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| Tourendetails Bockmattli - Kleiner Turm Nordwand - Prachtsexemplar |
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Tourenart | Sportklettern |
Charakter | Mehrseillängen-Tour |
Kletterstil | Vertikal |
Datum | 01.10.2011 |
Region | |
Kletterführer | Schweiz extrem Ost 2013 |
Link zum Kartendienst | |
Erstbesteigung | Marcel Dettling u.a. 2010/2011 |
Gestein | Kalk |
Anforderung | Fels
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Ernsthaftigkeit | |
Absicherung | |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Zu- oder Abstieg | Gemütlicher Fussabstieg |
Kondition | B |
Höhenmeter | 250m
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Exposition | N |
Meereshöhe | 1500 m.ü.M. |
Ideale Zeit | Sommer |
Sonne | |
Trocken bei Regen | Bleibt länger nass |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Vergleichstouren | Freetrip, Himmelskante |
Links | www.hikr.org/tour/post37179.html |
Beschreibung | Bockmattli - Kleiner Turm Nordwand - Prachtsexemplar 7a, 6b obl., 7 Sl (***), mit Richard
(Kleiner Bockmattliturm N-Wand)
Obwohl wir nun bereits mitten im Herbst stehen, und felsige Nordwände normalerweise eher etwas für den Sommer sind, wollten wir uns heute nicht lumpen lassen, und bei diesen aussergewöhlich warmen Temperaturen in eine Nordwandroute einsteigen. Das Prachtsexemplar wurde bereits diesen Frühling fertiggestellt und stand somit schon länger auf dem Radar, doch hätte ich nicht gedacht, dass ich noch dieses Jahr in die Route einsteigen könnte.
Richard liess sich von der Bockmattli-Idee schnell überzeugen, und so fanden wir uns frühmorgens im Wägital zusammen. Nachdem wir den Zustieg via Schwarzenegg hinter uns gebracht hatten, sind wir um 10.15 Uhr, bei noch ziemlich frischen Temperaturen, in die Tour eingestiegen.
Zustieg T5: Verläuft einige Meter zusammen mit der alten N-Wand Route. Von der Wasserfassung zuerst an Fixseilen, dann in steilem, felsdurchsetztem Gelände, gesichert mittels einiger Bh, bis zum Stand an der Föhre.
1. Sl. 6b: Griffiger Einstand über ein Überhänglein, anschliessend wird es dann technischer: die erste Plattenstelle geht noch gut, die zweite, zwingende Stelle kurz vor dem Top ist dann noch einen Zacken kniffliger. Nicht gerade über den Bolt hochsteigen, sondern zuerst etwas nach links klettern und dann wieder zurück nach rechts ist hier die Lösung. Der folgende Runout kann dann mit ein/zwei Friends entschärft werden...
>> Zu Beginn noch etwas kalte Finger, wenig später war der Motor dann am schnurren.
>> Könnte auch 6b+ sein.
2. Sl. 6c+: Sehr schöne und abwechslungsreiche Seillänge. Zuerst steile, recht pumpige Piazkletterei, welche mit Friends zusätzlich abgesichert werden kann. Anschliessend folgt die technische Crux nach links über den Wulst, an Seitgriffen und schlechten Tritten. Der zweite Überhang ist athletisch und griffig, zuletzt geht es in einer einfachen Verschneidung bis zum Stand.
>> Spätestens nach dieser Seillänge hat man die maximale Betriebstemperatur erreicht.
>> Nach mehrmaligem ausbouldern konnte ich die Crux schliesslich klettern, könnte für mich aber auch 7a sein...
3. Sl. 7a: Zuerst leicht und griffig am Pfeiler, dann technisch über die Platte. Zuerst findet man noch erstaunlich gute Schüppchen und Leistchen, gegen oben werden diese aber immer kleiner und schlechter auffindbar, bis man schliesslich zaubern muss. Es gibt aber eine Lösung, hat man diese gefunden, bleibt noch der Abschluss-Dyno nach links an den Henkel....
>> Zwischen dem letzten Bh und dem Stand kann nach dem Hechtsprung mit einem Friend ein Pendelsturz des Nachsteigers entschärft werden.
>> Nachtrag 02.10.2011: Gemäss Rücksprache mit dem Erstbegeher hat es am Ende der Seillänge, etwa 4-5 Meter rechts vom Stand, auf dem Band unter dem Überhang, einen Bolt, welcher für den Nachsteiger gedacht ist, um einen Pendelsturz zu verhindern. Der Bolt wurde zwar extra gut sichtbar gesetzt, doch leider hatten wir ihn (wie die meisten) übersehen. Ein Topo-Update mit dem expliziten Hinweis gibt es hier: klick!
>> Etwas gesuchte Linie am Pfeiler, einen Meter links davon könnte man im Gras hochsteigen :-)
>> Bewertungsvorschlag 7a+? Die Platte ist wirklich sehr trickreich, und für kleine Kletterer bedarf es tatsächlich eines Hechtsprungs zum Schluss.
4. Sl. 6c: Athletischer und griffiger Boulder durch das steile Dach, anschliessend folgt eine technische Plattenquerung nach rechts und hinauf zum Stand.
>> Empfanden wir tatsächlich als leichteste der schweren Seillängen, 6c ist aber dennoch passend.
5. Sl. 7a: Fantastische Seillänge! Zuerst griffig an Schuppen bis in den grossen Riss, welchen man einige Meter folgt, und dann über eine Platte nach links in ein feines Risssystem verlässt. Dies ist die Crux, von Seitgriffen rechts nach links in den Riss zu gelangen, Spannweite und Vertrauen in die Haftreibung sind hier kein Nachteil... Anschliessend wird es etwas leichter, allerdings muss dann etwas zwischen den Haken geklettert werden (man kann auch einen Friend legen). Eine weitere Einzelstelle folgt dann unter dem Aufschwung im auffallend gelben Fels, etwas nach links halten und mit links in den Untergriff hilft. Nun läuft man bereits auf Notstrom, und so ist der an und für sich griffige Bauch auch nicht so ohne weiteres gegessen...
>> Die Crux ist leider etwas morpho - ohne Spannweite oder Gottvertrauen in die Haftreibung geht da nichts! Für mich schwerer als 7a, der Rest passt.
6. Sl. 6c: Eine weitere tolle Seillänge an genialem, stark wasserzerfressenem Fels. Bereits auf den ersten Metern muss zwingend gemoved werden, die Crux folgt dann nach dem 3. Bh: Eine heikle Querung nach rechts an schlechten Griffen und Tritten. Von Vorteil prägt man sich diese ein, bevor man den Körper nach rechts verschiebt, denn von oben sind diese plötzlich nicht mehr auffindbar. Anschliessend geht man in Piaz-Position und zieht sich mittels einem schlechtem Seitgriff mit rechts nach oben, gelangt so an die gute Schuppe, kann sich aufrichten, sprich hochstehen, mit links in den Untergriff greifen, und den Bohrhaken klippen. Anschliessend hat man's praktisch geschafft, der Rest ist dann deutlich einfacher und entspannender.
>> 6c ist wohl ok, obwohl ich einen Hänger hatte. Hat man aber erstmal den Knoten in den Beinen gelöst und findet das Loch für den linken Fuss, dann ist's gar nicht mehr so schwer ;-)
7. Sl. 5c: Erstaunlich schöne und griffige, aber trotzdem nicht gerade geschenkte Kletterei! Das Gelände ist hier stellenweise bockmattlitypisch brüchig, vor- und umsichtiges klettern ist gefragt!
>> Wurde von 5b auf 5c aufgewertet.
Ausstieg T4: Einige Meter in steilem Gras bis auf die Westschulter des Kleinen Turms, Stand (fakultativ) an einer Schlinge.
Nachdem wir auf dem Gipfel eine ausgiebige Pause eingeschaltet, und die warme Oktobersonne in uns aufgesogen hatten, sind wir bequem durch die Kleine Chälen abgestiegen, das ging auch mit Kletterschuhen resp. Barfuss sehr gut und zügig. Am Einstieg angekommen, packten wir unsere Sachen und genossen noch einen Kaffee in der nahen Kletterhütte. Anschliessend wanderten wir gemütlich hinunter zum See.
Fazit:
Tolle, sehr abwechslungsreiche Route in perfektem Bockmattli-Fels. Stellenweise ist dieser stark vom Wasser zerfressen und messerscharf, dann aber wieder aalglatt und vermeindlich struktur- und haltlos. Von athletischer Kletterei über steile Wülste und Dächer, ausdauernder Wandkletterei, trickreicher und technischer Reibungskletterei, und Piazkletterei an weitestgehend grasfreien Rissen (die Erstbegeher hatten sich hier grosse Mühe gegeben) wird hier alles geboten. Obwohl gut abgesichert, wird hier nichts geschenkt, eine 6b zwischen den Haken sollte man schon drauf haben! Die Sonne scheint im Sommer ab ca. 14.30 Uhr an die Wand, man kann sich somit aussuchen, ob man im Schatten oder an der Sonne klettern möchte. Nach Regen bleiben die Wand, aber vor allem die Risse, Löcher und Dächer länger nass, besser einige trockene Tage abwarten bevor man in die Route einsteigt.
Die Tour hat bisher nur einer Handvoll Begehungen, wird sich mit der Zeit aber bestimmt zu einem weiteren Bockmattli Classic mausern! Die Route ist gut mit Inox-Material ausgerüstet, die Zwischensicherungen und Stände sind durchdacht platziert. Der eine oder andere Runout kann mit kleineren Friends entschärft werden.
Bemerkungen:
Nicht jedes Jahr kann man im Oktober eine Nordwand-Route klettern, das war eine gute Wahl heute!
Das Topo in voller Auflösung gibt es hier: klick!.
Zur zusätzlichen Absicherung waren einige Friends hilfreich (Cam. Gr. 0.3-0.75).
Um der Route einen wilderen Charakter zu verleihen, hätte man in der leichten Verschneidung zum Schluss der 2. Seillänge die Bohrhaken auch weglassen können. In der 6. Seillänge hatte man den fünften Bohrhaken weglassen können (nach der Plattencrux über dem Wulst, es hat dort eine Sanduhr), auch anschliessend im leichteren Gelände hätte man ebenfalls etwas sparen können. Die letzte Seillänge wäre auch clean möglich da perfekt absicherbar (dazu müsste man allerdings noch einige grössere Friends dabei haben), in Anbetracht des nicht immmer zu 100% soliden Gesteins sind Bohrhaken natürlich auch ok! Dies ist natürlich nur als Anregung gedacht für zukünftige Projekte und keine Kritik - an der Route gibt es nichts auszusetzen, sie ist in der Tat ein Prachtsexemplar!
Weitere Berichte über das Sportklettern am Bockmattli auf chmoser.ch.
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Bewertung (Klettertour) | * = Wenn man nichts Besseres zu tun hat! ** = Nicht sehr interessante Route *** = Schöne Route, empfehlenswert! **** = Sehr schöne Route, nicht zu versäumen! |
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