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| Tourendetails Fletschhorn 3993m N-Wand (Wienerroute) |
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Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 30.05.2009 |
Region | |
Kartennummer | 274 S Visp, SAC Auswahlführer Hochtouren im Wallis |
Koordinaten | 643500 / 115010 |
Link zum Kartendienst | |
Erstbesteigung | Egbert Eidher, Günther Godai, Karl Mach, Pasul Pernitsch, Heinz Regele, Erich Vanis und Wilfried Wehrle, 17 Juli 1960 |
Anforderung | AS- 5.2/E1 |
Besucherandrang | Mässig frequentiert |
Gletscher | Vorsicht: Tour führt über Gletscher, anseilen kann erforderlich sein! |
Kondition | B |
Höhenmeter | 1000m 2500m |
Lawinenbulletin | gering (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | N |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Skiabfahrt durch die Fletschhorn 3993m N-Wand (Wienerroute), mit Christian
(Fletschhorn Nordwand, Blick vom Biwak de Zen 3014m)
Freitag, 29.05.2009 - Aufstieg zum Fletschhorn Biwak 3014m, 1500hm
Start um 10.40 Uhr in Egga ca. 1620m. Zu Fuss, mehr oder weniger dem Sommerweg folgend, bis zur Kehre unterhalb Rossbodenstafel Pkt. 1930m. Hier nun auf durchgehender, mehr oder weniger tragender Schneedecke weiter nach SW, dem Senggibach folgend, auf die Moräne bei Gäli Egga. Es war 19°C warm und die Sonne brannte, dafür begleitete uns ein zügiger Nordföhn. Weiter Richtung W, zuerst flach, dann etwas steiler, hinauf zu Pkt. 2607m, kurze Pause 12.30 Uhr. Weiter auf den Griessernugletscher und in südlicher Richtung, zuerst flach, zuletzt dann ziemlich steil hinauf zum Fletschhorn Biwak 3014m, 13.25 Uhr.
Das Bivuaco Piero de Zen existiert erst seit 1999, vorher musste man entweder an dieser Stelle, oder dann etwas weiter auf der Fläche des Rossbodengletschers, direkt unter der Fletschhorn N-Wand, sein eigenes Biwak aufschlagen. Das Zen-Biwak ist eine einfache, kleine Biwakschachtel und bietet Platz für neun Personen, mehr dazu unter den Bemerkungen.
Nachdem wir uns gemütlich eingerichtet hatten, begannen wir fleissig Schnee zu schmelzen, und verbrachten so den Nachmittag meist essend und trinkend, bis unsere Batterien wieder vollständig aufgeladen waren für den kommenden Tag. Der Nordföhn hatte im Laufe des Nachmittags noch abgestellt und der Himmel war praktisch wolkenlos, die Vorfreude auf das bevorstehende Abenteuer somit grenzenlos :-)
Abends gesellten sich nebst den 2 Bernern (welche zuvor noch einen Abstecher auf die Senggchuppa 3607m gemacht hatten) noch 2 Zürcher und ein Welscher Gast zu uns, so war das Biwak mit 7 Personen bereits gut besucht und beinahe ausgebucht - kaum vorzustellen, wenn 9 oder noch mehr Personen hier übernachten würden.... Wenigstens war es so gemütlich warm in der guten Stube, ohne Ofen brachten wir es immerhin auf behagliche 16°C, wäre da nur nicht der ständige Geruch nach Benzin und Gas gewesen. Nach 22.00 Uhr hielten dann auch die Letzten endlich ihre Schnäbel und löschten die Stirnlampen, und so verfielen wir in einen kurzen aber tiefen Schlaf.
Samstag, 30.05.2009 - Fletschhorn N-Wand (650hm, 50°) inkl. Skiabfahrt
Bereits um 03.30 Uhr machten sich unsere Suunto-Uhren bemerkbar, und dann gab es auch kein Halten mehr. Schnell wurden die Benzin/Gaskocher angeworfen und das bereits vorgekochte Wasser aufgewärmt. Nachdem das Frühstück verdrückt, die Sachen gepackt und die Felle angeklebt waren, machten wir uns um 04.10 Uhr auf Richtung Fletschhorn. Zuerst flach, mit Harscheisen, in SE-Richtung, unter der NE-Flanke der Senggchuppa auf den Rossbodengletschers gequert. Nun leicht ansteigend, zuletzt zwischen einigen Lawinenkegeln hindurch, bis zum Bergschrund auf ca. 3200m angestiegen. Hier nun die Skis gegen Steigeisen und Eisgeräte eingetauscht. Die Skis aufgebunden stiegen wir um 04.55 Uhr in die Wand ein.
Nachdem wir den Bergschrund ungefähr in der Mitte passiert hatten, sind wir anschliessend eher im linken/östlichen Wandteil aufgestiegen. Mehr oder weniger in der Falllinie, kamen wir in bestem Trittschnee zügig voran und passierten auch bald schon die Felsinsel auf ca. 3400m, bis hierhin war die Wand noch nicht allzu steil. Nun wurde das Gelände aber bald steiler (50°, im rechten, westlichen Teil wäre das Gelände etwas flacher) und der Schnee manchmal etwas tiefer, so kamen wir dann auch ganz schön ins schwitzen. Den Sonnenaufgang im Rücken (ab. ca. 05.30 Uhr scheint die Sonne an die Wand), die Seracs über uns in rosa getüncht und auch schon ziemlich viel Luft unter uns liessen die Strapazen jedoch schnell vergessen und die Glückshormone Party machen... Auf ca. 3660m dann, als es immer steiler wurde, etwas mehr in die Wandmitte gewechselt und alten, aber dennoch erleichternden Trittspuren folgend, zum Fletschhorn-Nordwestgrat aufgestiegen. Der einfachste Ausstieg befindet sich etwas links der Felsen auf ca. 3850m. Um 06.30 Uhr stehen wir bereits auf dem Grat und können 700m Tiefblick die Wand hinunter geniessen. Nun folgte noch der einfache Aufstieg über den breiten Nordwestgrat bis auf den Gipfel, welchen wir um 06.55 Uhr erreichten.
Auf dem Gipfel wars dann urplötzlich bewölkt und saukalt, die erhoffte, ausgiebige Gipfelrast blieb somit aus. Auch wenn die Wand nun halt noch nicht aufgefirnt sein sollte (ja wir zweifelten sogar, dass sie bei diesem Wetter überhaupt auffirnen würde), so lange wollten und konnten wir bei diesen eisigen, fingergefrierenden Temperaturen nicht ausharren. Somit hatten wir uns um 07.15 Uhr bereits an die Abfahrt gemacht. Zuerst über den Nordwestgrat bis auf ca. 3850m abgefahren, wo wir dann in die Nordwand wechselten. Die Skis über dem Abgrund stieg der Adrenalinspiegel schlagartig, nun war höchste Konzentration erforderlich, hier konnten wir uns keine Fehler mehr erlauben. Nach den ersten Schwüngen in hartgepresstem Firn war der erste Schock vorbei, von nun an konnten wir die ruppige, aber geile Abfahrt durch die Fletschhorn N-Wand so richtig geniessen. Mit stumpfen Kanten und brennenden Oberschenkeln erreichten wir nur wenige Minuten später den Bergschrund, und fuhren auch gleich noch weiter hinab zum Biwak, 07.50 Uhr.
Nachdem wir im Biwak aufgeräumt und unsere Spuren verwischt hatten, sind wir um 08.20 Uhr, bei nun besten Firnverhältnissen, die schönen Hänge Richtung Rossbodenstafel abgefahren. Von Rossbodenstafel dann zu Fuss weiter auf dem Sommerweg hinunter nach Egga und zum Auto, 09.15 Uhr. Bereits um 09.30 Uhr sassen wir im Hotel Restaurant Fletschhorn in Simplon Dorf beim Zmorge und schmiedeten neue Pläne. Wir wollten noch etwas klettern gehen, denn schliesslich war der Tag ja noch äusserst jung... Für Simplon Dorf war es aber leider zu kalt (der Himmel war bedeckt und das Fletschhorn bereits wolkenumhüllt), nach kurzer Rücksprache mit Silvan (thanks) entschieden wir uns, eines der nahen Klettergebiete rund um Brig zu besuchen. Rund eine Stunde später durften wir das Klettergebiet Trämul kennenlernen und super Gneis unter den Fingern spüren :-)
Mit dieser eindrücklichen Skitour geht womöglich eine lange, absolut perfekte Skitourensaison zu Ende...!!!!
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Fletschhorn Nordwand, ungefähre Aufstiegsroute
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Bemerkungen
Das Bivuaco Piero de Zen 3014m bietet eine gute Möglichkeit, das Fletschhorn gemütlich in zwei Tagen zu besteigen. Bei guten Verhältnissen sowie an Wochenenden aber oft voll - es bietet lediglich neun Schlafplätze, also aufgepasst...
Ausstattung der kleinen Zen-Biwakschachtel (ca. 2.5x3.5x2.5m):
- 9 Schlafplätze, inkl. Matrazen, Kissen und Decken
- Hüttentaxe Chf 15.- (zu bezahlen mittels Einzahlungsschein oder im Hotel Post in Simplon-Dorf), eintragen im Gipfelbuch
- Kochsstelle inkl. Besteck, Pfannen, Töpfe, etc. vorhanden, Gaskartuschen und Feuerzeug selbst mitnehmen ( C 206 Gamping Gaz).
- Salz, Spülmittel, etwas Tee, etwas Pasta sowie einige Kerzen vorhanden, Feuerzeug mitnehmen!
- Wasser vorhanden (Schnee:-)
- Toilette hinter dem Haus :-)
- Kein Ofen, trotzdem 16°C im Biwak um 17.15 Uhr
Am ersten Tag kann auch gut noch die Senggchuppa mitgenommen werden (wer nach 1500hm noch nicht genug hat), hierfür sollte man dann aber doch etwas früher unterwegs sein...
Die Nordwand kann nicht immer mit Skis befahren werden, bei idealen, durchgehenden Firnverhältnissen ist dies für sichere Skifahrer aber eine sehr lohnende Tour! Die Sonne scheint bereits um 05.30 Uhr an die Wand, bei grösserer Ausaperung kann es dann bereits Steine aus der Senggchuppa Ostwand hageln, bei uns war dies glücklicherweise nicht der Fall.
Seil sowie einige Eisschrauben hatten wir wohl dabei, war bei diesen Verhältnissen aber gänzlich überflüssig. Helm natürlich unverzichtbar.
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