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 | Tourendetails Pizzo del Sole Rundtour (Pécian 2662m, Pécianett 2764m, Pizzo del Sole 2773m, Le Pipe 2667m, Pizzo Predèlp 2586m) |
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Tourenart | Skyrunning |
Datum | 31.10.2014 |
Region | |
Kartennummer | 1252 Ambri-Piotta |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | T5, II |
Terrain | Weglos |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 25km
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Höhenmeter | 2560m 2560m |
Exposition | S |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Pizzo del Sole Rundtour (Pécian 2662m, Pécianett 2764m, Pizzo del Sole 2773m, Le Pipe 2667m, Pizzo Predèlp 2586m)
(Sicht von der Alpe Chièra auf den Pécian 2662m Südgrat - Pécian mit Sendestation und Lawinenverbauungen)
//Motivation
Das Tessin hatte es mir offensichtlich angetan! Vor einer Woche waren wir bereits joggend am Pizzo di Claro 2727m unterwegs, und heute wollte ich noch einmal nachdoppeln. Bei der Ideensuche im Internet stach mir dieser Bericht ins Auge, und ich war sofort Feuer und Flamme, diese Tour sollte es sein! Eine tolle Gratüberschreitung mit anregenden Kraxeleinlagen, fern ab der Zivilisation, dies alles tönte super.
Da es auf der Alpensüdseite die ganze Woche schön war und die Nullgradgrenze bei 3000m lag, war ich mir ziemlich sicher, dass es unterdessen auch dem Schnee in der nördlichen Leventina an den Kragen gegangen sein musste. Obwohl man mit dem Auto bis Predèlp 1700m hochfahren könnte, wollte ich vom Bahnhof Faido Pkt. 755m aus starten, und die Tour noch mit dem Pizzo Predèlp 2589m erweitern. So würden eine schöne Runde und genügend Höhenmeter zusammenkommen.
//Trail
Start beim Bahnhof Faido Pkt. 755m bei bereits angenehmen 7 Grad. Die warmen Kleider blieben somit erneut im Rucksack, denn der südseitige Anstieg wurde bereits stark von der Sonne bestrahlt. Die Wanderwege waren perfekt ausgeschildert, sich verlaufen war beinahe unmöglich. Bis Predèlp könnte man auch mit dem Postauto hochfahren, doch lohnt es sich vom Tal aus hochzusteigen, oder umgekehrt ins Tal abzusteigen. Die Wege sind aussichtsreich und führen durch eine malerische Landschaft.
In Predèlp Pkt. 1700m galt es nun dem sanft ansteigenden Strässchen Richtung Sompréi Pkt. 1848m zu folgen, gehfaule Zeitgenossen oder Genusswanderer, um es positiver auszudrücken, können mit dem Auto bis hier hochfahren! Und nun begann der wirklich schöne Teil. Ein aussichtsreicher Weg führte hinauf zur einsamen und abgeschiedenen Alpe di Chièra Pkt. 2038m, dabei mussten erstmals einzelne Schneefelder passiert werden. Wenige Meter nach der Alphütte auf ca. 2100m musste man aufpassen den Abzweiger Richtung Pécian 2662m nicht zu verpassen, denn der markierte und ausgetretene Pfad führte hinauf zu den Laghi Chièra. Mein Weg wurde inzwischen undeutlich und führte mich weiter nach Westen, durch eine sanfte Graslandschaft, bis ich zuletzt den Pécian Südgrat passierte und zum von weitem sichtbaren Sendeturm Pkt. 2263m gelangte. Hier traf ich wieder auf einen ausgetretenen Wanderweg, der durch die Südflanke und zwischen den alten Lawinenverbauungen hindurch auf den Gipfel führte. Oben angekommen war ich ziemlich groggy und brauchte erst einmal eine kleine Verschnaufpause, bevor ich den wunderbaren Tiefblick zu den Laghi Chièra geniessen konnte. Ebenfalls schön einzusehen war der Gratverlauf vom Pécianett 2764m zum Pizzo del Sole 2773m, die Südflanke war komplett schneefrei, wie ich es mir vorgestellt hatte!
(Tiefblick zu den Laghi Chièra)
Nun war ich gespannt was mich im Übergang vom Pécian 2662m zum Pécianett 2764m erwarten würde. Ich wusste, dass der nordseitige Abstieg in die Scharte mit Drahtseilen versichert war. Nachdem ich einige Meter dem Gratverlauf folgte und gegen die Scharte abstieg, gelangte ich ohne Probleme zu den Fixseilen. Es lag noch viel Schnee auf der Nordseite, immerhin lagen die Seile frei, und so gelangte ich problemlos, wenn auch mit klammen Fingern und nassen Füssen, hinab in die Scharte. In der Folge wurde mir aber schnell wieder warm, als ich in wenigen Minuten über den steilen Südgrat auf den Gipfel des Pécianett 2764m hochkraxelte.
Ich gönnte mir eine kurze Fotopause, bevor ich den Weiterweg zum Pizzo del Sole 2773m in Angriff nahm. Wie im Rausch lief ich direkt über den Ostgrat hinab, erst als dieser zusehends schmaler und felsiger wurde, bin ich schliesslich nach rechts in die Südflanke ausgewichen. Wahrscheinlich etwas zu spät, denn nun musste ich mühsam das steile Schrofengelände absteigen/abklettern, bevor ich einfach zur Bassa di Pos Lèi Pkt. 2592m queren konnte. Nachdem einige Türmchen überklettert oder südseitig umgangen waren, gelangte ich schliesslich über den schönen Grasgrat auf das geräumige Gipfelplateau und zum Gipfelsteinmann. Wie schon zuvor genoss ich ein weiteres Mal die geniale Aussicht und das warme Herbstwetter. Immerhin befand ich mich hier auf beinahe 2800m, und ich war bloss im T-Shirt unterwegs!
(Pécianett 2764m, links der steile Südgrat, rechts der Ostgrat - der Pizzo del Sole 2773m SW-Grat bei der Licht-Schatten Grenze)
Nach einem Carbo-Reload wurde schon bald das nächste Ziel ins Visier gefasst: Le Pipe 2667m. Die ersten Meter im Abstieg waren ziemlich steil aber gut gestuft und somit einfach zu begehen, einige Schneefelder konnten in der Südflanke umgangen werden. Schon bald wurde das Gelände flacher, und nach kurzem Gegenanstieg war der Gipfelsteinmann erreicht. Auch hier wollte ich nicht lange verweilen, sondern den Schwung mitnehmen und mit dem Pizzo Predèlp 2586m noch den letzten Gipfel einsammeln. Der Abstieg zur Bassa di Söu 2443m gestaltete sich wider Erwarten ziemlich mühsam: einerseits versperrten Schneefelder den Weg, und andererseits vereitelten Geröllfelder ein schnelles Vorankommen. Von der Lücke folgte ein weiterer, endlos erscheinender Anstieg über Gneissplatten, Geröll- und Schneefelder hinauf zu Pkt. 2585m. Mit dem Ziel vor Augen waren die zwischenzeitlichen Zweifel verflogen, ob ich mir da nicht zuviel vorgenommen hätte.
Bis zum Passo Predèlp Pkt. 2450m konnte ich es nun wieder ruhiger angehen, der Flow kam sofort zurück und ich war einmal mehr in Trance versetzt. Einzig das stetige, aber noch weit entfernte Bellen eines Hundes hatte mich etwas irritiert - offenbar musste ich in sein Revier eingedrungen sein. Später würde ich sicher mehr erfahren... Im Schlussanstieg zum Pizzo Predèlp 2586m war ich wieder eins mit mir und dem Gelände, und so erreichte ich wenig später den immensen Gipfelsteinmann. Nun genoss ich eine etwas ausgiebigere Pause, dazu hatte ich mich erstmals hingesetzt um etwas zu essen und die Beine zu strecken.
Ausgeruht war ich schnell wieder unten beim Passo Predèlp Pkt. 2450m, um anschliessend südseitig dem Wanderweg nach Predèlp zu folgen. Unterdessen hatte der Hund wieder angefangen zu bellen, und ich wusste nun auch, dass es sich um einen Herdenschutzhund handelte - ein Hinweisschild hatte mich freundlichst darauf hingewiesen. Es dauerte nicht lange bis ich den grossen Maremmen-Abruzzen Schäferhund zu Gesicht bekam, wie er im Begriff war auf mich zuzulaufen. Ich tat das gleiche, aber nicht ohne mich mit zwei grossen Steinen zu bewaffnen. Unterdessen war ich nicht mehr am laufen sondern am gehen, denn ich wollte ihn nicht noch zusätzlich reizen. Zehn Meter vor mir hatte er schliesslich gestoppt und mir den Weg versperrt. Er wollte offenbar dass ich kehrtmache, ich dagegen wollte/musste ihn passieren. Also versuchte ich ihn zu beruhigen, als dies nicht half ging ich schliesslich in die Offensive. Immerhin liess er sich zurückdrängen, aber selbstverständlich wich er nicht von meiner Seite, bis er seine Herde in Sicherheit wähnte. Er hatte mich sicher 300hm Richtung Tal begleitet. Dabei musste ich stets darauf bedacht sein, dass er sich nicht von hinten näherte um nach mir zu schnappen. Hunde waren noch nie meine Freunde aber ich akzeptierte sie stets, doch so etwas machte mich richtig wütend! War es sinnvoll, dass man um sein Leben fürchten musste, wenn man sich auf einem offiziellen Wanderweg bewegte?!
Nachdem ich den Schock verdaut hatte setzte ich mich wieder in Bewegung, und glücklicherweise kam die Freude am Laufen schnell wieder zurück. Über sanfte Grashänge gelangte ich rasch nach Predèlp, wo ich als erstes den zuvor ausgemachten Brunnen mit frischem Quellwasser aufsuchte um den grossen Durst zu löschen. Der Kreis hatte sich wieder geschlossen, nun brauchte ich bloss noch 1000hm ins Tal zu laufen. Zu meinem Erstaunen lag Faido bereits im Schatten, und es war noch nicht einmal 15:00 Uhr! Dies war bedauerlich, denn ich hätte gerne die erstbeste Gartenwirtschaft aufgesucht und ein frisches Panaché gestürzt...
(Rückblick zum Pécian 2662m, Pécianett 2764m und Laghi Chièra - Gneisslandschaft vor Le Pipe 2667m und Pizzo del Sole 2773m)
//Fazit:
Im Gegensatz zum Anstieg Richtung Pizzo di Claro, bei welchem man die ersten Höhenmeter mühsam auf einem dick mit Laub und Kastanien bepackten Wanderweg läuft, wächst die Kastanie im höher gelegenen Faido nur noch spärlich und der Boden liegt vorwiegend frei, so kann man von Beginn an mächtig auf die Tube drücken und verliert nicht unnötig an Kraft. Und diese braucht man, denn der Anstieg bis Predèlp Pkt. 1700m ist kompromisslos steil.
Während ich auf der ganzen Gratüberschreitung nie in Bedrängnis kam, hatte ich im Abstieg vom Passo Predèlp 2450m einen veritablen Adrenalinschub. Ich hörte ihn schon vom Gipfel, den Herdenschutzhund, denn er hatte mich schon lange ausgemacht und als Bedrohung eingestuft. Das Hinweisschild Vorsicht Hund hatte wie ein schlechter Witz angemutet. Das negative Erlebnis von Denise im Hinterkopf und mit zwei Steinen bewaffnet bin ich dem Vierbeiner schliesslich tapfer entgegengetreten, es blieb mir auch gar nichts anderes übrig.
Alles in allem war es aber ein toller Lauf mit grösstem Wiederholungspotential. Der Mix aus flowigen Trails und technischen Kraxeleinlagen machten die Geschichte überaus spannend und kurzweilig. Die sonnigen Gipfel genoss ich heute bei totaler Einsamkeit, der Abschnitt vom Pécian zum Pizzo del Sole schien verweist und nur selten begangen.
Ein cooles Projekt wäre die gesamte Strada Altissima Leventina abzulaufen, mit Startpunkt in Piotta und Endpunkt in Biasca. Hilfreiche Tourenberichte findet man hier und da. Falls überhaupt möglich, dann würde es definitiv ein sehr langer Tag werden...
(Passo Predèlp 2450m und Pizzo Predèlp 2585m - verkehrte Welt auf dem Pizzo Predèlp 2585m)
//Facts:
- Route: Faido Bhf. - Mairengo - Pinezz - Calgnasco - Tarnolgio - Predèlp - Sompréi - Chièra - Pian Pécian - Pécian - Pécianett - Bassa di Pos Lèi - Pizzo del Sole - Le Pipe - Bassa di Söu - Passo Predèlp - Pizzo Predèlp - Passo Predèlp - Predèlp - Tarnolgio - Mairengo - Faido Bhf.
- Distanz: 25km
- Höhenmeter: 2560m
- Maxpuls: 160bpm
- Schnittpuls: 137bpm
- Verpflegung: 2 Gels, 1 Snickers, 1 Balisto, 2l Iso, 0.5l Wasser.
- Terrain: 60% Trails (Wander- und Bergwege), 35% weglos (oder Wegspuren), 5% Asphalt.
//Zwischenzeiten:
- Start Bhf. Faido Pkt. 755m um 09:10 Uhr.
- Zwischenzeit Tarnologio Pkt. 1607m um 09:58 Uhr.
- Zwischenzeit Predèlp Pkt. 1700m um 10:08 Uhr.
- Ankunft Pécian 2662m um 11:17 Uhr.
- Aufstieg Pécian ohne Pausen: 2:06'00
- Aufstieg Pécian mit Pausen: 2:07'29
- Start Pécian 2662m um 11:23 Uhr.
- Ankunft Pécianett 2764m um 11:35 Uhr.
- Start Pécianett 2764m um 11:38 Uhr.
- Ankunft Pizzo del Sole 2773m um 12:05 Uhr.
- Start Pizzo del Sole 2773m um 12:10 Uhr.
- Ankunft Le Pipe 2667m um 12:18 Uhr.
- Start Le Pipe 2667m um 12:22 Uhr.
- Ankunft Pkt. 2585m um 12:56 Uhr.
- Start Pkt. 2585m um 12:58 Uhr.
- Ankunft Pizzo Predèlp 2585m um 13:19 Uhr.
- Start Pizzo Predèlp 2585m um 13:32 Uhr.
- Ankunft Bhf. Faido Pkt. 755m um 14:43 Uhr.
- Total ohne Pausen: 4:59
- Total mit Pausen: 5:34
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte des Skyruns können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Im Aufstieg von Faido Pkt. 755m nach Predèlp Pkt. 1700m findet man diverse Brunnen auf der Strecke, und auch bei der Alp Chièra Pkt. 2038m kann die Trinkflasche nochmals aufgefüllt werden.
Bis nach Chièra Pkt. 2038m waren die Wanderwege vorbildlich beschildert und markiert. Anschliessend musste man aufpassen den Abzweiger zum Pécian 2662m nicht zu verpassen, der markierte Weg führte weiter zum Laghi Chièra. Der markante Pécian S-Grat ist allerdings von weitem sichtbar, dementsprechend sollte es auch mit der Routenfindung klappen.
Falls man Angst vor freilaufenden Hunden hat, dann kann man sich entweder rehabilitieren (mittels Konfrontationstherapie), oder man tut gut daran den Auf- oder Abstieg zum/vom Passo Predèlp Pkt. 2450m zu meiden...
(Die Alp Predelp gehört zum Wolfs-Präventionsperimeter)
Über weitere Präventionsperimeter (Wolf, Bär) und Alpen mit Herdenschutzhunden kann man sich im Vorfeld (oder in meinem Fall im Nachhinein...) auf der Seite der Agridea informieren: klick!
Den Artikel in Die Alpen 05/2015 betreffend dem Verhalten gegenüber Herdenschutzhunden finde ich dabei fast schon zynisch: Wer sich an die elementaren Verhaltensregeln hält und Hinweistafeln beachtet, für den stellen die Hunde keine Gefährdung dar. Es gilt insbesondere, Hunde und Herde möglichst wenig zu stören. Wer sich unsicher fühle oder Angst habe, umgehe die betroffenen Gebiete am besten. Im Zweifelsfall sollte man besser umkehren.
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