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| Tourendetails Gonzen Südostwand - Miss Marple |
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Tourenart | Sportklettern |
Charakter | Mehrseillängen-Tour |
Kletterstil | Vertikal |
Datum | 10.11.2011 |
Region | |
Kletterführer | www.megusta.ch |
Koordinaten | 751'770 / 214'690 |
Link zum Kartendienst | |
Erstbesteigung | Ursi Goetz, Liz Gamper, Thomas Wälti, 19./26.10 und 02.11.1997 |
Gestein | Kalk |
Anforderung | Fels
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Ernsthaftigkeit | |
Absicherung | |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Zu- oder Abstieg | Über die Route abseilen |
Kondition | C |
Höhenmeter | 200m
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Exposition | SE |
Meereshöhe | 1550 m.ü.M. |
Ideale Zeit | Spätsommer - Spätherbst |
Sonne | |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | schön |
Links | www.megusta.ch/topos.php |
Beschreibung | Gonzen Südostwand - Miss Marple 7b, 6b+ obl., 8 Sl (***), mit Richard
(Gonzen Südostwand)
Erneut hatten wir das bereits lange anhaltende Hochdruckwetter genutzt, und einen weiteren Prachtstag in den Bergen verbracht. Seit Wochen heisst es 'unten grau und oben blau' - schön also wenn man oben sein, und hinunter auf's dichte Nebelmeer blicken kann! In höheren Lagen ist es für die Jahreszeit unglaublich mild, auf 1600m konnten wir heute den ganzen Tag im T-Shirt klettern, und das Mitte November!
Für heute war eine Tour am Gonzen vorgesehen. Richard hatte die Miss Marple schon einmal geklettert, und fast nur Gutes darüber erzählt, so liess ich mich schnell für dieses Projekt gewinnen. Vor einigen Jahren stand ich bereits schon einmal am Einstieg, wir mussten damals aufgrund der schlechten (nassen) Verhältnisse leider unverrichteter Dinge von dannen ziehen. Heute schien es endlich zu klappen.
Bei der Miss Marple handelt es sich um eine engagierte Sportkletterei in meist sehr gutem, solidem Fels. Einzig in der ersten Seillänge (einzelne Stellen) und in den letzten beiden Seillängen ist die Felsqualität etwas schlechter, weniger griffig und mit einer staubig wirkenden Schicht bedeckt. Die Kletterei ist sehr anhaltend, in jeder Seillänge gibt es die eine oder andere trickreiche Stelle zu lösen, auch die 6a's sind nicht geschenkt! Die Absicherung ist sehr gut und erfordert keine zusätzlichen Sicherungsmittel. Trotz der relativ kurzen Bohrhakenabstände müssen diverse Stellen immer noch zwingend geklettert werden, ein solides Vorstiegsniveau ist somit auch hier Voraussetzung! Es kann über die Route abgeseilt, oder auch zu Fuss abgestiegen werden (hierfür sollte man beim Gaden resp. Mäuerchen ein Depot errichten). Der Einstieg der Route ist angeschrieben.
Zustieg auf Wegspuren auf einem exponierten Band, welches stellenweise mit Fixseilen versichert ist. Zuletzt quert man über abschüssige Platten (Die Drahtseile sind ausgerissen!) bis an den Wandfuss (T5). Gutes Schuhwerk, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind Voraussetzung!
Nachdem wir unsere Speicher gefüllt, den Karsumpel am Gurt befestigt und uns angepufft hatten, sind wir um 09.50 Uhr in die Route eingestiegen.
1. Sl. 6b+: Ein übler Kaltstart, bei dem man garantiert mit gepumpten Unterarmen den Stand erreicht! Die Kletterei ist athletisch und meist griffig, die beste Linie muss manchmal etwas gesucht werden. Im oberen Teil sind die Griffe oft etwas rechts oben versteckt.
>> Am Einstieg ist der Fels leider etwas brüchig und danach leicht staubig, es bessert dann nach oben hin.
>> Sehr fotogene Querung, Kamera parat halten...
2. Sl. 6c+: Die Crux folgt gleich zu Beginn an Untergriffen, Leisten und Tropflöchern, was mit immer noch sauren Unterarmen ein (zu) schwieriges Unterfangen ist (zumindest für mich). Hat man diese Stelle geschafft und die nächste Platte etwas rechts ausholend umgangen, folgt sehr schöne, meist griffige und athletische Ausdauerkletterei an Leisten, Schlitzen und Löchern, welche die Unterarme bis zum Stand an der Kante erneut brutal anschwellen lässt.
>> Sehr fotogene Querung, Kamera parat halten...
3. Sl. 6a: Nachdem wann links um den Pfeiler und gestuft auf diesen hinauf geklettert ist, folgt auf einigen Metern entspannte Reibungskletterei, bevor nach einer anspruchsvollen, leicht abdrängenden Stelle anstrengende, steile Piaz- und Verschneidungskletterei wartet.
>> Subjektiv (oder besser objektiv) als 6b empfunden.
4. Sl. 6b: Zuerst etwas nach rechts an griffigen Leisten und gerade hoch unter's Dach, welches anschliessend athletisch aber griffig überwunden wird. Anschliessend in leichtem, mässig lässigen Gelände bis zum Stand.
>> Für einmal wäre auch 6a+ passend.
5. Sl. 7b: Leicht nach rechts haltend sind die ersten Meter griffig und gut kletterbar. Die harte Crux folgt dann beim 3. resp. 4. Bh und würde ungefähr so gehen: Weit nach links stehen und mit links an den Untergriff langen, rechts den schlechten Seitgriff (Leiste) halten, Füsse auf Reibung hochstellen und mit rechts weit hochschnappen zu den runden Griffen. Nachdem der 5. Bh geklippt ist, muss etwas nach rechts geklettert werden, um 2x mit rechts an Untergriffen den Bauch zu überwinden, dies ist ziemlich pressig und technisch anspruchsvoll (6c oder mehr)! Anschliessend muss an runden Untergriffen, Leisten und schlechten Tritten wieder nach links zurückgeklettert werden; dies ist etwas wacklig und mit sauren Unterarmen hart am Limit! Hat man diese Stelle geschafft, folgt noch eine anstrengende, wenn auch nicht mehr ganz so schwierige Piaz-Stelle bis zum Stand.
>> Heftig deftig, da muss man schon was auf dem Kasten haben für eine Onsight oder auch RP-Begehung...
>> Die Crux könnte gemäss Topo auch weit rechts umgangen werden (expo!), so würde sich die Seillänge im Bereich 7a bewegen.
>> Falls der Nachsteiger auch die Variante mit den 2 Untergriffen rechts wählt, sollte er die Sequenz wenn möglich bis zum Schluss fertig klettern, da er sonst einen netten Pendelsturz riskiert ;-)
>> Achtung vor losem Block kurz vor dem Stand.
6. Sl. 6c: Sehr schöne Wandkletterei mit homogenen Schwierigkeiten. Zuerst folgt ein kniffliger Piaz bis zum 2. Bh, diesen verlängern und an griffigen Leisten etwas nach rechts klettern. Nun wird es kurzzeitig sehr fein und kleingriffig, bis der 4. Bh direkt angeklettert und geklippt werden kann. Nun wird es etwas steiler und griffiger, bis kurz vor dem Band an einigen Seitgriffen noch einmal gezaubert werden muss. Zuletzt dem Band nach links folgen bis zum Stand mit Wandbuch.
>> Super Seillänge, ein wenig stolz bin auf die perfekte Onsight-Begehung!
>> Nicht vergessen (wie ich) den letzten Bh vor dem Stand zu klippen, damit der Nachsteiger nicht der Gefahr eines Pendelsturzes ausgesetzt wird.
>> Leider fehlt das Wandbuch, wäre schön wenn sich jemand bemühen würde.
7. Sl. 6a: Abwechslungsreiche Seillänge an mässigem Fels, dieser ist auf weiten Strecken mit einer staubigen Schicht bedeckt. Ungefähr auf halber Strecke sowie kurz vor dem Stand folgt einmal mehr anstrengende Riss- und Piazkletterei, bei der man tief in die Trickkiste greifen muss. Den Stand horizontal von rechts anklettern...
>> Subjektiv als 6b empfunden.
8. Sl. 6b: Gutmütiger Start, bevor es nach dem 3. Bh. trickreich an Leisten und Untergriffen nach rechts, und auf Reibung bis unter das Dach geht. Sind die scharfen Leisten darüber einmal gefunden, kann das Dach gefressen, und die Crux als abgehakt erklärt werden. Doch noch ist man nicht am Ziel, die Kletterei wird nun zwar leichter, dafür aber auch unangenehmer, die Felsqualität nimmt in der Schlussverschneidung rapide ab, die Griffe sind staubig und abwärts geschichtet, oder gar inexistent. Mit der nötigen Ruhe gelingt aber auch diese Stelle und erreicht so den Ausstieg.
>> Subjektiv als eher harte 6b empfunden.
Um 14.50 Uhr erreichten wir das Top, nach fünf Stunden genialer Kletterei hoch über dem Nebelmeer! Ich hatte heute einen recht guten Lauf und konnte durchaus zufrieden sein, ausser den beiden schweren Seillängen gelang alles Anhieb, auch wenn ein gewisser Kampfeinsatz von Nöten war :-)
Ohne uns lange aufzuhalten hatten wir mit den letzten Sonnenstrahlen in 5x problemlos über die Wand abgeseilt, und erreichten wenig später wieder das Einstiegsband. Schnell aber dennoch mit der nötigen Vorsicht stiegen wir auf dem abschüssigen Band zurück an die Sonne, und konnten um 15.50 Uhr oben beim Mäuerchen noch einmal den goldenen Spätherbst geniessen. Ein weiterer Martinisommertag neigte sich langsam dem Ende zu - ein Segen wenn man diesen an einem magischen Ort wie diesem geniessen kann!
Fazit:
Die Route hat einen sehr gut Eindruck hinterlassen, bis auf die letzten beiden Seillängen ist eine wirklich lohnende Tour an gutem Fels! Die Tour fordert das ganze Bewegungsrepertoire und ist sehr abwechslungsreich, von Platten, Verschneidungen und Wandkletterei an Leisten und Tropflöchern ist alles dabei. Der luftige Tiefblick ins Sarganserland ist genial und man fühlt sich beinahe frei wie ein Vogel, der Verkehrslärm hält sich während dem Klettern glücklicherweise im Hintergrund.
Bemerkungen:
Die Sonne scheint anfangs November (Winterzeit) bereits sehr früh an die Wand. Von ca. 08.30 Uhr bis 15.30 Uhr kann man an der Sonne klettern, bei Sommerzeit verschiebt sich das Ganze etwas nach hinten.
Das Topo sowie Zustiegsinfos findet man hier: klick!
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Bewertung (Klettertour) | * = Wenn man nichts Besseres zu tun hat! ** = Nicht sehr interessante Route *** = Schöne Route, empfehlenswert! **** = Sehr schöne Route, nicht zu versäumen! |
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