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 | Tourendetails Weissmies 4017m |
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Tourenart | Skyrunning |
Datum | 25.08.2014 |
Region | |
Kartennummer | 1309 Simplon, 1329 Saas |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | WS, II |
Terrain | Bergweg |
Gletscher | Spaltenarmer Gletscher |
Kondition | A |
Distanz | 19.1km
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Höhenmeter | 2340m 2340m |
Exposition | S-SW |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Skyrun auf das Weissmies 4017m via Südgrat
(Getrübte Sicht vom Zwischbergenpass Richtung Weissmies)
//Motivation
Nachdem ich am Bishorn 4153m vor einer Woche meine erste 4000er Turnschuhbegehung feiern durfte, wollte dies schnellstmöglich wiederholt werden. Da die Partnersuche für ein Unterfangen dieser Art erfolglos blieb, musste zur Solobegehung ein Gipfel her, bei welchem keine oder nur geringe objektive Gefahren drohten, und ich allerhöchstens über meine eigene Unfähigkeit stolpern würde. Objektive Gefahren für Solisten sind einerseits spaltenreiche Gletscher, aber auch schwierige oder ausgesetzte Klettertouren. Hier sind Begleitpersonen, wenn auch keine physische Hilfe, oftmals eine mentale Stütze, um die Situation souverän zu meistern.
Beim Weissmies Südgrat handelt es sich um einen objektiv sicheren Anstieg, da man ausser einigen Firnfeldern keinen Schnee- resp. Gletscherkontakt hat. Die Orientierung ist simpel, und die klettertechnischen Schwierigkeiten im Fels halten sich in Grenzen. Für den Fall, dass der ausgesetzte Gipfelgrat gefroren sein sollte, hatte ich die Steigeisen mit im Gepäck.
Aufgrund einer kurzfristig eingeschleppten Erkältungswelle musste die Aktion leider um einen Tag verschoben werden. Dies war wettertechnisch eher ungünstig, da ich so das Zwischenhoch (nominiertes Unwort des Jahres 2014) verpasste. Sollte ich dem Wetterbereicht trauen, dass die angekündigte Warmfront erst gegen Abend hereinbrechen würde? Denn einfach mal so um zu schauen wollte ich die weite Reise ins Wallis keinesfalls antreten. Obwohl ich mir bis zuletzt nicht sicher war, hatte ich mich schliesslich für einen Versuch entschieden.
//Skyrun
Als ich nach der weiten Anreise in Saas-Almagell Pkt. 1660m endlich aus dem Auto steigen konnte, brauchte ich zuerst einige Minuten um in die Gänge zu kommen. Der Körper war noch steif und der Kopf alles andere als bereit, um in wenigen Augenblicken den Berg hochzulaufen. Das Wetter war auch nicht gerade motivierend; nichts mit blauem Himmel und eitel Sonnenschein im Wallis, stattdessen verdeckte eine durchgehende Wolkendecke den Himmel, immerhin noch über der 4000m Grenze. Die Gipfel der Mischabelkette lagen grösstenteils frei, nur die Höchsten, der Dom und das Täschhorn, waren bereits wolkenumhüllt. Somit bestand die Chance, dass auch am Weissmies noch einigermassen gute Sicht herrschte. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und sowieso hatte ich keine andere Wahl, unverrichteter Dinge abzuziehen war keine Option! Ich wollte es einfach mal probieren und schauen wie weit ich kommen würde, ich brauchte lediglich ein Zeitfenster von rund 3h um auf den Gipfel zu gelangen. Immerhin lagen die Temperaturen mit 6° Grad im angenehmen Bereich und es war praktisch windstill, am Bishorn 4153m war es morgens doch um einiges frischer.
Es gab kein langsames Abtasten oder gemütliches Aufwärmen. Dem Wegweiser zur Almagelleralp 2194m und Almagellerhütte 2894m folgend ging es steil bergwärts, die Höhenmeter purzelten gleichermassen wie die Schweisstropfen. Der wunderschön angelegte Bergweg führte die steilen Serpentinen hinauf und durch den lichten Lärchenwald, bevor es flach und und stimmig ins Almagellertal hinein ging. Der Motor war angelaufen und ich kam zügig voran. Just vor dem Berghotel Almagelleralp verfolgte ich den nach links abzweigenden Wanderweg zur Almagellerhütte. Der Weg, welcher noch weiter ins Almagellertal hinein verläuft, führte schlussendlich zwar ebenfalls ans Ziel, war aber doch um einiges weiter. Diesen Weg wollte ich mir für den Abstieg aufsparen. Noch bevor ich die Hütte erreicht hatte konnte ich einen ersten Blick auf das Weissmies werfen; unterdessen umhüllten erste Wolkenfetzen den Gipfel, das waren nicht gerade rosige Aussichten. Trotzdem hatte ich den Mut nicht verloren, denn um den Gipfel zu erreichen brauchte ich nicht zwingend schönes Wetter.
Nachdem ich bei der Hütte einen kurzen Zwischenstopp eingelegt, etwas gegessen und die Trinkflaschen am Brunnen aufgefüllt hatte, setzte ich mich schon bald wieder in Bewegung. Dem blau-weiss markierten Wanderweg zum Zwischbergenpass Pkt. 3268m folgend ging es bergwärts, das Gelände war immer noch angenehm zum laufen, die Temperaturen trotz fehlendem Sonnenschein gnädig. Wenige Meter unter dem Zwischbergenpass Pkt. 3243m dann plötzlich einsetzende Schneeschauer, den Gipfelerfolg hatte ich vorübergehend bereits abgeschrieben. Auf dem Pass dann wieder Aufhellungen, somit hatte ich den Lauf nach einigem Zögern wieder fortgesetzt. Der grosse Vorteil einer Speed Begehung war eben, dass ich sehr schnell wieder zurück im sicheren Hafen sein würde und dadurch auch ein noch so kurzes Schönwetterfenster ausnutzen konnte. Dies machte die Angelegenheit viel überschaubarer. Trotzdem musste ich mich auf einen Rückzug im Whiteout gefasst machen, die Orientierung würde aber auch dann nicht allzu schwierig sein.
Vom Zwischbergenpass hatte ich nun auf die Ostseite gewechselt (Wegspuren) und bin über Geröll und Firn bis ca. 3600m aufgestiegen, bevor ich linkshaltend zurück auf den Felsgrat gelangte. Ich profitierte von bestem Trittschnee und konnte das zuletzt doch recht steile Firnfeld problemlos ohne Steigeisen begehen. Nun weiter über den trockenen Felsgrat, welcher nach oben hin immer steiler wurde und mit einigen interessanten, wenn auch leichten Kletterstellen aufwartete. Die Wegfindung war recht einfach, oftmals waren bereits deutliche Begehungs(Kratz)spuren vorhanden. Hier hatte ich erstmals einige vermeintlich stillstehende Seilschaften angetroffen und passiert. Die Bitte mich einzureihen und zu warten hatte ich bewusst überhört. Ich hatte die Stelle gekonnt umklettert. Schon bald erreichte ich das Ende des Felsgrates bei Pkt. 3972m. Während andere Tourengeher auf Steigeisen und Pickel umrüsteten, setzte ich unmittelbar zum Schlussspurt an, da auf dem Firngrat eine gute Spur vorhanden und der Schnee noch einigermassen weich war. Es war ein geiles Gefühl in Turnschuhen über diesen schmalen und ausgesetzten Grat zu laufen! Im letzten Steilstück zum Vorgipfel waren super Trittspuren vorhanden, so brauchte ich nichts zu riskieren. Anschliessend war es nicht mehr weit bis zum Gipfel.
(Auf dem Gipfel)
Die Freude und Erleichterung, trotz widriger Umstände den nebelverhangenen Gipfel erreicht zu haben, und dies in einer für mich recht passablen Zeit, überwog die Tatsache, dass es hier oben ansonsten nichts mehr zu holen gab. Kein 4000er Panorama und keine Aussicht auf eine rasche Besserung. Somit machte ich umgehend für den Abstieg bereit. Da ich die Steigeisen immerhin hochgeschleppt hatte, wollte ich den Firngrat nun auch mit diesen an den Füssen absteigen. Es wäre gewiss auch ohne gegangen, aber sicher war sicher. Nach einigen denkwürdigen Gipfelfotos rannte ich los. Vorbei an den im Aufstieg begriffenen Tourengehern zurück zum Vorgipfel. Ohne Steigeisen kletterte ich den Südgrat hinunter. Gelbe Punkte oder Begehungsspuren machten die Wegfindung einfach. Wieder die scheinbar stillstehende Seilschaft passiert, und wieder musste ich zu einem Ausweichmanöver ansetzen.
Auf 3740m hatte ich den Felsgrat nach links verlassen, und bin gelenkschonend das steile Firnfeld hinuntergesurft, fantastisch! Schneller als erwartet war ich zurück beim Zwischbergenpass Pkt. 3268m, wo ich mich der warmen Kleider entledigte. Zurück bei der Almagellerhütte 2894m legte ich eine kurze Pause ein und füllte nochmals die Trinkflaschen, bevor ich die Schlussetappe in Angriff nahm. Wie geplant lief ich dieses Mal den etwas weiteren, nach Osten ausholenden Trail zur Almagelleralp 2194m hinab. Wunderschön und super flowig! Bei Pkt. 2053m schliesslich wählte ich den mir ebenfalls noch unbekannten Weg, welcher linkshaltend über die Brücke den Almagellerbach querte, und via Spissgrabe und Spisswald nach Saas-Almagell und zum Ausgangspunkt hinunterführte, wo ich gute 5 Stunden zuvor aufgebrochen war. Nach einer ausgiebigen Pause blieb mir noch die Heimfahrt, welche fast ebenso lange dauern würde...
(Zurück beim Zwischbergenpass)
//Fazit:
Trotz durchzogenem Wetter war es eine tolle Bergfahrt. Mut und Durchhaltewillen wurden schlussendlich mit dem Gipfelerfolg belohnt! Zeitlich konnte ich mit 2:50h mehr als zufrieden sein, obwohl ich durch die zwischenzeitliche und wetterbedingte Baisse beim Zwischbergenpass gute fünf Minuten hatte liegen lassen. Weitere fünf Minuten würde ich möglicherweise durch zusätzliche Motivationsfaktoren gewinnen können. Allerdings waren die Verhältnisse im Aufstieg fast schon perfekt: trockener Fels am Südgrat und Trittschnee am Gipfelgrat, somit konnte ich voll durchziehen ohne Steigeisen montieren zu müssen, diese Vorzeichen sind wohl auch nicht immer gegeben. Trotzdem denke ich dass eine Begehung in 2:30h für Spitzenbergläufer drinliegen sollte.
//Facts:
- Route: Saas-Almagell - Almagelleralp - Almagellerhütte - Zwischbergenpass - Südgrat - Weissmies - Südgrat - Zwischbergenpass - Almagellerhütte - Almagelleralp - Saas-Almagell.
- Distanz: 19.1km
- Höhenmeter: 2340m
- Verpflegung: 2 Gels, 1 Powerbar, 0.75l Iso, 0.5l Wasser (vom Brunnen).
- Terrain: 80% Trails (Berg- und Wanderwege), 10% Schnee (Firn), 10% Fels (Gratkletterei).
//Zwischenzeiten:
Start Saas-Almagell 1660m um 08:47 Uhr.
Ankunft Almagellerhütte 2894m um 10:03 Uhr.
--> 1:16'00 (1200hm, 5.7km)
Start Almagellerhütte 2894m um 10:08 Uhr.
Ankunft Weissmies 4017m um 11:42 Uhr.
--> 1:34'00 (1200hm, 3.4km)
--> Total Aufstieg ohne Pause: 2:50'00
--> Total Aufstieg mit Pause: 2:55'00
Start Weissmies 4017m um 11:47 Uhr.
Ankunft Almagellerhütte 2894m um 12:59 Uhr.
Start Almagellerhütte 2894m um 13:04 Uhr.
Ankunft Saas-Almagell 1660m um 13:56 Uhr.
--> Total Abstieg ohne Pause: 1:58'00
--> Total Abstieg mit Pause: 2:09'00
--> Total ohne Pausen 4:48'00
--> Total mit Pausen 5:09'00
//Ausrüstung:
- Dynafit Enduro 12 Trailrunning Rucksack
- 3 Softbottels mit total 0.75dl Iso
- Windstopper Gilet
- Armlinge
- Dynafit Racing Gloves (nicht benutzt)
- Dynafit Stirnband
- Dynafit Windbreaker Fleecemütze (nicht benutzt)
- Kurzarm T-Shirt
- Dynafit 2-Lagen Goretex (nicht benutzt)
- Lange Laufhose
- Sportsocken
- Turnschuhe
- Leichtsteigeisen (mit Körbchen, zur Befestigung an Turnschuhen)
- Sonnenbrille
- Sonnencrème
- Voltaren Rapid (Reserve)
- Mobiltelefon, Schutzhülle
- Pulsuhr mit GPS Funktion
- Fotoapparat
- 1:25000 Kartenausdruck
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte des Skyruns können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Bei der Almagellerhütte 2894m kann idealerweise am Brunnen Wasser nachgefüllt werden.
Es gibt auch Negativpunkte bei einer Speedbegehung eines Viertausenders. Zum Beispiel dass die Anreise oftmals länger dauert als der eigentliche Gipfelrun :-) Ausser man lebt in den Bergen und hat die Giganten praktisch vor der Haustür.
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