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 | Tourendetails Inners Barrhorn 3583m & Üssers Barrhorn 3610m, Schöllihorn 3500m |
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Tourenart | Skyrunning |
Datum | 03.09.2014 |
Region | |
Kartennummer | 1308 St. Niklaus |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | T4
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Terrain | Bergweg |
Besucherandrang | Mässig frequentiert |
Gletscher | Spaltenarmer Gletscher |
Kondition | A |
Distanz | 26.5km
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Höhenmeter | 2800m 2800m |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Links | www.topalihütte.ch |
Beschreibung | Skyrun auf Inners Barrhorn 3583m & Üssers Barrhorn 3610m, Schöllihorn 3500m
(Hier geht's lang zum Schöllijoch 3343m)
//Motivation
Einmal mehr wollte ich die stabile Hochdrucklage nutzen, um einen knackigen, hochalpinen Trailrun anzugehen. Eigentlich hätte ich die Gelegenheit beim Schopf packen sollen um noch höhere Gefilde aufzusuchen, denn nebst guten, äusseren Bedingungen passte momentan auch die Akklimatisation, doch liess sich so auf die Schnelle niemand für diese Laufprojekte begeistern. Und da ich heute kein Risiko eingehen wollte, sah ich mich zur nächstkleineren Option gezwungen, was mich aber keinesfalls störte. Im Hinblick auf den Jungfrau-Marathon war es im Gegenteil eher hilfreich, mich etwas zu schonen und die verbleibende Kraft zu konservieren. Vielleicht war es eine Dummheit, so kurz vor dem Rennen noch einen Berglauf anzugehen. Viele Läufer schwören ja auf die Taperingphase. Doch kann ich mich manchmal einfach nicht zurückhalten. Solche Bergabenteuer, verbunden mit intensivsten Momenten, haben persönlich einen viel höheren Stellenwert als Wettkämpfe.
Die Barrhörner gelten als die höchsten Wandergipfel Europas, und lassen sich bei normalen Verhältnissen problemlos ohne Steigeisen (und mit Turnschuhen) begehen. Dies kam mir heute mehr als gelegen. Endlich wieder einmal ohne Steigeisen unterwegs zu sein. Beim Blick auf die Karte war mir sofort klar, dass ich den kompromisslos steilen und einsamen Anstieg von St. Niklaus via Topalihütte 2674m wählen würde. Und wenn ich nebst den Barrhörnern auch noch das Schöllihorn besuchte, dann würden total gegen 2800hm zusammenkommen, alles andere als ein Schonprogramm! Immerhin wollte ich auf die Überschreitung mit Abstieg ins Turtmanntal verzichten, denn dies wäre distanzmässig noch ein gutes Stück weiter (bis zur Seilbahn in Oberems), ausser ich würde das Ruftaxi (+41 27 932 15 50) in Anspruch nehmen; dies war aber nicht in meinem Interesse.
//Skyrun
Um 08:30 Uhr bin ich beim Bahnhof St. Niklaus Pkt. 1127m gestartet. Es war noch schattig im Tal und mit 5° Grad ziemlich frisch, doch dies würde sich bald ändern, da die Sonne die SE-exponierten Flanken bereits bestrahlte und wohl auch zünftig einzuheizen vermochte. Der Beschilderung Topalihütte Schwiedernen folgend ging es erst einmal gemütlich durch's Dorf und leicht ansteigend hinauf zur (noch) trockenen Wasserleitung. Nachdem ich dieser für einige hundert Meter horizontal gefolgt war, ging es im Schwidernuwald dann richtig zur Sache. Scheinbar die ersten, flachen Kilometer kompensierend wurde der Wanderweg nun unverschämt steil und brachte den Puls schon bald in den dunkelroten Bereich; ich musste mich wie eine alte Dampflokomotive angehört haben. Immerhin purzelten so die Höhenmeter, was in Anbetracht des Tagessolls auch dringend nötig war.
Bereits von Beginn weg war mir aufgefallen wie viele Speisepilze den Wegrand zierten. Im Bereich des Blattäbiwaldes hatte ich dann tatsächlich überlegt, ob ich meinen Plan nicht ändern sollte und statt des Trailruns nicht besser in die Pilze gehen sollte. Ich hätte kiloweise Steinpilze einsammeln können! Leider passten diese kaum in meinen Dynafit Enduro 12 Rucksack. Schade, so musste ich den Lauf wohl oder übel fortsetzen. Über die Alp Unnerbächji Pkt. 2057m erreichte ich die schöne Hochebene bei Pkt. 2400m und wenig später die Topalihütte 2674m, wo ich mir eine kurze Pause gönnte um meine Speicher wieder aufzufüllen. Der Hüttenzustieg hatte bereits einiges an Substanz gekostet wie mir das nasse T-Shirt bestätigte, immerhin war nun bereits mehr als die Hälfte der Aufstiegsstrecke im Trockenen.
Nun folgte ich dem blau-weiss markierten Wanderweg Richtung Schöllijoch Pkt. 3343m. Auf ca. 2800m änderte sich das Landschaftsbild; während zuvor noch die Farben braun und grün dominierten, hatten diese unterdessen den Farben grau und weiss Platz gemacht. Das Gelände wurde karger und felsiger, in schattigen Lagen waren Altschneefelder sichtbar. Bei Pkt. 3178m (Steinmann) konnte ich den spaltenarmen Schölligletscher betreten. Eine vorhandene Spur und bester Trittschnee machten dessen Begehung zum Kinderspiel. Nachdem der Bergschrund passiert war erreichte ich den von weitem sichtbaren, relativ neu erstellten Klettersteig. Über mehrere Leitern und mittels durchgehend fixer Seilinstallationen erreichte ich rasch und problemlos das Schöllijoch Pkt. 3343m. Der Anblick von Weisshorn und Bishorn war atemberaubend.
(Vom Schöllijoch geniesst man einen fantastischen Einblick in die Bishorn N-Wand)
Während ich bis jetzt gerade einmal zwei Wanderern begegnet bin, war hier oben nun deutlich mehr Betrieb. Von der Turtmannhütte 2519m kommend waren die Barrhörner deutlich einfacher zu haben und somit ein beliebtes Ausflugsziel für Genusswanderer. Vom Schöllijoch Pkt. 3343m ging es über einfaches Geröll, zuletzt ziemlich steil, bis auf den Gipfel des Inneren Barrhorns 3583m. In den Aduktoren spürte ich unterdessen ein konstantes Ziehen, dies waren unliebsame Vorboten von schmerzhaften Krampferscheinungen. Ich wollte mich trotzdem noch nicht zur Ruhe setzen und erst noch das Äussere Barrhorn 3610m aufsuchen. Nach einigen Fotos lief ich über den einfachen Grat hinab zur Scharte Pkt. 3488m, bevor ich zum Schlussspurt ansetzte. Der Wanderweg zog steil himmelwärts, doch ein Ende war absehbar, es war nicht mehr weit. Doch auf den letzten Metern hatte es dann voll reingehauen, schmerzhafte Krämpfe stoppten mich abrupt im Unterfangen den Gipfel zu erreichen. Ich dachte schon ich würde es nicht mehr schaffen, so kurz vor dem Ziel. Nach einigen Dehnübungen und einer Salzkapsel hatte es schliesslich doch noch geklappt, mit kleinen Schritten gelangte ich zum höchsten Punkt.
(V.l. Üssers Barrhorn 3610m, Inners Barrhorn 3583m, Schölligletscher)
Das Panorama war immer noch grossartig, der Dom zum greifen nah und die Spur über den Festigrat deutlich zu sehen. Der Himmel war praktisch wolkenlos, und die Temperaturen auf 3600m lagen spürbar im positiven Bereich, so konnte ich den ganzen Tag nur im T-Shirt und hochgekrempelten Laufhosen unterwegs sein. Da ich mir trotz Krämpfen noch das Schöllihorn 3500m reinziehen wollte, machte ich mich schon bald wieder auf die Socken. Im Karacho hatte ich irgendwie den Abzweiger zum Schöllijoch Pkt. 3343m verpasst, und befand mich stattdessen bereits auf dem direkten Weg Richtung Gässi resp. Turtmannhütte, so musste ich in der Folge etwas mühsam die Schuttfelder queren, um ohne Gegenanstieg das Schöllijoch Pkt. 3343m zu erreichen. Vom Joch dann einige Meter steil hinauf zum flachen Gipfelplateau, zuletzt über ein kleines Schneefeld bis zum höchsten Punkt (Steinmann). Auch wenn das Schöllihorn 3500m neben den Barrhörnern etwas weniger attraktiv erscheint, sollte man diesem Gipfel wenn möglich einen Besuch abstatten. Denn was man hier zu sehen bekommt ist ganz grosses Kino, und man sitzt sozusagen in der ersten Reihe! Man blickt direkt auf die Brunegghorn und Bishorn Nordwand, und dahinter thront majestätisch das Weisshorn, welches seinem Namen momentan alle Ehre erwies.
Im Gegensatz zum Äusseren Barrhorn war ich hier wieder alleine am Berg, ein schönes Gefühl. Am Brunegghorn war eine gute Spur sichtbar, zu gerne wäre ich gleich weitergerannt. Doch ich blieb vernünftig, denn ich hatte die Barrhörner eben aus diesem Grund gewählt, um nicht schon wieder risikobehaftet über einen Gletscher zu laufen. Ein Projekt für nächsten Sommer also. Ich war auch bereits gut bedient, und wollte mir die verbleibende Kraft für den Abstieg sparen. Immerhin 2500hm downhill, steil und technisch.
(Auf dem äusseren Barrhorn 3610m)
Da mir der Weg nun bekannt war, brauchte ich mich bloss noch auf die Füsse zu konzentrieren. Schnell gelangte ich zurück zum Schöllijoch Pkt. 3343m und über den Klettersteig hinab zum Schölligletscher. Auf diesem konnte ich knieschonend und mit viel Speed weitere Höhenmeter vernichten. Nachdem auch die folgenden Geröllhänge gequert und abgestiegen waren, erreichte ich nach einem kurzen Gegenanstieg die Topalihütte 2674m. Während ich im Aufstieg nur einen kurzen Halt eingelegt hatte um ein Gel reinzuschieben, konnte ich der Versuchung nun nicht widerstehen, eine etwas ausgedehntere Pause einzulegen, um eine erfrischende Cola zu trinken und ein Stück Zwetschgenwähe zu verdrücken. Dies hatte ich mir verdient.
Als die Lebensgeister zurückgekehrt waren, nahm ich den Rest in Angriff. Die Beine machten immer noch mit, weitere Krämpfe waren zum Glück ausgeblieben. So konnte ich gäbig an Fahrt aufnehmen und die 1500hm zügig ins Tal hinunterlaufen. Auf unterschiedlichstem Untergrund und durchwegs steil, ein Prüfstein für Muskulatur und Gelenke (Video). Mit rauchenden Oberschenkeln aber ohne Schmerzen erreichte ich die Suone, welcher ich nun bis St. Niklaus folgen konnte. Unterdessen war sie mit Wasser gefüllt und plätscherte leise vor sich hin, wahrlich ein stimmiger Ausklang. Die letzten Meter durchs Dorf, aber vor allem der Gegenanstieg zum Bahnhof, waren noch einmal unerwartet hart, nun war ich definitiv bedient. Immerhin brauchte ich anschliessend nichts mehr zu tun als mich für einige Stunden ins Auto zu setzen und die Beine auszuruhen.
//Fazit:
Wer die Barrhörner ab St. Niklaus schafft ohne anschliessend geschafft zu sein, kann sich problemlos an die 3000hm Marke wagen und die Grenzen neu verschieben. Im Vorfeld hatte ich mich gegen die Überschreitung entschieden, da ich die Strecke durch's Turtmanntal bis nach Oberems um einiges weiter eingeschätzt hatte und ein Total von 30k berechnete. Mit 26.5k war meine Variante letztendlich nur unwesentlich kürzer.
Heute war es zur Abwechslung einmal angenehm warm und wolkenlos, ich konnte den ganzen Tag bloss im T-Shirt und hochgekrempelten Laufhosen unterwegs sein. Glücklicherweise hatte ich statt der Steigeisen 1.5l Isogetränk dabei, denn durch die warmen Temperaturen verbrauchte ich deutlich mehr an Flüssigkeit als auch schon. Und obschon ich mehr zu trinken mitführte, konnte ich den Flüssigkeitsverlust nicht ausgleichen, aus diesem Grund hatte ich wohl auch mit Krampferscheinungen zu kämpfen. Glücklicherweise waren diese nur von kurzer Dauer.
(Einsam auf dem Schöllihorn 3500m - vor grandioser Kulisse)
//Facts:
- Route: Bhf. St. Niklaus - Schwiedernen - Unner Bächji - Topalihütte - Schölligletscher - Schöllijoch - Inners Barrhorn - Üssers Barrhorn - Schöllijoch - Schöllihorn - Schöllijoch - Schölligletscher - Topalihütte - Unner Bächji - Schwiedernen - Bhf. St. Niklaus.
- Distanz: 26.5km
- Höhenmeter: 2800m
- Verpflegung: 3 Gels, 2 Salzkapseln, 1.5l Iso, 0.5l Cola, Zwetschgenwähe (Topalihütte).
- Terrain: 80% Trails (Berg- und Wanderwege), 10% Schnee (Gletscher), 10% Asphalt.
//Zwischenzeiten:
Start Bhf. St. Niklaus Pkt. 1127m um 08:31 Uhr
Ankunft Topalihütte 2674m um 10:12 Uhr.
--> 1:41'00 (1500hm, 7.6km)
Start Topalihütte 2674m um 10:16 Uhr.
Ankunft Inners Barrhorn 3583m um 11:32 Uhr.
--> 1:16'00 (950hm, 4.1km)
--> Total Aufstieg ohne Pause: 2:57'00
--> Total Aufstieg mit Pause: 3:01'00
Start Inners Barrhorn 3583m um 11:37 Uhr.
Ankunft Üssers Barrhorn 3610m um 11:52 Uhr.
--> 0:15'00 (150hm, 0.8km)
Start Üssers Barrhorn 3610m um 11:57 Uhr.
Ankunft Schöllihorn 3500m 12:28 Uhr.
--> 0:31'00 (150hm, 2.3km)
Start Schöllihorn 3500m um 12:33 Uhr.
Ankunft Topalihütte 2674m um 13:18 Uhr.
--> 0:45'00 (30hm, 4km)
Start Topalihütte 2674m um 13:35 Uhr.
Ankunft Bhf. St. Niklaus Pkt. 1127m um 14:39 Uhr.
--> 1:04'00 (30hm, 7.6km)
--> Total ohne Pausen: 5:34'00
--> Total mit Pausen: 6:08'00
//Ausrüstung:
- Dynafit Enduro 12 Trailrunning Rucksack
- 1.5l Iso (Source Trinkblase)
- Windstopper Gilet (nicht benutzt)
- Armlinge (nicht benutzt)
- Dynafit Racing Gloves (nicht benutzt)
- Dynafit Stirnband
- Dynafit Windbreaker Fleecemütze (nicht benutzt)
- Kurzarm T-Shirt
- Dynafit 2-Lagen Goretex (nicht benutzt)
- Lange Laufhose
- Sportsocken
- Turnschuhe
- Sonnenbrille
- Sonnencrème
- Voltaren Rapid (Reserve)
- Mobiltelefon, Schutzhülle
- Pulsuhr mit GPS Funktion
- Fotoapparat
- 1:25000 Kartenausdruck
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte des Skyruns können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Falls man die Barrhörner nicht gerade bei winterlichen Verhältnissen besteigen möchte, kann man getrost auf die Mitnahme der Steigeisen verzichten.
Über das Schöllijoch zu den Barrhörnern. Eine schöne Beschreibung aus Die Alpen 08/2010: klick!
Grundsätzlich würde sich eine Überschreitung der Barrhörner geradezu anbieten. Da ich aber in etwas mehr als einer Woche am Jungfrau-Marathon noch einmal gewisses Engagement würde zeigen müssen, hatte ich mich dagegen entschieden, denn die Strecke durch's Turtmanntal bis nach Oberems und zur Seilbahn würde doch noch ein gutes Stück weiter sein. Natürlich könnte man in Gruben 1818m auch den Bus respektive das Ruftaxi (+41 27 932 15 50) bestellen.
Kleines, verwackeltes Video vom Downhill: klick!
Beim Bahnhof St. Niklaus kann für 10h gratis parkiert werden (Parkscheibe vorausgesetzt).
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