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 | Tourendetails Wendenstöcke - Excalibur |
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Tourenart | Sportklettern |
Charakter | Mehrseillängen-Tour |
Kletterstil | Vertikal |
Datum | 16.07.2006 |
Region | |
Kletterführer | Schweiz extrem West / Sportklettern Berner Oberland |
Link zum Kartendienst |  |
Erstbesteigung | Peter Lechner, Viktor Amann, 1983 |
Gestein | Kalk |
Anforderung | Fels
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Ernsthaftigkeit |  |
Absicherung |  |
Besucherandrang | Mässig frequentiert |
Zu- oder Abstieg | Abseilpiste vorhanden |
Kondition | A |
Exposition | S |
Meereshöhe | 2300 m.ü.M. |
Ideale Zeit | Juli - Oktober |
Sonne |  |
Trocken bei Regen | Schnell trocken |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Bilder (© Chris & Martine) | Zum Fotoalbum |
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Beschreibung | E x c a l i b u r 6b (6b obl.), 230m (ohne Vorbau), 10 Sl (***), mit Martine
(Excalibur-Pfeiler)
Ein lang ersehnter Traum von Martine, und mir schwirrt die Route natürlich auch schon lange im Kopf herum. Bisher hatte mich deren nicht ganz trivialer Charakter davon abgehalten einzusteigen - nun aber war es soweit, voller Zuversicht sind wir in die Wenden gefahren. Wetterprognosen gut, körperlich und geistig fit, es sollte also alles passen :-)
Um 06.30 Uhr sind wir von der Wendenalp losgelaufen, in 1h45min hoch zum Biwak. Die letzten Meter verlangen erhöhte Aufmerksamkeit, ein Ausrutscher auf den abschüssigen Bändern kann böse enden. Nachdem wir den Gipfelrucksack gepackt, Kleider gewechselt und uns nochmals gestärkt hatten, sind wir um 08.55 Uhr in die Route eingestiegen, sie beginnt gleich fünf Meter rechts vom Biwak :-)
1. Sl (Vorbau) 6a+: Der Überhang gleich zu Beginn fährt mächtig in die Arme, der Fels ist jedoch durchwegs gutgriffig und die Route gut abgesichert.
2. Sl (Vorbau) ?: Gleich mit der 1. Sl zusammengenommen, daher mächtig Seilzug
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3. Sl 6b: Gleich zu Beginn der eigentlichen Route (ab dem Grasband) die schwierigste Seillänge: Exponierte Kletterei an feinen Leisten und Schuppen in einer wahren Knallerplatte, fordert Körper und Geist, hier trennt sich die Spreu vom Weizen...
4. Sl 6a: Sehr schöne und exponierte Seillänge immer noch in der Platte, jedoch nicht mehr ganz so schwierig. Achtung, der Stand befindet sich links am Anfang der Verschneidung (nicht zu hoch klettern sondern nach links queren!)
5. Sl 5c+: Am Anfang etwas plattig, dann ein Steilaufschwung (gut gesichert) und schlussendlich spreizend und piazzend dem Riss folgen bis zum Stand, ca. 15m clean, kann aber tiptop abgesichert werden.
6. Sl 6a: Etwas inhomogene Seillänge - Achtung, links halten, sonst befindet man sich plötzlich in der 7a-Seillänge von Lancelot (3 nahe gesteckte Bh auf einer steilen Platte). Vor dem Stand ist dann wieder fröhliches piazen angesagt.
7. Sl 6a: Luftig exponierte Querung an feinen Leisten gleich zu Beginn, zum Glück stecken hier einige Bohrhaken. Anschliessend einmal mehr piazend bis zum Stand. (Anmerkung zu Ueli Stecks Free-Solobegehung: An dieser Stelle sei er etwas instabil gewesen - hmm ja, das wäre ich wohl auch bei so viel Luft unter dem Arsch :-)
8. Sl 6a+: Sehr schöne und feine Leistenkletterei an einer kompakten Platte, wohl die schwierigste Seillänge nach der Einstiegsseillänge.
9. Sl 5c+: Ein weiterer Riss zum piazen und ein kleines Dächli zum reissen sozusagen als Schlussbouqet, der Stand muss dann noch etwas gesucht werden...
10 Sl 4c: Und nun geht es clean aber leicht auf den höchsten Punkt des Pfeilers. Zu Beginn links halten um die Kante, dann in brüchigem Gelände hoch.
Um 16.30 Uhr stehen wir endlich auf dem Gipfel, etwas erledigt aber überglücklich, und die Sonne sticht sogar wieder durch den Wendennebel. Beim abseilen dann am vorletzten Stand mal wieder das Seil (Knopf) in einen Spalt versenkt - Mist, schon wieder eine ganze Seilänge hochprusiken! Nächstes Mal daran denken den Knopf IMMER über die Kante legen!!! Um 19.00 Uhr sind wir wieder unten beim Biwak. Nach dem verdienten Schoggichueche dann noch einmal volle Konzentration aufbringen für den heiklen Abstieg, bis wir dann um 21.00 Uhr endlich wieder unten auf der Wendenalp sind, nach über 14h vollgas.
Bemerkungen:
Der Wendennebel sorgt nicht nur für eine überaus mystische Stimmung, sondern auch für kühle Temperaturen - somit unbedingt warme Kleider mitnehmen, auch wenn es am frühen Morgen noch nicht nach Nebel ausschaut, ein Softshell ist Gold wert!
Das Topo (Routenführung, Haken etc.) gut studieren lohnt sich, man kann ansonsten sehr schnell von der Route abkommen hier... Beim abseilen muss zumindest ein Stand angependelt werden (der 4. Stand von oben gesehen, ist auf dem Topo ersichtlich), hatten aber auch noch weitere ZS eingehängt.
Der normale, auf dem Topo ersichtliche Einstieg über den Vorbau befindet sich weiter vorne bei einem Schlingenstand, und nicht hinten beim Biwak!
Einen Überblick über diverse Routen an den Wendenstöcken gewinnt man auf obsig.ch.
In der Ausgabe 09/2010 des SAC-Heftes Die Alpen findet man ferner einen ausführlichen Bericht über die Wendenstöcke sowie eine umfassende und gegenwärtige Gebietsübersicht. Hier gehts zum Download klick!.
Der Band Sportklettern im Berner Oberland von Hans Grossen, welcher seit 2010 im Buchhandel erhältlich ist, beschreibt nebst den bekannten Klettergebieten (wie den Wendenstöcken) auch viele unbekannte Gebiete, versorgt den Leser mit vielen Hintergrund- und Detailinformationen, befasst sich mit der Erschliessungsgeschichte und stellt lokale Klettergrössen vor. Das Buch ist liebevoll gemacht und ist jedem zu empfehlen, der im Berner Oberland gerne Fels unter die Finger kriegt, und nebst Routen konsumieren auch noch historisches zum Gebiet erfahren möchte.
Weitere Berichte über Touren an den Wendenstöcken auf chmoser.ch.
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Bewertung (Klettertour) | * = Wenn man nichts Besseres zu tun hat! ** = Nicht sehr interessante Route *** = Schöne Route, empfehlenswert! **** = Sehr schöne Route, nicht zu versäumen! |
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