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 | Tourendetails Matterhorn 4478m Hörnligrat |
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Tourenart | Skyrunning |
Datum | 22.08.2017 |
Region | |
Kartennummer | Alpine Touren Walliser Alpen (Vom Col de Balme zum Nufenenpass), 1347 Matterhorn, 1348 Zermatt |
Link zum Kartendienst |  |
Gestein | Granit |
Anforderung | ZS+, III+ |
Terrain | Bergweg |
Besucherandrang | Sehr stark frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 25km
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Höhenmeter | 3200m 3200m |
Exposition | NE |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Skyrun auf das Matterhorn 4478m via Hörnligrat, mit Jakob

(Der Tag erwacht über Zermatt - || Trailrun am Matterhorn 4478m)
//Motivation
Spätestens seit Kilian Jornet's Speedrekord am Liongrat schienen Skyruns am Matterhorn 4478m en vogue zu sein. Solo Speedbesteigungen gab es natürlich auch schon vorher, der Zermatter Andy Steindl beispielsweise lief im Jahre 2011 in 2:57 Std von Zermatt über den Hörnligrat auf den Gipfel (Bericht).
Dies durfte natürlich nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass eine Besteigung des Matterhorn nach wie vor eine ernsthafte Sache blieb, und man sich seiner Sache schon sicher sein sollte, wenn man den Berg in diesem Stil, sprich seilfrei, besteigen wollte.
Nebst den psychischen und physischen Voraussetzungen für eine ground up Begehung mussten natürlich auch die äusseren Umstände passen. Blieb das Wetter stabil, oder wurden für den Nachmittag Gewitter angekündigt? Wieviel Schnee lag auf der Route, brauchte es Bergstiefel, oder war der Berg komplett aper und man konnte in Turnschuhen auf den Gipfel? Wann mussten die Steigeisen angezogen werden, oder konnte man gar darauf verzichten? Wieviel Leute waren am Berg, würde es zu Staus oder Steinschlag kommen?

(Matterhorn 4478m, ein toller Karling || Am Schultergrat 4200m)
Heute war unser grosser Tag. Obschon Jakob bereits letztes Jahr auf dem Gipfel stand, freute er sich auf seine 2. Begehung. Für mich war es Premiere! Körperlich und mental war ich gut vorbereitet, ich hatte in den letzten Monaten einige Touren unternommen um mich darauf vorzubereiten. Die Wetterprognosen versprachen Grand Beau ohne Gewitter, dies war ebenfalls ein sehr wichtiger Faktor. Einzig der Schnee war noch nicht ganz weggeschmolzen. Dies hatte mich dazu bewogen, nicht in Turnschuhen, sondern mit leichten Bergschuhen und richtigen Steigeisen an den Start zu gehen. Eine schnelle Zeit hin oder her - die Sicherheit ging vor. Bei der gestrigen Akklimatisationstour auf das Weissmies 4017m hatte ich mit diesem Setup (Salomon S-Lab X Alp Carbon 2 GTX, Petzl Irvis Hybrid mit Back Flex) beste Erfahrungen gemacht. Jakob indes blieb bei den Turnschuhen. Ein 30m Seil nahm ich ebenfalls mit ins Gepäck, man wusste ja nie was kommen würde.
//Tour
Nach einer kurzen Nacht im Zelt standen wir pünktlich um 05:00 Uhr in den Startlöchern. Im Stirnlampenlicht rannten wir durchs Dorf und folgten anschliessend den gelben Schildern Richtung Schwarzsee 2583m. Die Beine fühlten sich noch bleischwer an, vielleicht war es gestern doch etwas viel gewesen? Das Gewicht des Rucksacks war ebenfalls spürbar, doch joggen konnten wir sowieso nur wenn es flach war, ansonsten waren wir im Speedhike Stil gleichschnell unterwegs.
Trotz Startschwierigkeiten kamen wir recht gut voran, und erreichten nach 2:15 Std bereits die zum Luxushotel umfunktionierte Hörnlihütte 3260m. Nachdem wir auf der Toilette die Wasservorräte auffüllten (jeder 1.5l Wasser, gestartet waren wir mit 0.5l), das Geschäft verrichtet und etwas gegessen hatten, montierten wir den Klettergurt und brachen auf zum Hörnligrat. Um 07:40 Uhr waren wir beim Einstieg mit den Fixseilen.

(Klettern am Hörnligrat || Auf dem Schweizergipfel 4478m)
Anschliessend war es für uns erst einmal leicht den richtigen Pfad durch das Schuttfeld zu finden, kleine Steinmännchen wiesen uns den Weg. Schon bald gelangten wir unter die Türme mit der Wetterstation, ab hier galt es die Hände aus dem Sack zu nehmen. Ab und zu verloren wir die Spur, doch es gab viele Möglichkeiten um weiterzukommen und der Fels war eigentlich immer fest. Nun trafen wir auf die ersten Bergsteiger, eine tschechische 3er Seilschaft, welche sich, vom Schwarzsee (Biwak) kommend, die Solvayhütte 4003m als Tagesziel ausgesucht hatte. Am folgenden Tag dann Gipfel und zurück zur Solvayhütte. Dann noch der Abstieg nach Zermatt. Das Matterhorn 4478m in 4-5 Tagen, dafür günstig - the Czech Way. Wir kletterten zügig weiter und genossen die schönen Kletterstellen, passierten immer wieder Bergsteiger, die im Auf- oder Abstieg begriffen waren, durchstiegen die Untere Moseleyplatte, und gelangten nach 1:20 Std. bereits zur Solvayhütte 4003m.
Wir gönnten uns keine Pause sondern setzten den Anstieg sogleich fort. Wenige Meter hinter der Hütte würde die Route über die Obere Moseleyplatte hochführen, diese Stelle verpassten wir leider und folgten stattdessen einigen Verhauerspuren nach links. Anschliessend mussten wir eine heikle, nasse bis schneebedeckte Plattenstelle überwinden, was vollste Konzentration verlangte. Nach einigen weiteren, off-piste Kletterstellen, gelangten wir zurück auf den Grat und die eigentliche Route. Beim Roten Turm hangelten wir uns an den Fixseilen hinauf zur Schulter. Es lag nun immer mehr Schnee und es war höchste Zeit die Steigeisen zu montieren sowie die Primaloft Jacke und Handschuhe anzuziehen. Auf dem Schultergrat hatte uns schliesslich ein kühler Wind empfangen, doch mit der zusätzlichen Schicht am Körper liess es sich gut aushalten.
Wir genossen nun freie Sicht zu den Fixseilen unter dem Dach. Daran tummelten sich viele Seilschaften, und es liess sich wohl oder übel nicht verhindern, dass auch wir in den Stau gelangten. Im Grossen und Ganzen durften wir uns aber nicht beklagen, denn mit einer Wartezeit von ungefähr 5 Minuten kamen wir ziemlich glimpflich davon, und konnten nach der kräftigen Tauzieherei schon bald auf das obere Dach aussteigen. Nun galt es bloss noch der guten Trittspur zu folgen um auf den Schweizergipfel 4478m zu gelangen, wo uns der Heilige Bernhard, Schutzpatron der Bergsteiger, in Empfang nahm. Wir querten sogleich hinüber zum Italienergipfel 4476m mit Kreuz. Vom Einstieg am Hörnligrat bis zum Gipfel benötigten wir 2:52 Std, und 5:30 Std. ab Zermatt (inkl. aller Pausen). Nicht gerade eine Speedbegehung, aber angesichts der vorgefundenen Verhältnisse war das trotzdem nicht schlecht für einen Firsttimer.

(Italienergipfel 4476m mit Kreuz || Tiefblick nach Zermatt)
Wir genossen die tolle Aussicht und das erhabene Gefühl, diesen durchaus anspruchsvollen Gipfel seilfrei und in einem Zug geschafft zu haben. Doch so schön es hier oben auch war, eine erfolgreiche Matterhornbesteigung endete bekannterweise erst mit dem sicheren Erreichen der Hörnlihütte 3260m. Und so machten wir uns schon bald wieder an den Abstieg.
Als erstes galt es vorsichtig über das Obere Dach abzusteigen. Der Tiefblick hier war unbeschreiblich, knapp 3000m unter uns lag Zermatt. Ich war mitunter froh richtige Steigeisen an den Füssen zu haben, so gelangte ich trotz fehlendem Pickel problemlos hinunter zu den Fixseilen. Da sich der Stau unterdessen aufgelöst hatte, konnten wir diese folglich in einem Schnuuz hinuntersausen, und waren so im Nu wieder zurück auf dem Schultergrat. In diesem Bereich gab es viele Sicherungsstangen, an denen die Bergführer ihre Gäste abliessen. Also Sologänger konnten wir hier jeweils gut passieren, ansonsten würde man hier ebenfalls anstehen (obschon die Profis natürlich sehr flink waren in ihren Manövern).
Bei der Schulter 4200m warteten die steilen Fixseile, danach folgten weitere Felspassagen, die wir genüsslich abkletterten, bis wir schon bald die Solvayhütte 4003m zu Gesicht bekamen. Während wir im Aufstieg die Obere Moseleyplatte versehentlich umgingen, schritten wir im Abstieg direkt darauf zu. Normalerweise seilte man hier ab, doch wir wollten unserem Stil treu bleiben und auch diese Schlüsselstelle abklettern. Um ein besseres Gefühl auf dem Fels zu haben entledigten wir uns zuvor der Steigeisen. Der Fels war trocken und die Griffe zahlreich, so war es nicht sonderlich schwierig diese Plattenstelle zu überwinden. Es war halt einfach brutal ausgesetzt.
Nach einem kurzen Verpflegungsstopp kletterten wir weiter. Die Untere Moseleyplatte glich schon fast einem Kindergeburtstag, und auch die folgenden Kletterstellen bereiteten puren Genuss. Bezüglich Wegfindung brauchten wir uns noch keine Sorgen machen, denn wir mussten lediglich den Vorgängern folgen. Doch beim Turm (Auf dem Grat) leisteten wir uns einen dummen Fehler. Anstatt direkt über den Turm zu schreiten und dahinter abzuklettern, wählten wir den vermeintlich einfacheren Weg durch eine schuttige Rinne in die Ostwand hinab. Wir sahen auch diverse Schlingen, Seile und Abseilstellen, aber dies waren eben alles Verhauer. Bei einem Schlingen-Abseilstand kletterten wir in der Folge eine senkrechte Verschneidung hinab, dies war zwar cool aber eben nicht Original. Anschliessend querten wir zurück Richtung Grat und Wetterstation, und fanden glücklicherweise schon bald wieder den Pfad und die Markierungen.
Nun blieben wir auf der Spur, mussten allerdings noch einmal eine etwas heiklere Stelle abklettern. Der Kopf wurde langsam müde und es dauerte etwas länger bis alle Griffe und Tritte sortiert waren. Danach wurde es entgültig einfacher, und wir befanden uns alsbald in der Schuttflanke über dem Einstieg. Wir folgten den Wegspuren hinab zur Einstiegswand mit den Fixseilen, kletterten diese hinab und erreichten nach wenigen Schritten die Hörnlihütte 3260m. Für den Abstieg benötigten wir schlussendlich sogar etwas länger als für den Aufstieg. Aber dies war uns einerlei - wir hatten soeben das Matterhorn 4478m bestiegen, was für ein super Gefühl!
Wir installierten uns auf der Panoramaterrasse der Hörnlihütte 3260m, liessen den Druck abfallen und genossen den erhabenen Moment. Mit einer Cola brachten wir die Lebensgeister zurück. Nach einer netten Konversation mit den Bergführern brachen wir schliesslich auf, um noch die restlichen 1700 Höhenmeter nach Zermatt abzusteigen. Die Pause hatte gut getan, denn so konnten wir in einem Zug hinab zur Kirche Pkt. 1616m joggen. 10:48 Std. nachdem wir aufgebrochen waren gelangten wir zurück zum Ausgangspunkt.
//Fazit/Empfehlung:
Was hatte ich nicht schon alles über das Matterhorn 4478m gehört und gelesen. Mitunter viele Negativschlagzeilen und Horror-Stories, wie es ab Berg zu und her ginge. Doch allen Unkenrufen zum Trotz: Mir hatte der Hörnligrat sehr gut gefallen! Der Fels war vorwiegend fest und bot sehr schöne Kletterstellen. Es kam keine Hektik auf und ich konnte die Tour in vollen Zügen geniessen.
Die Vorteile einer Solo-Speedbegehung liegen auf der Hand. Keine Hektik und keine Staus am morgen, und man hat bei Tageslicht auch keine Probleme den richtigen Weg zu finden (zumindest am Anfang). Anschliessend kann man zügig klettern und gerät nie aus dem Flow, da man Seilschaften im Auf- oder Abstieg gut passieren kann. So kann die Konzentration über die ganze Tour hinweg aufrecht erhalten werden. Denn umso länger eine Tour dauert, desto müder wird man in der Regel, im Körper sowie im Geist. Schnelligkeit gleich Sicherheit! Einzelne Stellen (Obere Moseleyplatte, Auf dem Grat Turm, 1. Couloir) würde ich nächstes Mal ev. abseilen (wenn man das Seil sowieso dabei hat), denn man verliert mit geschickten Seilmanövern kaum Zeit. Die Nachteile/Gefahren einer Solobegehung sollten jedermann/frau bekannt sein...
Obschon das Matterhorn 4478m pro Saison mindestens 2000 Begehungen aufweist, und man meinen sollte, dass aus diesem Grund stets deutliche Begehungsspuren sichtbar wären, bleibt das Gelände vor allem im unteren Abschnitt sehr unübersichtlich. Ehe man sich versieht befindet man sich neben der Route und in ernsthaftem Gelände. Auch wenn wir keinen Pickel dabei hatten, empfiehlt es sich bei überdurchschnittlicher Schneelage (zB. Schnee ab Solvayhütte 4003m) diesen mitzunehmen.

(Fixseile am Schultergrat || Zurück bei der Hörnlihütte 3260m)
//Facts:
- Route: Zermatt Bahnhof - Restaurant Blatten - Zum See - Bielti - Hermetje - Schwarzsee - Hörnlihütte - Hörnligrat - Solvayhütte - Gipfel - gleicher Weg zurück.
- Distanz: 25km
- Höhenmeter: 3200m
- Terrain: 60% Trails (Berg- und Wanderwege), 40% weglos.
- Maxpuls: 147bpm
- Schnittpuls: 110bpm
- Verpflegung: 2 Gels, 1 Energieriegel, Schoggi, 0.5l Iso, 2l Wasser, 0.5l Cola
//Ausrüstung:
- Armlinge
- Leichte Handschuhe
- Stirnband
- Halstuch
- Kurzarm T-Shirt (mit Baselayer darunter)
- Laufhosen (Windstopper)
- Isolations Jacke DYNAFIT ELEVATION POLARTEC ALPHA JACKET
- Leichte Überhosen DYNAFIT REACT HOSE
- Rucksack DYNAFIT RC 20 DNA
- Bergschuhe (Salomon S-Lab X Alp Carbon 2 GTX)
- Steigeisen (Petzl Irvis Hybrid mit Back Flex Bindungssystem)
- 30m Seil (Backup)
- Klettergurt, Schlingen, Abseilgerät (Backup)
- Sonnenbrille
- Sonnencrème
- Mobiltelefon
- Fotoapparat
- Pulsuhr mit GPS Funktion
- 1:25000 Kartenausdruck
- Voltaren Rapid, Aspirin (Reserve)
- Geld
//Zwischenzeiten:
- Start Zermatt Bahnhof Pkt. 1605m um 05:03 Uhr.
- Ankunft Hörnlihütte 3260m um 07:22 Uhr.
- Start Hörnlihütte 3260m um 07:36 Uhr.
- Zwischenzeit Solvayhütte 4003m um 09:03 Uhr.
- Ankunft Matterhorn 4476m um 10:33 Uhr.
- Start Matterhorn 4478m um 10:47 Uhr.
- Ankunft Hörnlihütte 3260m um 14:04 Uhr.
- Start Hörnlihütte 3260m um 14:34 Uhr.
- Ankunft Zermatt Kirche Pkt. 1616m um 15:50 Uhr.
- Total ohne Pausen: 9:55
- Total mit Pausen: 10:48
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der Tour können als GPX Datei heruntergeladen werden.
Bemerkungen :
Auf der Hörnlihütte hatten wir auf den Toiletten mit Wasser versorgt. Es ist zwar offiziell kein Trinkwasser, aber inoffiziell reinstes Gletscherwasser und somit trinkbar ;-)
Nebst der ausführlichen Beschreibung im SAC Auswahlführer Alpine Touren Walliser Alpen findet man hier eine Beschreibung sowie ein Topo vom Hörnligrat.
Der kleine und einfache Campingplatz in Zermatt: klick!
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