Beschreibung | Bettelmatt Trail 2018 (BUT 52k)
//Motivation
Von guter Quelle bekam ich gesteckt, dass dieser Lauf ein Juwel sei unter den hochalpinen Trail Wettkämpfen. Inmitten umliegender 3000er (Basodino, Kastelhorn, Grieshorn, Bättelmatthorn, Blinnenhorn, Hohsandhorn und Ofenhorn) und einer handvoll Bergseen läuft man über weite Strecken auf über 2000m.ü.M., und geniesst dabei eine unberührte Natur und fantastische Flowtrails. Einziger Wermutstropfen: die lange Anreise. Damit es nicht zu stressig wurde, und wir trotzdem noch eine entspannte Zeit im Val Formazza verbringen konnten, verlängerten wir den Aufenthalt auf vier Tage.
(Riale oder Chärbäch auf Walserdeutsch || Lago di Morasco)
//Race
Nach einer längeren, allerdings nicht sehr spezifischen Vorbereitung (...), war es nun endlich soweit, um 06:00 Uhr morgens wurden wir auf die Strecke geschickt. Das Warm-up war nur kurz ausgefallen, es war aber auch nicht nötig, den Körper für diese Distanz bereits voll aufzuheizen. Das Starttempo war verhalten, und es erstaunte nicht, dass sich Sam und ich sogleich hinter der Spitze einreihen konnten. Für Sam war es der erste, lange Laufwettkampf, für mich der erste Lauf über die Ultradistanz seit dem versauten Swissalpine Marathon vor vier Jahren.
(Start in Riale)
Wir kamen gut ins Rennen, passierten das Rif. Maria Luisa und machten uns auf Richtung Passo San Giacomo Pkt. 2313m und Schweizer Grenze. Kurz davor gab es einen ersten Verpflegungposten mit Wasser, bei dem ich ebenfalls meinen Becher zückte. Ein Novum bei Trailwettkämpfen war, dass bei den Posten, der Umwelt zuliebe, keine Plastikbecher mehr zur Verfügung standen, und man deshalb seinen eigenen Becher mitführen musste. Ich fand das eine gute Sache.
(Unterwegs Richtung Griespass 2479m)
Auf dem Pass gelangten wir an die Sonne, es war ein herrliches Gefühl hier zu laufen. Wir konnten es tatsächlich geniessen, da wir ja nicht völlig am Limit waren. Ich lief mit Pulsuhr und achtete stets darauf, dass mein Puls nicht über die von mir festgesetzte Limite (+/-150bpm) gelangte. Ein wunderschöner Höhenweg führte uns hinüber zur Cap. Corno Gries 2338m. Kurz vor der Hütte nahm uns Mirko in Empfang, wir hatten abgemacht, dass er uns hier verpflegte (Wasser) und für einige Meter begleitete. Eine sehr nette Geste!
(Kurz vor Bättelmatt || Rifugio Bimsee nach 35k)
Gemeinsam liefen wir nun hinauf zum Cornopass Pkt. 2485m, wo uns das vergletscherte Blinnenhorn 3374m sofort in seinen Bann zog. Irgendwann würde ich es schon noch auf diesen Gipfel schaffen, vorzugsweise im Winter mit Ski, aber eben nicht heute. Wir verabschiedeten uns von Mirko, passierten den Griespass Pkt. 2487m, und liefen zügig hinunter nach Bättelmatt Pkt. 2111m. Wir verpflegten uns grosszügig am Posten, bevor wir den nächsten, langen Anstieg hinauf zum Rif. 3A 2922m in Angriff nahmen. Beide zeigten wir noch keine Anzeichen von Schwäche.
Zuerst ging es steil hinauf zum Rif. Citta di Busto Pkt. 2482m, dann wieder flach über das Ödland Piano dei Camosci. Anschliessend folgte des finale Anstieg zum Tageshöhepunkt. Wir waren etwas erstaunt, als wir auf ca. 2600m den Gletscher betraten, und für nun mehr als 300 Höhenmeter durch aufgeweichten Firn zu gehen hatten. Ich wünschte mir die Stöcke herbei, wieso nur hatten wir darauf verzichtet?! Vielleicht hätten wir doch ans vorabendliche Briefing gehen sollen... Beide rutschten wir mehrmals aus, doch wir schafften es, ohne unseren Vorsprung einzubüssen, sicher hinauf zum Rif. 3A 2922m. Der warme Tee und etwas Süssgebäck brachten uns wieder zu Kräften.
(Zurück in Riale - auf den letzten Metern, begleitet von der Familie)
Die Strecke führte nun nicht direkt hinunter zum Lago del Sabbione, sondern machte noch einen Abstecher hinüber zum Rif. Claudio e Bruno Pkt. 2708m. Irgendwie mussten wir ja auf die Distanz kommen.... Der Blick auf Hohsandgletscher und Horn entschädigten für die Mühen. Nachdem wir den Damm des Lago del Sabbione passiert und den kurzen Anstieg zum Rif. Mores 2504m geschafft hatten, ging es endlich hinunter ins Valle di Morasco. Ein toller und sehr abwechslungsreicher Downhill. Am See begegneten wir hunderten Tagesausflüglern, eine komische Szene, nachdem wir nun über Stunden alleine unterwegs waren.
Der nächste Stopp beim Rif. Bim-Se 1780m. Nach ungefähr 35k und 4h Laufzeit. Meine Familie erwartete uns bereits. Wir konnten uns verpflegen mit Bouillon und Cola, und die Trinkflaschen wechseln. Es tat gut mal für einige Sekunden zu verschnaufen. Danach ging es in die zweite Runde. Auch wenn dieser Abschnitt nun deutlich kleiner war, wurde uns nichts geschenkt. Der Anstieg hinauf zum Passo di Nefelgiu Pkt. 2583m zog sich in die Länge und war knüppelhart. Sam und ein weiterer Läufer (der uns seit dem Rif. Bim-Se verfolgte) legten ein Tempo vor, welches ich nicht mithalten konnte. Offenbar hatten die beiden noch genügend Sprit im Tank, schön für sie. Doch ich musste für mich schauen, sonst würde ich nicht durchhalten bis zum Schluss.
Offenbar aber hatten sie sich überschätzt, denn noch vor der Passhöhe hatte ich sie wieder eingeholt, nun schienen sie gekocht. Ich passierte die beiden und lief nun alleine hinunter zur nächsten Verpflegungsstelle beim Rif. Margaroli Pkt. 2194m. Vorsichtigen Schrittes, denn die Beine waren müde und anfällig für Stolperer. Und plötzlich hatte der vermeintlich gekochte Läufer wieder zu mir aufgeschlossen. Von Sam war leider nichts zu sehen.
Der folgende Downhill nach Valdo Pkt. 1283m zog sich in die Länge, doch die Gegend war wunderschön und es machte Spass zu laufen. Das Stehaufmännchen hatte mich unterdessen wieder stehen gelassen, keine Ahnung woher er plötzlich wieder diese Power nahm. Vom Sagersboden Pkt. 1772m gings schliesslich steil und direkt die (grasige) Skipiste hinab, der Quadriceps schien zu explodieren. Unterdessen war es Mittag und die Sonne branne erbarmunslos hernieder. Die Temperaturen hier unten im Tal waren alles andere als angenehm. Aber da mussten wir durch.
Nun verblieb noch der letzte Anstieg zurück nach Riale. Nur noch 5 Kilometer und 500 Höhenmeter, ein Kinderspiel! Würde man meinen, aber es war super hart! Die Beine streikten, und im Gesäss bekam ich leichte Krampferscheinungen, ebenso in den Aduktoren. Der Wasser-, aber vor allem der Salzmangel machte sich deutlich bemerkbar. Also möglichst ökonomisch laufen/gehen. Beim Toce Wasserfall (klick!) vermochte die feuchte Luft etwas zu erfrischen. Nachdem ich das hässlich gelbe Hotel endlich passiert hatte, konnte ich zum Zielsprint ansetzen. In Tat und Wahrheit war es mehr ein verkrampfte Trabeinheit, da kam einfach gar nichts mehr. Zum Glück hatten mich die Kinder schon von weitem ausgemacht, und mich in der Folge bis ins Ziel begleitet. Emotionen pur. Ich hatte es geschafft, ohne völlig einzubrechen, aber nun war ich fix und fertig. Und äusserst dankbar, dass sich die Familie nun um mich kümmerte. Und auch, dass ich mit Sam über weite Strecken zusammen laufen konnte. Sam lief nach mir über die Ziellinie, auch er hatte ein tolles Rennen abgeliefert.
//Fazit:
Der BUT ist ein hartes, aber auch sehr geiles Rennen. Fantastische Strecke und Gegend! Gute Akklimatisation ist von Vorteil, da man sich über weite Strecken über 2000m über Meer befindet. Stöcke sind für die langen Anstiege nur zu empfehlen, vor allem für den Abschnitt auf dem Camosci Gletscher sehr hilfreich. Wir hatten uns vorgängig zu wenig informiert und auf die Stöcke verzichtet, das war ein dummer Fehler. Wir waren, mit wenigen Ausnahmen, die einzigen Läufer ohne Stöcke. Die hätten uns das Leben um einiges leichter gemacht. Die Rangierung stand schon vor dem Passo San Giacomo fest, eigentlich hätten wir das Rennen zu diesem Zeitpunkt bereits beenden können. Mit dem 6. Rang war ich sehr zufrieden, waren doch alle vor mir mindestens um 12 Jahre jünger als ich. Zeitlich wäre sicher noch was dringelegen, obschon ich bis auf den letzten Anstieg von Valdo nach Riale ein sehr konstantes Rennen zeigte.
(Zieleinlauf || sichtlich gezeichnet...)
//Facts:
- Streckenplan: klick!
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- Distanz: 53.3km
- Höhenmeter: 3250m
- Zeit: 7:00:58
- Schnittpuls: 137bpm
- Maxpuls: 155bpm
- Verpflegung mitgeführt und konsumiert: 5 Gels, 1 Energieriegel, 2x 1l Iso.
- Ranking: 6. Rang overall
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Tbc...
- Albergo Aalts Dorf: klick!
- Rifugio Bim-Se: klick
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Höhenmeter-km-Umrechner: klick!
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