Beschreibung | Kadenz 7a, 6b obl. 7. Sl. (****), mit Roland
(Rosenlauistock 2198m S-Wand)
Nach einer erholsamen Nacht auf dem Parkplatz in Rosenlaui Pkt. 1360m (gilt als kleinste Ortschaft der Schweiz) und ausgiebigem Frühstück am Morgen, sind wir gemütlich Richtung Rosenlauistock 2198m aufgebrochen. Zuerst den Wanderweg Richtung Engelhornhütte verfolgt, bis dieser auf ca. 1750m (beim Schuttfeld, welches rechts von Platten begrenzt ist) nach rechts steil verlassen wird (Steinmann). Nun den Wegspuren folgend, einige plattige Stufen erkletternd (Bh) bis an den Fuss des Rosenlauistocks aufgestiegen, die letzten Meter dem Couloir entlang sind etwas heikel und verlangen erhöhte Vorsicht (insgesamt ist dieser Zustieg wohl mindestens mit T5 zu bewerten). Nach ausgiebigem Carbo-Preload sind wir um 11.00 Uhr ohne Gepäck in die Route eingestiegen:
1. Sl 6c (Umgehungsvariante): Der Einstieg ist etwas brüchig, dann folgt aber bald schon sehr schöne, steile und athletische Kletterei an super scharfem Fels.
2. Sl 6b: Schön Kletterei zu Beginn, dann eine etwas gesuchte Linie, mit der athletischen Crux kurz vor dem Top.
3. Sl 6a+: Sehr schöner, kleingriffiger und technischer Quergang, anschliessend schöne Wandkletterei an scharfen Tropflöchern.
>> Könnte man auch mit 6b bewerten...
4. Sl 6a+: Sehr schöne, steile und lange Ausdauerseillänge in super scharfem Fels, gespickt mit einigen technischen Einzelstellen.
>> Man gelangt hier kurz einmal etwas nach rechts in die Skalpell (zum Abseilstand), bevor die Route wieder etwas nach links führt. Könnte man ebenfalls mit 6b bewerten...
5. Sl 6c+: Kurze, sehr technische aber gut abgesicherte Seillänge an vermeindlich schmierigem Fels (der ist aber besser als er ausschaut). Pressend und spreizend gewinnt man an Höhe, es müssen kleinste, scharfe Tropflöcher gekrallt werden, bis zuletzt der erlösende Henkel wartet...
6. Sl 7a (Cruxpitch): Steile, athletische Ausdauerseillänge an perfektem Fels, sehr gut abgesichert. Die erste Hälfte der Seillänge ist grossgriffig und mehr oder weniger problemlos. Nach einem athletischen Move mit rechts an die Schuppe, werden die Griffe (Leisten und Tropflöcher) anschliessend immer kleiner und die Arme immer dicker, für mich folgte die Crux nach dem 6. Bh. Hätte ich den für mich erlösenden Griff mit links etwas früher gefunden, so hätte es vielleicht mit einer erfolgreichen RP-Begehung geklappt, so musste ich aber ins Seil und erstmal die Arme kräftig schütteln - shit happens :-)
7. Sl 6a+: Mit noch dicken Armen folgt eine weitere, schöne Seillänge an super Fels! Eine kleingriffige Einzelstelle an Tropflöchern im Mittelteil hat es noch in sich, cool bleiben und klettern...
Um 15.15 Uhr erreichten wir den Ausstieg und genossen für einmal die wärmende Sonne (was uns gestern leider verwehrt blieb), die herrliche Ruhe und die fantastische Aussicht, welche sich uns offenbarte. Nach einem Power nap 2x über die Route abgeseilt bis zum Bergführerbänkli unter der 7a-Seillänge - Roland wollte sich nach seiner erfolgreichen Onsight-Begehung der Kadenz im Bananenland noch den Rest geben...
Nach einigen leider erfolglosen Versuchen schlussendlich zum Rückzug geblasen, die Kehlen waren auch schon trocken und der Magen knurrte... Mit den 60m-Halbseilen gleich zwei Stände übersprungen bis zum Stand nach der ersten 6a+-Seillänge (Exen einhängen nicht vergessen). Anschliessend eine weitere luftige Abseilfahrt bis an den Wandfuss. Es war nun bereits 17.00 Uhr, die Sonne schien aber immer noch an die Wand und es war super warm, somit blieben wir noch einige Zeit sitzen, leerten unsere Trinkflaschen und verputzten das mitgebrachte Proviat.
Abgestiegen sind wir dann, nachdem die ersten heiklen Meter entlang dem Couloir zurückgelegt waren, über den etwas angenehmeren und besser gangbaren Weg, welcher von der Engelhornhütte heraufzieht. Diesen Wegspuren folgend trifft man bald einmal auf den Wanderweg, welcher hinunter nach Rosenlaui führt. Nun also gemütlich über den Wanderweg nach Rosenlaui abgestiegen.
Bemerkungen:
Der Zu- resp. Abstieg zum Rosenlauistock kann bei Nässe etwas heikel sein, gute Schuhe sind hier von Vorteil!
Mit 60m-Halbseilen erreicht man mit 4x abseilen den Wandfuss. Für die Route sind ungefähr 13 Exen mitzunehmen, es ist kein zusätzliches Material notwendig.
Die Sonne scheint erst relativ spät an die Wand, im September erreicht die Sonne erst gegen 11.30 Uhr den Wandfuss, dafür wird sie bis 17.30 Uhr von der Sonne beschienen.
Die Route Skalpell rechts daneben wurde im 2009 ebenfalls saniert.
Der Band Sportklettern im Berner Oberland von Hans Grossen ist seit 2010 im Buchhandel erhältlich, doch kam er mir erst kürzlich zwischen die Finger. Das Buch ist liebevoll gemacht und beschreibt nebst den bekannten Klettergebieten (wie den Engelhörnern) auch viele unbekannte Gebiete, versorgt den Leser mit vielen Hintergrund- und Detailinformationen, befasst sich mit der Erschliessungsgeschichte und stellt lokale Klettergrössen vor. Es ist jedem zu empfehlen, der im Berner Oberland gerne Fels unter die Finger kriegt, und nebst Routen konsumieren auch noch historisches zum Gebiet erfahren möchte.
Im Auswahl-Kletterführer Klettern in der Schweiz von Matteo della Bordella, welcher seit 2012 im Buchhandel erhältlich ist, sind die wichtigsten und bekanntesten, aber auch weniger bekannten Klettergebiete der Schweiz enthalten. Beschrieben werden sowohl Mehrseillängenrouten als auch Baseclimbs in verschiedenen Klettergärten, die Schwierigkeitsbereich der Wege reicht von mittleren bis zu höchsten Graden. Darin sind natürlich auch die Engelhörner enthalten.
Weitere Berichte zu Klettertouren in den Engelhörnern auf chmoser.ch.
![](https://www.chmoser.ch/Images/copy.jpg) |