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 | Tourendetails 3-Hütten-Runde (Dammahütte 2439m - Chelenalphütte 2350m - Bergseehütte 2370m) |
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Tourenart | Alpine Running |
Datum | 04.08.2014 |
Region | |
Kartennummer | 1231 Urseren |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | T4, I |
Terrain | Bergweg |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 21.3km
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Höhenmeter | 2000m 1700m |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | 3-Hütten-Runde (Dammahütte - Chelenalphütte - Bergseehütte)
(Blick Richtung Chelenalptal und Chelengletscher)
//Motivation
Die Idee geisterte schon eine ganze Weile im Kopf herum, auf einem ausgedehnten Trailrun einige SAC Hütten des Göscheneralptals abzugrasen. Vorerst hatte ich mich auf das vordere Göscheneralptal mit Voralphütte und Salbithütte fixiert. Umso spontaner war anschliessend der Entscheid gefallen, die Hütten im hinteren Göscheneralptal zu besuchen. Die alpinen Verbindungswege zwischen Dammahütte 2439m, Chelenalphütte 2350m und Bergseehütte 2370m waren mir gänzlich unbekannt, ich hatte keinerlei Informationen über die Beschaffenheit der Wegstrecken und allfällige Schlüsselstellen. Es könnte somit noch spannend werden, die Querung der Moosstock 2582m NE-Flanke flösste mir durchaus Respekt ein - immerhin wusste ich dass sie zur Zeit komplett schneefrei war, denn dies war eine Grundvoraussetzung, damit man dort sicher und gefahrlos durchkommt.
Während ich die Bergseehütte 2370m demnach auf Umwegen erreichen wollte, würden Martine und die Kids vom Göscheneralp Stausee Pkt. 1782m auf direktem Wege zur Bergseehütte aufsteigen. Da sie mir ungefähr eine Stunde Vorsprung liessen, sollte es ziemlich gut passen, damit wir mehr oder weniger gleichzeitig dort oben eintreffen würden.
(Dammahütte 2439m)
//Trail
Endlich einmal GRAND BEAU, blauer Himmel und eitel Sonnenschein, somit stand einem zeitigen Start nichts mehr im Wege. Via Jäntelboden und Biketrail erreichte ich zügig den Staudamm, und folgte der Südlichen bis zur Dammareuss Pkt. 1967m. Ab hier begann das Neuland für mich. Der rot-weiss markierte Bergweg führte steil aber ohne Schwierigkeiten zur Dammahütte 2439m empor. Ich konnte alles durchlaufen, ohne mit dem Puls in den dunkelroten Bereich zu gelangen.
Nach dem unfreiwilligen Abstecher (Verhauer) zum Aussichtspunkt mit Kreuz, von welchem man einen herrlichen Tiefblick auf den blaugrünen Göscheneralpsee und ins Chelenalptal geniesst, fand ich schliesslich den richtigen Einstieg zum alpinen Verbindungsweg, welcher mich die gesamte Moosstock 2582m NE-Flanke querend zur Chelenreuss hinabführen würde.
Nun wurde es spannend. Bereits zu Beginn mussten an einer Kette einige Felsen und die Steinchelen passiert werden, bevor eine schwacher Trampelpfad einem Sporn entlang in die Tiefe führte. Stolpern oder ausrutschen wäre hier fatal, somit nahm ich etwas Tempo raus. Schon bald folgte ein weiteres, fix installiertes Geländerseil, welches dem Alpinwanderer zuletzt über einige Platten nach Norden verhalf, dies war der Zugang zur Moosstock 2582m NE-Flanke. Bis zur Plattenstelle hatte ich die angebrachten Hilfsmittel bewusst nicht benutzt, nun aber griff ich beherzt ins Seil, da ich mich dem Risiko nicht aussetzten wollte, die Reibung zu verlieren und in die Tiefe zu purzeln.
Nachdem ca. 200 Höhenmeter vernichtet waren, führten die blau-weissen Markierungen zu meinem erstaunen wieder bergwärts. Zu allem Übel waren diese auch bereits stark verblasst und zeitweise schlecht auffindbar, die Wegspur war oft nur undeutlich auszumachen. Ich war froh um die Fähigkeit, in brenzligen Situationen stets die Ruhe zu bewahren und einen guten Riecher zu haben. Die Markierungen sollten wieder einmal aufgefrischt oder neu angebracht werden (Anmerkung: Gemäss Rücksprache wurden sie damals von der Gegenseite kommend angebracht, dies erklärte so einiges...). Nachdem ich für eine gefühlte Ewigkeit diese abschüssige Flanke gequert hatte, und mich schliesslich ein Rudel Gemsen aus dem tranceartigen Zustand aufweckte, führten die Spuren endlich talwärts. Über Geröll, Schrofen und zwischen plattigen Felsen hindurch erreichte ich die flacheren, schuttigen Ausläufer des Rotfirns. Der Weg war hier wirklich in desolatem Zustand, da das Gelände wohl ständig in Bewegung ist, immer wieder musste ich improvisieren und nach Alternativen suchen.
(Wildromantisches Chelenalptal)
Nun hatte ich endgültig den Weg verloren. Dies hatte mich vorerst aber nicht beunruhigt, da schliesslich alle Wege nach Rom führten. Ich erstes wollte ich zusehen, dass ich hinab zur Chelenreuss gelangte, dann würde ich die Brücke schon finden, welche mich trockenen Fusses auf die andere Seite bringen würde. Nachdem ich mich zuletzt durch kniehohes Gras und Tros durchgekämpft hatte, erreichte ich die wild sprudelnde Chelenreuss. Aber leider war da keine Brücke. Ich war mir allerdings ziemlich sicher, dass ich diese allerhöchstens um einige hundert Meter verfehlt hätte, offenbar war ich etwas zu weit südlich abgestiegen. Und so war es dann auch, nachdem ich in nördlicher Richtung einige dünne oder gar ausgetrocknete Bachläufe überquert hatte, fand ich zurück auf den Weg und gelangte zur aus dem Baujahr 2005 stammenden Brücke bei Hinter Röti Pkt. 1925, welche über den reissenden Fluss führte.
In der Folge wurde das Gelände wieder einfacher und ich kam so langsam wieder in die Gänge. In den letzten eineinhalb Stunden war es mir praktisch nie möglich gewesen, über eine längere Distanz in den Laufschritt zu verfallen, zu heikel oder unwegsam war das Gelände gewesen. Nun aber führte mich der rot-weiss markierte und gut ausgebaute Wanderweg taleinwärts Richtung Chelengletscher, und schliesslich steil hinauf zur Chelenalphütte 2350m, die zweite Etappe war geschafft.
(Chelenalphütte 2350m)
Nach einer kurzen Pause und einem kleinen Schwatz mit dem Hüttenwart (Roman) machte ich mich an den nächsten Abschnitt. Zuerst führte der blau-weisse Alpinweg steil hinauf Richtung Sustenlimi, bevor er bei Pkt. 2592m horizontal und gut sichtbar zur Bergseehütte abzweigte. Einige Halteseile halfen durch die felsigen Abschnitte, aber auch ohne Seilhilfe war der Aufstieg problemlos zu schaffen.
Vom Abzweiger konnte ich zu Beginn gut Tempo machen, die flowigen Trails versetzten mich rasch in einen Rauschzustand. Über mir befanden sich der Brunnenfirn und das Voralphorn 3203m, welchem wir damals eine Winterbesteigung abgerungen hatten. Schon bald aber wurde das Gelände wieder verblockter, und der Weg von vielen Wildbächen durchschnitten, dies hatte unweigerlich zu nassen Füssen geführt. Das kühle Nass war allerdings mehr Freud als Leid.
(Alpinweg von der Chelenalphütte zur Bergseehütte)
Der letzte Abschnitt glich mehr einem Spiessrutenlauf als einem hochpulsigen Dauerlauf. Hochkonzentriert galt es zwischen den Granitblöcken den Weg des geringsten Widerstandes zu suchen, um schlussendlich verletzungsfrei nach Vorder Mur zu gelangen. Hinter einer letzten Hügelkuppe mit einem von weitem sichtbaren Steinmann tauchte schliesslich der blaugrüne Bergsee auf, dahinter liess sich bereits die Bergseehütte 2370m erkennen. Und schon konnte ich ein lautes Rufen ausmachen, Martine und Kinder mussten mich bereits aufgespürt haben, sehr cool! Erst auf Seehöhe konnte ich erkennen, dass sie oben bei der Hütte auf mich warteten. Beflügelt und mit einem kleinen Schlussspurt rannte ich die letzten Meter hinauf und in ihre Arme.
Nach einer sehr ausgiebigen Pause machten wir uns alle gemeinsam an den Abstieg zum Göscheneralpsee. Nachdem Yanik bereits den ganzen Aufstieg alleine gepackt hatte, war es wenig erstaunlich, dass er auch den Hinunterweg problemlos schaffte. Méline bevorzugte erst noch den Rucksack, bevor sie den letzten Abschnitt ebenfalls selbst unter die Füsse nahm - bravo Kinder!
(Bergsee und Bergseeschijen 2815m)
//Fazit:
Es ist schwierig Trailäufe miteinander zu vergleichen oder zu bewerten, doch heute durfte ich wahrlich von einem Trailrun der Superlative sprechen und die Höchstnote verteilen. Die Wege führten mich durch eine wilde und wunderschöne Gebirgslandschaft, und das Terrain stellte höchste Ansprüche an Lauftechnik und Koordination. Daneben wurde natürlich auch eine gute Portion Ausdauer verlangt.
Die Wegfindung war nicht immer einfach, und das Gelände durchwegs anspruchsvoll. Die Konzentration musste über mehrere Stunden aufrecht erhalten werden; in der Moosstock NE-Flanke herrschte stete Absturzgefahr, und im verblockten Gelände zur Bergseehütte drohte bei Unachtsamkeit die Gefahr einer schmerzhaften Bein- oder Fussverletzung.
Wie erwartet war unter der Woche wenig los im Gebiet. Während ich Richtung Dammahütte noch vereinzelte Wanderer angetroffen hatte, bin ich auf den Alpinwegen zur Chelenalphütte und Bergseehütte keiner Menschenseele begegnet.
Wie schon auf dem Skyrun zum Bergseeschijen 2815m war ich heute erneut mit dem neuen Dynafit Enduro 12 Rucksack unterwegs - mein zukünftiger Begleiter auf Ultra-Distanz Läufen.
(...unterwegs mit dem Dynafit Enduro 12)
//Facts:
- Route: Gwüest - Jäntelboden Pkt. 1536m - Staudamm Pkt. 1797m - Dammareuss Pkt. 1967m - Dammahütte 2439m - Moosstock NE-Flanke - Hinter Röti Pkt. 1925m - Chelenalphütte 2350m - Bergseehütte 2370m - Staudamm Pkt. 1782m.
- Distanz: 21.6km
- Höhenmeter Aufstieg: 2000m
- Höhenmeter Abstieg: 1700m
- Verpflegung: 2 Gels, 1 Powerbar, 1.5l Iso.
- Terrain: 100% Trails (Berg- und Wanderwege).
//Zwischenzeiten:
- Start Jäntelboden Pkt. 1536m (Zeltplatz-Mattli) um 08:17 Uhr.
- Zwischenzeit Staudamm um Pkt. 1797m um 08:39 Uhr.
- Zwischenzeit Dammareuss Pkt. 1967m um 09:08 Uhr.
- Ankunft Dammahütte Pkt. 2439m um 09:37 Uhr.
--> Kurzer Abstecher (Verhauer) zum Aussichtspunkt.
- Start Dammahütte Pkt. 2439m um 09:43 Uhr.
- Ankunft Chelenalphütte Pkt. 2350m um 11:16 Uhr.
- Start Chelenalphütte Pkt. 2350m um 11:22 Uhr.
- Ankunft Bergseehütte Pkt. 2370m um 12:37 Uhr.
--> Gemäss offiziellen Zeitangaben hätte ich bis hier mindestens 12h unterwegs sein sollen ;-)
- Start Bergseehütte Pkt. 2370m um 13:52 Uhr.
- Ankunft Berghasthaus Dammagletscher Pkt. 1782m um 16:04 Uhr.
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte des Berglaufs können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Informationen und Beschreibungen aller Zustiegsrouten zur Dammahütte 2439m findet man hier: klick!
Der Alpinwanderweg (Die Alpine), welcher die nördlichen Hänge der Moosstöcke quert und steil zur Chelenreuss hinabführt, wird offiziell mit T4 bewertet. Persönlich finde ich dies zu tief angesetzt, ich würde da eher ein unteres T5 vorschlagen (Absturzgelände, Schrofenkletterei, schwierige Routenfindung).
Eine Beschreibung des Alpinweges von der Chelenalphütte 2350m zur Bergseehütte 2370m findet man hier: klick!
Weitere Informationen über Wanderungen und Unterkünfte in der Region Göschenen findet man auf diesem Flyer: klick!
Und hier findet man die neusten Infos (07/2015) zum 5-Hütten-Panoramaweg.
Übernachtet und gespiesen hatten wir bei den Mattli's im äusserst freundlichen Gasthaus Göscheneralp. Preis/Leistung der Zimmer waren überaus korrekt, und das Essen schmeckte jeweils vorzüglich!
Urner Alpenkranz: klick!
Damma Alpine Xtreme Challenge 2015:
Man soll das Eisen schmieden, solange es heiss ist! Nachdem mir mit der 3-Hütten-Runde bereits ein grosser Wurf gelungen war, möchte ich nächstes Jahr zusammen mit ein paar Verrückten alle 5 Hütten des Göscheneralptals am Stück ablaufen (siehe auch Etappe 2 und Etappe 3). Ich freue mich bereits sehr darauf, das wird eine Tour der Superlative und eine grosse Herausforderung!
Weitere Infos zum Projekt und den Anforderungen findet man auf diesem Flyer: klick!
Nachtrag 08/2015:
An dieser Stelle folgt der Bericht zur erfolgreichen Durchführung der Damma Alpine Xtreme Challenge 2015: klick!
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