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 | Tourendetails Hinter Glatten - Z'Tüfelswärch |
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Tourenart | Sportklettern |
Charakter | Klettergarten - Mehrseillängen |
Kletterstil | Vertikal |
Datum | 01.08.2009 |
Region | |
Kletterführer | Schweiz extrem Ost 2013 |
Link zum Kartendienst |  |
Erstbesteigung | Frigg Zimmermann, 1995 |
Gestein | Kalk |
Anforderung | Fels
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Ernsthaftigkeit |  |
Absicherung |  |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Zu- oder Abstieg | Abseilpiste vorhanden |
Kondition | C |
Höhenmeter | 250m
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Exposition | SE |
Meereshöhe | 2240 m.ü.M. |
Ideale Zeit | Frühling - Herbst |
Sonne |  |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | schön |
Vergleichstouren | Ofen, Cheselenflue |
Beschreibung | Z'Tüfelswärch 7a, 6b+ obl., 11 Sl (****), mit Bruno
(Die 250m hohe Wandflucht des Hinter Glatten)
Heute war relaxtes Klettern am Hinter Glatten angesagt, und dies am Schweizer Nationalfeiertag! Nachdem ich schon diverse Male geplant hatte am Hinter Glatten Klettern zu gehen, sollte es heute mit der Premiere klappen! Von verschiedenen Seiten hatte ich nur das Beste gehört (geniale Routen, tolles Ambiente, super Fels), nun wollte ich mich selbst davon vergewissern :-)
Anfahrt via Glarner Seite Richtung Klausenpass. Ab der letzten Kurve vor der Passhöhe folgte der steile Zustieg durch nasses, hohes Gras und Geröll in 45 Minuten (keine Wegspuren vorhanden, oder bereits wieder zugewachsen). Der Einstieg der Route Tüfelswärch befindet sich bei einer markanten Verschneidung im rechten Wandteil.
Nachdem wir uns noch einmal gestärkt- und mit Sonnenschutz beschmiert hatten, sind wir um 09.00 Uhr in die Route eingestiegen. Etwas nervös, ob wir den Schwierigkeiten gewachsen sein würden, und auch desshalb, da es sich (bei mir) eigentlich um die erste, längere Route in diesem Jahr handelte...
1. Sl. 6a+: Die Einstiegsverschneidung ist ziemlich brüchig an schiefrigem Fels. Diese wird nach dem 3. Bh nach links verlassen, dann wird der Fels auch schlagartig besser. Zwischen 3. und 4. Bh folgt sogleich die plattige, feingriffige Crux. Anschliessend schöne, etwas plattige und feingriffige Wandkletterei bis zum Stand.
>> Ich hatte diese Seillänge klar schwieriger empfunden als 6a+, eher so im Bereich 6b(+), zudem ist die Kletterei durch die schiefrige Zone psychisch ziemlich anspruchvoll, wann möchte ja nicht gleich zu Beginn einen Abgang machen...
2. Sl. 6b: Schöne, technsiche Wandkletterei an feinen Leisten und Griffen, durch super kompakten und scharfen Fels.
>> Auch diese Sl. ist psychisch ziemlich anspruchsvoll, trotzdem aber sehr schön!
3. Sl. 6b+: Zu Beginn athletisch über das kleine Dach an guten Griffen (Crux), anschliessend hübsche Wandkletterei bis unter die grosse Dachzone, zuletzt etwas nach rechts bis zum Stand.
4. Sl. 6b: Super luftiger, fotogener Quergang nach rechts unter der markanten Dachzone. Die guten Griffe/Schlitze findet man entlang einem Riss über dem Quarzband. Nach ca. 2/3 des Quergang muss an einer Stelle etwas abgeklettert werden (Untergriff), bevor es wieder hinauf geht und sloperig-feingriffig zum Stand. Super eindrückliche Seillänge!
5. Sl. 7a: Feingriffig und spreizend hocharbeiten zum 2. Bh und unbedingt ins grosse Loch links greifen, dann folgt die Crux: Vom Untergriff/Loch links an den Sloper rechts, dann mit links weit hochstehen ins Loch, belasten und mit links weit an die gute Schuppe links schnappen (für Kleine wie mich ev. vorher noch ein Zwischengriffli schnappen). Fusswechsel (mit rechts ins Loch) und an Slopern und schlechten Leisten athletisch über die Kante (resi!), rechts den 3. Bh. klippen. Anschliessend noch etwas Ausdauer an Leisten, bevor es dann nach rechts geht und einfacher/plattiger wird. In der Verschneidung weiter oben folgt noch ein hübscher Piaz, bevor es dann zuletzt auf dem Band einige Meter nach links zum Stand geht (auf dem Topo gut ersichtlich). Super Seillänge!
>> Ich musste beim 2. Bh leider ins Seil, da ich die gute Schuppe weit links oben zuerst nicht ausfindig machen konnte. Habe dann aber gleich noch einmal einen Versuch gestartet und bin auf dem Zahnfleisch! irgendwie über den Wulst gelangt :-)
6. Sl. 6a: Kurze, gesuchte Seillänge mit einer hübschen Sequenz durch einen steilen, pfeilerartigen Aufschwung.
7. Sl. 1a: Grasquerung nach links.
>> Die Seillängen 6 und 7 können gut zusammen genommen werden, wobei es sich empfiehlt, den 3. Bh der 6. Sl (beim Ausstieg auf das Grasband) mit einer lange Schlinge zu verlängern.
8. Sl. 6b+: Brüchiger Start über den Pfeiler, die athletische, grossgriffige Crux folgt zw. 2. und 3. Bh. Nach dem 3. Bh wird der Fels wieder deutlich besser und super scharf, nun folgt man einer Art Rampe in eine Verschneidung und hinauf zum Stand. Geniale, abwechslungsreiche Seillänge!
9. Sl. 6a+: Schöne Verschneidung, welche in einer plattigen, anspruchsvollen Sequenz nach links verlassen wird, bevor es dann wieder plattig nach rechts geht bis zum Stand (Seilzug, Exen verlängern).
10. Sl. 6b: Schöne, luftige und fotogene Querung an Seit- und Untergriffen nach links (inkl. Gegendruckstelle), nach dem 3. Bh wird es dann wieder einfacher/griffiger, nach einem grossgriffigen Aufschwung folgt man einer Verschneidung und verlässt diese nach links zum Wandbuch auf einem weiteren Band. Geniale, abwechslungsreiche Seillänge!
>> Für einen Eintrag im Heroischen Wandbuch sollte man einen Bleistift mitnehmen!
11. Sl. 3a: Ausstiegsseilänge auf den Gipfel, auch diese ist ganz oben noch mit einem Bohrhaken abgesichert! Stand/Blocksicherung etwas weiter hinten auf dem Gipfelplateau.
Um 13.30 Uhr erreichten wir das Gipfelplateau und waren doch eher überrascht, wie ring das von den Fingern ging, da würde auch noch mehr drinliegen! Sind dann gerade noch ca. 100m weiter nach W zur Abseilstelle (Steinmann) der Route Königswasser, bevor wir uns ins Gras legten und die vollkommene Zufriedenheit auf uns wirken liessen, was für ein Tag!
Nach dem gediegenen Mittagsschlöfli zügig und luftig 6x über Königswasser abgeseilt hinunter an den Wandfuss, dabei noch einer italienischen Seilschaft in der Einbahnstrasse links daneben begegnet. Nachdem wir die Kletterschuhe gegen die Turnschuhe ausgetauscht hatten, standen wir kurze Zeit später wieder unten beim Auto an der Klausenpassstrasse, und fuhren nun über den Pass hinüber ins megapatriotische Ürnerland, welches an diesem Tag ganz aus dem Häusschen war! Aber immerhin haben die dort viele, schöne Berge - wir dagegen sind stolz auf unsere AKWs und Biorüebli ;-)
(Routenverlauf Tüfelswärch, im rechten Wandteil)
Bemerkungen:
Die Angabe der Kletterzeit von 6-8h im Kletterführer GLclimbs scheint mir etwas gar überrissen, ich denke 4-6h für die Tour ist eher realistisch. Die Tour ist bis auf die ersten zwei Seillängen gut bis sehr gut abgesichert, und auch mental nicht allzu fordernd, nur selten ist ein etwas längerer Runout in einfachem Gelände zu bewältigen. Wir hatten einige kleinere Cams (0.3, 0.5 und 0.75) dabei, hatten sie aber nicht benutzt. Ansonsten sollte man einfach die Standard-Msl-Ausrüstung dabei haben. Die Standplätze sind nicht zum abseilen eingerichtet und Rückzieher demnach eher schwierig (Quergang etc.) - man sollte demnach nur bei einigermassen stabilem Wetter einsteigen.
Abgeseilt hatten wir über die bestens eingerichtete Abseilpiste der Route Königswasser, dies würden wir wieder so machen. Vom markanten Steinmann muss zuerst einige Meter abgeklettert werden (Blocksicherung!) bis zum Abseilstand mit 2 Bohrhaken, welche mit einer Reepschnur verbunden-, und einem Karabiner versehen sind. Der Stand von Nünistei ca. 10m rechts/östlich davon (ebenfalls mit Steinmann) ist zwar besser zugänglich, dafür sind dort bloss einige ältere Schlingen um einen Block gewickelt, und die Abseilerei sei auch eher mühsam...
Achtung: Beim Abseilen über Königswasser müssen vom 4. Abseilstand unbedingt einige Exen eingehängt werden, um nicht frei in der Luft zu baumeln!
Die Routen am Hinter Glatten führen meist durch kompakten, griffigen und teils messerscharfen Kalkfels, welcher nur ab und zu durch ein brüchiges Band unterbrochen wird (was aber kaum stört). Die Touren eignen sich vor allem auch im Herbst, wenn die Tage bereits kürzer werden. Die Wand wird bereits ab 08.00 Uhr von der Sonne beschienen, so kann man schon zeitig einsteigen, ohne kalte Finger zu bekommen. Um 16.00 Uhr liegt die Wand komplett im Schatten.
Wanderstöcke für den steilen Zu- resp. Abstieg waren durchaus angenehm.
Weitere Infos zum Hinter Glatten findet man hier.
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Begehung | = Onsight = Rotpunkt = Flash = Durchstieg = Toprope = Projekt |
Bewertung (Klettertour) | * = Wenn man nichts Besseres zu tun hat! ** = Nicht sehr interessante Route *** = Schöne Route, empfehlenswert! **** = Sehr schöne Route, nicht zu versäumen! |
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