Beschreibung | GKG (Torre II) 7a, 6b obl., 10 SL (****), mit Patrick
(Salbit Westgrat-Turm II)
Die Route GKG am Westgrat-Turm II, inkl. Zu- und Abstieg in einem Tag zu klettern, dies geisterte schon länger in meinem Kopf herum. Mit Patrick hatte ich nun einen Partner gefunden, der für dieses ambitionierte Projekt zu motivieren war. Die GKG, was übrigens für Granit Katzen Göschenen steht, gehört neben dem Klassiker Via Hammerbruch zu den Schönsten im Gebiet. Seit der Sanierung ist die Route gut abgesichert, trotzdem ist sie anspruchsvoll und es empfiehlt sich, ein kleineres Set Friends (Cam. 0.3-1) mitzuführen, falls man die Schwierigkeiten nicht absolut beherrscht! Fast in jeder Seillänge lassen sich ein/zwei Friends versenken, was die manchmal etwas längeren Hakenabstände tiptop entschärft. Die Route ist sehr abwechslungsreich, es überwiegen jedoch technische Platten- und Wandkletterei, man findet trotzdem auch viele Verschneidungen, Risse und Piazschuppen, wo zur Abwechslung einmal herzhaft zugepackt weren kann.
Um 06.00 Uhr sind wir von der Voralpkurve Pkt. 1402m gestartet. Von dort zuerst auf auf dem schönen Voralpweg zur Alp Horefelli Pkt. 1786m aufgestiegen. Nun nach rechts (E) abgebogen und zuerst auf besseren Wegspuren, dann beinahe weglos in ein mit Geröll übersähtes, enges Couloir. Dieses war zu unserem erstaunen noch teilweise mit Schnee gefüllt - spätestens hier fragte ich mich, wieso ich mich zur Hölle für die leichten, profillosen Turnschuhe entschieden hatte... Im Couloir also steil in der Mitte hinauf, unter einer gefrorenen Schneebrücke (20m Schneetunnel) hindurch, den Bach zig male überquerend, und zuletzt nach rechts über hart gefrorenen Schnee (heikel und expo!) an den rechten Rand, wo auch einige blasse, rote Markierungen zu erkennen sind. Nun auf schwachen Wegspuren immer den Markierungen folgen, bis man zu den ersten Drahtseilen gelangt, an welchen man einen glatt gewaschenen, felsigen Aufschwung überwindet. Nach einigen weiteren Metern auf Wegspuren, durch hohes Gras, verlässt man dann das Couloir nach rechts, ebenfalls an Drahtseilen, man kann diese Stelle nicht verfehlen. Nach einigen Metern erreicht man dann den Sattel Pkt. 2218m, von welchem man ins grosse Couloir hinab schauen kann (Spicherribichelen), welches als nächstes zu überqueren ist. Die Drahtseile sowie die massive Eisenleiter auf den anderen Seite sieht man ebenfalls. Den Wegspuren folgend also einige Meter abgestiegen, und dann wieder ca. 100m am linken Rand angestiegen, bevor man das Couloir überqueren kann hinüber zu den Drahseilen und der Leiter. Dieser Weg ist nun aber einfacher und besser gangbar, somit erreichten wir schon bald den Sattel östlich des grossen Couloirs, mit grandioser Aussicht auf den Sustenhorn-Ostgrat, von welchem das Salbitbiwak SAC 2402m auf guten Wegspuren in wenigen Minuten erreicht werden kann. Vom Biwak sind wir dann aber gleich noch weiter in wenigen Minuten bis an den Wandfuss des 2. Westgratturmes, bevor wir dann eine ausgiebige Pause einlegten und auf die wärmende Sonne warteten, 08.05 Uhr.
Am Wandfuss befand sich noch immer ein Schneefeld, welches komplett hartgefroren und ohne Stufen so nicht zu bewältigen war. Somit benutzten wir die Wartezeit, um die nötigen Stufen zu schlagen hinauf zum Einstieg, damit wir dann bereits in den Kletterschuhen problemlos an die Wand gelangen würden. Um 09.00 Uhr schliesslich, als die Sonne schon fast an den Wandfuss hinunter schien, sind wir voller Tatendrang in die Route eingestiegen:
1. Sl. 5c: Plattige, etwas sandige Warm-up Seillänge direkt ab dem Schneefeld, mit nassen Schuhen und klammen Fingern. Gestartet etwas links (in Falllinie des 1. Bh.) an einem Riss (Cam 1, mit Schlinge verlängert), anschliessend etwas nach rechts gequert und plattig auf dem schwarzen Wasserstreifen zum 1. Bh. Zwischen dem 1. und 2. Bh (Plattencrux) kann ein weiterer Cam. 0.4 unter die Schuppe geklemmt werden. Ab dem 2. Bh dann leichter einem angenehmen Piazriss folgend zum 3. Bh und weiter zum Stand.
>> Wir hatten diese Seillänge deutlich schwieriger empfunden als 5c, eher so im Bereich 6a+...
2. Sl. 6a: Schöne, eher kurze Seillänge. Die ersten Meter in eigenartigem, stark strukturiertem Fels, anschliessend in eine steile, ziemlich anstrengende Verschneidung, welche man nach links verlässt zum Stand - spätestens hier ist man dann so richtig aufgewärmt.
3. Sl. 6b: Sehr schöne, lange und anspruchsvolle Platten-Seillänge! Plattige Querung nach links unter das Dach gleich auf den ersten Metern, hier die Seile parallel geführt, um Seilzug zu vermeiden. Nach der Dach-Crux anschliessend anhaltend schöne Platten und Piaz-Kletterei.
4. Sl. 6a: Schöne, abwechslungsreiche Seillänge. Zuerst eher plattige, feingriffige Wand- und Piazkletterei, anschliessend eine plattige Linksquerung an Knobs (Crux), zuletzt in anstrengender aber griffiger Piazkletterei hinauf zum unbequemen Hängestand unter dem Dach.
5. Sl. 6b: Schöne, anhaltende Piazkletterei in einer Verschneidung. Die feingriffige Piaz- und Gegendruck-Crux folgt gleich nach dem 1. Bh., nach dem 2. Bh. etwas nach links in die Verschneidung, hier einen Cam. 0.5 unter dem Dach versenkt, die restlichen Meter in der Verschneidung bleiben dann aber anhaltend und anspruchsvoll, kurz vor dem Top wird es noch einmal richtig steil und anstrengend.
>> Der Fels war in dieser Seillänge vom Stand weg leider noch etwas nass, und ich hatte unmittelbar vor dem 2. Bh. einen jähen Abgang gemacht - merci Patrick fürs hebe ;-)
6. Sl. 5c+: Schöne Seillänge, plattig beginnend, dann in Piaz- und Gegendruckkletterei in einer zuletzt steilen Verschneidung, deren Ausstieg die Crux bildet, anschliessend gemütlicher auf Platten und Rissen bis zum Stand.
7. Sl. 6a+: Feingriffige, technische Wand- und Plattenkletterei, erst gegen Schluss der Seillänge wird die Kletterei etwas einfacher und griffiger.
8. Sl. 7a (6b 2 p.a.): Schlüsselseillänge, welche trotz der A0-Stellen sehr schön und anspruchsvoll zum klettern ist! Nach dem Stand einige Meter nach rechts und über den Aufschwung, welcher mit etwas Zug gut zu bewältigen ist. Nun geht es aber los, auf steilen Platten müssten neben einem Riss rechts feine Leisten weit links gekrallt, und praktisch auf nichts gestanden werden. Für mich war da der Silbergriff einfach zu verlockend, da ich vermutlich auch nicht die nötige Spannweite und Technik hätte, um mich da frei und ohne vorherriges ausbouldern hocharbeiten zu können. Nach einer etwas einfacheren, plattigen Querung nach links, wo man sich aber wiederum nur an feinsten Strukturen festkrallen kann, folgt die zweite Crux, nämlich das Überwinden des nächsten Daches. Hält man sich einmal an den Untergriffen unter dem Dach, kann man die Füsse auf Reibung weit hochstellen, mit rechts und schliesslich auch mit links die schlechten Leisten über dem Dach greifen und die Füsse hochstellen über das Dach (A0 möglich). Nun folgt noch ein weiterer plattiger Längenzug in einen Untergriff, bevor es schliesslich einfacher, an griffigen, etwas hohl klingenden Schuppen hinauf geht zum Stand.
9. Sl. 5c+: Sehr schöne Kletterei in einer Verschneidung, zur Abwechslung einmal etwas einfacher und gemütlicher, obwohl auch hier zuletzt noch ein Gegendruck-Problem zu bewältigen ist.
10. Sl. 5c+: Eine weitere schöne, abwechlungsreiche Seillänge. Der Start ist noch gemütlich, doch bald schon geht es in steiler, anhaltender und immer anspruchsvoll werdender Risskletterei hinauf bis zu einem letzten Aufschwung, wo die Schwierigkeit darin besteht, mittels Riss und Leiste die Beine über den Aufschwung zu bringen - mit etwas Zug ging dies aber problemlos.
>> Ich stufe diese Seillänge ebenfalls deutlich schwieriger ein als 5c, eher so im Bereich 6a+ würde ich sagen... Auf den letzten Riss-Metern hatte ich zuletzt noch 2 Cams versenkt (0.75 und 0.5 in den Riss auf dem Ausstiegsband) und die Seile parallel geführt, um Seilzug zu vermeiden.
Bereits um 14.00 Uhr erreichten wir beide den letzten Stand, und konnten ein grandiose Aussicht (bei stetigem Baulärm, siehe weiter unten) geniessen. Erinnerungen an die letztjährige Westgrat-Begehung wurden wach, da man bei dieser ebenfalls diesen Standplatz passieren muss.
Nach kurzer Verschnaufpause machten wir uns dann ans abseilen, was die ersten 5x auch problemlos und zügig vonstatten ging. Beim 6. Mal abseilen, wobei man hier gleich eine Sl. überspringen kann (Sl. 4+5), produzierten wir leider einen Seilverhänger, somit konnte ich die ganze 4. Seillänge 6a noch einmal hochklettern, und dies nur an einem Seilstrang - gibt es nichts Schöneres? Nachdem die Übung vollbracht war, ich wieder zu Patrick abgeseilt und das Seil erfolgreich abgezogen hatte, ging es schliesslich reibungslos hinunter zum Wandfuss, es war nun bereits 16.00 Uhr, die Abseilerei hatte somit etwas länger gedauert...
Nach dem verspäteten, ausgiebigen Zmittag, hatten wir und so langsam wieder an den Abstieg gemacht. Via Salbitbiwak, den Drahtseilen entlang und über die Eisenleiter hinunter ins grosse Couloir abgestiegen. Nach dessen Überquerung und kurzem Gegenanstieg ins kleine Couloir gewechselt. Dort nun mit der nötigen Vorsicht langsam zur Alp Horefelli abgestiegen. Die Querung des nun weichen, exponierten Schneefelds war letztendlich nicht ganz so schlimm wie vermutet, und das stark tropfende Schneetunnel hatte glücklicherweise auch noch gehalten :-) Ab der Alp Horefelli ging es dann gemütlich auf dem nie enden wollenden Wanderweg zurück zur Voralpkurve, 19.00 Uhr. Ein langer und intensiver Tag neigte sich seinem Ende zu - es isch grandios gsi Patrick!
Bemerkungen:
Die Route ist auf den gesamten 10 Sl. recht anhaltend, zeitweise anstrengend und sehr homogen. Die Bewertung vor allem der leichteren Seillängen ist doch eher auf der harten Seite, je nach Literatur werden diese um einiges schwieriger taxiert. Die Standplätze (Irniger-Kombistände) sind alle in bestem Zustand und zum abseilen eingerichtet. Mit 50m-Halbseilen erreicht man in 9x abseilen wieder den Wandfuss, wobei man die Sl. 4+5 zusammennehmen kann (mit 60m Halbseilen können auch die Sl. 1+2 zusammengenommen werden, somit bloss 8x abseilen). Hier gehts zum ungefähren Routenverlauf.
Die Sonne scheint anfangs August ab ca. 09.30 Uhr an den Wandfuss, bei tieferem Sonnenstand (Herbst) dauert es etwas länger, bis die Sonne den Wandfuss erreicht. Nach intensiven Regenfällen bleiben die Risse längere Zeit nass, nach starkem Regen sollte man sicher einen Schönwetter-Tag abwarten, bevor man die Route in Angriff nimmt.
Der Weg von der Voralpkurve zum Salbitbiwak 2400m ist steil und anspruchsvoll (T5, II?). Für das Horefelli-Couloir oder generell für den Zustieg zum Salbitbiwak empfiehlt sich demnach gutes Schuhwerk mitzunehmen! Im Frühjahr sollte man zudem einen Pickel und ev. Steigeisen mitführen.
Ein grosses Dankeschön geht noch an alle Beteiligten des Projektes Salbitbrücke, für das Geschrei und den stetigen Generatoren- und Helikopterlärm, welcher der Bau der neuen Salbitbrücke produzierte - nicht einmal hier oben kann man seine Ruhe geniessen! Ich gehe hier nun aber nicht weiter auf Konfrontationskurs - über die Pros und Kontras kann sich jeder selbst seine Gedanken machen.
(Salbit Westgrat Türme I-VII, aufgenommen von der Alp Horefelli, schaut fast aus wie in Pakistan :-)
Im Auswahl-Kletterführer Klettern in der Schweiz von Matteo della Bordella, welcher seit 2012 im Buchhandel erhältlich ist, sind die wichtigsten und bekanntesten, aber auch weniger bekannten Klettergebiete der Schweiz enthalten. Beschrieben werden sowohl Mehrseillängenrouten als auch Baseclimbs in verschiedenen Klettergärten, die Schwierigkeitsbereich der Wege reicht von mittleren bis zu höchsten Graden. Darin sind natürlich auch die Klettereien am Salbit enthalten.
Weitere Berichte zu Touren im Salbit-Gebiet natürlich auf chmoser.ch.
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