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 | Tourendetails Hoch Ducan (Piz Ducan) 3063m NW-Couloir |
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Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 26.03.2012 |
Region | |
Kartennummer | SAC Skitouren Graubünden Süd, 1217 Scalettapass, 258 S Bergün |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | S, II 3.3/E1 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 18km
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Höhenmeter | 2100m 2100m |
Lawinenbulletin | mässig (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Hoch Ducan (Piz Ducan) 3063m NW-Couloir
(Hoch Ducan 3063m)
// Motivation
Bereits seit einigen Jahren stand der Hoch Ducan auf der Projektliste, von der Fanezfurgga geniesst man jeweils beste Sicht auf diesen wuchtigen Felsdom. Seit Patrick's Begehung stand dieser Gipfel noch höher im Kurs, an dieser Stelle ein grosses Dankeschön für die gute Dokumentation im Gipfelbuch!
Im Dezember 2011 wollten wir es bereits einmal versuchen, die Gipfelflanke war damals leider zu wenig eingeschneit, daher ging's einmal mehr Richtung Gletscher Ducan und Chlein Ducan. Auf der gestrigen Monsteiner-Trilogie konnte ich nun sehen, dass die Gipfelflanke des Hoch Ducan perfekt eingeschneit war, und eine Begehung somit möglich sein sollte. Das Bulletin stand schon seit Tagen auf mässig, das Wetter verhiess eitel Sonnenschein, somit wollte ich heute mein Glück versuchen.
// Gipfelanstieg
Mit schweren Beinen bin ich um 07.00 Uhr in Monstein gestartet. Zweifel kamen auf, ob ich heute überhaupt in der Lage wäre, noch einmal mehr als 2000 Höhenmeter zu schaffen. Glücklicherweise fand ich aber bald in den Rhythmus, und gelangte schliesslich ziemlich zügig hinauf zur Fanezfurgga 2580m. Und da war er im Blickfeld, der massige Felsklotz, Objekt der Begierde! Beim näheren Hinsehen stellte sich Ernüchterung ein: Dass sich noch niemand an den Hoch Ducan via NW-Couloir gewagt hatte war mir klar, aber dass auch noch keine Aufstiegsspur vom Ducantal kommend vorhanden war, hätte ich nicht gedacht, somit würde ich den sowieso schon mühsamen Gegenaufstieg zuletzt auch noch spuren dürfen. Ich schob dieses Problem aber vorerst beiseite, und machte mich an die Abfahrt hinunter ins schattige Ducantal.
Auf dem Talboden montierte ich die Felle, und machte mich nach kurzem Carbo-Reload an den Aufstieg Richtung NW-Couloir. Natürlich schweifte der Blick auch hinüber zur Stapfetenstrasse, welche sich noch immer schön vereist und eingeschneit präsentierte ;-) Bis ca. 2450m konnte ich von Aufstiegsspuren Richtung Gletscher Ducan profitieren, anschliessend hatte ich die Ehre, bis ans obere Ende des Couloirs auf ca. 2800m eine eigene Spur zu legen, in bestens konserviertem Pulver versteht sich! Die letzten Meter hinauf zur Lücke südöstlich von Pkt. 2834m waren südwestseitig exponiert und somit hart, ohne Harscheisen würde man hier nicht weiterkommen. Von der Lücke ca. 2830m bekam ich nun erstmals die eindrücklich steile SW-Flanke des Vorgipfels zu Gesicht, ich hatte noch etwas vor mir. Nach der horizontalen Querung des Tälchens bis an den Fuss der SW-Flanke genoss ich aber zuerst eine weitere kurze Pause an der Sonne, um anschliessend problemlos bis unter den weitgehend aperen Vorgipfel Pkt. 3021m aufzusteigen, Skidepot auf ca. 2970m.
Nachdem das überflüssige Material deponiert war, bin ich mit Stock und Pickel zuerst über Geröll, dann in bestem Trittschnee und über leichte Felsen auf den Vorgipfel hochgekraxelt. Natürlich hatte ich bereits die abschüssige N-Flanke ausgemacht, über welche Patrick den Vorgipfel umgangen hatte. Aber ich wollte es zuerst einmal direkt über den Vorgipfel probieren, schliesslich stand auch im Skitourenführer geschrieben: ...zu Fuss über den Grat in eine Scharte absteigend.... Auf dem Vorgipfel einige Meter horizontal über den schmalen Schneegrat (Vorsicht Wechten), bis dieser jäh in Felsen abbrach. Man hätte hier an einem Turm ziemlich riskant abklettern können (links und rechts ging's gehörig runter), nach kurzer Inspektion entschied ich mich aber dagegen, da das Gestein ziemlich brüchig war. Von wegen zu Fuss in eine Scharte absteigen! Somit zurück über den Grat bis unter den Vorgipfel und die Steigeisen montiert, mal sehen ob es in der Flanke ein durchkommen gab. Bereits auf den ersten Metern kratzte ich mit den Eisen auf kaum verschneiten Platten, der Schnee war griesig und bot kaum halt, eine eher unangenehme Geschichte. Immerhin konnte ich durchwegs solide Griffe freiwischen, um mit der nötigen Vorsicht Schritt für Schritt weiterzukommen. Nach etwa 15m war der Spuk vorbei, und ich war auf der anderen Seite angelangt. Nun konnte ich den ca. 4m hohen, brüchigen Turm von unten begutachten und sah auch gleich eine Möglichkeit, um über diesen auf den Vorgipfel hochzuklettern - dies wäre sicher angenehmer, als durch die Flanke zurückzuqueren. Zunächst aber richtete ich den Blick nach vorn, die Crux war hinter mir, nun galt es lediglich dem Grat zu folgen hinunter in die Scharte, um zuletzt über einen kleinen Felsriegel die verschneite Gipfelabdachung zu erreichen. Nun in wenigen Schritten auf den schmalen, verwechteten Gipfelgrat und zum höchsten Punkt.
Grande Ambiente und Panorama erwarteten mich hier oben auf diesem einsamen Gipfel, welcher wohl vor allem im Winter nicht allzu oft Besuch bekommen dürfte, und der auch zuerst einmal verdient werden muss! Doch gemütlich Kaffee trinken konnte man hier oben nicht, nach einigen Fotos machte ich mich bereits wieder an den Abstieg. Schnell war ich wieder unten in der Scharte und bald bei der Crux, welche ich wie geplant über den Turm angehen wollte. Die Kletterei war leicht, denn es waren genügend Tritte und Griffe vorhanden, allerdings wackelten diese auch gehörig :-) Trotzdem war es im Aufstieg halb so wild, und wenige Sekunden später stand ich bereits auf dem Vorgipfel und fand meine Spur, welcher ich nun hinunter zu Skidepot folgen konnte.
Hier nun legte ich eine gemütliche Pause ein, schliesslich wollte ich den Glückshormonen freien Lauf lassen. Zudem schien die Sonne von wolkenlosem Himmel, und ich konnte bei totaler Windstille im T-Shirt verweilen, was für ein Tag! Doch das Tüpfelchen kam ja noch, die Abfahrt über die steile SW-Flanke und anschliessend durch das pulvrige NW-Couloir. Nachdem ich alles verstaut hatte, konne es losgehen. Die Abfahrt war wie erwartet zweigeteilt: Die SW-Flanke war trotz einiger Sonnenminuten noch nicht richtig aufgefirnt und somit weniger schön zu fahren, die 500hm durch das Couloir und die darunter liegenden NW-Hänge waren dafür umso besser: Perfekt konservierter Pulver im Couloir, danach schon etwas schwerer, aber immer noch bestens zu fahrender Pulver bis hinunter ins Ducantal - Hammer!
Nun galt es noch die 300hm Gegenanstieg zur Fanezfurgga zu bewältigen. Dies ging wie angenommen nicht mehr so leicht von der Hand beziehungsweise vom Fuss. Die Sonne brannte erbarmungslos auf die Südhänge; brachten Mann ins schwitzen und den Schnee zum schmelzen. Irgendwie rettete ich mich trotzdem hinauf zur Furgga und war erleichtert und froh, bloss noch nach Monstein hinunter gondeln zu dürfen. Der Blick zurück zum Hoch Ducan war top, im Couloir konnte ich knapp noch meine Aufstiegs- und Abfahrtsspuren ausmachen. That's it, die Abfahrt nach Monstein ist nur am Rande erwähnenswert, Bruchharsch im oberen Abschnitt, Hauptsache kein Bein brechen, dann Sulz im unteren Abschnitt, so gab's doch noch einige schöne Schwünge.
// Fazit
Die Festung ist endlich gefallen! Der Hoch Ducan (oder Piz Ducan) ist ein toller, einsamer Gipfel, der zuerst einmal verdient werden muss: die Skianstiege sind weit, und die Gipfelbesteigung setzt alpine Kenntnisse voraus! Vor allem im Winter dürfte der Berg wohl nicht allzu oft Besuch bekommen.
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// Facts Hoch Ducan:
SW-Grat: WS, II (im Sommer T5)
SW-Flanke: S, 3.3, 40° steil
NW-Couloir: S-, 3.3, durchgehend 35° steil
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Die Zeiten:
Start Monstein 1636m um 07.02 Uhr
Ankunft Fanezfurgga 2580m um 08.22 Uhr
Start Fanezfurgga 2580m um 08.27 Uhr
Ankunft Ducantal 2270m um 08.33 Uhr
Start Ducantal 2270m um 08.41 Uhr
Pause am Fusse der SW-Flanke 2820m um 09.41 Uhr
Start SW-Flanke 2820m um 09.47 Uhr
Ankunft Skidepot 2970m um 10.02 Uhr
Start Skidepot 2970m um 10.08 Uhr
Ankunft Gipfel Hoch Ducan um 10.37 Uhr
Start Abstieg Gipfel Hoch Ducan um 10.40 Uhr
Ankunft Skidepot 2970m um 10.58 Uhr
Start Skidepot 2970m um 11.13 Uhr
Ankunft Ducantal 2285m um 11.27 Uhr
Start Ducantal 2285m um 11.32 Uhr
Ankunft Fanezfurgga 2580m um 12.03 Uhr
Start Fanezfurgga 2580m um 12.11 Uhr
Ankunft Monstein 1636m um 12.33 Uhr
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
5000hm innert 24h - die schweren Beine lassen grüssen ;-)
Eine Bemerkung zum Skitourenführer Graubünden Süd: Der Anstieg von Monstein wird dort nicht erwähnt, ebenso von Sertig kommend durch das Ducantal, somit werden auch Aufstieg oder Abfahrt durch das NW-Couloir weggelassen, warum nur? Zur Gipfelbesteigung wird lediglich geschrieben, dass man zu Fuss über den Grat in eine Scharte absteigt und weiter zum Gipfel geht - dies scheint mir auch etwas dürftig gehalten... Aber zum Glück gibt es ja Tourenberichte, welche es da etwas genauer nehmen ;-)
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