Beschreibung | Lochberg 3074m - Via Amici 5c+, 2 p.a. (5c obl.), 7Sl (***), mit Patrick
(Lochberg SW-Wand)
//Motivation
Jedem Tierchen sein Plaisir(tür)chen. Da momentan keine Berglauf Wettkämpfe auf dem Programm standen, hatte ich wieder einmal Zeit und Lust auf eine Alpine Klettertour. Mit dünnen Armen (und dicken Beinen) und komplett ausser Übung musste eine Tour mit moderaten Schwierigkeiten her. Patrick hatte die Via Amici am Lochberg vorgeschlagen, diese würde dem momentanen Formstand in etwa entsprechen.
//Tour
Start um 07:47 Uhr vom Gspenderboden Pkt. 2265m. Zustieg in 1:25h zum Wandfuss. Die Gegend landschaftlich sehr reizvoll, für mich einer der schönsten Ecken in der Schweiz. Während wir am Wandfuss auf die Sonne warteten, vertrieben wir uns die Zeit mit Tritte schlagen in den hartgefrorenen Schnee, damit wir das steile Schneefeld traversieren und zum Einstieg gelangen konnten. Um Punkt zehn Uhr sind wir in die Route eingestiegen.
1. Sl 5b: Gestuftes Gelände, die Crux eine kurze Plattenstelle.
>> 40m
2. Sl 5a: Anfangs steile Piazkletterei, dann leichter.
>> Eher 5b.
>> 35m
3. Sl 5b: Abwechslungsreiche und griffige Kletterei an Rissen und Schuppen, zuletzt folgt eine athletische Piazstelle an Quarz-Einschlüssen.
>> 50m
4. Sl 5b: Super Seillänge, fast volle 50m! Abwechslungsreiche Kletterei und toller Fels, kurz vor dem Stand will eine anspruchsvolle Piaz-Stelle gemeistert werden.
>> 50m
5. Sl 5b: Steile und spektakuläre Piazkletterei, kann mit Friends zusätzlich ausgerüstet werden.
>> Schenkt ganz schön ein für 5b.
>> 35m
6. Sl 5c+, 2 p.a.: Steile, anhaltende Piazkletterei, gut abgesichert.
>> Fieser Zwergentod gleich zu Beginn, hätte ich wohl auch zu meiner besten Kletterzeit nicht geschafft.
>> 35m
7. Sl 5a+: Steile aber unverschämt griffige Piazkletterei in erstaunlich strukturiertem Fels.
>> Sah auf den ersten Blick schwieriger aus als es war, trotzdem noch einige Friends versenkt.
>> 40m
Nach zweidreiviertel Stunden anregender Genusskletterei erreichten wir das Top, gerne hätte wir noch einige Seillängen angehängt, so gut hatte uns die Route gefallen! Aber der weitere Verlauf Richtung Gipfel war uns zu gfürchig. Wir wollten den Gipfel viel eher zu Fuss erklimmen. Somit machten wir uns umgehend an die Abseilfahrt. Zuerst 4x durch die Inwyler Verschneidung, an teilweise schon recht fragwürdigen, nicht ganz Familienvater konformen Absteilstellen, ab der Mitte dann an solidem Material. Ohne Probleme gelangten wir hinunter zum Einstieg.
Nachdem wir eine kurze Pause eingelegt und den ganzen Kletterkarsumpel verstaut hatten, machten wir uns auf den Weg Richtung Winterlücke Pkt. 2852m. Unter der Lücke auf ca. 2760m deponierten wir die schweren Rucksäcke, damit wir leicht und schnell unterwegs sein konnten. Bis zur Lücke Wegspuren und gelbe Markierungen. Nun weglos über den stark verblockten, gegen oben hin zunehmend brüchigen SW-Grat auf den Gipfel, welchen wir nach einer guten Stunde erreichten. Um auf den (zweit)höchsten Punkt 3074m zu gelangen werden einige luftige Kletterzüge im 2. Grad verlangt. Runter geht's im gleichen Stil, oder man seilt sich am vorhandenen Abseilstand ab.
Wir genossen die Ruhe und die Aussicht auf die zentralschweizer Alpen, bevor wir uns an den Abstieg machten. Ab der Winterlücke sorgten Altschneefelder für ein zügiges und knieschonendes Fortkommen. Wieder mit schwerem Gepäck folgten wir dem Lochbergbach talwärts, Anzeichen aufkommender Müdigkeit machten sich bemerkbar. Nach dem kleinen Gegenanstieg zum Gspenderboden Pkt. 2265m erreichten wir schliesslich unser Auto. Ein toller und erlebnisreicher Climb & Hike Tag neigte sich dem Ende zu.
(Sicht von der Winterlücke Pkt. 2852m Richtung Lochberg 3074m)
//Fazit:
Die Via Amici ist eine sehr schöne und abwechslungsreiche Route in bestem Furkagranit! Die Absicherung ist solide und die Schwierigkeiten überschaubar, trotzdem sollte man im Umgang mit mobilen Sicherungsmitteln geübt sein, denn es gilt schon einmal den einen oder anderen Runout zu meistern. Mit Schlingen oder Friends können diese aber jeweils gut entschärft werden.
Die Tour dürfte noch etwas länger sein, vor allem wäre es schön wenn man anschliessend ohne Angstzustände noch Richtung Gipfel klettern könnte. Vielleicht wird sich jemand dieser Angelegenheit annehmen? Mit etwas Erfindergeist lässt sich der Tag trotzdem ganz gut ausfüllen. Man könnten beispielsweise am Vormittag am Winterstock klettern gehen und am Nachmittag am Lochberg, so kämen sicherlich genügend Seillängen zusammen, oder man besucht wie wir anschliessend den Gipfel zu Fuss.
(Auf dem Lochberg 3074m)
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte des Trails können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Im Juli scheint die Sonne ab 10:00 Uhr an den Wandfuss.
Das steile Altschneefeld vor dem Einstieg kann bei Vereisung heikel sein. Zustieg über ein Grasband nach rechts. Die Via Amici ist ROT angeschrieben.
Die Route ist gut mit Inox-Material ausgerüstet, den Plaisir-Standard gut+ konnte ich so aber nicht bestätigen. Man muss trotzdem auch mal zünftig über die Haken steigen. Mit Schlingen und Friends (Camalots 0.4-1) können die Abstände allerdings problemlos entschärft werden, wodurch wir dann wieder bei gut+ angekommen wären.
Schwierigkeiten Winterlücke Pkt. 2852m - Lochberg 3074m T5, Gipfelbesteigung II (expo).
![](https://www.chmoser.ch/Images/copy.jpg) |