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 | Tourendetails Grosse Engelberger Rundtour (inkl. Wissigstock 2887m, Engelberger Rotstock 2818m, Chaiserstuel 2400m) |
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Tourenart | Skyrunning |
Datum | 18.10.2014 |
Region | |
Kartennummer | 1191 Engelberg |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | T4
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Terrain | Bergweg |
Besucherandrang | Mässig frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 38.4km
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Höhenmeter | 2812m 2812m |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Grosse Engelberger Rundtour (inkl. Wissigstock 2887m, Engelberger Rotstock 2818m, Chaiserstuel 2400m), mit Yves
(Beinahe schwerelos auf dem Wissigstock 2887m - Sicht zum Engelberger Rotstock 2818m)
//Motivation
An diesem Wochenende würde sich mit grösster Wahrscheinlichkeit die letzte Gelegenheit bieten, bei kompromisslos schönem Wetter und milden Temperaturen eine Bergfahrt auf schneefreie Gipfel anzugehen. Eigentlich hatte ich die Laufsaison schon lange abgeschlossen, doch es wäre einfach schade gewesen dieses Prachtswetter ungenutzt zu lassen. Und wenn ich die guten Vorsätze schon über den Haufen werfen musste, dann so richtig! Die Engelberger Rundtour würde uns physisch und mental ein weiteres Mal ans Limit bringen, gleichzeitig bot sich auch die Möglichkeit, zwei alpin anmutende und dementsprechend attraktive Gipfel mitzunehmen.
//Trail
Kurz nach 07:00 Uhr sind wir im Morgengrauen beim Parkplatz des roten Bähnlis in Oberrickenbach gestartet. Die Temperaturen waren bereits sehr angenehm, so konnten wir im kurzen Dress loslegen. Auf die Stirnlampe hätten wir dagegen verzichten können, denn nach wenigen Minuten hatten wir bereits genügend Licht, und so wurde diese wieder im Rucksack verstaut. Auf der Strecke des Bannalper Berglaufs erreichten wir scheinbar mühelos die Bergstation Pkt. 1573m. Dies lag auch daran, da wir es heute etwas lockerer angegangen waren als auch schon, denn der Weg würde noch weit sein und wir hatten die Kräfte einzuteilen.
Da wir gerade so im Flow waren, liess sich Yves überreden, nicht direkt auf den Walenpfad zuzuhalten, sondern eine Schleife um den Bannalpsee einzubauen. Der Wegweiser bei Urnerstafel Pkt. 1690m wollte uns weismachen, dass wir mindestens 3.5 Stunden brauchten bis zur Brunnihütte 1860m. Dies sollte hoffentlich auch etwas schneller zu schaffen sein. In Oberfeld Pkt. 1826m musste ich kurz hinter die Büsche (Felsen), da auch das WC-Häusschen einbruchssicher verriegelt war, schade. Anschliessend steil hinauf zum schönen Aussichtspunkt 1890m, und durch die Walengräben hinüber zur Walegg Pkt. 1951m.
(Tiefblick zum Bannalpsee - Walengräben und Walegg 1951m)
Nach einem Carbo-Reload ging es an den ersten Downhill zur Walenalp Pkt. 1675m. In gewohnter Manier riss nun Yves das Zepter an sich und machte gehörig Tempo, für meine kurzen Beine bedeutete dies jeweils eine grosse Herausforderung um mithalten zu können. Als wir den Weg zur Brunnihütte 1860m eingeschlagen hatten, wurden bereits wieder die anderen Muskelpartien kontraktiert. Es folgte der langezogene, aber sehr stimmige Anstieg über den Ober Stoffelberg Richtung Brunni. Da wir den Puls tief hielten blieb genügend Luft für Gespräche über Gott und die Welt, und so erreichten wir im Schongang das nächste Etappenziel.
Eine grössere Pause wollten wir uns allerdings erst später gönnen, ansonsten würden wir nie ans Ziel gelangen. So nahmen wir unvermittelt Fahrt auf Richtung Rugghubelhütte 2290m. Als wir in den Kessel von Rigidal einbogen wurden wir von der strahlenden Sonne empfangen, bis anhin verlief der Anstieg vorwiegend im Schatten der Berge. Unterdessen waren auch einige Wanderer zugange, diese hatten sich die ersten Höhenmeter erspart und waren mit der Bahn zur Brunnihütte 1860m hochgefahren. Unter dem Sättelistock hindurch gelangten wir auf dem wunderschönen Panoramaweg nach Planggenstafel Pkt. 1964m, von wo aus man die Rugghubelhütte 2290m bereits sehen konnte. Die letzten Meter bis zur Hütte waren dann ziemlich zäh, sie wollte und wollte einfach nicht näher kommen. Es machten sich bereits die ersten Ermüdungserscheindungen bemerkbar, eine Pause war bitter nötig. Bei einer erfrischenden Cola und einem Nussgipfel kamen so langsam die Lebensgeister zurück. Beim sitzen taten allerdings die Beine weh, mit Salztabletten und Dehnübungen wollten wir den Krämpfen entgegenwirken. Immerhin, die Hälfte der Strecke war nun bereits geschafft; bis anhin mehr Pflicht, doch jetzt folgte die Kür, mit der Gipfelbesteigung des Wissigstocks und des Engelberger Rotstocks.
Motiviert brachen wir auf zu neuen Ufern. Der Schwung wurde jedoch schon bald wieder gebremst, als mir nach wenigen Minuten die Sauce an Rücken und Beinen hinunterlief; die Trinkblase hatte Leck geschlagen und ich verlor mein wertvolles Iso-Getränk, so ein Mist! Glücklicherweise hatte ich noch zwei kleine Softbottels dabei, mit welchen ich immerhin einen Teil der Flüssigkeit auffangen konnte. Beim Mobiltelefon konnte allerdings nur noch der Tod durch ersaufen konstatiert werden. Jänu, es war sowieso noch ein altes iPhone 4. Früher oder später würde ich eine trockene Kehle in Kauf nehmen müssen, darüber wollte ich mir momentan aber nicht den Kopf zerbrechen. Somit liefen wir weiter, querten die karstigen Griessbänder und setzten an zum Schlussanstieg hinauf zur Engelberger Lücke Pkt. 2686m. Wir wechselten vom Laufschritt zum Speedwandern, das Gelände war unterdessen zu steil oder wir zu schwach um sauber durchzuziehen. Von der Lücke, welche den Übergang ins Urnerland vermittelte, war es nicht mehr weit bis auf den Gipfel des Wissigstocks 2887m. Dieser wurde unschwierig über Schuttfelder erreicht, obschon uns die blau-weissen Markierungen eines Besseren belehren wollten.
(Sicht zum Rot Grätli 2559m und zur Engelberger Lücke 2686m, Engelberger Rotstock 2818m und Wissigstock 2887m - Prächtige Rundsicht vom Wissigstock 2887m)
Nachdem wir bei besten Sichtverhältnissen die Kette vom Schlieren 2830m bis zum Blackenstock 2931m bewundert hatten und das Alpenpanorama aufsaugen konnten, machten wir uns schon bald wieder an den rasanten Abstieg zur Engelberger Lücke Pkt. 2686m und an den Wiederanstieg zum Engelberger Rotstock 2818m. Am SE-Grat befanden sich immer wieder blau-weisse Markierungen, doch liesse es sich auch direkter über die schuttige S-Flanke hochsteigen. Vor allem im Abstieg dürfte diese Variante öfters gewählt werden, es waren deutliche Wegspuren sichtbar. Man sollte allerdings darauf acht geben, dass man sich unterhalb befindende Wanderer nicht mit Steinen bombardiert. Es waren noch keine 18 Minuten vergangen seit wir den Wissigstock 2887m verlassen hatten, und nun standen wir bereits auf dem Engelberger Rotstock 2818m, super! Auch hier genossen wir die tolle Aussicht, bevor wir direkt die S-Flanke hinuntersurften.
Die folgende, direkte Querung der Engelberger Rotstock SW-Flanke zur Lücke Pkt. 2559m war auf einer schmalen, aber durchgehenden Pfadspur gut gangbar. Die ausgesetzte Kletterstelle am Rot Grätli war durch ein Fixseil (neueren Datums?) entschärft. Von den Schwierigkeiten her würde ich diese Variante als oberes T4 einstufen. In den Foren war hier mehrmals von T5 oder sogar T6 die Rede, naja... Beschwingt vom spannenden Kletterintermezzo rauschten wir anschliessend zur Lücke Pkt. 2559m hinab (siehe Foto) - das war Trailrunning vom Allerfeinsten!
(Sicht vom Engelberger Rotstock 2818m zum Wissigstock 2887m - Actionreicher Downhill zum Rot Grätli 2559m)
Vom Rot Grätli Pkt. 2559m liefen wir nordseitig die Schuttfelder hinab, einige Fixseile halfen um grössere Felsstufen zu überwinden. Immer den rot-weissen Markierungen folgend gelangten wir wenig später ins Schöntal, wo wir kurzzeitig pausierten und einen weiteren Gel nachschoben, damit wir den finalen Anstieg auf den Chaiserstuel 2400m überleben würden. Meine Wasserreserven wurden indes immer knapper, zur Not würde ich mich später an irgendeiner fragwürdigen Quelle bedienen müssen. Bis Oberberg hatten wir ca. 300 Höhenmeter vernichtet, nun ging es wieder bergwärts. Die Bannalper Schonegg (Schoneggeli Pkt. 2250m) war schnell erreicht, zum Chaiserstuel war es bloss noch ein Katzensprung. Trotzdem bedurfte es einer grösseren Willensleistung, den Laufschritt beizubehalten und nicht einfach gemütlich hochzuwandern. Mit letztem Einsatz erreichten wir das bevölkerte Gipfelplateau, wo auch wir uns erst einmal ins Gras legten und den Puls zur Ruhe kommen liessen.
Nach einer fünfminütigen Pause sah die Welt bereits wieder anders aus. Hätten wir davor alles gegeben für ein Bier und einen Liegestuhl, liessen wir uns danach nicht lumpen, um die Vollendung dieser grossen Rundtour anzustreben. Und dies wollten wir in Form einer Überschreitung des Chaiserstuels erreichen, mit dem nordseitigen Abstieg über den Schonegggrat ins Sinsgäu. Auch wenn ich unterdessen nichts mehr zu trinken hatte blieb ich zuversichtlich, dass ich es bis zum Schluss würde durchziehen können.
Der Abstieg ins Sinsgäu war einmal mehr wunderschön, und im Gegensatz zur Normalroute waren die Wege hier weit weniger bevölkert. Eine schmale und stellenweise ziemlich rutschige Wegspur führte steil den Schonegggrat hinab, nach kurzem Gegenanstieg erreichten wir schliesslich die verschlammte Sinsgäuer Schonegg Pkt. 1915m. Nun brauchten wir die Sache bloss noch nach Hause bringen. Meine Kehle war unterdessen ausgetrocknet und ich sehnte mich nach einer Quelle. Diese fand ich dann auch kurz vor dem Abzweiger Richtung Haldigrat oder Brisen. Sie schoss unter einer Alpweide hervor. Da die Kühe bereits seit Wochen im Tal unten grasten und das Wasser einer ersten Prüfung standhielt, setzte ich an um in grossen Schlucken den Durst zu löschen. Das hatte gut getan, ob es auch der Verdauung wohl bekäme würde ich noch früh genug erfahren.
Bei der Haghütte Pkt. 1510m (Abzweiger Richtung Bannalper Chrüzhütte Pkt. 1713m) bot sich unerwartet die Möglichkeit den Durst mit einem Bier zu löschen (Besenbeiz), doch wir wollten den zurückerlangten Flow nicht schon wieder unterbrechen. Somit folgten wir weiterhin der vorbildlichen Beschilderung nach Oberrickenbach, liefen im Wechsel auf Alpstrassen oder Wanderwegen, und erreichten schliesslich den Ausgangspunkt beim roten Bähnli. Dort hatte es ein WC und ein Lavabo, welches ich unmittelbar aufsuchte; noch selten hatte mir das frische Wasser so gut geschmeckt wie zu diesem Zeitpunkt! Das einzige Restaurant in Oberrickenbach hatte ebenfalls geöffnet, so konnten wir auf der besonnten Terrasse die Beine ausruhen und den super Tag mit dem ersehnten Bier begiessen.
//Fazit:
Es war eine fantastische Rundreise, welche eine gehörige Portion Ausdauer verlangte. Wir hatten 7h veranschlagt und diese Vorgabe punktgenau erfüllt. Obwohl einige Pausen dabei waren hatten wir nicht rumgeplämpert. Ich war froh bei der Rugghubelhütte eine Cola getrunken zu haben, andernfalls hätte ich die Tour wohl vorzeitig abbrechen müssen, d.h. ich hätte dann die Gipfelbesteigung ausgelassen, und wäre von der Bannalper Schonegg Pkt. 2250m direkt nach Urnerstafel Pkt. 1690m abgestiegen, um dort meine Speicher wieder aufzufüllen. Trotzdem musste ich mich einer leicht fragwürdigen Quelle bedienen, normalerweise versuche ich dies jeweils zu vermeiden. Heute ging es leider nicht anders, doch ich hatte Glück bei der Wahl und keine Magenbeschwerden zu verzeichnen.
(Sicht zur Bannalper Schonegg und Chaiserstuel 2400m - Sicht zum Engelberger Rotstock 2818m)
//Facts:
- Route: Oberrickenbach Fellboden (PP rotes Bähnli) - Eggeligrat Pkt. 1209m - Firnhüt Pkt. 1406m - Stn. Bannalpsee Pkt. 1573m - Urnerstafel Pkt. 1690m - Oberfeld Pkt. 1826m - Walegg Pkt. 1951m - Walenalp - Ober Stoffelberg - Brunnihütte Pkt. 1860m - Rigidal - Planggstafel Pkt. 1964m - Rugghubelhütte Pkt. 2290m - Engelberger Lücke Pkt. 2686m - Wissigstock 2287m - Engelberger Lücke Pkt. 2686m - Engelberger Rotstock 2818m - Rot Grätli - Rot Grätli Pkt. 2559m - Schoneggeli Pkt. 2250m - Chaiserstuel 2400m - Oberalper Grat - Schonegggrat - Sinsgäuer Schonegg Pkt. 1951m - Sinsgäu - Haghütte Pkt. 1510m - Ober Spis Pkt. 1198m - Fell Pkt. 903m - Oberrickenbach Fellboden (PP rotes Bähnli).
- Distanz: 38.4km
- Höhenmeter: 2812m
- Maxpuls: 158bpm
- Schnittpuls: 138bpm
- Verpflegung: 2 Gels, 1 Nussgipfel, 1 Balisto, 0.5l Cola, 1.5l Iso.
- Terrain: 98% Trails (Berg- und Wanderwege), 2% Forststrassen oder Asphalt.
//Zwischenzeiten:
- Start Oberrickenbach Fellboden Pkt. 903m um 07:06 Uhr.
- Pause Oberfeld Pkt. 1826m um 08:30 Uhr.
- Start Oberfeld Pkt. 1826m um 08:33 Uhr.
- Ankunft Walegg Pkt. 1951m um 08:44 Uhr.
- Start Walegg Pkt. 1951m um 08:46 Uhr.
- Ankunft Brunnihütte Pkt. 1860m um 09:27 Uhr.
- Start Brunnihütte Pkt. 1860m um 09:28 Uhr.
- Ankunft Rugghubelhütte Pkt. 2290m um 10:17 Uhr.
- Start Rugghubelhütte Pkt. 2290m um 10:29 Uhr.
- Pause bim Wasser ca. 2360m um 10:43 Uhr.
- Start bim Wasser ca. 2360m um 10:47 Uhr.
- Ankunft Wissigstock 2887m um 11:29 Uhr.
- Start Wissigstock 2887m um 11:33 Uhr.
- Ankunft Engelberger Rotstock 2818m um 11:51 Uhr.
- Start Engelberger Rotstock 2818m um 11:54 Uhr.
- Ankunft Schöntal ca. 2240m um 12:27 Uhr.
- Start Schöntal ca. 2240m um 12:29 Uhr.
- Ankunft Chaiserstuel 2400m um 12:50 Uhr.
- Start Chaiserstuel 2400m um 12:59 Uhr.
- Ankunft Oberrickenbach Fellboden Pkt. 903m um 14:05 Uhr.
- Total ohne Pausen: 6:17'00
- Total mit Pausen: 6:59'00
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte des Berglaufs können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Retrospektiv gesehen könnte man die Tour noch etwas ausbauen (+/- 1000hm). Von der Sinsgäuer Schonegg Pkt. 1951m könnte man über das Sinsgäuerjöchli Pkt. 2095m nach Gitschenen gelangen, und von hinten rum auf den Brisen 2404m steigen. Abstieg vom Haldigrat Pkt. 2184m via Windegg ins Sinsgäu und zurück nach Oberrickenbach.
Die Tour könnte natürlich auch abgekürzt werden, wenn man beispielsweise die Brunnihütte 1860m als Ausgangspunkt wählte. So müsste man trotzdem nicht auf die Gipfelbesteigung des Engelberger Rotstocks oder Wissigstocks verzichten.
Geld und Halbtax mitnehmen; unterwegs bieten sich einige Möglichkeiten um Getränke zu kaufen. Und falls man die Tour vorzeitig abbrechen muss, gelangt man mit dem ÖV bequem zurück zum Ausgangspunkt.
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