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| Tourendetails Hinter Glatten - Einbahnstrasse |
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Tourenart | Sportklettern |
Charakter | Mehrseillängen-Tour |
Kletterstil | Vertikal |
Datum | 23.08.2009 |
Region | |
Kletterführer | Schweiz extrem Ost 2013 |
Link zum Kartendienst | |
Erstbesteigung | Jörg Zemp und Hugo Fierz, 1986 |
Gestein | Kalk |
Anforderung | Fels
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Ernsthaftigkeit | |
Absicherung | |
Besucherandrang | Mässig frequentiert |
Zu- oder Abstieg | Abseilpiste vorhanden |
Kondition | C |
Höhenmeter | 250m
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Exposition | SE |
Meereshöhe | 2240 m.ü.M. |
Ideale Zeit | Frühling - Herbst |
Sonne | |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | schön |
Vergleichstouren | Chli Glatten, Ofen, Cheselenflue |
Beschreibung | Einbahnstrasse 7a, 6b obl., 8 Sl (****), mit Martin S.
(Die 250m hohe Wandflucht des Hinter Glatten)
Es ist noch nicht allzu lange her seit ich das letzte Mal am Hinter Glatten Klettern war. Und es hatte mir derart gut gefallen, dass wir heute erneut an diesen weniger zugänglichen-, dafür aber umso schöneren Bereich des Glatten zogen. Die grosse Anzahl Routen, welche grundsätzlich alle sehr schön sind, bietet eine grosse Auswahl und lässt einen somit oft erst beim Wandfuss entscheiden, welche Führe man nun in Angriff nehmen möchte. Wir entschieden uns dieses Mal für die Einbahnstrasse, welche durch den zentralen, kompakten Wandteil führt.
Anfahrt von der Urner Seite Richtung Klausenpass. Bei der ersten Kurve nach der Passhöhe parkiert und den steilen Zustieg durch nasses, hohes Gras und Geröll in 45 Minuten zurückgelegt (es sind keine Wegspuren vorhanden, oder bereits wieder zugewachsen). Der Einstieg der Route Einbahnstrasse befindet sich bei einem markanten Pfeiler/Vorbau im mittleren Wandteil. Nachdem wir uns gestärkt und den Klettergurt montiert hatten, sind wir um 09.15 Uhr in die Route eingestiegen:
1. Sl. 6a+: Einstieg ungefähr in der Mitte des Pfeilers. Zuerst grossgriffige Kletterei in teils brüchigem Fels und zünftigen Hakenabständen. Anschliessend folgt eine anspruchsvolle, technische Platte (gut abgesichert), welche etwas rechts umgangen werden kann (aber nicht zu weit nach rechts, sehr brüchig!). Nun in einfachem Gelände bis zum Stand (links, der rechts Stand ist älteren Datums, scheint aber auch ok zu sein).
2. Sl. 6b: Super abwechslungsreiche Seillänge. Zu Beginn schöne Wandkletterei an messerscharfem Fels, anschliessend folgt eine luftige Querung nach rechts (Seilzug, verlängern!), zuletzt in anspruchvoller Wandkletterei an Rissen, Leisten und Seitgriffen wieder gerade hoch bis zum Stand. Vor dem letzten Bh kann der Hakenabstand mit einem Cam. 0.5 in Riss links etwas entschärft werden.
>> In dieser Seillänge können Friends eingesetzt werden, ev. zu Beginn in Schuppe links, oder dann vor dem letzten Bh in Riss links (Cam 0.5). Den Zwischenstand an Schlingen nach der Rechtsquerung überklettern (am besten an das Topo im GL climbs halten).
3. Sl. 6b+: Geniale Seillänge in super kompaktem Fels! Einige zwingende, technische Plattenstellen. Ausstieg dann an einer brüchigen Schuppe etwas links vom letzten Bh, dort einen kleinen Friend Cam 0.3 gelegt. Oder man schafft es direkt über den Aufschwung zum letzten Bh...
4. Sl. 7a: Excellente, athletische Wandkletterei an feinen Leisten und Seitgriffen, dann und wann kommt auch mal ein grosser Griff zum schütteln. Die gut abgesicherte Crux über den Aufschwung an kleinen Seitgriffen weit links angehen, anschliessend an positiven Leisten und Löchern nach rechts zurückqueren und gerade hoch zum Stand.
5. Sl. 6b+: Steile, athletische Kletterei an griffigen Fels, welcher viel besser ist als er aussieht (nur stellenweise etwas brüchig). Die Ausstiegscrux nach links ist dann wieder eher feingriffig und sloperig.
6. Sl. 6a: Zu Beginn schöne Wandkletterei an feinen Leisten, anschliessend Verschneidungs- und Wandkletterei an positiven Leisten, die brüchige Verschneidung links nur zum stützen und reinstehen benutzt.
>> Im GL climbs mit 5c+ bewertet, bei 6a+ würde ich ebenfalls unterschreiben...
7. Sl. 6b+: Sehr schöne Seillänge in bestem Fels! Steile, technische Wandkletterei zu Beginn (Crux), anschliessend etwas plattiger und weniger schwierig, aber immer wieder mit super Schlitzen zum halten, dafür mit zünftigen Hakenabständen.
>> Im GL climbs mit 6a+ bewertet, keine Ahnung wie die darauf kommen, 6b+ halte ich für angebracht...
8. Sl. 7a: Nachdem wir nun bereits ziemlich geschafft waren, galt es nun noch die Headwall zu überwinden, und dies mit allen Mitteln... Nachdem der erste Runout nach dem Stand geschafft und der Bh geklippt ist, schafft man es an kleinen Zackengriffen noch gut bis zum zweiten Bh. Anschliessend wird es ziemlich steil und technisch, und die Griffe werden verschwindend klein. Mit dem Energielevel auf tiefstem Niveau somit schon bald einmal die Silbergriffe zur Hilfe genommen, und dies gleich 3x. Durch die grosse Bohrhakendichte war dies für einmal (das einzige Mal) gut möglich. Anschliessend folgt eine exponierte aber griffige Rechtsquerung, bis der nächste Bh geklippt werden kann. Anschliessend in steiler, athletischer und griffiger Kletterei hinauf zum Stand und Ausstieg, wo zuletzt noch einmal ein zünftiger Runout in brüchigem Gelände wartet (einen Friend hier zu legen brächte aber nichts).
Um 15.15 Uhr erreichten wir das Gipfelplateau und waren ziemlich fertig, das war dieses Mal physisch, aber auch mental überhaupt kein Zuckerschlecken - im Gegensatz zum Tüfelswärch mussten wir hier ziemlich kämpfen um den Ausstieg zu erreichen, dies hatten wir uns eigentlich ringer vorgestellt. Die Kletterei durch die kompakte Wand ist um einiges homogener als beim Tüfelswärch, so brauchten wir auch volle 6 Stunden für die Begehung! Die einzelnen Seillängen sind strenger bewertet und auch anspruchsvoller abgesichert, fast in jeder Seillänge trifft man auf längere Runouts - entweder gleich nach dem Stand, noch bevor der 1. Bh geklippt ist, oder dann in vermeindlich einfacherem Gelände...
Auf dem Gipfelplateau dieses Mal nur eine kurze Pause gemacht, dann zur Abseilstelle (Steinmann) der Route Königswasser (gesichert) abgestiegen, und 6x luftig über Königswasser zum Wandfuss abgeseilt. Es war nun 16.00 Uhr und die Wand lag bereits komplett im Schatten. Nur wenige Meter unter dem Wandfuss jedoch schien noch die Sonne, somit hier noch eine ausgiebige Pause eingelegt, bevor wir wieder Richtung Klausenpassstrasse abstiegen.
Bemerkungen:
Auf das Einbahnstrassen-Topo aus GLclimbs würde ich mich nur bedingt verlassen: Die Linienführung, Meter- und Bohrhakenangaben stimmen zwar meist relativ gut überein, die Bewertungen sind aber mit Vorsicht geniessen - als zwingenden Grad zwischen den Haken würde ich beispielsweise mindestens 6b empfehlen, und nicht 6a+ wie vorgeschlagen. Die Absicherung an den Schlüsselstellen ist gut, das Material ist leider schon älteren Jahrgangs und die Bohrhaken stehen teils etwas heraus - eine Sanierung wäre hier durchaus angebracht! Zusätzlich würde ich ein kleines Set Friends (Cam. 0.3-0.75), ev. KK mitführen, wobei diese auch nicht allzu oft zum Einsatz kommen, da sich die Runouts meist auf den kompakten Platten befinden. Als Ergänzung empfiehlt es sich vielleicht, die Informationen von Wolfi Alpin und Paolo & Sonja zu studieren, so hat man einen guten Überblick und ist gerüstet für die Abenteuer am Hinter Glatten.
Abgeseilt hatten wir erneut über die bestens eingerichtete Abseilpiste der Route Königswasser, dies geht schnell und ohne Komplikationen (Seilverklemmer). Vom markanten Steinmann muss zuerst einige Meter abgeklettert werden (Blocksicherung!) bis zum Abseilstand mit 2 Bohrhaken, welche mit einer Reepschnur verbunden-, und einem Karabiner versehen sind. Der Stand von Nünistei ca. 10m rechts/östlich davon (ebenfalls mit Steinmann) ist zwar besser zugänglich, dafür sind dort bloss einige ältere Schlingen um einen Block gewickelt, und die Abseilerei sei auch eher mühsam...
Achtung: Beim Abseilen über Königswasser müssen vom 4. Abseilstand unbedingt einige Exen eingehängt werden, um nicht frei in der Luft zu baumeln!
Die Routen am Hinter Glatten führen meist durch kompakten, griffigen und teils messerscharfen Kalkfels, welcher nur ab und zu durch ein brüchiges Band unterbrochen wird (was aber kaum stört). Die Touren eignen sich vor allem auch im Herbst, wenn die Tage bereits kürzer werden. Die Wand wird bereits ab 08.00 Uhr von der Sonne beschienen, so kann man schon zeitig einsteigen, ohne kalte Finger zu bekommen. Um 16.00 Uhr liegt die Wand komplett im Schatten.
Wanderstöcke für den steilen Zu- resp. Abstieg waren durchaus angenehm.
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Bewertung (Klettertour) | * = Wenn man nichts Besseres zu tun hat! ** = Nicht sehr interessante Route *** = Schöne Route, empfehlenswert! **** = Sehr schöne Route, nicht zu versäumen! |
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