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 | Tourendetails Bishorn 4153m |
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Tourenart | Skyrunning |
Datum | 18.08.2014 |
Region | |
Kartennummer | 1327 Evolène, 1328 Randa |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | L+
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Terrain | Bergweg |
Besucherandrang | Stark frequentiert |
Gletscher | Vorsicht: Tour führt über Gletscher, anseilen kann erforderlich sein! |
Kondition | A |
Distanz | 23km
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Höhenmeter | 2520m 2520m |
Exposition | N-NW |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Skyrun auf das Bishorn 4153m, mit Pascal
(Ausgeschlafen und frohen Mutes geht's an den Start)
//Motivation
Einfache 4000er haben den Vorteil, dass sie sich von gehfreudigen Berggängern oft in einem Tag besteigen lassen. Das ist nichts Neues. Möchte man den Berg belaufen, ist nebst einer sehr guten Kondition eine leichte und auf's Minimum reduzierte Ausrüstung Voraussetzung. Dazu gilt es einige Fakten zu beachten: Wie sicher ist es auf dem Gletscher ohne Seil und mit Turnschuhen herumzulaufen? Sind Steigeisen nötig, angepasst auf die Turnschuhe? Wieviel Essen und Trinken sollten mitgeführt werden? Welche Kleidung trägt man am Körper - während dem Lauf, auf dem exponierten und windigen Gipfel? Passen die Utensilien alle in den kleinen Laufrucksack?
Vom Talboden auf einen 4000er hochzurennen, diese Idee hatte ich schon lange im Kopf, jetzt sollte es endlich klappen! Mit Pascal wusste ich einen starken Partner an meiner Seite, und mit dem Bishorn hatten wir uns ein machbares Ziel gesteckt. Der Gipfel ist normalerweise für jedermann/frau erreichbar, und der Gletscher sollte momentan keine Schwierigkeiten darstellen - bei rutschigen oder eisigen Verhältnissen könnten wir zur Not auf die Leichtsteigeisen zurückgreifen.
//Skyrun
Nachdem ich vormittags noch den EM-Marathon der Männer in Zürich live mitverfolgt hatte, war ich nachmittags nach Zinal angereist. Hier hatte ich mich mit Pascal verabredet. Nachdem wir eine grosse Portion Pasta verdrückt hatten wurden Taktik und Material besprochen, bevor wir uns auf's Ohr legten, um am nächsten Tag frisch unter Munter an den Start zu gehen.
Nach einer geruhsamen Nacht sind wir um 07:00 Uhr aus den Federn gekrochen. Es war Zeit für ein leichtes und kohlenhydratreiches Frühstück. Nach der Morgentoilette ging's schliesslich nach draussen. Mit lediglich 5° Grad war es erstaunlich frisch, doch es würde uns sehr schnell warm werden. Der Himmel präsentierte sich wolkenlos, ein wunderbarer Tag stand uns bevor.
Um 08:00 Uhr hatten wir den GPS Logger gestartet. Vom Postplatz 1670m folgten wir zuerst einmal für einige hundert Meter der oberen Dorfstrasse taleinwärts, bevor wir links auf den beschilderten Wanderweg zur Cab. de Tracuit 3256m abbogen (Sommerweg). Der Wegweiser wollte uns eine Zeit von 4:30h weismachen, dies sollte um ein mehrfaches zu unterbieten sein. Der Weg führte steil nach oben, und so wurde die Betriebstemperatur schnell erreicht. Wie erwartet konnte ich mit Pascal's Pace nicht ganz mithalten, wie ein junges Rehlein lief er flink voran. Ohne Pulsuhr hätte ich mich womöglich gefragt was denn mit mir los sei... Doch der Blick auf meine Uhr brachte Entwarnung, ich war in Form und auf Kurs, und brauchte lediglich meine eigene Pace zu laufen, dann würde es schon gut kommen - kein Grund sich Sorgen zu machen.
Während wir bis anhin im Schatten liefen, gelangten wir schliesslich bei Combautanna Pkt. 2578m an die Sonne, und hatten endlich freie Sicht auf die majestätischen Gipfel des Weisshorns, Zinalrothorns, Obergabelhorns oder der Dent Blanche, welche sich allesamt frisch eingeschneit präsentierten. Es war kein guter Zeitpunkt für ambitionierte Felstouren. Den Kontrast dazu bildeten die grünen Matten über welche wir nun liefen - ein Moment für die Ewigkeit!
(Sanfte Trails auf den sommergrünen Matten bei Combautanna)
Entzückt und frohlockend liefen oder schritten wir zügig voran, mit freier Sicht auf die glänzende Cab. de Tracuit 3256m. Nun war es nicht mehr weit bis zur Hütte, aber dennoch zäh. Die Querung der Geröllfelder der Diablons des Dames erforderten zusätzliche Aufmerksamkeit und Trittsicherheit, der steile Schlussanstieg zum Col de Tracuit brachte die Oberschenkel zum glühen. Nach einer kurzen Klettereinlage erreichten wir den Pass und die Hütte, wo wir uns erstmals eine verdiente Pause gönnten.
(Im Laufschritt auf dem winterweissen Turtmann-Gletscher)
Nachdem wir etwas gegessen und getrunken hatten, und die Trinkflaschen für CHF 5.-- mit warmem Wasser auffüllen konnten, brachen wir auf zum Gipfelsturm. Dies im wahrsten Sinne des Wortes, da uns gegenwärtig ein stürmischer Wind um die Ohren schlug, die Schneefahnen am Gipfel liessen nichts Gutes erahnen. Mit montierten Armlingen und Windstopper Gilet war mir aber vorerst genügend warm, und solange wir uns bewegten befanden wir uns im grünen Bereich.
Vorerst querten wir im Laufschritt den flachen Turtmanngletscher in östlicher Richtung, die breit ausgetretene Spur führte anfangs an einigen Spalten vorbei. Auf ca. 3500m wurde das Gelände steiler und durch den frischen Pulverschnee rutschiger, somit entschieden wir uns die Steigeisen zu montieren.
(Auch mit Steigeisen lässt sich's laufen)
Mit zunehmender Höhe wurde die Atmung flacher und der Gang entsprechend langsamer. Ich war lediglich auf eine Höhe von 2500m akklimatisiert, Pascal dagegen attackierte bereits seinen 3. Viertausender innert zwei Wochen. Somit schien ihm die Höhe nichts anzuhaben, seine Silhouette wurde dann auch immer kleiner, bis sie mir vollständig aus den Augen entschwand. Kopf und Körper gegen die Windböen gesenkt sprengte ich schliesslich die 4000er Grenze, und konnte dann auch bereits einen lauten Jauchzer wahrnehmen. Pascal musste es geschafft haben, in einer Wahnsinnszeit! Dank dieser Motivationsspritze schaffte ich es noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren, um auch mich auf den Gipfel zu befördern. Die letzten Meter auf den Gipfelkopf waren steil und ausgesetzt, spätestens hier wären Steigeisen fast schon Pflicht gewesen um einen fatalen Ausrutscher zu vermeiden. Eine gute Seele hatte immerhin einige Stufen geschlagen.
(Auf dem Gipfel des Bishorns 4153m - What a day!)
Nun war es geschafft, beide standen wir überglücklich auf dem Gipfel des Bishorns 4153m und konnten uns zur Parforceleistung gratulieren. Es war ein harter Brocken und nicht einfach zu gehen auf dem rutschigen Schnee! Unverhofft musste jemand den Schalter umgelegt haben, denn auf einmal war es praktisch windstill und angenehm warm, so konnten wir den Moment geniessen und viele Erinnerungsfotos schiessen.
Als wir vorsichtig den Gipfelkopf abgestiegen waren liessen wir es krachen. Mit grossen Schritten liefen wir in Direttissima den steilen Gletscher hinab, notabene immer noch mit montierten Steigeisen. Als wir diese auf halbem Weg entfernt hatten wurde die Talfahrt noch rasanter, solch geile Action hatte ich noch selten erlebt (Film ab)! Wir passierten diverse Seilschaften, welche sich während unseres Aufstiegs bereits im Abstieg befanden. Diese nahmen es aber mit Humor und hatten sichtlich und hörbar Spass an unserer etwas suspekten Tat. Zuletzt galt es noch das Gletscherbecken zu queren hinüber zur Tracuithütte. In einer hohen Pace und vollgepumpt mit Adrenalin versuchte ich mit Pascal Schritt zu halten, doch obschon ich mächtig auf die Tube drückte war er mir bereits wieder entwischt, unglaublich! Wenig später war auch ich bei der Hütte eingetroffen.
(Pascal am runterlaufen - in etwas mehr als 20min war die Tracuithütte erreicht)
Um den freudigen Moment bildlich festzuhalten hatten wir einen Berggänger um seine hilfreiche Hand gebeten, dieser jemand entpuppte sich als ein Freund aus meiner Jugendzeit, wie klein die Welt doch war! Während sich dieser in der Folge knieschonend mit dem Gleitschirm ins Tal stürzen wollte, hatten wir unseren Muskeln und Gelenken weitere 1600 Höhenmeter aufzubürden. Allerdings waren wir darauf konditioniert. Nachdem das unwegsame Blockgelände unter der Hütte passiert war, konnten wir im Bereich Combautanna wieder mächtig Gas geben und in den Flow gelangen. So war es nicht weiter erstaunlich, dass wir bereits nach weniger als einer Stunde schmerz- und sturzfrei hinab nach Zinal gelangten.
//Fazit:
Endlich konnte ich den lange gehegten Traum in die Tat umsetzen, einen 4000er im Speedstil und in Turnschuhen zu besteigen resp. zu belaufen. Dazu hatten wir uns einen perfekten Tag ausgesucht, die Verhältnisse hätten insgesamt kaum besser sin können, höchstens im Gipfelbereich wäre etwas weniger Schnee wünschenswert gewesen. Dank der tiefen Temperaturen hatten wir keine Bedenken, dass allfällige Spaltenbrücken einbrechen würden. Natürlich bestand ein gewisses Restrisiko, welches wir aber als sehr gering einschätzten.
Die Kleidung betreffend hatte sich das Schichtenprinzit bewährt: Bis zur Tracuithütte lief ich in langen Laufhosen und T-Shirt, anschliessend hatte ich Stirnband, Armlinge und Windstopper-Gilet zugeschaltet. Später wurden noch Steigeisen, Fleecemütze und Handschuhe montiert. Obwohl es auf dem Gletscher zeitweilig arschkalt und windig war, musste ich nie auf die 2-Lagen Goretexjacke zurückgreifen. Es war allerdings beruhigend, dass ich diese als Backup in meinem Rucksack wusste.
(Zurück bei der Tracuithütte)
//Facts:
- Route: Zinal Poste - Le Chiesso - Combautanna - Col de Tracuit - Cab. de Tracuit - Bishorn. Auf gleichem Weg retour.
- Distanz: 23.05km
- Höhenmeter: 2520m
- Verpflegung: 2 Gels, 1 Mars, 0.7l Iso.
- Terrain: 65% Trails (Berg- und Wanderwege), 30% Schnee (Gletscher), 5% Asphalt.
//Zwischenzeiten:
Start Zinal Poste 1670m um 07:57 Uhr
Ankunft Cab. de Tracuit 3256m um 09:33 Uhr
--> 1:36'00 (1600hm, 7.9km)
Start Cab. de Tracuit 3256m um 09:44 Uhr.
Ankunft Bishorn 4153m um 11:02 Uhr.
--> 1:18'00 (900hm, 4km)
--> Total Aufstieg ohne Pause: 2:55'00
--> Total Aufstieg mit Pause: 3:05'00
Start Bishorn 4153m um 11:08 Uhr.
Ankunft Cab. de Tracuit 3256m um 11:35 Uhr.
--> 0:27'00 (900hm, 4km)
Start Cab. de Tracuit 3256m um 11:50 Uhr.
Ankunft Zinal Poste 1670m um 12:47 Uhr.
--> 0:57'00 (1600hm, 7.9km)
--> Total Abstieg ohne Pause: 1:24'00
--> Total Abstieg mit Pause: 1:39'00
--> Total ohne Pausen 4:18'00
--> Total mit Pausen 4:49'00
//Ausrüstung:
- Dynafit Enduro 12 Trailrunning Rucksack
- 3 Softbottels mit total 0.75dl Iso
- Windstopper Gilet
- Armlinge
- Dynafit Racing Gloves
- Dynafit Stirnband
- Dynafit Windbreaker Fleecemütze
- Kurzarm T-Shirt
- Dynafit 2-Lagen Goretex (nicht benutzt)
- Lange Laufhose
- Sportsocken
- Turnschuhe
- Leichtsteigeisen (mit Körbchen, zur Befestigung an Turnschuhen)
- Sonnenbrille
- Sonnencrème
- Voltaren Rapid (Reserve)
- Mobiltelefon, Schutzhülle
- Pulsuhr mit GPS Funktion
- Fotoapparat
- 1:25000 Kartenausdruck
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte des Skyruns können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Es ist schon so, dass man sich auf einem Gletscher grundsätzlich anseilen sollte. Trotzdem fand ich dass wir heute nicht leichtsinnig gehandelt hatten. Die Sicht war durchwegs gut, es war eine ausgetretene Spur vorhanden, und die Temperaturen waren tief, damit allfällige Spaltenbrücken nicht einbrechen würden. Schlussendlich aber muss es jeder selber wissen.
Im Winter lauern auf dem Turtmanngletscher schon auch mal heimtückisch versteckte Spalten, wie diese Video hier schön unter Beweis stellt: Spaltensturz Bishorn!
Plans de randonnées: Winter und Sommer
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