Beschreibung | Dolomites Skyrace 2014 (17th edition), mit Yves & Patricia
(Fantastische Aussicht vom Sellajoch auf den Piz Boè 3152m)
//Motivation
Als ich vor einigen Monaten zum ersten Mal vom Dolomites Skyrace hörte und mir dieses Video zu Gemüte führte, war ich sofort Feuer und Flamme und hatte mich zur diesjährigen Austragung gemeldet. Yves war von Anfang an mit von der Partie, und einige Wochen später stellte sich heraus, dass auch Patricia am Rennen teilnehmen würde. Dies war ein lustiger Zufall und umso cooler, da wir nun ein kleines Grüppchen waren, das am Skyrace mitmischen wollte. Natürlich völlig ausser Konkurrenz, dies war uns von Anfang an klar, denn das internationale Teilnehmerfeld würde hochkarätig sein.
(Chris & Yves präsentieren die stylischen Startnummern Trikots)
//Anreise & Briefing
Die Anreise hatte sich wie erwartet in die länge gezogen, zu allem Übel steckten wir am Brenner noch für eine Stunde im Stau. Immerhin durfte ich nun auch einmal auf dem Pannenstreifen pinkeln gehen. Als wir dann endlich Langkofel, Sellatürme und Konsorten zu Gesicht bekamen, war die schlechte Laune sofort verflogen und hatte der puren Freude Platz gemacht. Vom Sellajoch 2240m konnten wir dann direkt auf den Piz Boè 3152m blicken und auf das Val Lastiës, welches wir morgen hinunterdonnern würden, wie geil war das denn!
In Canazei angekommen hatten wir uns erst einmal auf dem Camping Marmolada installiert, bevor wir ins Dorfzentrum pilgerten um die Startnummern zu fassen. Es waren stylische respektive potthässliche Trikots, welche zu kaum einem anderen Farbcode passten. Bis zum Briefing blieb dann noch etwas Zeit, welche wir im nahegelegenen Park totschlugen.
Das Briefing im Kinosaal begann leider mit italienischer Pünktlichkeit, war zum gähnen langweilig und wurde zu allem Verdruss noch dreisprachig gehalten: zuerst auf italienisch, dann auf english und schliesslich noch spanisch - Halleluja! Erfahren hatten wir nichts Neues, ausser dass einige Fotos von den aktuellen Verhältnissen am Berg gezeigt wurden, dies war durchaus noch sinnvoll um sich eine genauere Vorstellung zu machen. Bis zum Schluss der Vorstellung hatten wir es dann doch nicht ausgehalten, stattdessen ging's in die erstbeste Pizzeria zum Carbopreload. Zurück auf dem Camping hatte jeder noch seine sieben Sachen parat gelegt, um sich dann schnellstmöglich auf's Ohr zu hauen, denn morgen würde ein grosser Tag werden...
(Start zum 17. Dolomites Skyrace - Foto © www.fotostudio3.com)
//Skyrace
Als wir uns früh morgens noch etwas steif aus dem Schlafsack schälten, wurden wir von der wärmenden Sonne und blauem Himmel in Empfang genommen, es würde ein super Tag werden. Um 08:30 Uhr war es dann soweit. Aufgeteilt in drei Startblöcke wurden gegen 700 Läuferinnen und Läufer auf die Strecke geschickt. Der erste Abschnitt zum Passo Pordoi 2239m war zwar etwas eintönig, da man mehr oder weniger auf der Skipiste lief, es hatte mich allerdings nicht weiter gestört, da ich sowieso erstmal in die Gänge kommen musste. Dies gelang mir überraschend gut, und ich hatte schnell meinen Rhythmus gefunden. Der zweite Abschnitt war dann bereits viel schöner und stimmiger, unterdessen befanden wir uns über der Waldgrenze, und konnten auf schmalen und erdigen Trails an Höhe gewinnen.
Nach einer kleinen Erfrischung auf dem Passo Pordoi 2239m folgte der steile Anstieg zur Forcella Pordoi 2829m. Man hätte übrigens die Möglichkeit gehabt, sich die Stöcke zum Passo Pordoi liefern zu lassen, um den Anstieg zur Forcella Pordoi mit Stöcken zu bewältigen. Anschliessend hätte man die Stöcke wieder abgeben können, top organisiert! Gezwungenermassen nahm ich den Anstieg ohne Stöcke in Angriff. Nach und nach wurde das Gelände felsiger und der Untergrund steiniger, bis wir zuletzt im Zickzack den schattigen Geröllkessel zur Scharte hochstiegen. Es hatte sich hier leider ein Tatzelwurm gebildet, überholen war schlecht und nur selten möglich, denn wie bei den Skitourenrennen verliert man abseits der Spur zuviel Energie, und hat die (Über)Anstrengung später zu bezahlen.
(Forcella Pordoi 2829m - Foto © www.fotostudio3.com)
Hier oben auf über 2800m lag schattseitig immer noch Schnee, und so hatten die Organisatoren wie schon letztes Jahr einen Tunnel durch die meterhohe Schneewand gegraben, wo die Läufer nun durchschlüpfen konnten. Nun sahen wir ihn, den Piz Boè 3152m, er schien bereits zum greifen nah. Nun galt es einige hundert Meter mehr oder weniger horizontal über Altschneefelder zu laufen, dies war sehr anstrengend und ich war kaum vom Fleck gekommen, glücklicherweise ging es allen gleich. Anschliessend folgten viele Geröllfelder und Felsstufen, bevor es an den Schlussanstieg zum Gipfel ging. An Fixseilen kletterten wir die Felsstufen empor, das Tempo hier leider wieder eher gemächlich. Laufen können sie alle, aber richtige Berggeissen sind nur wenige. Schon bald hatte sich das Gelände zurückgelegt und wir hatten die Gipfelabdachung erreicht. Die Zuschauer auf dem iPiz Boè 3152m feierten uns frenetisch, was für zusätzliche Motivation sorgte und die Anstrengung beinahe vergessen liess.
Nun konnten wir runterknallen. Zuerst noch etwas vorsichtig da ausgesetztes Gelände und einige Fixseile, schon bald aber surften wir die Geröll- und Schneefelder hinunter, auf den Füssen oder auf dem Hosenboden, was halt gerade besser ging. Nach wenigen Minuten erreichten wir bereits das Boè Refuge 2871m, wo wir eine weitere Erfrischung zu uns nehmen konnten. Ich hatte einmal mehr ignoriert etwas zu essen, was für den weiteren Rennverlauf möglicherweise ein Fehler war. Nach einem kurzen Gegenanstieg ging's dann steil über Platten und Geröllfelder ins Val Lastiës hinab. Volle Action, wir flogen nur so dahin und spornten uns gegenseitig, die Koordination passte und der Körper absorbierte. Als es dann bereits wieder flacher wurde, mussten einige Bäche gequert werden. Augen zu und durch war die Devise, denn abbremsen und vorsichtig von Stein zu Stein springen wollte schliesslich niemand.
Mit nassen Füssen ging's weiter talwärts. Schon befanden wir uns wieder auf erdigen Singeltrails, tauchten in die Waldgrenze ein, mussten über Wurzeln springen, Büschen ausweichen, usw. Beim Restaurant Pian Schiavaneis 1850m die letzte Möglichkeit etwas zu essen oder zu trinken, dann begann auch schon der Zielschuss hinunter nach Canazei 1450m. Es ging leider nicht nur bergab wie es das Profil vermittelt hatte, es waren auch noch einige Flachstücke und sogar Gegenanstiege dabei, in der Mittagshitze und prallen Sonne hatte es mir den Rest gegeben. Ich war ausgepowert, und wurde dabei noch von einigen Läufern überholt. Meine Pulsuhr sagte mir allerdings, dass ich immer noch bei über 90% meines Maximalpulsbereiches lag. Es war alles in Ordnung, die anderen hatten einfach noch mehr Dampf, oder wussten halt, dass es nicht mehr weit war. Denn unvermittelt befanden wir uns bereits im Dorf und auf der Zielgeraden, setzten zum Schlussspurt an, und flogen über die Ziellinie, geschafft! Die Uhr war bei 2:39'45 stehen geblieben, unter 2:40, ich war super happy!
Nachdem ich wieder bei Atem war und mich an kühlen Getränken und Früchten gütlich tun konnte, hatte ich sofort die Massagestation aufgesucht, wo ich wenige Minuten später bereits an der Reihe war. Eine verdiehnte Wohltat nach dieser Anstrengung. Wenig später gelangten auch Yves und Patricia wohlbehalten und strahlend ins Ziel, sie hatten gleichwohl Freude am Rennen empfunden wie ich es hatte.
(Chris in Action - Foto © www.fotostudio3.com)
//Fazit:
Das Dolomites Skyrace zählt zu den Sky Runner World Series. Es ist ein prestigeträchtiger Event, der die Skyrunning-Topshots aus aller Welt an den Start ruft, denn für die Seriensieger locken durchaus stattliche Preisgelder: klick! Aufgrund dieser Tatsache durfte ich mit meinem 91. Rang (von 695 qualifizierten LäuferInnen) durchaus zufrieden sein; die 7 Frauen, welche mich geschlagen hatten, waren alles Teamläuferinnen und Vollprofis, und bei den Männern waren bestimmt 30 weitere Topläufer am Start.
Ich hatte weder Krämpfe noch Verstauchungen zu verzeichnen, keinen Einbruch erlebt und war nie hingefallen, insofern hatte ich beinahe ein perfektes Rennen. Zwei Sachen hätte ich ev. noch verbessern können: Erstens hatte ich nichts gegessen, und musste auf den letzten Kilometern dem hohen Tempo Tribut zollen, diese Phase war ganz schön zäh. Zweitens die Unkenntnis der Strecke. Hätte ich gewusst, dass es nicht mehr weit ist bis ins Ziel (es gab leider keine Kilometer-Angaben), dann wäre ich nicht mit angezogener Handbremse nach Canazei runtergerannt. Viel Zeit hätte ich (heute) trotzdem nicht gutmachen können, vielleicht fünf Minuten wenn's hoch kommt.
Die Anreise zog sich zwar sehr in die Länge, doch der Aufwand hatte sich mehr als gelohnt. Das Rennen war bisher das Beste was ich im Berglaufsport erleben durfte! Das Wetter war perfekt, der Kurs abwechslungsreich und actiongeladen, und die Szenerie in den Dolomiten einzigartig! Man lief auf jedem erdenklichen Untergrund: Asphalt, Pflastersteinen, Naturstrassen, Gras, Erde, Steine, Geröllfelder, Felsen und Schnee. Steile Anstiege auf Bergwegen, zuletzt mit Hilfe von Fixseilen in leichter Blockkletterei auf den Gipfel des Piz Boè 3152m, gefolgt von rasanten und brachialen Downhills. Altschneefelder (auf dem Hosenboden rutschend) und Geröllfelder hinabsurfend, knöcheltiefe Bäche durchquerend ohne mit der Wimper zu zucken - sehr, sehr geil!
Gäbe es nicht noch viele andere tolle Skyrunning Events, die aktuell wie die Pilze aus dem Boden schiessen, würde ich der nächsten Ausgabe des Dolomites Skyrace sofort die Zusage erteilen. Aber so behalte ich diesen Event erstmal in bester Erinnerung und lasse eine Teilnahme im 2015 offen, die Anreise ist halt schon verdammt weit...
(Die glücken Dolomites Skyrace Finisher)
//Facts:
- Route: Canazei 1450m (Piazza Marconi) - Passo Pordoi 2239m - Forcella Pordoi Refuge 2829m - Piz Boè 3152m (Capanna Piz Fassa Refuge) - Boè Refuge 2871m - Restaurant Pian Schiavaneis 1850m - Canazei 1450m (Piazza Marconi).
- Distanz: 22km
- Höhenmeter: 1750m
- Terrain: 90% Trails (Berg- und Wanderwege), 5% Asphalt, 5% Naturstrassen.
- Zeit: 2:39'35
- Schnittpuls: 156bpm
- Maxpuls: 174bpm (Zieleinlauf)
- Ranking: Platz 91/695 (Overall)
- Ranglisten: klick!
- Offizielles Video des 17. Dolomites Skyrace: klick!
//Durchgangszeiten:
- Start Canazei 1450m um 08:33 Uhr
- Forcella Pordoi 2829m um 09:49 Uhr (1:16'01)
- Piz Boe 3152m um 10:11 Uhr (1:38'36)
- Ziel Canazei 1450m um 11:13 Uhr (2:39'43)
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte des Berglaufs können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Während man in der Schweiz für irgendein Provinzrennen bereits viel Geld hinblättert, und als Giveaway meistens ein Stück Nichts oder dann einen doofen Regenschirm erhält, wurden wir am Dolomites Skyrace mit coolen Sportschuhen und einem stylischen Kapuzenpulli beschenkt, der Wahnsinn! Dazu gab es noch einen Essensgutschein für nach dem Rennen. Aber nicht für irgendwelche verkochte Pasta, sondern für Pasta mit einem Stück Fleisch nach Wahl, dazu ein Getränk, eine Frucht und ein Eis - wir waren sprachlos...
Das offizielle Video des 17. Dolomites Skyrace findet man hier: klick!
Den Camping Marmolada kann ich nur weiterempfehlen. Sehr sauber und ruhig, verhältnismässig günstig und nur wenige hundert Meter vom Dorfkern entfernt.
![](https://www.chmoser.ch/Images/copy.jpg) |