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 | Tourendetails Mythen Trilogie |
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Tourenart | Skyrunning |
Datum | 25.06.2015 |
Region | |
Kartennummer | 1152 Ibergeregg |
Link zum Kartendienst |  |
Gestein | Kalk |
Anforderung | T6, III |
Terrain | Bergweg |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 12.5km
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Höhenmeter | 1500m 1500m |
Exposition | Alle Exp. |
Ideale Zeit | Frühsommer, Herbst |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Mythen Trilogie (Haggenspitz 1761m, Kleiner Mythen 1811m, Grosser Mythen 1898m), mit Timon
//Motivation
Es waren bereits wieder zwei Jahre ins Land gezogen seit ich mit Dani erstmals die Mythen Trilogie unter die Sohlen nahm. Damals noch mit den schweren Bergstiefeln und nicht im Sinne eines Berglaufs, doch kreisten die Gedanken schon damals um eine Wiederholung mit leichter Ausrüstung und im Speed Stil.
Zeitmässig würde ich heute wiederum keine Bäume ausreissen; einerseits war ich bereits in der Tapering-Phase für den Engadin Ultraks, und wollte demnach strikt im GA1 Grundlagenausdauer Bereich bleiben. Zudem fühlte sich Timon im T6 Gelände nicht wirklich zuhause, dadurch waren wir ebenfalls gezwungen die Sache etwas gemächlicher anzugehen, aber das passte perfekt für den heutigen Tag. Den Speed-Versuch wollte ich mir für später aufsparen, und so würde ich mir immerhin die Streckendetails bereits ins Gedächtnis rufen.
//Trail
Entspannt liefen wir von Brunni Pkt. 1102 hinauf zur Haggenegg Pkt. 1414m. Um den Puls tief zu halten sind wir die steilen Abschnitte marschiert, ein fast schon beklemmendes Gefühl für mich... Von der Haggenegg folgten wir Wegspuren über eingezäunte Wiesen nach Süden, am Schärsack vorbei bis an den Fuss der Haggenspitz N-Flanke.
Die Kraxelei auf den Haggenspitz nahmen wir ebenfalls gemütlich unter die Finger. Timon brauchte etwas Zeit um sich an das Gelände zu gewöhnen. Nachdem wir das erste pièce de résistance (ausgesetzte Querung) erfolgreich gemeistert hatten war klar, dass wir den Anstieg fortsetzen konnten und den Gipfel erreichen würden.
Noch vor dem Abzweiger zum Müllerkamin musste ein Turm direkt erklettert werden (II), da dessen ostseitige Umgehung (links im Sinne des Aufstiegs) durch eine Rinne aufgrund eines Felssturzes nicht mehr möglich war. Der Müllerkamin schien mir immer noch zu furchteinflössend für eine Solobegehung, daher sind wir wieder den Markierungen gefolgt und durch die linke Rinne hochgeklettert. Frei geklettert liegen die Schwierigkeiten bei einem unteren IIIer, ansonsten hilft ein montiertes Fixseil über die Stelle hinweg.
Die Abkletterstelle bei der Gedenktafel war heute kein grosses Hindernis, mittels einer 180° Grad Drehung hatte ich auf Anhieb die idealste Lösung gefunden. Die griffarme Plattenstelle schafften wir auch ohne Zuhilfenahme der installierten Ketten, und so erreichten wir wenig später den Gipfel.
(Im Anstieg zum Haggenspitz - bei der Gedenktafel)
Wären wir auf einer Bergtour, so hätten wir uns nun hingesetzt, Wurst und Käse ausgepackt und die Ambiance genossen. Da wir mit Turnschuhen unterwegs waren, musste ein Gel genügen, bevor wir uns wieder auf die Socken machten. Der Abstieg zum Griggeli forderte einige leichte Kletterzüge, im Vergleich zu vorher war das beinahe ein Kindergeburtstag.
Der Mythenkamin erforderte dann wieder etwas grössere Aufmerksamkeit. Von Weitem durchaus furchteinflössend, wirkte es aus der Nähe beinahe harmlos, trotzdem musste die Sache mit gebührendem Respekt angegangen werden. Der Kamin war feucht (wie immer), die Griffe aber gross und zahlreich, so war es ein leichtes dort hochzuklettern. Eine Stelle erforderte klassische Kaminkletterei: den Hintern/Rücken auf die eine Seite, die Beine auf die andere Seite stemmen und hochschrubben. Hätte man sich bis hier an einigen Haken zwischensichern können, folgte nun ein Drahtseil, welches einem über eine griffarme Stelle hinweg half und auf den Gipfel des Kleinen Mythen leitete. Diese Stelle liess sich ebenfalls frei klettern, das war keine Hexerei.
(Kleiner Mythen 1811m und Mythen Kamin, Klettern in einem Stemmkamin, Zeichnung von Erwin Merlet)
Nach einer etwas längeren Pause machten wir uns auf den Weg Richtung Vorgipfel. Die ersten Meter im Abstieg vom Kleinen Mythen verlangten etwas Aufmerksamkeit, hier passierten immer mal wieder Unfälle mit schwerwiegenden Folgen. Ich kannte unterdessen den besten Weg, und so gelangten wir hinunter in die Scharte. Nun folgten wir dem schönen Grat, bevor wir nach einigen weiteren, kurzen Kraxelstellen den Vorgipfel Pkt. 1763m erreichten.
(Mythen voraus - Grosser Mythen 1898m und Kleiner Mythen Vorgipfel 1763m)
Hatte das Ganze bisher wenig mit Trailrunning zu tun, konnten wir den nächsten Abschnitt endlich wieder im Laufschritt bewältigen. Auf dem Wanderweg erreichten wir schnell das namenlose Pässchen bei Pkt. 1438m und Zwüsched Mythen Pkt. 1356m. Nachdem wir das Chalberstöckli umgangen hatten und das markante Geröllfeld erreichten, folgte der letzte Anstieg auf den Grossen Mythen.
Vom letzten Mal wussten wir, dass sich dieses am besten auf der linken Seite begehen liess. Schnell fanden wir Pfadspuren und folgten diesen nach oben. Am Ende des Geröllfeldes gelangten wir in eine von Brennnesseln übersähte Rinne, wo wir dann auch auf die pinken Markierungen trafen, und diesen Richtung Chalberstöckli folgten.
Es war eine ausgetretene Spur vorhanden und die Markierungen zahlreich, über die Wegfindung brauchten wir uns keine Gedanken zu machen. Im Gegensatz zum Haggenspitz war das Gelände hier feuchter und oftmals zugewachsen, den Schönheitspreis bekam definitiv der weniger prominente Konkurrent. Je höher wir kamen desto mehr fixes Material war installiert, über den Sinn und Zweck lässt sich streiten. Einzig in der ausgesetzten Querung errachte ich die Hilfsmittel als sinnvoll. Die folgenden Kletterstellen (Crux) liessen sich ohne Fixseile bewältigen, allerdings war der Fels feucht und rutschig und die Griffe nicht ganz so zahlreich gesäht wie auch schon.
Endlich auf dem Chalberstöckli gelangten wir zurück an die Sonne, die Aufstiegsschwierigkeiten waren geschafft, nun blieb noch der schöne Gratanstieg bis zum Gipfel. Nach dem Wand(er)buch kletterten wir das steile Gras empor, und gelangten unter der Absperrung hindurch auf den Grüeziweg. Wenige Minuten später erreichten wir den stark bevölkerten Gipfel.
(Schlüsselstelle am Chalberstöckli - Sicht zum Gipfel des Grossen Mythen 1898m)
Normalerweise hätte ich nichts gegen einen prominenten Nussgipfel einzuwenden gehabt, doch heute wollte ich mich mit einem Energieriegel begnügen. Ich wollte auch nicht lange verweilen und den Fokus verlieren, den Abstieg über das Rot Grätli galt es mit geschärften Sinnen anzugehen.
Die blauen Markierungen waren von oben kommend schlecht sichtbar, und prompt hatte ich mich ein/zweimal leicht verstiegen, und dies bei beachtlicher Exposition! Die Crux war dann eine griffarme Querung einer 2m breiten Platte, normalerweise wäre dort ein Fixseil vorhanden, momentan fehlte es. Es steckten auch einige Bohrhaken.
Im Anschluss leiteten mich Wegspuren sicher über die Mythenmatt und zu einer Bachrunse, welche vorsichtig (weil feucht) überquert werden musste. Drahtseile auf der anderen Seite halfen die exponierte Stelle sicher zu passieren. Am Nollenbrünneli gab's eine willkommene Erfrischung, bevor ich den letzten Gegenanstieg (100hm) zum Mythenweg in Angriff genommen hatte.
Ich folgte der ausgetretenen Spur bis kurz vor den Grüeziweg. Bevor ich nun in den sicheren Hafen gelangte, galt es noch eine plattige Runse zu überqueren, dies könnte vor allem bei Nässe eine durchaus heikle Angelegenheit sein. Leztes Mal hatten wir uns hier für die tiefer gelegene Variante entschieden, und so weit ich mich erinnerte war dies gar nicht mal so einfach gewesen. Daher versuchte ich es heute oberhalb, und dies schien mir auch deutlich einfacher zu sein. So gelagnte ich bei Kehre 26 auf den Grüeziweg (oder 24, falls man die untere Variante wählte), und folgte diesem hinab zur Holzegg Pkt. 1405m. Nun war auch Timon wieder an meiner Seite, und so liefen wir gemeinsam hinunter nach Brunni und zurück zum Ausgangspunkt.
//Fazit
Die Mythengipfel auf ihren verwegenen An- und Abstiegen zu begehen ist an und für sich bereits ein grossartiges Erlebnis. Kombiniert mit einem Trailrun kann man die Sache noch um einen Tick anspruchsvoller gestalten. Aber Vorsicht, man darf die Angelegenheit trotzdem nicht unterschätzen! Es gilt stets fokussiert zu bleiben, denn man befindet sich über weite Strecken in Absturzgelände, wo ein Fehltritt böse enden kann.
Heute genossen wir einen tollen und entspannten Lauf fast durchwegs im GA1 Bereich. Und nun habe ich eine genauere Vorstellung wie schnell ich bei einem Speedversuch effektiv sein könnte. Time will tell...
(Restaurant Grosser Mythen - Erfrischung am Nollenbrünneli)
Die Schwierigkeiten am Haggenspitz: T6, III, rot markiert.
Im Detail:
- Ausgesetzte Querung im unteren Abschnitt.
- Linkes Couloir (III-), Bh. vorhanden und mit Fixseil entschärft.
- Einige Kletterzüge (II) hinab in die Scharte bei der Gedenktafel.
- Kurze, griffarme Plattenstelle (II) im oberen Abschnitt, Spreizschritt mit rechts hilft. Bh. vorhanden und mit Kette entschärft.
Die Schwierigkeiten am Kleinen Mythen: T5, III.
Im Detail:
- Abstieg Griggeli, einige Kletterzüge (T5, II), Markierungen von oben kaum sichtbar.
- Mythenkamin (III), Bh. vorhanden und mit Fixseilen entschärft.
Die Schwierigkeiten am Grossen Mythen (Chalberstöckli): T6, III, pink markiert.
Im Detail:
- Übergang zum Kleiner Mythen Vorgipfel (T4-T5, II).
- Einige Kletterzüge nach dem Chalberstöckli (II).
- Linkstraverse, zuletzt leicht absteigend und expo (T6, II). Bh. vorhanden und durchgehend mit Fixseilen entschärft.
- Wandkletterei (III) nach der Traverse. Bh. vorhanden und mit Fixseilen und TRITTSCHLINGE entschärft.
- Steilgras (T5) zum Grüeziweg.
Die Schwierigkeiten am Grossen Mythen (Rot Grätli): T5+, II, blau markiert.
Im Detail:
- Ausgesetzte Kletterei am Rot Grätli (II), blaue Markierungen von oben schlecht sichtbar, einige Stellen mit Ketten versichert.
- Mythenmatt (T4-T5).
- Schafweg Stellen exponiert (T4), einige exponierte Kletterzüge (II+) kurz vor dem Grüeziweg, durchgehend mit Fixseilen entschärft.
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//Facts:
- Route: Brunni - Haggenegg - Schärsack - Linkes Couloir - Haggenspitz - Griggeli - Mythenkamin - Kleiner Mythen - Kleiner Mythen Vorgipfel - Zwüsched Mythen - Chalberstöckli - Grosser Mythen - Rot Grätli - Mythenmatt - Nollenbrünneli - Schafweg - Grüeziweg - Holzegg - Brunni.
- Distanz: 12.5km
- Höhenmeter: 1500m
- Maxpuls: 143bpm
- Schnittpuls: 101bpm (mindestens 4h im GA1)
- Verpflegung: 2 Powerbars, 1 Gel, Getrocknete Bananen, 1l Iso, Quellwasser.
- Ausrüstung: Trailrucksack mit Trinksystem (DYNAFIT ENDURO 12), gut profilierte Trailrunning Schuhe (DYNAFIT FELINE X7), Windjacke (DYNAFIT REACT JACKE).
- Terrain: 95% Trails (Berg- und Wanderwege), 5% Forststrassen.
//Die Zeiten:
- Start in Brunni Pkt. 1089m um 09:09 Uhr.
- Durchgangszeit Haggenspitz 1761m um 10:30 Uhr.
- Ankunft Kleiner Mythen 1811m um 10:53 Uhr.
- Start Kleiner Mythen 1811m um 11:10 Uhr.
- Ankunft Grosser Mythen 1898m um 12:40 Uhr.
- Start Grosser Mythen 1898m um 12:44 Uhr.
- Ankunft Brunni 1089m um 13:39 Uhr.
Total mit Pausen: 4:30h
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Die Überschreitung der drei Mythen ist ein abwechslungsreicher, eindrücklicher und landschaftlich sehr schöner Voralpenklassiker, der perfekt gemacht ist für die Zwischensaison oder bei unsicherer Wetterlage, und jedem versierten T6 Alpinwanderer empfohlen werden kann.
Viele Fixseile, Ketten und Schlingen sind meines Erachtens überflüssig: Der Aufstieg zum Chalberstöckli ist sozusagen konsumfertig verkabelt, auch am Haggenspitz hängt einiges Material drin. Am Schafweg wurde dann praktisch ein einziges Kabel verlegt über die ganze Länge, total unnütz! Kurz vor der Kehre 24 am Grüeziweg musste nochmals eine Runse gequert werden, dort steckte wiederum kein Material drin...
Trotz üppiger Absicherung darf man die Tour nicht unterschätzen und man sollte wissen worauf man sich einlässt, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit werden vorausgesetzt.
Klettern am Schärsack: Topo und Infos!
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