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 | Tourendetails Mythen Trilogie (Haggenspitz 1761m, Kleiner Mythen 1811m, Grosser Mythen 1898m via Wyss Wändli) |
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Tourenart | Alpine Running |
Datum | 02.08.2017 |
Region | |
Kartennummer | 1152 Ibergeregg, Clubführer Zentralschweizer Voralpen |
Link zum Kartendienst |  |
Gestein | Kalk |
Anforderung | T6, III |
Terrain | Bergweg |
Absicherung |  |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 13km
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Höhenmeter | 1500m 1500m |
Exposition | Alle Exp. |
Ideale Zeit | Frühsommer - Herbst |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Original Mythen Traverse (Haggenspitz 1761m inkl. Müller Kamin, Kleiner Mythen 1811m, Grosser Mythen 1898m via Wyss Wändli), mit Max
//Motivation
Ein weiteres Afterwork-Abenteuer mit Max. Da er am Vormittag bereits auf den Bristen geklettert war, würden wir es für einmal etwas ruhiger angehen (für unsere Verhältnisse). Dies war mir auch recht, da ich mich für die anstehenden Bergläufe (u.a. Sierre-Zinal) etwas schonen sollte.
Die gangbaren Wege an den Mythen kannte ich unterdessen recht gut, es fehlten mir da eigentlich nur noch der Affengarten oder das Wyss Wändli. Alle anderen Anstiege fielen dann definitiv in die Kategorie Klettern. Einzige Ausnahme wäre vielleicht noch der Südriss am Gross Mythen. Heute wollten wir es mit dem Wyss Wändli versuchen, falls es denn im Oberstübchen passte. Als Warm-up würde uns der Müllerkamin am Haggenspitz dienen.
(Start zur Mythentraverse, Haggenspitz 1761m voraus)
//Trail
Start für einmal nicht in Brunni sondern auf der anderen Seite in Obdorf (Güntrigsgruebi Pkt. 955m). Gemütlich wanderten/joggten wir durch den Wald hinauf zur Haggenegg Pkt. 1414m, dann konnten wir bereits den Haggenspitz 1761m ins Visier nehmen. Der Anstieg über den schönen Nordgrat war wie immer anregend, die Kletterei durch den Müllerkamin dann kurzzeitig eher aufregend. Der Durchstieg gelang aber sehr solide ohne zu zögern, für das Wyss Wändli war ich heute definitv bereit. Nachdem wir beim Turm mit der Gedenktafel die Direktvariante zum Gipfel angeschaut und wieder verworfen hatten (Auszug aus dem Clubführer Zentralschweizerische Voralpen: Spreizschritt auf die gegenüberliegende Platte, dann rechtshaltend in die Verschneidung (IV, 2 Nh) und dieser folgend zum Gipfelgrat), sind wir schliesslich der Normalroute auf den Gipfel gefolgt. Die Direktvariante würden wir dann ein anderes Mal mit Seil auschecken.
(Sicht vom Haggenspitz 1761m auf Klein Mythen 1810m und Gross Mythen 1898m)
Vom Haggenspitz 1761m dann runter ins Griggeli und via Mythenkamin auf den Klein Mythen 1811m. Nach einer kurzen Verschnaufpause Abstieg und Querung zum Vorgipfel 1763m. Im Abstieg nach Zwischenmythen zählten wir ungefähr 50 Gämsen, erstaunlicherweise fühlten sie sich kaum gestört als wir an ihnen vorbeirannten, nach einem kurzen Blick grasten sie friedlich weiter. Offensichtlich waren sie sich Touristen gewöhnt. Der Mythenbann ist übrigens das älteste Jagdbanngebiet der Schweiz.
Von Zwysched Mythen liefen wir nun für einmal nicht links ums Chalberstöckli herum, sondern hielten uns nach rechts Richtung Schwyz. Wir folgten dem Wanderweg aber nur für ca. 100m, um bei der ersten Rechtskehre geradeaus in den Wald hineinzustechen. Nach 10m fanden wir bereits den Steinmann und die Wegspur, welche uns zum Pot de Chambre und Ruchband führen würde.
(Max klettert im Mythenkamin || unterwegs Richtung Vorgipfel)
Auf Wegspuren oder auch mal weglos traversierten wir somit unter den Südwänden des Gross Mythen hindurch, bis wir schliesslich über Schrofengelände schweissgebadet den Pot des Chambre erreichten. Das Gefühl stimmte, und so stiegen wir nach einer kurzen Trink- und Verschnaufpause in die Wyss Wändli Route ein.
Gleich zu Beginn wartete die erste Schlüsselstelle, eine Platte, welche es schräg nach links oben zu überwinden galt. Es war weniger wild als erwartet, denn die nötigen Tritte und Griffe waren vorhanden, und mit der richtigen Taktik ging das super auf. Anschliessend folgte gleich noch eine weitere Kletterstelle, dann befanden wir uns bereits in gut gestuftem Steilgras und konnten wieder etwas entspannen.
(Sicht vom Pot de Chambre auf das Wyss Wändli)
Es folgten noch einige Kletterstellen, mitunter ein grasiger Kamin, der bei Nässe etwas heikel sein könnte. Bald gelangten wir zum Wandbuch bei einer Tannengruppe. Kurze Pause im Schatten, dann setzten wir den Anstieg fort. Nach wenigen Metern gelangten wir bereits zu einer rissartigen Felsstufe, welche mit Fusswechseln (oder eleganter mit Kreuzschritten) ebenfalls gut zu überwinden war. Danach passierten wir weitere Fels- und gut gestufte Graspartien im Wechsel, bis wir schon bald auf der Mythenmatt aussteigen konnten. Welch geiler Ritt war das denn!?
Der verbleibende Anstieg über die Mythenmatt und Rot Grätli waren Plaisir pur. Wir genossen die tolle Abendstimmung und Ruhe als wir Richtung Gipfel stiegen. Auch die Gemsen liessen sich durch nichts stören. Oben angekommen saugten wir die letzten Sonnenstrahlen in uns auf, bevor wir uns schliesslich an den Abstieg machten.
(Klettern am Wyss Wändli, der Pot de Chambre bereits weit unter uns)
Auf dem Grüeziweg gelangten wir rasch zurück zur Holzegg Pkt. 1405m, und liefen in der Folge hinab zum Hasliwald Pkt. 1117m. Dort folgten wir dem Wanderweg nach rechts durch den Mythenbann, bis wir zuletzt im Stirnlampenlicht den Ausgangspunkt in Günterigs Grübli erreichten. Das war eine geniale Feierabendtour, danke Max für die Begleitung!
(Gams mit Gitzi auf der Mythenmatt)
//Fazit
Nun hatte ich die Mythen Überschreitung bereits zum 5. Mal unter die Füsse genommen, doch es würde bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein. Zu schön waren die spitzen Gipfel und einsamen Anstiege, denn trotz ihrer Bekanntheit und Nähe zur Zivilsation war man (mit Ausnahme am Gipfel des Gross Mythen) meistens alleine unterwegs.
Die Wyss Wändli Route empfand ich mental weniger fordernd als den Adlerspitzli Südgrat. Obschon man mit der Zeit recht viel Luft unter den Sohlen hat, ist das Gefühl der Ausgesetztheit nicht so präsent wie am Adlerspitzli. Klettertechnisch stellten mich beide Touren vor keine allzu grossen Schwierigkeiten. Die Wegfindung am Wyss Wändli ist ebenfalls relativ simpel: es steckt genügend Material welches den Weg weist, oder dann findet man auch immer wieder Trittspuren im Gras.
(Tolle Abendstimmung auf dem Gross Mythen, froher 2. August!)
Die Schwierigkeiten am Haggenspitz: T6, III, rot markiert.
Im Detail:
- Ausgesetzte Querung im unteren Abschnitt.
- Müllerkamin (III), Kurzzeitig sehr exponierte aber griffige Kletterei in einem Kamin (Bild), Bh. vorhanden. Anschliessend folgen einige leichtere Kletterzüge hinauf zum Grat (II).
- Einige Kletterzüge (II) hinab in die Scharte bei der Gedenktafel.
- Kurze, griffarme Plattenstelle (II) im oberen Abschnitt, Spreizschritt mit rechts hilft. Bh. vorhanden und mit Kette entschärft.
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Die Schwierigkeiten am Kleinen Mythen: T5, III.
Im Detail:
- Abstieg Griggeli, einige Kletterzüge (T5, II), Markierungen von oben kaum sichtbar.
- Mythenkamin (III-), Bh. vorhanden und mit Fixseilen entschärft.
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Die Schwierigkeiten am Grossen Mythen (Wyss Wändli): T6, III
Allgemein:
Drei etwas schwierigere Stellen im Fels: 2x am Anfang, dann einmal noch ca. in der Mitte in einem rissartigen Kamin. Ansonsten trifft man auf gut gestuftes Gras und Schrofen. Der Graskamin kann bei Nässe heikel sein. Am Ausstieg konzentriert bleiben da sehr ausgesetzt, aber gut gestuft. Vereinzelte, lose Griffe. Relativ häufig begangen, somit gute Spur und genügend Bohr- oder Normalhaken, was die Routenfindung unterdessen deutlich einfacher macht.
Im Detail:
- Einstiegsplatte beim Pot de Chambre schräg nach links hinauf geht mit feinem Kreuzschritt easy: mit rechtem Fuss rein in Riss, mit rechts an guten Griff, mit linkem Fuss auf Platte stehen, links hochgreifen, dann raufklettern, III.
- Gleich danach folgt eine weitere, griffige Felsstufe, III.
- Graskamin, bei Nässe heikel, ansonsten problemlos mit Spreiztechnik.
- Die rissartige Felsstelle im Mittelteil (nach dem Wandbuch) geht mit Fusswechseln im Riss problemlos (III).
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Die Schwierigkeiten am Grossen Mythen (Rot Grätli): T5+, II, blau markiert.
Im Detail:
- Mythenmatt (T4-T5).
- Ausgesetzte aber einfache Kletterstellen am Rot Grätli (II), einige Stellen mit Ketten versichert, wenige Bohrhaken vorhanden.
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//Facts:
- Route: Güntrigsgruebi - Schwändi - Stockwald - Haggenegg - Haggenspitz Müller Kamin - Griggeli - Klein Mythen Mythenkamin - Klein Mythen Vorgipfel - Zwischenmythen - Ruchband - Pot de Chambre - Wyss Wändli - Mythenmatt - Rot Grätli - Gross Mythen - Grüeziweg - Holzegg - Trogeli - Mythenbann - Güntrigsgruebi.
- Distanz: 13km
- Höhenmeter: 1500m
- Maxpuls: 154bpm
- Schnittpuls: 114bpm
- Verpflegung: 2 Energieriegel, 1l Iso, 0.5l Cola, 0.5l Mineral.
- Ausrüstung: Laufrucksack (DYNAFIT VERTICAL 4), gut profilierte Trailrunning Schuhe, Windjacke, Mobiltelefon.
- Terrain: 65% Trails (Berg- und Wanderwege), 20% Forststrassen, 15% weglos.
- STRAVA Segment kl. Mythen-Traverse (Haggenegg-Zwüschet Mythen): klick!
- STRAVA Segment Haggenspitz N-Grat: klick!
//Die Zeiten:
- Start Güntrigsgruebi Pkt. 955m um 16.55 Uhr.
- Zwischenzeit Haggenegg Pkt. 1414m um 17:30 Uhr.
- Zwischenzeit Haggenspitz 1762m um 18.10 Uhr.
- Zwischenzeit Klein Mythen 1810m um 18:30 Uhr.
- Zwischenzeit Pot de Chambre 1460m um 19:05 Uhr.
- Zwischenzeit Mythenmatt 1630m um 19:40 Uhr.
- Ankunft Gross Mythen 1898m um 19:55 Uhr.
- Start Gross Mythen 1898m um 20:17 Uhr.
- Ankunft Güntrigsgruebi Pkt. 955m um 21:02 Uhr.
- Total mit Pausen: 4:07
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Die Überschreitung der drei Mythen ist ein abwechslungsreicher, eindrücklicher und landschaftlich sehr schöner Voralpenklassiker, der perfekt gemacht ist für die Zwischensaison oder bei unsicherer Wetterlage, und jedem versierten T6 Alpinwanderer empfohlen werden kann. Als Feierabendtour bleibt sie den sportlichen Zeitgenossen vorbehalten. Für die Wyss Wändli Variante empfiehlt sich die Mitnahme einer Kletterausrüstung. Ansonsten bleibt natürlich die abgeschwächte Variante über die Chalberstöckli Route.
Im Vergleich zum Adlerspitzli Südgrat empfand ich das Wyss Wändli etwas entspannter und weniger anhaltend. Es gibt eigentlich nur 3 Kletterstellen am Fels zu überwinden, ansonsten trifft man hauptsächlich auf gut gestuftes Steilgras und Schrofengelände. Aber diese Einschätzung ist natürlich subjektiv.
Zufahrt Güntrigsgruebi Pkt. 955m (ab Schwyz Hauptplatz): Rechts um Kirche (Schulgasse), dann nach 300m links weg in Dorfbachstrasse. Nach ca. 1k rechts weg in Loostrasse (Wegweiser Obdorf). Der Strasse folgen bis zum Endpunkt.
Weitere Berichte und Bilder zur Mythen Trilogie findet man hier: klick!
Klettern am Schärsack: Topo und Infos!
Disclaimer:
Dies ist ein persönlicher Erfahrungsbericht und soll nicht zur Nachahmung veranlassen!
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