. 2098m gewählt. Und dieser Trail war erstklassig: Sehr kurvig, aber trotzdem super flowig und kaum verblockt, der Hochgenuss eines jeden Downhill Bikers! Gerne hätten wir noch weitergerockt, doch fand der Spass ein jähes Ende als wir erneut die Alpstrasse erreichten. Somit folgten wir dieser bis nach Bodme Pkt. 1818m, um anschliessend auf dem Wanderweg nach Tewaldji Pkt. 1840m zu gelangen. Jetzt erst konnten wir sehen wo wir des Nachts durchgefahren waren, mega cool! Nun wieder meistens auf Asphalt, mit einigen Abkürzungen auf Singletrails, sausten wir hinunter nach Saas Balen. Nach der obligaten Materialschlacht hiess es so langsam Abschied nehmen vom schönen Wallis, denn wir hatten noch eine lange Autofahrt vor uns; mit genügend Koffein im Blut liess sich aber auch diese letzte Hürde meistern...
(Zurück bei unserem Biwakplatz - Materialschlacht)
//Fazit:
Wieder einmal hatten wir mit der Tourenwahl einen Volltreffer gelandet! Nebst dem Fakt, dass wir bei Kaiserwetter ganz beiläufig einen 4000er besteigen konnten, kamen wir zuletzt in den Genuss von Singletrails der Extraklasse, das hätten wir uns nie erträumen lassen! Daneben bot dieses Outing noch weitere, tolle Erlebnisse: Ein Biwak unter Sternenhimmel, Biketrails im Schein der Stirnlampe sowie die actionreiche Querung des Triftbaches (mit nassen Füssen als Resultat). Dann der Sonnenaufgang über der Mischabelkette, ein grandioses Naturschauspiel! Und last but not least auf Funtrails zurück nach Saas Balen zu rauschen. Danke Patrick für die Inspiration zu dieser Tour!
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//Ausrüstung/Verpflegung:
...auf dem Bike:
- Hose: Shore U Shorts (Dynafit)
- Bikeschuhe
- Armlinge
- Helm
- Stirnlampe, rot blinkende Arm(Bein)leuchte
- 0.75l Iso Getränk
...zu Fuss
- Steigeisenfeste Bergschuhe
- Langarmshirt
- Wetterschutz: Aphex PTX (Dynafit)
- Rucksack: Leichter 25l Wanderrucksack
- Steigeisen
- Leichtpickel
- Sonnenbrille
- Sonnencrème
- 1.5l Iso Getränk, 1.5l Wasser (im Source Dune Race Pack)
- 1 Energy Gel, 1 Powerbars, Diverses Süssgebäck
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//Die Zeiten:
Start bei Kirche Saas-Balen Pkt. 1483m um 3.57 Uhr.
Ankunft Chrizbode (Kreuzboden) Pkt. 2397m um 05.37 Uhr.
Start Chrizbode Pkt. 2397m um 05.48 Uhr.
Ankunft Triftbach 2500m um 06.00 Uhr.
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Start Triftbach 2500m um 06.13 Uhr.
Zwischenzeit Weissmieshütte SAC 2726m um 06.36 Uhr.
Ankunft Lagginhorn Gletscher 3120m um 07.22 Uhr.
Start Lagginhorn Gletscher 3120m um 07.33 Uhr.
Zwischenzeit Lagginhorn WSW-Grat 3360m um 08.00 Uhr.
Ankunft Gipfel Lagginhorn 4010m um 09.22 Uhr.
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Start Gipfel Lagginhorn 4010m um 09.32 Uhr.
Ankunft Lagginhorn WSW-Grat 3425m um 10.40 Uhr.
Start Lagginhorn WSW-Grat 3425m um 11.07 Uhr.
Ankunft Triftbach 2500m um 12.07 Uhr.
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Start Triftbach 2500m um 12.25 Uhr.
Ankunft Chrizbode 2397m um 12.31 Uhr.
Start Chrizbode 2397m um 12.58 Uhr.
Ankunft Saas Balen um 13.30 Uhr.
>> Total Aufstiegszeit in Bewegung: 4:50h
>> Total Aufstiegszeit: 5:25h
>> Total ohne Pausen: 7:46h
>> Total mit Pausen: 9:33h
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Auch wenn der Lagginhorn Gletscher beinahe inexistent scheint, sollte man trotzdem die Augen offen halten, es gibt immer noch einige Querspalten, glücklicherweise etwas neben der Auf- und Abstiegsautobahn... ;-)
Obschon das Lagginhorn als leichter 4000er gilt, kommt es immer wieder zu Unglücken mit tödlichem Ausgang an diesem Berg. Dies ist weiter nicht verwunderlich wenn man so in die Runde schaut ... da stehen einem wirklich die Haare zu Berge!
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