Beschreibung | Mallorca Oktober 2016, mit Familie
Mallorca ist bei uns ins Sachen klettern nicht Feriendestination Nr. 1, doch der Rockfax Auswahlführer umfasst unterdessen fasst 400 Seiten, und es gibt noch viel Potential auf der Insel für neue Routen. Und nebst dem klettern bietet Mallorca sehr viel Abwechslung, womit es anderen Gebieten bestimmt den Rang abläuft. Mehr muss dazu nicht gesagt werden.
Während wir in den Jahren zuvor höchstens seilfrei an den Felsen direkt am Meer kletterten (DWS), hatten wir dieses Jahr erstmals ein Seil mitgenommen, um die Klettergebiete der Region etwas auszukundschaften. Die Kinder waren unterdessen genug gross um selber etwas zu klettern, oder sich für einige Stunden anderweitig zu beschäftigen. Es wollten natürlich kleine Brötchen gebacken werden, für mich war es der erste Felskontakt seit Jahren, die Arm- und Fingerkraft waren strammen Waden und Beinen gewichen.
// 07.10.2016 - Tijuana - Sektor Tom and Jerry
(Tijuana - Sektor Tom and Jerry)
In der Bucht von Santanyi lässt es sich prima baden und schnorcheln, so lässt es sich gut kombinieren mit einem vorgängigen Besuch im nahen Klettergarten Tijuana. Zustieg vom Sandstrand zu den Felsen in fünf Minuten. Das Routenangebot im 7. Franzosengrad ist beachtlich, im 5. oder unteren 6. Grad dagegen eher mager. Für uns lagen somit gerade mal eine Handvoll Routen im Bereich des Möglichen.
Der Sektor Tom and Jerry bietet einige Anfängerrouten im 5. Franzosengrad. Die Felsen liegen bis 13:00 Uhr im Schatten (anfangs Oktober, Sommerzeit). Der Fels ist unten brüchig, oben dafür schön löchrig und wasserzerfressen, die Routen sind leider alle etwas kurz. Folgendes hatten wir geklettert:
Churrito y pelete 5a (**): Schöne Kletterei mit einer etwas anspruchsvolleren Einzelstelle.
Tom and Jerry 5a (**): Wacklige respektive feingriffige Plattenstelle. Guter Fels.
>> Eher 5c als 5a
Ebam 4c (*): Etwas polierte Piazstelle, oben griffig Wandkletterei.
>> Eher 5b/c als 4c
Ebamsa 5a (**): Feingriffige/Fingerige Plattenstelle, nicht geschenkt.
>> Eher 6a als 5a ;-)
Das war ein guter Re-Start und machte definitiv Lust auf mehr, doch in Tijuana war für uns in der derzeitigen Form fast nichts mehr zu holen. Aber es gab ja noch die DWS Felsen, so konnten wir dort noch die Finger langziehen.
// 07.10.2016 - Santanyi DWS (deep water solo) - Sektoren The Cove & Super Sonic
(Cala Santanyi - Es Pontas || DWS @ The Cove)
Weitere Infos zu DWS in Santanyi: klick!
Folgendes hatten wir geklettert:
Bird Watching 6b: Diverse Varianten möglich
Naked Germans 4c: Zustieg respektive abklettern
Wave Machine 5c: Griffig und leicht überhängend
Vino Master 6a: Griffig und athletisch, Topout sloperig
Anschliessend baden und schnorcheln mit dem Junior.
(Panorama Cala Santanyi)
// 09.10.2016 - Torre d'en Beu - Sektor Germany
(Torre d'en Beu - Sektor Germany - Routen 1-6 SW und 7-14 SE)
Torre d'en Beu ist ein langgezogenes Felsband direkt am Meer, es liegt zwischen der Cala Figuera und Cala S'Amarador (Cala Mondrago). Von Mondrago sind es ca. 4km zu Fuss, ansonsten kann man mit dem Auto bis zum von weitem sichtbaren Turm fahren und dort parkieren. Zustieg zum Sektor Germany in wenigen Minuten.
Der Sektor Germany besticht mit einem dutzend schöner Routen in moderaten Schwierigkeitsgraden. Der Fels ist noch schön rauh bis stellenweise zerfetzig scharf. Das Gebiet bekommt viel Sonne, ist aber auch windexponiert. Die Routen 1-6 liegen an der SW-Wand, die Routen 7-14 an der SE-exponierten Wand. Nebst den eingebohrten Routen gibt es auch viele Boulder mit definierten Problemen, man müsste nur eine Matte dabeihaben. Diese könnte man sich beispielsweise im nahen Decathlon an der Ma-19 anschaffen (Details siehe unten). Interessantes Gebiet auch für etwas grössere Kids.
Sehr windig in SE-Exposition, daher hatten wir die westseitigen Routen in Angriff genommen. Folgendes hatten wir geklettert:
Hiedro 5c (***): Unten einfache Platte, oben steile Verschneidungskletterei an Leisten und Sinter.
>> Gar nicht so einfach für den Grad.
Placa 5c (***): Griffige Wandkletterei an scharfem Fels.
>> Direkteinstieg 6a/6a+, scharfe Löcher und Leisten.
>> Durchstieg im Nachstieg.
Germany 6a+ (***): Tolle Ausdauerkletterei an guten Griffen. Die Crux folgt kurz vor der Kette, dranbleiben und Übersicht bewahren!
>> Der 1. Prüfstein auf der Insel, RP im 2. Versuch.
(Bouldern in Torre d'en Beu)
Und da war es wieder, das Feuer! Die Motivation fürs klettern kehrte so langsam zurück, zumindest vorübergehend. Und auch wir würden bestimmt noch einmal zurückkehren zu diesen Felsen, denn hier gab es für uns noch einiges zu tun, und auch die Kinder hatten ihren Spass.
// 10.10.2016 - Torre d'en Beu - Sektor Boira
(Panorama Sektor Boira)
Keine 24 Stunden später standen wir also bereits wieder unter dem Felsband von Torre d'en Beu. Dieses Mal wollten wir die Routen im hintersten Sektor Boira abchecken, denn dort befanden sich einige vermeintliche Kinderrouten.
Der Zustieg zum Sektor Boira war ziemlich abenteuerlich, vor allem mit kleinen Kindern... Die Einstiegsbereiche dagegen präsentierten sich als sehr kinderfreundlich, und im Gegensatz zum Sektor Germany war es hier praktisch windstill. Die Routen waren leider alles etwas kurz und selten begangen, der schmutzige Fels war Beweis genug. Folgendes hatten wir geklettert:
Betty 4c (*): Nicht trivialer Einstieg, danach einfache Reibungskletterei.
Wilma 4a (*): Homogene Reibungskletterei.
Boira 6a+ (**): Athletische Kletterei an Leisten und Löchern.
>> Leider keine gescheite Lösung gefunden um über den Bauch zu gelangen. Ev. ist da mal was rausgebrochen?
Die vermeintlichen Kinderrouten stellten sich für die Knirpse als echte Knacknüsse heraus, der griffarme Fels auf den ersten Metern war alles andere als kinderfreundlich! Somit gab es hier nichts mehr zu holen für uns, und wir wanderten schon bald zurück zum Sektor Germany. In folgende Routen sind wir noch eingestiegen:
Placa 6a direkt (***): Einstieg an scharfen Löcher und Leisten, danach griffige Wandkletterei an weiterhin scharfem Fels.
>> Heute im ersten Versuch.
Derrape Left 6a+ (***): Athletischer Start mit Heelhook links, dann homogene und griffige Wandkletterei bis zum Top.
>> Erste 6a+ onsight seit 2 Jahren ;-)
Hiedro 5c (***): Unten einfache Platte, oben steile Verschneidungskletterei an Leisten und Sinter.
>> Zum ausklettern.
Dies war nun noch ein versöhnlicher Abschluss; ich hatte mich schon lange nicht mehr über eine 6a+ onsight gefreut ;) Nun wollten wir aber schleunigst ans Meer...
// 12.10.2016 - Sa Mola de Felanitx
(Sa Mola de Felanitx - abwechslungsreiche Wandklettereien)
Nach einem Pausentag standen wir bereits wieder am Fels, fast wie in früheren Zeiten, einfach etwas entspannter... Heute wollten wir das Gebiet Sa Mola de Felanitx etwas genauer unter die Finger nehmen. Die südostseitig ausgerichteten Felsen bekommen schon früh Sonne, die Einstiegsbereiche sind sehr kinderfreundlich. Zustieg vom Parkplatz in fünf Minuten.
Folgende Routen hatten wir geklettert:
Puta Mares 5c (**): Abwechslungsreiche Route an gutem Fels, athletisches Finish an guten Griffen.
>> Loser Griff in der Mitte beim Loch, kann aber umgangen werden.
Reggae Shark 6a (**): Etwas unübersichtlicher Einstiegsboulder, dann schöne Wandkletterei an Löchern und Leisten.
>> RP im 2. Versuch.
>> Hard for the grade.
Ettringen 6a (**): Abwechslungsreiche Wandkletterei an Löchern, Leisten und Seitgriffen.
>> Hard for the grade.
Türlich Türlich 6a+ (**): Einstiegsboulder an Leisten und kleinen Löchern. Danach anhaltende Wandkletterei.
>> Hard for the grade, könnte auch gut 6b/+ sein!
(Verwaistes Indurstrie Areal unter dem Felsband von Felanitx)
Während wir morgens alleine am Fels waren, füllte sich das Gebiet mit der Zeit, nachmittags war dann praktisch jede Route besetzt! Dies war nicht weiter verwunderlich, so findet man an diesen Felsen ein breites Spektrum an schönen Routen vom 4. bis in den 7. Franzosengrad. Der Fels ist auf den ersten Metern leicht mehlig und etwas gewöhnungsbedürftig, oben dann aber schön rau und griffig. Die Bewertung der von uns gekletterten Routen empfanden wir als eher hart.
// 14.10.2016 - Torre d'en Beu - Sektor Germany
Infos siehe oben.
Ein letzter Felskontakt vor der Heimreise. Heute war es windstill in SE-Exposition, SW windig. Folgendes hatten wir geklettert:
Placa 5c (***): Griffige Wandkletterei an scharfem Fels.
>> Leichte Variante zum aufwärmen.
Liaka 6b (***): Schöne Wandkletterei an scharfem Fels. Knackiger Einstiegs- und Abschlussboulder. Crux vor dem Top: weiter Zug mit rechts an scharfe Leiste (Loch), mit links klippen.
>> RP im 2. Versuch.
Nun beugten wir uns dem Druck der Kids und gingen zum Wellenreiten nach Santanyi. Wir werden aber wieder kommen, keine Frage!
// Fazit:
Klettern in Malle, das tönt jetzt vielleicht nicht so verlockend... In Sachen Sportklettern ist aber einiges in Bewegung auf der Insel, das Angebot reicht unterdessen schon für weit mehr als ein Kletterleben. Was halt noch fehlt ist eine geordnete Koordination (wie beispielsweise in Kalymnos oder Sizilien), damit die Routen instand gehalten werden und das alte Material durch neues ausgetauscht wird. So gilt es als bei jeder Route erneut abzuschätzen, ob man dort einsteigen möchte oder nicht.
Bemerkungen:
Decathlon zwischen Palma und Flughafen (an der Ma-19 gelegen): klick! Dort könnte man sich beispielsweise ein günstiges Crashpad anschaffen.
Essen & Shopping in Santanyi:
China Store --> Alles für nix!
By Pomodoro --> Super Essen zu super Preisen!
Restaurante INDIA, Santanyi --> Super Essen, nicht ganz billig.
Restaurant Alchemy Plaça (im Zentrum): Gutes Essen zu gehobenen Preisen.
Weitere gute Klettergebiete:
- La Creveta --> Am Meer, nur bei gutem Wetter! Tolle, lange Routen!
- Sa Gubia --> Lange Routen auch MSL, das grösste Gebiet in Mallorca
![](https://www.chmoser.ch/Images/copy.jpg) |