Beschreibung | Hintisberg 24.05.2009, mit Martine
Hintisberg - eine kompakte, und mit vielen Dächern gespickte Wandflucht, mit einer grandiosen Aussicht im Rücken. Vorwiegend Leistenkletterei (horizontale Schlitze), athletisch an Dächern, aber manchmal auch sehr scharf an Tropflöchern.
Hasta la vista, 5 Sl, 6c, 6a obl. (***)
Bei der Hasta la vista handelt es sich um eine schöne, nicht zu unterschätzende Route im linken Wandteil. Die Tour wird gegen oben hin immer steiler und besser, das Highlight ist definitiv die 4. Seillänge! Ausser der im Mittelteil etwas botanischen 3. Seillänge, und der Bruchzone in der 5. Seillänge, findet man durchwegs besten und festen Fels. Auch hier vorwiegend Leistenkletterei, mit einigen athletischen Dächern gespickt. Eine solide Fusstechnik und etwas Gespür für den Routenverlauf sind gefragt. Die Route ist gut bis sehr gut mit Bohrhaken ausgerüstet, in den einfachen Seillängen kann (muss aber nicht) zusätzlich mit Friends oder Klemmkeilen super abgesichert werden.
Bei bestem Wetter und sommerlichen Temperaturen sind wir um 10.15 Uhr in die Route eingestiegen:
1. Sl. 6b: Die athletische Crux über das Dach gleich zu Beginn (Kaltstart, A0), anschliessend schöne Leistenkletterei mit tricky Finish vor dem Top. Zwischendurch einen Friend versenkt (Cam. Gr. 1, rot)
2. Sl. 5b: Schöne Leisten- und Plattenkletterei, ziemlich anspruchsvoll für 5b...
3. Sl. 5c: Cooles Dach beim 3. Bh, anschliessend gehts leider etwas durch den Gemüsegarten, zuletzt dann etwas plattig/gesucht zum Stand.
4. Sl. 6c: Eine super Seillänge, das Highlight der Tour! Zu Beginn gehts an kleinen Löchern und Leisten durch eine Knallerplatte, dann quert man etwas nach rechts an eine Schuppe und piazt an dieser hoch, bevor dann unter dem Dach eine lange, exponierte Querung nach links folgt, welche zu der Schlüsselstelle führt. Grossgewachsene können hier schon bald einmal den rettenden Griff erreichen, wogegen sich die Kleinwüchsigen auf Reibung hocharbeiten müssen, mit Hilfe kleister Kratzergriffe und guter Körperspannung, bis der rettende Griff erreicht wird (zwingende Stelle!). Anschliessend folgt noch eine auch nicht ganz einfache Querung nach rechts und ein Aufrichter zum Stand, Klasse!
5. Sl. 6c: Easy Leistenkletterei auf den ersten 10m, anschliessend folgt ein erstes, brüchiges Dach, welches etwas von links durch eine Verschneidung angegangen wird. Anschliessend folgt eine weitere Piazstelle, bevor es dann heikel nach rechts geht (Längenzug) und an feinen Leisten und Slopern das nächste Dach überwunden wird (A0 möglich). Anschliessend leicht über die Platte bis zum Top.
Um 13.30 erreichten wir den Ausstieg. Nach einem kurzen Spaziergang auf dem grasigen Rücken ging es in 4x abseilen zügig hinunter zum Einstieg, 14.15 Uhr. Normalerweise könnte man bei stabilem Wetter noch gut noch eine zweite Route anhängen, doch heute begnügten wir uns mit dieser Tour, relaxten noch lange am Wandfuss und plauderten mit Kollegen aus dem Ürnerland...
(Prächtige Aussicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau.)
Bemerkungen:
Die Klettereien am Hintisberg sind deren am Ofen oder der Cheselenflue sehr ähnlich (Leisten, Dächer und Tropflöcher). Am Ofen wirken die brüchigen Bänder manchmal etwas störend, am Hintisberg sind diese nicht so zahlreich (die Fluh ist insgesamt kompakter). Und natürlich ist die Aussicht am Hintisberg einmalig. Somit gibts für den Hintisberg fünf Sterne, für den Ofen bloss vier.
Alle Routen sind meist gut gesichert (Keile und Friends nicht zwingend), trotzdem sind in den leichteren Seillängen manchmal etwas weitere Abstände zu bewältigen. Für die Route Hasta la vista ist im Topo mit 6a obl. angegeben - dies ist aber mit Vorsicht zu geniessen, insbesondere die letzten 2 Seillängen sind doch sehr fordernd und verlangen ein gewisses Mass an Sicherheit und Ausdauerkraft.
Taxe zum Befahren der Alpstrasse CHF 10.-- (bezahlen im Rest. Stalden oder beim Älpler)
Projekte:
- Floh 7b (Schnapp, schnapp, schwupp hehe:)
- Sibiriade 7a mit Einstieg (Sl.1+2) über Sigrif
- TNT 7a rotpunkt
Übernachtet hatten wir im ruhigen und wärmstens zu empfehlenden Jungfrau-Camping in Interlaken.
Der Band Sportklettern im Berner Oberland von Hans Grossen ist seit 2010 im Buchhandel erhältlich, doch kam er mir erst kürzlich zwischen die Finger. Das Buch ist liebevoll gemacht und beschreibt nebst den bekannten Klettergebieten (wie dem Hintisberg) auch viele unbekannte Gebiete, versorgt den Leser mit vielen Hintergrund- und Detailinformationen, befasst sich mit der Erschliessungsgeschichte und stellt lokale Klettergrössen vor. Es ist jedem zu empfehlen, der im Berner Oberland gerne Fels unter die Finger kriegt, und nebst Routen konsumieren auch noch historisches zum Gebiet erfahren möchte.
Weitere Berichte zum Sportklettern am Hintisberg auf chmoser.ch.
![](https://www.chmoser.ch/Images/copy.jpg) |