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 | Tourendetails Sertig Rundtour (Leidhorn 2934m, Bocktenhorn 3044m, Chüealphorn 3078m, Augstenhüreli 3027m) |
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Tourenart | Skitour |
Datum | 21.03.2014 |
Region | |
Kartennummer | SAC Skitouren Graubünden Süd, 1217 Scalettapass, 258 S Bergün |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | S 3.3/E1 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Gletscher | Spaltenarmer Gletscher |
Kondition | A |
Distanz | 19.3km
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Höhenmeter | 2100m 2100m |
Lawinenbulletin | gering (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | schön |
Beschreibung | Sertig Rundtour (Leidhorn 2934m, Bocktenhorn 3044m, Chüealphorn 3078m, Augstenhüreli 3027m) - vom Sertig ins Dischma und zurück
//Motivation
Eigentlich wären die Ziele diese Tage höher gesteckt gewesen, aber was will man machen, wenn einem die Gesundheit (wieder einmal) einen Strich durch die Rechnung macht... Als Trostpflaster sozusagen wollte ich heute trotzdem den Versuch wagen, eine einigermassen anständige Tour auf die Beine zu stellen...
//Leidhorn 2934m - Bocktenhorn 3044m
(Sicht vom Bocktenhorn 3044m auf das Leidhorn 2934m)
Zeitiger Start in Sertig Sand Pkt. 1859m, die Temperaturen lagen leicht unter dem Gefrierpunkt. Obwohl heute ein gewöhnlicher Arbeitstag war und nicht alle Skibegeisterten wie ich Urlaub nehmen konnten, hatte es mich schon etwas erstaunt, dass ich den Parkplatz praktisch leer vorfinden konnte. Ein derart populäres Gebiet zieht normalerweise auch unter der Woche Scharen von Tourengehern (oder Eiskletterern) an. Dies konnte nur bedeuten, dass sich die Eisklettersaison im Sertig so langsam dem Ende zuneigte, und auch die Skitouren den Skihochtouren weichen mussten. Mir sollte es recht sein.
Von meiner letzten Tour im Sertig wusste ich, dass zuerst einmal ein flacher und langweiliger Gwaggel ins Chüealptal hinein folgte, bevor es ab den Grüensee Pkt. 2204m endlich zur Sache ging. Auf einer hartgefrorenen, aber äusserst griffigen Schneedecke gelangte ich ins Bocktentälli, zuletzt in vielen Spitzkehren über einen steilen Hang hinauf zur Einsattelung Pkt. 2848m. Taktisch hatte ich es mir bereits zurechtgelegt, dass ich zuerst das etwas tiefere Leidhorn besuchen wollte, um anschliessend, ohne abzufellen, das Bocktenhorn in Angriff nehmen zu können. Gesagt, getan - wenige Minuten später stand ich bereits auf dem Gipfel des Leidhorns 2934m. Von hier genoss ich die schöne Aussicht auf das Chüealphorn 3078m auf der einen Seite, und natürlich auf die Bocktenhorn 3044m NE-Flanke auf der anderen Seite. Gut erkennbar die schmale und steile Rinne, welche zu einer kleinen Portage zwingen würde.
(Sicht vom Leidhorn 2934m auf die Bocktenhorn 3044m SE-Flanke)
Nachdem ich mit montierten Fellen zum Sattel Pkt. 2848m abgefahren war, machte ich mich an den Gegenanstieg zum Bocktenhorn 3044m. Die Engstelle liess sich zu Fuss, in perfektem Trittschnee, problemlos passieren, anschliessend ging's dann wieder mit Skis an den Füssen bis auf den höchsten Punkt. Der Blick über den relativ schmalen Verbindungsgrat hinüber zum Vorgipfel Pkt. 3019m (Wintergipfel) liess erahnen, weshalb sich dieser im Hochwinter oder nach Neuschnee nicht so einfach überwinden lässt (siehe Gipfelbuch.ch).
Obschon ich erst gegen 1300hm in den Beinen hatte, merkte ich bereits, dass ich heute nicht völlig auf der Höhe war und im weiteren Verlauf der Tour noch zu beissen haben würde, so nahm ich es ruhig und hatte etwas kleines gegessen. Doch dann freute ich mich auf die rassige Abfahrt, denn die steile SE-Flanke würde unterdessen perfekt aufgefirnt sein. Und so war es dann auch, die Abfahrt hatte auf 300hm skifahrerischen Hochgenuss geboten, die homogene Steilheit sowie die Felsbänder hatten der Angelenheit eine einigermassen ernsthafte Note verliehen. Weiter dann im Presspulver und Hartschnee hinab ins einsame Dischmatal, bei Seeböden 2360m hatte ich die Skis schliesslich zum stehen gebracht und erneut angefellt.
//Chüealphorn 3078m - Augstenhüreli 3027m
(Bergsteiger auf dem Chüealphorn 3078m)
Ich hatte es schon bei der Planung am Wohnzimmertisch vermutet, dass ich auf dieser Seite keine Spuren Richtung Chüealphorn 3078m würde vorfinden können, und diese Vermutung hatte sich nun bestätigt - Einsamkeit und Unberührtheit soweit das Auge reichte, jungfräulich verschneite Hänge, welche lediglich von einigen Lawinenkegeln unterbrochen waren. Und so machte ich mich an die Arbeit. Es war nun nicht so, dass ich eine tiefe Spur hatte anlegen müssen; trotzdem aber waren diese NE-Hänge noch nicht umgewandelt, und es hatte einen gewissen Effort gebraucht, um auf den Chüealp Gletscher zu gelangen. Auf dem Gletscher war der Schnee nun windgepresst, was den Anstieg wieder etwas vereinfachte. Schon bald erreichte ich die steile SE-Flanke des Chüealphorns 3078m, über welche ich in vielen Spitzkehren direkt zum Gipfelgrat aufsteigen konnte. Alternativ deponiert man die Skis ca. 50hm unter dem Grat, um die letzten Meter zu Fuss zurückzulegen. Weiter in wenigen Schritten über den Grat bis zum höchsten Punkt.
Der Löwenanteil war nun geschafft, es folgte lediglich ein Mini-Anstieglein auf das Augstenhüreli 3027m, dies würde ich auch noch packen. Nachdem ich bei perfekten Firnverhältnissen über die steilen Hänge der Chüealphorn SE-Flanke abgefahren war und zur Chüealp Furgga Pkt. 2865m gequert bin, hatte ich ein letztes Mal angefellt, und in gemütlichem Tempo den vierten und letzten Gipfel erreicht. Die Qual hatte endlich ein Ende - ich fühlte mich als hätte ich dem Tödi eine weitere Speedbegehung abgerungen...
Um wieder zu Kräften zu kommen liess ich mir die kurze Pause nicht nehmen, dabei konnte ich beobachten, wie zwei weitere Bergsteiger das Chüealphorn 3078m bestiegen hatten (Foto oben). Ein Highlight hatte hatte in der Folge noch auf mich gewartet, die westseitige Couloir-Abfahrt hinab ins Steintälli. Obwohl bereits an der Sonne und vermeintlich aufgefirnt, wurde ich ein weiteres Mal enttäuscht, es war immer noch pickelhart und wenig spassig zu fahren. Dafür wurde ich unterhalb noch einmal mit purem Skigenuss entschädigt; beim Übergang ins Bocktentälli mit konserviertem Pulverschnee, anschliessend mit bestem Frühlingsschnee bis ins Chüealptal. Ab hier pistenartig zurück zum Ausgangspunkt in Sertig Sand. Etwas verwundert musste ich feststellen, dass sich Eingangs Chüealptal noch drei Skitourengeher im Aufstieg befanden, dort aber bereits eine erste Pause eingelegt hatten - tja, Sachä gits ;-)
(Augstenhüreli 3027m W-Flanke - Steintälli)
//Fazit:
Sehr abwechslungsreiche und landschaftlich reizvolle Rundtour, gewürzt mit knackigen Anstiegen und steilen Abfahrten. Während man im Sertig nur noch abschnittsweise auf unverspurtes Gelände trifft, findet man im Dischma, solange man noch nicht bis zum Dürrboden hochfahren kann, pure Einsamkeit und jungfräuliche Hänge. Dank perfekter Frühlingsverhältnisse (der Hartschnee war griffig, oder aber bereits leicht angetaut) konnte ich während der ganzen Tour auf die Harscheisen verzichten.
Nachdem ich mich eine Woche lang mit einer starken Erkältung herumschlagen musste, und in der Folge sogar die Bernina sausen liess (...), wollte ich heute trotzdem wieder einmal die Beine vertreten gehen. Obschon ich noch nicht zu 100% genesen war. Für meine Verhältnisse war es eine durchschnittliche Tour, bloss etwas mehr als 2000hm und knapp 20km, und ich war durchwegs in mässigem Tempo unterwegs. Trotzdem war ich anschliessend komplett am Ende, hatte Krampferscheinungen und musste mich von den Strapazen erst einmal erholen. Schon krass was so ein Virus ausrichten kann.
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Facts Bocktenhorn SE-Flanke:
Höhe 250m, 3.3. Durchgehend 40° steil, bei der Engstelle gegen 45° steil und felsdurchsetzt. Dank Morgensonne früh aufgefirnt. Im Aufstieg ev. kurze Tragepassage durch die Engstelle, Steigeisen und Pickel nur falls komplett gefroren, was eher selten der Fall sein dürfte.
Facts Augstenhüreli W-Couloir:
Höhe 200m, 3.3, Couloir durchgehend 40° steil. Lange im Schatten, Sonne Ende März (Winterzeit) erst ab 11:15 Uhr, somit erst gegen 12:00 Uhr abfahren!
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//Verhältnisse:
Es herrschten perfekte Tourenbedingungen, südseitig Firn und schattseitig Pulver! Alle steilen Flanken waren perfekt eingeschneit, und im Gegensatz zum Hochwinter waren diese als absolut sicher einzustufen. Ende März befinden sucg zudem kaum mehr Skitourengeher in Davos, da die meisten unterdessen auf höhere Ziel ausgerichtet sind. Folglich geniest man leere Gipfel, Ruhe und Einsamkeit.
//Die Zeiten:
- Start Sertig Sand Pkt. 1859m um 06:31Uhr.
- Ankunft Leidhorn 2934m um 08:24 Uhr.
- Start Leidhorn 2934m um 08:26 Uhr.
- Ankunft Bocktenhorn 3044m um 08:54 Uhr.
- Start Bocktenhorn 3044m um 09:05 Uhr.
- Ankunft Seeböden 2360m um 09:16 Uhr.
- Start Seeböden 2360m um 09:21Uhr.
- Ankunft Chüealphorn 3078m um 10:34 Uhr.
- Start Chüealphorn 3078m um 10:44 Uhr.
- Ankunft Augstenhüreli 3027m um 11:10 Uhr.
- Start Augstenhüreli 3027m um 11:22 Uhr.
- Ankunft Sertig Sand Pkt. 1859m um 11:47 Uhr.
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Taktisch ist es sinnvoll zuerst auf’s Leidhorn zu steigen und erst anschliessend das Bocktenhorn zu besuchen, da man für die kurze Abfahrt vom Leidhorn die Felle an den Skis lassen kann. Steigt man zuerst auf’s Bocktenhorn, muss man für die Besteigung des Leidhorns noch einmal anfellen.
Die Couloir-Variante vom Augstenhüreli 3027m hinab ins Steintälli scheint sich noch nicht sehr herumgesprochen zu haben, bereits zum zweiten Mal konnte ich hier keine einzige Spur ausmachen. Vom Augstenhüreli 3027m könnte man bei guter Schneelage und sicheren Verhältnissen sogar ziemlich direkt über die steile NW-Flanke ins Steintälli abfahren, dies würde ich gerne einmal probieren.
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