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Beautiful Mountains


Piz Bernina - Biancograt

Sehr schöne, neue Tschiervahütte. Gute Wegmarkierungen bis zum Gletscher, die dank den angebrachten "Katzenaugen" im Scheine des Lichtes erkennbar sind, wodurch sich ein vorabendliches Rekognoszieren erübrigt. Auch die Benutzung des Klettersteiges zur Fuorcla Prievlusa bietet sich an.

Datum: 01.08.2003 eingetragen am: 02.08.2003
Start in der Tschiervahütte. Aufstieg zur Furcla Prevlius gut gesichert durch einen Klettersteig. Dann auf den Bianco Grat. Super verhältnisse, praktisch kein Blankeis, durch schneefall am Donnerstag leichte Firnauflage. Dann Abstieg zu marco e Rosa Hütte kurze Pause und dann über Bellavistaterasse zu Westgrat am Palü. Palü Überschreitung in superzustand. Einzig vom Ostgipfel abstieg bis auf Gletscherplateu ein wenig blank jedoch mit guten Stufen. Dann abstieg über Normalroute.
Zum schluss noch ein kleiner sprint zur Diavolezza und mit der letzten bahn (17.30) hinuter und zurück nach Basel.

Datum: 18.-20.07.2003
Am ersten Tag zur Tschierva Hütte Aufgestiegen.
Am zweiten Tag Biancograt gemacht und in der Marco e Rosa Hütte übernachtet und am dritten Tag den Piz Palü überschritten.
Am Biancograt sind einige längere Stellen blank in denen teilweise mit Eisschrauben gesichtert wurde. Der Felsturm am Anfang des Biancograts wird derzeit besser überschritten, da die Umgehung auf der linken seite blank ist und auch keine gute Spur aufweist. Ansässiger Bergführer meinte zudem, dass er den Grat noch nie so lange und durchgehend auf der Gratschneide gemacht hat wie dieses Jahr.
Piz Palü Überschreitung weißt gute Verhältnisse auf. Abstieg vom Ostgipfel kurz Stelle heikel (hart). Einige Seilschaften haten hier größere Probleme und stiegen Rückwärts mit teilweiser Eisschraubensicherung ab.

Datum: 09.-11.07.2003
Sehr gute Verhaeltnisse auf den Biancograt. Um 3 Uhr 30 schon unterwegs. Der Weg nach Fuorcla Prievlusa markiert fur Nachtmarsch aber ein bisschen zu suchen.Die Kletterei auf die ersten Felsen nach die Fuorcla Prevlusa ist mit Bohrhaken gesichert.Auch auf den Grat zwischen Piz Bianco und Bernina fantasticher Fels mit Bohrhaken und Normalhaken gesichert.Insgesamt 12 Stunden fur die ganze Tour bis Marco e Rosa Huette.Heute 11/07 von Marco e Rosa durch den Fortezzagrat nach Morteratsch in 7 Stunden.Eine wunderbare Tour in grossartigem Landschaft

Einsam auf dem Biancograt (19.-21.06.2003)
Die beste Zeit für den Biancograt ist ja angeblich ab Juli. Ob wir auch schon im Juni eine Chance für dieses große großartige Projekt haben? War schon jemand oben? Gibt es eine Spur? Ob der Winterraum der Marco e Rosa Hütte offen ist? Gibt es eine Kochmöglichkeit? Gibt es genug Decken? Recherche im Internet ergebnislos.
All das beschäftigt uns bevor der gute Wetterbericht für das lange Wochenende über Fronleichnam hellgrünes Licht für die Herausforderung Biancograt gibt.
Mittwoch, 18.6.03, 16 Uhr, wir falten uns in höchster Kunst des Origamie zu viert mit voller Ausrüstung in Woife's guten alten Astra. Vier Stunden lang heisst es dann "a bissl sitzn, a bissl zum Fenster raus schaun", bis wir endlichen den Campingplatz Plauns bei Morteratsch erreichen. Insgeheim erhofft sich jeder von uns, dass die Nacht auf immerhin 1870m Höhe wenigstens ein bißchen zur Akklimatisierung beiträgt. Der Gedanke an eine "Von 0 auf 4000m"-Aktion in 2 Tagen mit anschließender Nacht auf 3600m gibt mir als erster Kandidat für Höhenprobleme einiges zum Schaudern.

Donnerstag, 19.6.03. Um 7 Uhr stehen wir auf und als erstes fällt uns die gigantische Aussicht vom Campingplatz auf Piz Palü, Bellavista und den kompletten Biancograt des Piz Bernina auf. Höchst motiviert packen wir unsere Sachen und fahren nach Pontresina. Für sportliche 18 Franken Parkgebühr stellen wir das Auto ab und spazieren in Richtung Tschiervahütte (2581m). "Langsam reiten" ist unser Motto für heute und so genießen wir das Panorama und die Blumenvielfalt, die sich uns darbietet. Nach 3,5 Stunden erreichen wir ohne viel Schweiß vergossen zu haben die Hütte und beziehen unser Lager. Die erste gute Nachricht kommt vom sehr netten Hüttenwirt: Heute sind schon Leute zum Biancograt aufgebrochen. Die Verhältnisse sollen ganz gut sein, der Schnee aber noch ein bisschen tief. Gegen späten Nachmittag lockern langsam die Wolken auf, die bis dahin die Gipfel vor unseren Augen verborgen haben und so entschleißen wir uns für eine kleine Erkundungstour. Wir steigen bis knapp auf 2900m auf und prägen uns den Weg für die Nacht gut ein. Schließlich ist es 18.30h und es gibt Abendessen. Unter den wenigen Gästen der Hütte spricht sich schnell herum, wer welche Tour für den nächsten Tag plant. 10 Leute werden es wohl auf dem Biancograt sein. Ebenso viele ungefähr zum Piz Morteratsch und Piz Roseg. Wir konnten es kaum glauben. Nur 5 Seilschaften auf dem Biancograt, wo man sonst Horrorgeschichten von Duzenden sich stauernder Seilschaften hört. Höchst motiviert legen wir uns um 20.30h zum Schlafen. Ach ja, wo ist eigenllich meine Stirnlampe. Mist, im Auto. Schwerer Fehler, aber irgendwie wirds schon gehen..
Freitag, 20.6.03. Zugriff - Wir gehen auf den Biancograt ! 2:42 Uhr weckt uns der Hüttenwirt. Routiniert frühstücken wir und packen die sieben Sachen, so dass dem Aufbruch zur großen Tat um 3.35 Uhr nichts mehr im Wege steht. Zügig bringen wir die ersten Höhenmeter zum Gletscher hinter uns. Der Firn ist hier fest gefroren und so bahnen wir unseren Weg mir Steigeisen nach oben. Im Sonnenaufgang bietet sich uns ein atemberaubendes Spektakel. Langsam färbt sich der Biancograt vor unseren Augen rot, während der Mond über ihm thront. Ein einmalig beeindruckender Anblick und Anlass für einen nervösen Zeigefinger am Auslöser der Kamera.
Auf der Hütte hatten wir gelesen, wie das steinschlaggefährdete Steileisfeld zur Fuorcla Prievlusa auf einem Klettersteig umgangen werden kann. Dennoch finden wir dessen Einstieg nicht auf Anhieb und folgen deshalb einem Bergführer mit Klientin am linken Rand des Steilfeldes hinauf. Am Einstieg werden wir gleich von einer Salve abartig schneller Steingeschosse begrüßt, die haarscharf an uns vorbei fliegen, während wir Schutz im Bergschrund suchen. In einer eiskanalähnlichen Rinne steigen wir schnell empor und sind bald aus der Schußlinie des Steinschlags. Das leicht firnbedeckte Eis steilt bis etwa 55 Grad auf und ist gut zur begehen. So erreichen wir gegen 7 Uhr die Scharte. Die Blicke auf die Ostseite hauen uns den Schalter raus. Ein Panorama das seines gleichen sucht. Eine Arena von Gletscherbergen wie sie beeindruckender fast nicht sein kann. Für den folgenden Felsteil mit Schwierigkeiten bis in den 3. Grad benötigen wir gute zwei Stunden. Die Kletterei ist purer Genuss und bestens abzusichern. Unsere Taktik mit einem Halbseil doppel genommen, bewährt sich gut. Den letzten Turm könnte man auf der Bovalseite, sprich links, im Firn umgehen. Aber wegen der unberechenbaren Spaltengefahr bleiben wir bis zum Schluss im Fels. Fest vorgenommen hatte ich mir, viele Fotos vom Grat zu machen, um das Erlebnis später nachvollziehen zu können. So hatte ich einen frischen Film (den letzten) eingelegt und die Kamera griffbereit in einer Umhängetasche. Dummerweise habe ich vergessen den Riemen der Kamera umzuhängen und so fällt das gute Stück beim Kletternheraus und purzelt ein paar Meter über den Fels. Die gute Nachricht: Die Kamera nahm keinen Schaden. Die schlechte: Das Filmfach hat sich geöffnet und der Film ist herausgefallen. Jetzt stehe ich da mit Kamera ohne Film auf diesem einmaligen Grat. Ich hätte mich in den A... beissen können... Gegen 9.15 Uhr erreichen wir den Firngrat. Der Schnee ist hart gefroren und wir fühlen uns sicher genug, um seilfrei zu gehen. Schnell lernen wir eine neue Eigenheit des Grates kennen. Den Wind. Obwohl für St. Moritz nur 8 km/h Wind angesagt sind, peitscht uns hier ein böiger orkanartiker Wind um die Ohren. Verständigung ist nur noch durch Schreien aus nähester Distanz möglich und teilweise ist es kaum möglich, aufrecht zu gehen. Doch das Schlimmste ist die psychische Belastung dieses Sturms. Er raubt einem schnell jeden Spaß am Gehen. In jede Ritze des Kleidung treibt er die Eiseskälte und mir persönlich wird schnell klar, dass das ganze jetzt keine Spaßveranstaltung mehr ist, sondern ein Kampf mit den Gewalten der Natur. Die folgenden 7 Stunden soll der Wind immer unser Begleiter sein und nur wenige Nieschen des Grates boten einen Schutz. Nach einer guten halben Stunde im Firn wird der Grat ein Stück breiter und wir stehen plötzlich im Blankeis. Wir beschließen einstimmig mit Eisschraubenständen zu sichern, bis wir wieder Trittfirn erreichen. Doch wegen des steilen, extrem ausgesetzten Geländes und der gewaltigen Kraft des Windes sichern wir auch im folgenden noch mit Steckpickeln bis wir wieder im flacheren Gelände sind. Auch hier bedeutet jetzt noch jeder Fehler einen Abgang in die Tiefe, aber man kann diesen Grat nicht komplett sicher, sonst braucht man viel zu lange. Um 11.10h erreichen wir das Ende der Firnschneide und somit den Piz Bianco. Eine kleine Niesche bietet dort Windschatten und total entnervt kauere ich mich in die Mulde und esse und trinke. Der Blick nach vorne zeigt das Ziel Piz Bernina in greifbarer Nähe. Nur noch dieses kleine Felsstück. Ich erinnere mich an den Ausdruck "Gruselstück" für diesen Teil der Tour und nenne den Grat deshalb gleich Gruselgrat, obwohl ich so endlos froh bin, dem ausgesetzten Firn entkommen zu sein und wieder festen Fels unter den Füßen zu haben. Zunächst geht es durch bröseliges Gehgelände zu einer Abseilstelle, dann in leichter Kletterei auf den Turm, dann aber wieder schwerer abzuklettern auf der anderen Seite. Gute 2 Stunden zieht sich das Ganze nochmal hin, wobei wir mittlerweile körperlich komplett am Ende sind und teilweise nur noch letargisch vor uns hin stolpern uns klettern. Wann wir genau auf dem Gipfel sind, weiss ich nicht mehr. Ich kauere mich in eine windgeschützte Ecke und bettel den Woife an, möglichst schnell abzusteigen. Längst martert mich Höhenkopfschmerz und der Energielevel ist auf Reserve. So geht es hinab über den Spallagrat. Zunächst durch Geröll und dann auf einem Firngrat, der den Biancograt an Ausgesetztheit noch übertrifft. In extrem weichen Sulz auf einer messerscharfen Schneide, mit steilen Abbrüchen zu beiden Seiten, balancieren wir Schritt für Schritt vorwärts. Eine ander Wahl haben wir ja eh nicht. Die folgenden Felsteile des Grates seilen wir ab und erreichen geben 17 Uhr die Marco e Rosa Hütte (3597m). Wir beziehen den Winterraum, weil die Hütte noch geschlossen ist. Hier finden wir Platz für 30 Personen. Wasser gibt es allerdings nicht und eine Kochmöglichkeit auch nicht. Zum Glück haben wir einen Gaskocher dabei zum Schnee schmelzen. Nach einer kurzen Mahlzeit lege ich mich hin und schlafe bis zum nächsten Morgen.
Samstag, 21.6.03. 5.30 Uhr wache ich auf und wir schmelzen wieder Schnee für einen Frühstücks- und Marschtee. Dann geht es hinaus. Auch um die Hütte pfeift ein orkanartiger Wind und nur mühevoll kommen wir vorwärts. Wir steigen hinauf auf die Bellavistaterasse. Wir haben uns die Option offen gehalten, noch die 200 Hm auf die Bellavista aufzusteigen. Aber die Verhältnisse sind sehr schlecht. Tiefer, weicher, sulziger Schnee und keine Spur nehmen uns jede Motivation und so steigen wir direkt über den Fortezzagrat ab. Die Abseilstellen sind bestens markiert und unterhalb des Grates kann man im Firn fast bis hinunter auf den Morteratschgletscher abfahren. Wir lassen es heute gaaaaaanz gemütlich angehen und geniessen es, in dieser gigantischen Arena zu stehen. Vor allem sind wir unheimlich stolz auf das Geleistete.
Am Bahnhof Morteratsch angekommen nehmen wir den Zug nach Pontresina und beziehen nochmal Quartier auf den Campingplatz Plauns. Als Abendessen gab es Pizzochheri, ein typisches graubündener Gericht, im Restaurant des Hotel Müller in Pontresina. Wirklich zu empfehlen.
Sonntag, 22.6.03. Heimreise. Matthias Marke - 2003

Letztes Update: 01.01.1970
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