|
|
![](getartbild.php?art_id=1&spezial=0&gross=1) | Tourendetails Bürglen 2165m (Ost- & Westcouloir, Nordflanke) |
|
Tourenart | Skitour |
Datum | 11.01.2012 |
Region | |
Kartennummer | SAC Skitouren Berner Alpen West, 253 S Gantrisch, Outdoorführer Gantrisch-Stockhorn-Schwarzsee |
Link zum Kartendienst | ![](images/mapgeoadmin.jpg) |
Anforderung | S+, I 4.3/E1 |
Besucherandrang | Stark frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 10.4km
|
Höhenmeter | 1580m 1580m |
Lawinenbulletin | mässig (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | N-NW |
Ideale Zeit | Hochwinter |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Bürglen 2165m Hattrick: Ostcouloir, Westcouloir und Nordflanke, mit Bertran
(Bürglen 2165m - Ostcouloirs)
Schade liegt das Gantrisch-Gebiet nicht gerade vor meiner Haustür und ist daher nicht die erste Wahl für Skitouren, umso schöner also, dem Gebiet trotzdem wieder einmal einen Besuch abzustatten. Die lokalen Verhältnisse sollten grundsätzlich gut sein für Steilabfahrten, offen blieb die Frage, wie stark die Couloirs eingeblasen sein würden.
Start um 09.05 Uhr bei der unteren Gantrischhütte Pkt. 1501m. Auf der Normalroute einer guten Spur folgend, Richtung Morgetepass Pkt. 1958m aufgestiegen. Auf Höhe Chummlihütte Pkt. 1792m bereits Abfahrtsspuren in beiden Ostcoulis gesichtet; hier müssen Frühaufsteher unterwegs gewesen sein, denn gemäss gipfelbuch.ch waren diese Coulis gestern Abend noch unbefahren. Schade halt wegen der First Lines, aber trotzdem stieg die Vorfreude ins Unermessliche und gab uns Schub auf den letzten Metern Richtung Gipfel.
Ab Morgetepass für einmal direkt dem zunehmend steiler werdenden SE-Grat folgend, die letzten Meter zu Fuss, bis zum ersten respektive östlichen Ostcouloir aufgestiegen. Dieses aber ausgelassen und noch etwas weiter aufgestiegen bis zum zweiten oder westlichen Ostcouloir auf ca. 2140m, Ankunft um 10.30 Uhr. Und dieses Couli sollte es sein zum aufwärmen. Nachdem wir die schweren Sachen (Seil, Gstältli) deponiert hatten, gab es kein Halten mehr, und wir stürzten uns hinein ins Vergnügen. Die Einfahrt war heute kaum verwächtet, im engen, steilen Abschnitt des Couloirs lag schön zu fahrender Presspulver, unten raus dann gut gesetzter und perfekt drehender Pulverschnee, einfach super zum cruisen! Was von unten noch gfürchig steil ausgeschaut hatte, entpuppte sich schliesslich als eher harmlos, nur die Einfahrt war gegen 45° steil - Wechten könnten diese gegebenenfalls zusätzlich erschweren. In der Sonne fuhren wir bis zur Chummlihütte Pkt. 1792m hinunter, bevor wir die Felle wieder unter die Ski's klebten, und uns um 11.00 Uhr erneut Richtung Bürglen aufmachten.
Via Morgete und Normalroute erreichten wir um 11.40 Uhr den Hauptgipfel, selbstverständlich nicht bevor wir unsere zuvor deponierten Sachen wieder aufgelesen hatten. Seil und Gurt hatten wir hochgetragen mit dem Ziel, ins Westcouloir abzuseilen und in diesem abzufahren; natürlich wussten wir noch nicht, ob die Verhältnisse eine Abfahrt überhaupt zulassen würden. Nachdem wir auf dem Gipfel eine kleine Pause eingeschaltet hatten, sind wir anschliessend südwärts bis zu Beginn des Westcouloirs auf ca. 2120m abgefahren. Die Einfahrt ist sehr steil und meist aper oder vereist, somit können diese ersten Meter nur selten befahren werden. Stattdessen muss ca. 30 Meter ins Couloir abgeseilt werden, dazu kann man das Seil praktischerweise um einem soliden Zaunpfosten legen.
(Bürglen 2165m - Westcouloir)
Die Verhältnisse im Westcouloir schauten passabel aus (windgepresster Pulver, auch wenn wir das nicht zu 100% sagen konnten), somit hatten wir um 12.20 Uhr in den schattigen Schlund abgeseilt. Unser 50m-Seil reichte leider nicht ganz über den eisigen Teil hinaus, um anschliessend bereits die Ski's anzulegen, es mussten noch etwa weitere zehn Meter seilfrei abgestiegen werden (Trittschnee), bis schliesslich genügend tiefer Schnee auf der eisigen Oberfläche vorhanden war, um ein Podest zu treten und die Ski's unter die Füsse zu schnallen. Dann ging es endlich los, um 12.45 Uhr sind wir durch's jungfräuliche Westcouloir abgefahren. Der Schnee war oben noch leicht gedeckelt, bald aber bester Pulver auf harter Unterlage, was für ein Genuss! Das Couli ist homogen steil, oben gegen 45°, danach leicht abnehmend bis gegen 30°, und das auf stolzen 400 Höhenmetern! Das Ambiente in diesem Voralpen-Couli ist ebenfalls grandios, der ständige Ausblick auf die Ochsen NE-Wand eindrücklich! Sobald sich das Gelände nach rechts (Norden) öffnete, sind wir in luftigem Pulver talauswärts Richtung Schwäfelberg Hütten abgefahren.
Kurz vor den Hütten auf ca. 1600m brachten wir die Ski's zum stoppen und legten eine kurze Pause ein, bevor wir erneut die Felle angeklebt hatten, und um 13.10 Uhr Richtung Bire gestartet sind. Die 250 Höhenmeter Aufstieg über den idyllischen Nühus-Rain waren kurzweilig und bald unter uns, und so konnten wir um 13.45 Uhr den letzten Abschnitt, den Aufstieg über den schattigen Bürglengrat in Angriff nehmen. Diesen hatte ich noch in bester Erinnerung, sogar die felsige Schlüsselstelle war mir noch einigermassen bekannt. Doch dieses Mal war es noch einen Zacken anspruchsvoller als beim letzten Mal, die Felsen waren nicht nur verschneit, sondern auch vereist, und auch die steile Schneeflanke unter den Felsen war eisig und nicht mit Ski's zu bewältigen. Somit die Ski's aufgebunden und zu Fuss weiter. Aber auch dies war ohne Steigeisen und Pickel nicht ohne, ein Ausrutscher könnte einen üblen Abgang zur Folge haben! Nachdem wir die Crux (einige kurze Kletterstellen) mit grösster Vorsicht geknackt hatten, ging es etwas entspannter, aber nicht weniger angestrengt weiter Richtung Gipfel. Als wir das Bunker-Couli passierten, hatten wir kurz gezögert; verlockend war die Aussicht auf die die First Lines, aber wir liessen uns von unserem ursprünglichen Projekt, zuletzt noch über die N-Flanke abzufahren, nicht abbringen, und stiegen die letzten Meter bis zum Gipfel, welchen wir um ca. 14.45 Uhr erreichten.
Nachdem wir noch einmal die wärmende Sonne geniessen konnten, machten wir uns bald wieder parat für die Abfahrt über N-Flanke. Und wie könnte es anders sein, das beste kam wirklich zum Schluss: Wir fanden perfekten Presspulver von oben bis unten, und immer noch praktisch unverfahrene Hänge, besser goht's nümmä! Auch unten raus immer noch Pülverchen vom Feinsten, so hätte es ewig weitergehen können... Aber natürlich musste auch dieser Tag sein Ende finden, und so erreichten wir um 15.30 Uhr zufrieden die Gantrischhütte. Nun blieb uns nur noch unsere sieben Sachen zu packen, und in der nächsten Beiz bei einer heissen Schoggi die Pläne für den kommenden Tag zu schmieden. Zuletzt noch einige animierte Impressionen dieses genialen Freeride-Tages: Film ab! (63.3mb).
(Bürglen 2165m - Nordflanke und Bunkercouloir)
--
Facts Ostcouloir: Einfahrt auf ca. 2140m, ev. über Wechte abseilen, anschliessend auf 300hm, 45°-25° steil.
Facts Westcouloir: Einfahrt auf ca. 2120m, meistens per abseilen (min 60m-Seil), anschliessend auf 400hm 45°-30° steil.
Facts Nordflanke: Einfahrt direkt vom Gipfel oder etwas östlich, auf 400hm 45°-30° steil.
--
GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
--
Bemerkungen:
Um ins Westcouloir abzuseilen empfiehlt sich dringend ein 60m Seil mitzunehmen, oder besser vielleicht sogar 50m-Halbseile dabeizuhaben. Das Gelände ist nicht sonderlich steil, mit etwas Übung können die Seile auch als Geländerseil benutzt werden ohne daran abzuseilen (so können Gstältli und anderes Gear zuhause bleiben), aber dies bleibt jedem selbst überlassen.
Z'Gäntu ist der Inbegriff für Steilabfahrten in den Berner Voralpen und ein perfekter Freeride-Spot; kurze Aufstiege auf die Gipfel, und viele steile, kaum coupierte Abfahrtsvarianten! Weitere Informationen über Couloirs und Steilabfahrten zwischen Schwarzsee und Stockhorn findet man im Online-Skiführer Gantrisch Vertikal.
Im Herbst 2011 wurde von Bernhard Senn und Kurt Saurer der Outdoorführer Gantrisch - Stockhorn - Schwarzsee herausgegeben, mit einem Sommer- und Winterteil. Es hat darin auch einige Kletterhighlights und natürlich ein paar interessante Winterrundtouren. Er kann im Handel oder auch beim SAC Verlag bezogen werden.
Weitere Infos zu den Berner Voralpen sowie deren Umgrenzung findet man auf Wikipedia und auf Geofinder.
Webcam Gantrisch Region: klick!
![](https://www.chmoser.ch/Images/copy.jpg) |
|
|
|
|