Beschreibung | Balmflue Südwand - Mauerläufer 6a+, 6a obl., 13Sl (***), mit Martine
(Balmfluechöfpli Südwand - Turm)
//Motivation
Um in der auferlegten Trailrunning-Zwangspause trotzdem nicht ganz einzurosten, dachten wir es sei wieder einmal an der Zeit, gemeinsam eine entspannte Klettertour anzugehen. Nun wollten wir nicht gleich hochstapeln, da wir etwas ausser Übung waren, aber trotzdem sollte uns die Tour etwas fordern und ein Erlebnis bieten, an welches wir uns noch lange und gerne zurückerinnern würden. Nach Topostudium hatten wir uns gegen die üblichen Verdächtigen entschieden, und stattdessen eine Tour im Jura auserwählt. Nebst dem überlaufenen Balmflue Südgrat, der zu den längsten Jura-Routen zählt, stehen an den Südwänden rechts davon noch diverse weitere Routen zur Auswahl; vor allem die Routen am Turm sollten alle sehr lohnend sein und besten Jurakalk bieten. Dies wollten wir uns einmal genauer ansehen.
//Tour
Nachdem wir früh morgens nach Balm angereist waren und den uns bereits bekannten, schweisstreibenden Zustieg hinter uns gebracht hatten, sind wir bereits um 8:30 Uhr, bei noch eher frischen Temperaturen, in die Route eingestiegen:
1. Sl. 4c+: Aller Anfang ist schmierig.... Inhomogene Seillänge, welche die Schwachstellen der Wand ausnutzt. Die Crux bildet eine leicht abrängende Verschneidung mit polierten Griffen und Tritten kurz vor dem Stand.
>> Ich wollte eigentlich die Route rechts davon klettern, welche etwas anspruchsvoller schien und in vermeintlich kompaktem Fels verlief... Nach einigen Klettermetern war mir der Fels dann nicht mehr ganz geheuer (ich hätte dort jedenfalls nichts eingerichtet), und so hatte ich letztendlich doch den klassischen Anstieg gewählt.
2. Sl. 5c: Kleiner Aufschwung, bei welchem man an Leisten ein erstes Mal kräftig zupacken muss. Anschliessend muss auf der Rückseite einige Meter abgeklettert werden.
3. Sl. 5a+: Griffige, unschwierige Wandkletterei, zuletzt einige Meter die Rinne hoch bis zu den Bäumen, bei welchem man bequem einen Standplatz einrichten kann.
>> Den unbequemen Stand (Muniring) in der Wand am besten auslassen und direkt bis zu den Bäumen hochsteigen.
>> Seillängen 2 & 3 zusammengehängt, trotz Verlängerungen viel Seilzug.
--
Kurze Gehpassage am laufenden Seil, um zur nächsten Wand zu gelangen.
--
4. Sl. 5a+: Luftige, aber unverschämt griffige Kletterei direkt an der Kante.
>> Die erste, wirklich gute Seillänge!
5. Sl. 2a: Kurze Verbindungsseilänge um zur nächsten Wand zu gelangen.
6. Sl. 5b+: Nicht ganz triviale Verschneidungs- und Piazkletterei.
>> Eher auf der harten Seite für 5b+.
>> Wollte eigentlich die etwas anspruchsvollere Seillänge links davon klettern, nach der ersten, durchaus überzeugenden Hälfte hatte ich dann einmal mehr das Vertrauen in den (brüchigen!) Fels verloren. In der Folge bin ich in die Route rechts gequert.
7. Sl. 3a: Kurze Abkletterstelle.
--
Gehpassage am laufenden Seil.
--
8. Sl. 3a: Verschneidungskletterei bis zum Routenbuch. Von hier geniale Sicht auf den imposanten Turm...
--
Abstieg in die Runse (rote Markierungen), dann Querung am laufenden Seil, an fixen Ketten und Seilen, zu den Einstiegen der Turmrouten.
--
9. Sl. 5c+: Schöne und sehr homogene Wandkletterei, die trittarme Crux folgt kurz vor dem Stand.
>> Eher hart für 5c+, könnte auch gut 6a+ sein... Im Balmflue Kletterführer von Beni Kissling wurde die Seillänge allerdings mit 5b+ bewertet; dies schien uns nun doch etwas tief gestapelt ;-)
10. Sl. 3b: Verbindungsseillänge, hübsche Verschneidungskletterei.
>> Im Zweifelsfalle das Topo konsultieren, um an den richtigen Standplatz zu gelangen.
11. Sl. 6a+: Technische Wandstelle, gefolgt von geiler Piazkletterei, die kleingriffige Leistencrux folgt kurz vor dem Stand.
>> Diese Seillänge ist mir eher leicht gefallen, im Gegensatz zur 1. Seillänge...
>> Leider etwas unbequemer Standplatz.
12. Sl. 5c+: Abwechslungsreiche und luftige Kletterei an tollem, unverschämt griffigem Fels.
13. Sl. 5c+: Super Seillänge, geniale Wandkletterei an perfektem Fels! Die trittarme Crux folgt kurz vor dem Top.
>> Könnte ebenfalls gut als 6a+ durchgehen.
>> Den goldenen Zwischenstand (Abseilstand) überklettern.
>> Am Ende dieser Seillänge steht man auf dem Turm und geniesst bisweilen eine super Aussicht ins Mittelland, hier wartet ebenfalls das Routenbuch.
--
Auf der Nordseite des Turmes kann in der Folge bequem in die Scharte abgestiegen werden. Nun könnte man zwei weitere Seillängen anhängen (eine davon ziemlich anspruchsvoll), oder dann einem markanten Pfad schräg nach rechts oben folgen, um auf den Grat und Ausstieg zu gelangen.
Wir entschieden uns für letztere Variante, da wir bereits gut bedient waren, und uns nach einer ausgedehnten Gipfelrast sehnten. Um 15:30 Uhr standen wir schliesslich auf dem Balmfluechöpfli - das dauerte doch etwas länger als wir es erwartet hatten, und anstrengend war es ebenso.
Nachdem wir für einige Minuten die Sonne genossen und den Hunger gestillt hatten, machten wir uns an den idyllischen Abstieg über Zwischenberg nach Balm. Zuletzt kurzer Gegenanstieg an der Burgruine vorbei zum Auto und Ausgangspunkt am oberen Dorfende, Dauer ca. 1h.
//Fazit:
Während man bei den klassischen Südwandrouten klettertechnisch keine Höhenflüge erwarten kann, bieten die Routen am Turm luftige Wandklettereien an kompakten Jurakalk der besten Sorte! Nebst dem Mauerläufer wollen die Routen Schmetterling und Föhrenweg unbedingt geklettert werden.
Persönlich konnte ich mich über eine saubere Onsight-Begehung freuen - ja, momentan backen wir etwas kleinere Brötchen... Die Tour war zwar nicht überaus schwierig, aber ohne jeglicher Magnesiaspuren war es manchmal gar nicht so leicht das Puzzle zu lösen. Und anstrengend war es ebenfalls, wir merkten dass wir etwas ausser Übung waren. Umso schöner war es dann aber gemeinsam das Top erreicht zu haben. Während sich am benachbarten Südgrat Seilschaft an Seilschaft reihte, waren wir den ganzen Tag alleine unterwegs...
(Zufriedene Pause auf dem Balmfluechöpfli)
Bemerkungen:
Die Balmflue Südwand ist auf über 1000m gelegen, somit kann hier wahrscheinlich auch öfters über der Nebelgrenze geklettert werden. Nach Regen sind die Routen sehr schnell wieder trocken.
Falls man nur am Turm klettern möchte, kann man sicher auch von oben zusteigen und verdonesque zu den Einstiegen gelangen, die Routen sind alle zum abseilen eingerichtet. Zeitersparnis sicher 2h oder mehr.
Material: 50m Einfachseil, 15 Express, Bandschlingen, profilierte Turnschuhe (für den steilen Zu- und Abstieg).
Zeitbedarf: 6h für schnelle, 8h für langsame Seilschaften.
![](https://www.chmoser.ch/Images/copy.jpg) |