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 | Tourendetails Gross Bielenhorn 3210m - SE-Grat |
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Tourenart | Alpine Klettertour |
Charakter | Mehrseillängen-Tour |
Kletterstil | Exponierte Gratkletterei |
Datum | 25.09.2013 |
Region | |
Kletterführer | Schweiz plaisir Ost |
Link zum Kartendienst |  |
Gestein | Granit |
Anforderung | T6, II |
Ernsthaftigkeit |  |
Absicherung |  |
Besucherandrang | Mässig frequentiert |
Zu- oder Abstieg | Über die Route abseilen |
Kondition | B |
Distanz | 0.45km
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Höhenmeter | 250m
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Exposition | S-SE |
Meereshöhe | 2960 m.ü.M. |
Ideale Zeit | Frühsommer - Herbst |
Sonne |  |
Trocken bei Regen | Schnell trocken |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | schön |
Beschreibung | Gross Bielenhorn 3210m - SE-Grat 5c, 4c obl., 9 Sl. & Gipfelwand (**), mit Dani
(Gross Bielenhorn 3210m - links der Südgrat - rechts der Ostgrat)
Endlich mal wieder einen Tag in den Bergen verbringen! Der Altweibersommer dauerte an und die Nullgradgrenze lag auf 4000m - diese Gelegenheit wollte genutzt werden, um noch einmal etwas Alpines anzugehen. Da Schwierigkeitsgrade für mich momentan kein Thema waren und Dani bis dato nur selten in den Kletterfinken stand, sollte es eine Tour im Plaisirbereich sein, welche aber dennoch etwas Eigeninitative erforderte. In der Furkaregion standen gleich eine Handvoll Gratklettereien zur Auswahl, die uns alle als sehr lohnend erschienen und die genannten Kriterien erfüllten. Die Wahl fiel schliesslich auf den Gross Bielenhorn SE-Grat. Obwohl ich bereits einige Mal an diesem Berg unterwegs war, hatte ich noch nie auf dem eigentlichen Gipfel gestanden, somit hatte ich Gelegenheit dies nachzuholen.
Start beim Sidelenbach Pkt. 2280m und zügiger Aufstieg zur Sidelenhütte Pkt. 2708m. Nach einer kurzen Pause weiter, den Wegspuren und Steinmännern folgend, hinauf zur Unteren Bielenlücke Pkt. 2893m (T4). Endlich an der wäremden Sonne, marschierten wir in der Folge über hartgefrorene Schneefelder, ostseitig an den Kamelen vorbei, bis an den Fuss des SE-Grates. Nun den Steinmännern folgend, in Blockgelände und leichter Kletterei, bis zum grossen Steinmann auf ca. 2960m (T6, I-II). Nun hatte die leidige Sucherei nach dem Einstieg und vermeintlich vorhandener Bohrhaken begonnen. Leider konnten wir beim besten Willen keine Spuren entdecken (nach einer geschlagenen Stunde wohlgemerkt), und so blieb uns nichts anderes übrig, als entweder die Segel zu streichen, oder dann zu improvisieren, und die ersten Meter in cleaner Manier anzugehen; irgendwann würden wir dann bestimmt auf die Route und Hakenmaterial treffen. Da wir keine Lust hatten bereits vor der Tour den Feierabend einzuläuten, hatten wir uns für letztere Variante entschieden, wir wollten es wenigstens versuchen. Nachdem dieser Entschluss gefasst und der Seilerste bestimmt war, ging es ruckzuck, und wir konnten wenig später bereits loslegen.
1. Sl. 4a: Relativ einfache und gut absicherbare Blockkletterei, mit einer anspruchsvollen Spreizstelle durch einen Kamin; diesen nach rechts verlassen zu einem guten Standplatz an einem grossen Block.
>> Letztendlich war ich glücklich diese etwas umständliche Linie gefunden zu haben, nachdem mir eine direktere Variante zu heikel erschienen war...
>> Volle 50m ausgeklettert, abgesichert mit Friends (Cam Gr. 0.5 und 2) und einigen Zackenschlingen.
2. Sl. 3b: Leichtes und gut absicherbares Blockgelände bis auf den SE-Grat, dort schliesslich auf die herbeigesehnten Bohrhaken gestossen und einige Meter später auch auf einen Standplatz.
>> Äs guets Gfühl endlich auf Kurs zu sein :-)
-- bis hier improvisert, ab hier offiziell --
3. Sl. 5c (5a 2 p.a.): Sehr schöne, wenn auch nicht triviale Kletterei an mehreren stumpfen Rissen bis auf den Turm. Die Absicherung lässt hier keine Wünsche offen, Dank der nahe platzierten Bohrhaken kann die Stelle auch technisch gelöst werden. Frei geklettert würde ich etwa 5c schätzen.
>>
4. Sl. 3b: Etwas abklettern in eine Scharte bis an den Fuss des nächsten Turms.
>> Obwohl sehr kurz, würde ich hier trotzdem Stand machen und nicht gleich die nächste Seillänge dranhängen, da man sonst bestimmt mit Seilzug zu kämpfen hätte.
5. Sl. 4c: Sehr schöne Seillänge, mit Tiefblick klettert man direkt an der Kante an griffigen Rissen und Schuppen.
>> Leider etwas gar üppig mit Bohrhaken ausgerüstet, die Risse könnten perfekt mit Friends abgesichert werden!
>> Bequemer Sitz(Stand)Platz auf dem Turm.
6. Sl. 5b: Kaminartiger Riss, welcher mit 2 Bohrhaken abgesichert, aber trotzdem nicht einfach zu klettern ist. Vor allem wenn man sich rechts vom Riss an kleinen Sturkturen halten und auf Reibung antreten möchte... Auf der anderen Seite quetscht man sich durch einen Riss hinab und erreicht den bequemen Standplatz.
>> Im Topo nur mit 4+ bewertet; wir hatten dies deutlich schwerer in Erinnerung. Vielleicht wäre es einfacher gewesen, direkt im Riss in klassischer Manier die Ganzkörperreibung einzusetzen.
7. Sl. T6: Quergang um an den nächsten Turm zu gelangen.
>> Kaum Sicherungsmöglichkeiten.
8. Sl. 5c: Schöne, abwechslungsreiche und gut abgesicherte Seillänge mit kräftigem Boulderstart. Danach einfacher bis zum Stand bei einem grossen, säuberlich ausgehackten Quarzband.
>> Gemäss Topo die Schlüsselseillänge, wir hatten die 3. Seillänge allerdings einen Tick anspruchsvoller gefunden; zwar weniger kräftig, dafür deutlich technischer.
9. Sl. 4a: Gleich rechts ums Eck erklettert man griffig einen Kamin, um anschliessend über den Grat, eine exponierte Einzelstelle passierend, den soliden Abseilstand zu erreichen.
Als wir westseitig ca. 20m auf ein Band abgeseilt hatten, traversierten wir ca. 70m Meter nach Norden an einigen Türmen vorbei, bevor wir anschliessend am laufenden Seil (verkürzt auf 30m) in die Gipfelwand eingestiegen waren. Die Kletterei begann leicht, wurde nach oben hin dann aber deutlich anspruchsvoller und kratzte an einer Stelle (bei den rötlichen Felsen) wohl knapp den 4. Schwierigkeitsgrad. Hatte bis hierhin Dani geführt, war die Reihe nun an mir. Es galt noch die letzten Meter bis auf den Grat hochzukommen, doch dies entpuppte sich als gar nicht so einfach: Nachdem die ersten beiden Versuche misslungen waren (der 1. zu schwierig, der 2. zu heikel), war es erst im dritten Anlauf gelungen, an geeigneter Stelle die Gratschneide zu erreichen. In der Folge dann super luftig über einen Turm und auf der Ostseite einige Meter abkletternd, dann weiter über den scharfen Grat, eine Stelle hangelnd oder im Reitersitz passierend, bis zum höchsten Punkt mit dem improvisiertem Holzkreuz.
(Eine letzte Ausgesetzte Stelle kurz vor dem Gipfel - Dani übt sich im Reitersitz)
Obwohl wir aufgrund der Verhauer deutlich im Verzug waren, hatten wir keine Eile, und genossen eine ausgiebige Gipfelrast bei bestem Bergwetter und angenehm milden Temperaturen. Der Anblick des eindrücklich scharfen Galenstock SE-Grates liess uns bereits neue Pläne schmieden! Trotzdem galt es noch das Abstiegspuzzle zu lösen, dieses wollten wir angesichts der vielen Felstürme und unbekanntem Terrain nicht unterschätzen. Die Angelegeheit hatte sich dann aber wider Erwarten als viel angenehmer und schneller herausgestellt als wir es uns vorgestellt hatten. Nachdem wir am Irniger Combistand 25m westseitig auf ein Band abgeseilt hatten (wer möchte kann auch am rostigen Sauschwanz abseilen), brauchten wir diesem bloss zu folgen, um in leichter Kletterei (II) wieder zur Scharte zu gelangen. Während des Abstiegs hatten wir bemerkt, dass wir den Gipfel wahrscheinlich deutlich einfacher hätten haben können, wären wir zuerst den Wegspuren und Steinmännern gefolgt, und erst später in die Gipfelwand eingestiegen - drei sichtbare Standplätze hatten diesen Verdacht erhärtet...
Wie auch immer, wir erreichten wenig später die Lücke und den Kamin, durch welchen es weitere 25m abzuseilen galt. Danach ein kurzes Gehstück (Wegspuren), bevor wir nach weiteren 3x abseilen (20m, 20m, 25m) durch die nun schattige SE-Wand den Wandfuss erreicht hatten. Den Wegspuren und Steinmännern folgend gelangten wir kurze Zeit später zu unseren Rucksäcken. Beim grossen Steinmann war es noch sonnig und warm, dieser aussichtsreiche Platz bot uns Gelegenheit zu einer weiteren ausgiebigen Pause, was auch die kecken Bergdohlen sichtlich freute. Und es galt schliesslich noch noch die Frage nach dem richtigen Einstieg zu klären; doch des Rätsels Lösung hatten wir auch jetzt noch nicht parat, wir hatten immer noch keine Bohrhaken gesichtet! Wir waren uns allerdings einig, dass sich der Start irgendwo hier oberhalb des grossen Steinmannes befinden sollte (da wir zu weit unter die SE-Wand gequert und den für den Abstieg gedachten Steinmännern gefolgt waren).
Der Rest ist schnell erzählt; Abstieg und Querung zur Unteren Bielenlücke, via Sidelenhütte hinunter zum Sidelenbach und Ausgangspunkt.
Fazit:
Nachdem ich hier und da bereits am Gross Bielenhorn unterwegs, aber trotzdem noch nie auf dem höchsten Punkt gestanden war, konnte ich dieses Versäumnis heute nachholen. Der SE-Grat bot uns genussreiches Klettern an bestem Urnergranit, die Tief- und Ausblicke waren allzeit beeindruckend. Hätten wir die Route auf Anhieb gefunden und keine weiteren Verhauer produziert, wären wir zum z'Vieri bereits zuhause gewesen, so aber wurde es zu einer ausgedehnten Bergfahrt mit durchaus abenteuerlichem Charakter - so wie wir es gern haben - we will be back!
//Die Zeiten
Start Sidelenbach Pkt. 2280m um 07.22 Uhr.
Zwischenzeit Sidelenhütte Pkt. 2708m um 08.05 Uhr.
Ankunft Wandfuss ca. 2980m um 09.05 Uhr.
Start Wandfuss ca. 2980m um 10.05 Uhr.
Ankunft Gipfel Gross Bielenhorn 3210m um 14.00 Uhr.
Start Gipfel Gross Bielenhorn 3210m um 14.20 Uhr.
Ankunft Wandfuss ca. 2980m um 15.20 Uhr.
Start Wandfuss ca. 2980m um 15.40 Uhr.
Ankunft Sidelenbach Pkt. 2280m um 16.43 Uhr.
Bemerkungen:
Bis zur Ausstiegsmöglichkeit vor der Gipfelwand ist die Route perfekt abgesichert, zusätzliches Sicherungsmaterial ist hier nicht zwingend nötig (falls man den richtigen Einstieg erwischt ... ). Im letzten Abschnitt bis zum Gipfel kann dieses dagegen sehr gut eingesetzt werden.
Die SE-Wand und auch der SE-Grat werden schon sehr früh von der Sonne beschienen, ab 09.00 Uhr herrschen perfekte Kletterbedingungen! Ab ca. 15.00 Uhr liegt die SE-Wand im Schatten, beim abseilen kann es dann durchaus frisch werden, einen Pullover dabeizuhaben ist sicher nicht verkehrt.
Material: 50m Einfachseil, 10 Express, Friends (Cam C4 Gr. 0.4-2), viele Bandschlingen.
Kletterfinken vs. Bergschuhe: Die Schwierigkeiten übersteigen nur selten den 4. Schwierigkeitsgrad, dies spricht eher für Bergschuhe. Die Schlüsselstellen sind allerdings auch in Kletterpatschen eine Herausforderung, unvorstellbar wie man so etwas in Bergschuhen freiklettert. Aber glücklicherweise stecken an diesen Stellen die Haken ja nahe beisammen ;-)
Nordseitig lag bereits erstaunlich viel Schnee (untere Bielenlücke, Klein Bielenhorn), dieser wird sich nun halten bis in den Sommer 2014. Waren alleine im Gebiet.
Einen weiteren Erlebnisbericht zum SE-Grat findet man hier: klick!
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Bewertung (Klettertour) | * = Wenn man nichts Besseres zu tun hat! ** = Nicht sehr interessante Route *** = Schöne Route, empfehlenswert! **** = Sehr schöne Route, nicht zu versäumen! |
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