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| Tourendetails Bockmattli - Prachtsexemplar & Jenelana |
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Tourenart | Sportklettern |
Charakter | Mehrseillängen-Tour |
Kletterstil | Vertikal |
Datum | 26.07.2012 |
Region | |
Kletterführer | Schweiz extrem Ost 2013 |
Link zum Kartendienst | |
Erstbesteigung | Marcel Dettling u.a. in den Jahren 2010 / 2011 |
Gestein | Kalk |
Anforderung | Fels
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Ernsthaftigkeit | |
Absicherung | |
Besucherandrang | Mässig frequentiert |
Zu- oder Abstieg | Teilweise Fussabstieg, aber auch abseilen und abklettern |
Kondition | A |
Höhenmeter | 350m
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Exposition | N |
Meereshöhe | 1500 m.ü.M. |
Ideale Zeit | Sommer |
Sonne | |
Trocken bei Regen | Bleibt länger nass |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Vergleichstouren | Bockmattli |
Links | mdettling.blogspot.ch/p/erstbegehungen.html |
Beschreibung | Bockmattli - Kleiner Turm Nordwand - Prachtsexemplar 7a, 6b obl., 7 Sl (***) & Schiberg Nordkante - Jenelana 7a, 6b obl., 4 Sl (***), mit André
(Kleiner Bockmattliturm N-Wand)
Für heute wurde ein brennend heisser Sommertag vorausgesagt, somit hatten wir zwei Optionen, um beim Klettern nicht in Gefahr zu laufen, einen bitteren Hitzetod zu sterben. Entweder mussten wir in grosse Höhen, oder noch besser eine schattige Nordwand aufsuchen. Die Bockmattli Nordwände kommen da umgehend in den Sinn. Die Anfahrt ist kurz, und das Gebiet ist bekannt (Zustiege, Abstiege, usw.), so würden wir uns voll auf's Klettern konzentrieren können.
Auch wenn ich bereits letzten Herbst im Prachtsexemplar war, wollten wir nach kurzer Absprache erneut in diese Tour einsteigen, und dies aus verschiedenen Gründen:
- Die Tour liegt Dank Nordexposition bis am Nachmittag vollständig im Schatten.
- Die klettertechnische Herausforderung; dieses Mal wollte ich die ungeraden Seillängen führen (das letzte Mal führte ich die geraden Seillängen), und vielleicht die eine oder andere Seillänge Rotpunkt klettern. Aus diesem Grund waren wir heute mit einem leichten 60m Einfachseil am Start.
- André wollte die Tour auch einmal von Anfang bis Schluss klettern ;-)
- Falls wir noch genügend Zeit hätten, würden wir als Dessert noch die Neutour Jenelana auschecken gehen, diese sollte auch am Nachmittag noch im Schatten liegen.
// Prachtsexemplar
Zustieg gemütlich in 60 Minuten an den Wandfuss des Kleinen Turms. Heute waren wir für einmal mit einem 60m Einfachseil unterwegs; light & swift war die Devise, und wir wollten auch nicht über die Route abseilen, sondern den bequemen Fussabstieg wählen. So oder so würde ich wenn möglich den Fussabstieg empfehlen, da dieser schnell und problemlos von den Füssen geht.
Nachdem wir von der Wasserfassung zur Föhre hochgestiegen waren und loslegen wollten, wurde ich erstmal zu einer Extrarunde gezwungen, da sich mein Magnesiabeutel nach unten verabschiedet hatte. Somit schnell abgeseilt, den Beutel eingesammelt, und rundherum wieder zur Föhre hochgestiegen ;-) Nun war es aber soweit, um 08.30 Uhr sind wir bei perfekten Temperaturen in die Route eingestiegen.
Zustieg T5: Verläuft einige Meter zusammen mit der alten N-Wand Route. Von der Wasserfassung ca. 20m in einfachem Grasgelände bis zur Föhre mit Schlinge (Stand).
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1. Sl. 6b: Griffiger Einstand über ein Überhänglein, anschliessend wird es dann technischer: die erste Plattenstelle geht noch gut (von links nach rechts), die zweite, zwingende Stelle beim vorletzten Bohrhaken ist dann noch einen Zacken kniffliger und hätte wohl das Plus verdient: Hier nicht gerade über den Bolt hochsteigen, sondern zuerst etwas nach rechts klettern dann nach links zurück und gerade hoch ist hier die Lösung.
>> Hat schon wieder nicht geklappt, bin ich doof oder was?! Bei der Crux nach links geklettert in die Platte und fertig war's... Vielleicht klappt's ja beim nächsten Mal ;-)
>> Die Seillänge mit Cams Gr. 0.3, 0.4 und 0.5 zusätzlich abgesichert, dazu waren 11 (und nicht 10) Expressschlingen nötig.
>> Könnte auch 6b+ sein, finde ich immer noch.
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2. Sl. 6c+: Sehr schöne und abwechslungsreiche Seillänge. Zuerst steile, recht pumpige aber griffige Piazkletterei, welche mit Friends zusätzlich abgesichert werden kann. Nach dem Schüttler in der Nische folgt anschliessend die technische Crux nach links über den Wulst: Mit links an Seitgriff auf Schulter, mit rechtem Fuss zentral auf schlechten Tritt stehen (Aussenrist), linken Fuss nach links stellen, und mit rechts in den Riss kreuzen. Nun anhaltende Piaz- und Leistenkletterei bis in die zweite Nische hinauf (etwas weite Züge, dranbleiben!) Der nächste Überhang ist athletisch und griffig, zuletzt geht es in einer einfachen Verschneidung bis zum Stand.
>> Hat wieder nicht geklappt im Nachstieg, dieses Mal war's aber knapp: Der Zug mit links auf Schulter ging gut, anschliessend hatte ich einmal mehr der Haftreibung nicht getraut. Einmal in Piazstellung, konnte ich das Ding hochschaukeln...
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3. Sl. 7a: Zuerst leicht und griffig am Pfeiler, dann technisch über die Platte. Zuerst findet man noch erstaunlich gute Schüppchen und Leistchen, gegen oben werden diese aber immer kleiner und schlechter auffindbar, bis man schliesslich zaubern muss. Die Crux folgt beim letzten Bohrhaken in der Platte: Von einer zentralen Leiste mit links an einen Seitgriff mit rechts, rechts und links hoch anstehen auf die Platte, und mit links weit an einen Seitgriff schnappen. Mit links etwas höher stehen auf besseres Trittchen, und mit rechts an die Schuppe kreuzen. Die Schuppe doppeln, links weit rausspreizen, und mit links ebenfalls weit an Seitgriff langen. Rechts hochstehen auf Tritt, mit links ziehen und mit rechts in Schüssel fallen lassen. Nun auf's Band aussteigen und Nachsteiger Bohrhaken klippen.
>> Am Ende der Seillänge, etwa 4-5 Meter rechts vom Stand, auf dem Band unter dem Überhang, hat es einen Bolt, welcher für den Nachsteiger gedacht ist, um einen Pendelsturz zu verhindern.
>> Nachdem ich die Platte ausgebouldert hatte, konnte ich die Seillänge anschliessend problemlos durchmoven, auch ohne Hechtsprung.
>> Ich denke 7a passt für diese Seillänge, obwohl die Plattenstelle im Onsight schwer zu lesen ist.
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4. Sl. 6c: Athletischer und griffiger Boulder durch das steile Dach, anschliessend folgt eine technische Plattenquerung nach rechts und hinauf zum Stand.
>> Die leichteste der schweren Seillängen, 6c ist aber dennoch passend, für die athletischen Startzüge.
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5. Sl. 7a: Fantastische Seillänge! Zuerst griffig an Schuppen bis in den grossen Riss, welchen man einige Meter folgt, und dann über eine Platte nach links in ein feines Risssystem verlässt. Dies ist die Crux, vom Seitgriff rechts sehr weit nach links in den Riss zu gelangen - Spannweite und Vertrauen in die Haftreibung sind hier kein Nachteil! Anschliessend wird es etwas leichter, allerdings muss dann etwas zwischen den Haken geklettert werden (es könnte auch einen Friend gelegt werden). Eine Ausdauercrux an Löchern, Leisten, Seit- und Untergriffen folgt dann unter dem Aufschwung in auffallend gelben Fels. Auf Notstrom etwas nach links halten und zuletzt mit links an einen Seitgriff und mit rechts hoch an Leiste schnappen, hochstehen und in den Untergriff, Bh. klippen. Der griffige Bauch zum Schluss verlangt noch etwas Kraftausdauer...
>> Ein Toehook mit rechts könnte die nötigen Zentimeter verschaffen, um mit links in den Riss zu gelangen, beim nächsten Mal ausprobieren! Der Rest passt...
>> Die erste Crux ist leider etwas Morpho, für mich könnte diese Seillänge auch 7a+ sein...
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6. Sl. 6c: Eine weitere tolle Seillänge an genialem, stark wasserzerfressenem Fels. Bereits auf den ersten Metern muss zwingend gemoved werden, die Crux folgt dann nach dem 3. Bh: Eine heikle Querung nach rechts an schlechten Griffen und Tritten. Von Vorteil prägt man sich diese ein, bevor man den Körper nach rechts verschiebt, denn von oben sind diese plötzlich nicht mehr auffindbar. Anschliessend geht man in Piaz-Position, der linke Fuss voll auf Reibung, und zieht sich mittels einem schlechtem Seitgriff mit rechts nach oben, gelangt so an die gute Schuppe, kann sich aufrichten, sprich hochstehen, mit links in den Untergriff greifen, und den Bohrhaken klippen. Anschliessend hat man's praktisch geschafft, der Rest ist dann deutlich einfacher und entspannender.
>> Im Nachstieg sauber durchgestiegen.
>> Am Ende dieser Seillänge wartet das Wandbuch, welches nun wieder installiert ist, nachdem es letzes Jahr vom Regen ertränkt wurde.
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7. Sl. 5c: Gehgelände auf den ersten 10m, anschliessend erstaunlich schöne und griffige, aber trotzdem nicht gerade geschenkte Kletterei! Das Gelände ist hier stellenweise bockmattlitypisch brüchig, vor- und umsichtiges klettern ist gefragt!
>> Lange Seillänge mit gehörig Seilzug..
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Ausstieg T4: Einige Meter in steilem Gras bis auf die Westschulter des Kleinen Turms, Stand an einer Sanduhrschlinge (fakultativ).
>> Hatten wir gleich angehängt an die 5c Seillänge, da Gehgelände zu Beginn der 7. Seillänge. Stand an der Sanduhr und einigen Friends.
Nachdem wir auf der Westschulter eine kurze Verschnaufpause eingelegt hatten, machten wir uns bald schon an den gemütlichen Fussabstieg durch die Kleine Chälen, da uns die Sonne hier oben gehörig einheizte. Abstieg in gut 15 Minuten zum Materialdepot am Wandfuss, es war unterdessen 13.30 Uhr. Bevor wir uns aber zum Mittagessen hinsetzen, packten wir unsere Sachen, und verschoben uns hinüber zur Kletterhütte Bockmattli.
Fazit:
Das Prachtsexemplar ist eine tolle, sehr abwechslungsreiche Route in perfektem Bockmattlifels, welche sich bestimmt zu einem weiteren Bockmattli Klassiker mausern wird. Der Fels ist stellenweise stark vom Wasser zerfressen und messerscharf, dann aber wieder aalglatt und vermeindlich struktur- und haltlos. Von athletischer Kletterei über steile Wülste und Dächer, ausdauernder Wandkletterei, trickreicher und technischer Reibungskletterei, und Piazkletterei an weitestgehend grasfreien Rissen (die Erstbegeher hatten sich hier grosse Mühe gegeben) wird hier alles geboten. Obwohl gut abgesichert, wird hier nichts geschenkt, eine 6b zwischen den Haken sollte man schon drauf haben! Die Route ist gut mit Inox-Material ausgerüstet, die Zwischensicherungen und Stände sind durchdacht platziert. Der eine oder andere Runout kann mit kleineren Friends entschärft werden (Cam. Gr. 0.3-0.75), v.a. in Seillänge 1, 2 und 5. Die Sonne scheint im Sommer ab ca. 14.30 Uhr an die Wand, man kann sich somit aussuchen, ob man im Schatten oder an der Sonne klettern möchte. Nach Regen bleiben die Wand, aber vor allem die Risse, Löcher und Dächer länger nass, besser einige trockene Tage abwarten bevor man in die Route einsteigt.
Das Topo vom Prachtsexemplar gibt es hier: klick!
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// Jenelana
Nachdem wir physisch und mental wieder einigermassen parat waren, machten wir uns auf, um die 4 Seillängen der Neutour Jenelana zu probieren. Zustieg von der Kletterhütte zur schattigen Schiberg Nordkante in 2 Minuten. Um 14.15 Uhr sind wir in die Route eingestiegen.
1. Sl. 6b: Vorwiegend Piazkletterei an stumpfen, stellenweise feuchten Rissen. Der Fels ist zwar solide, aber nicht von bester Bockmattli-Qualität. Die Crux im unteren Teil kann auch rechts umgangen werden.
2. Sl. 6a+: Steile Piazkletterei, mit einer zupfigen Stelle im Mittelteil. Zuletzt griffig über den Wulst. Der Fels ist zwar immer noch wenig berauschend, aber ok.
>> Ungefähr gleich schwer wie die erste Seillänge.
1. Sl. 6c: Tolle, anhaltende und abwechslungsreiche Seillänge an bestem Bockmattlifels! Zuerst athletisch über ein griffiges Dach, anschliessend technische Verschneidungskletterei direkt an der Kante, bis man nach einer schwierigen Einzelstelle unter den steilen Wulst gelangt. Hier nun in anhaltender, überhängender Wandkletterei, an kleinen Leisten, diagonal von links nach rechts bis hinauf zum Stand, super!
>> Voll am Limit!!
>> 6c auf der harten Seite, oder waren wir einfach schon zu müde?!
1. Sl. 7a: Tolle, sehr abwechslungsreiche Seillänge an perfektem Bockmattlifels! Die Crux befindet sich auf der strukturarmen Platte gleich nach dem Stand. An kleinsten Unebenheiten und Reibungstritten muss vor- und umsichtig gemoved werden. Nachdem man über den vermehrt griffigen Bauch die grosse Verschneidung erreicht hat, folgt man dieser an Unter- und Seitgriffen einige Meter nach links, bis man in athletischer und unverschämt griffiger Kletterei über den Überhang gelangt (die Bohrhaken weisen den Weg). Die letzten Meter zum Stand sind Plaisirgelände, mit eindrücklichem Tiefblick.
>> Auf der Platte war ich völlig chancenlos, da auch bereits ziemlich müde im Kopf, somit hatte ich 2x den Silbergriff in Anspruch genommen. Komme aber sicher wieder zurück, um mir die Stelle mit frischen Kräften anzuschauen...
>> Für mich definitiv 7a!
Die Sonne erreichte uns erst in der letzten Seillänge, allerdings begleitet von einem angenehmen Lüftchen, so war es halb so schlimm. Um 16.15 Uhr erreichten wir das Top, und machten den obligaten Eintrag im Wandbuch. Anschliessend hatten wir zügig in 4x über die Route abgeseilt, und in wenigen Schritten die Bockmattlihütte erreicht. Nur wenige Minuten zuvor trafen unsere Kollegen bei der Hütte ein, diese hatten am Grossen Bockmattliturm die Direkte Nordwand geklettert, und hatten es offenbar sehr genossen!
Nun machten wir uns zusammen an den Abstieg zum See, und erst jetzt bemerkten wir, wie warm es eigentlich war. Mit den Nordwandrouten hatten wir heute eine perfekte Wahl getroffen.
Fazit:
Die Jenelana ist eine kurze, abwechslungsreiche Mehrseillängentour in sehr gutem und weitestgehend grasfreien Bockmattlifels. Die unteren, mässigen schönen Zustiegsseillängen werden von den oberen zwei tollen Seillängen um ein Mehrfaches wettgemacht! Die Kletterei ist sehr vielfältig: Von steiler Piazkletterei, anhaltender, technischer Wandkletterei bis zu athletischen Überhängen wird hier alles geboten. Die Route ist bestens abgesichert, trotzdem sollte man für die oberen Seillängen den Grad 6b oder besser noch mehr beherrschen, damit richtig Freude aufkommen kann. Friends und Keile werden nicht benötigt. Man kann die Route gut als Ergänzung zu einer anderen Bockmattlitour klettern, oder man kombiniert sie mit der benachbarten Andromeda und/oder Gumpiroute, so ergibt sich mit Sicherheit ein ausgefüllter Klettertag. Die Sonne scheint im Sommer ab ca. 15.30 Uhr an die Wand, man kann sich somit aussuchen, ob man im Schatten oder an der Sonne klettern möchte. Nach Regen bleiben die Wand länger nass, besser einige trockene Tage abwarten, bevor man in die Route einsteigt.
Das Topo der Jenelana man hier: klick!
(Schiberg Nordkante)
Bemerkungen:
12 Seillängen (die 3. Seillänge vom Prachtsexemplar 2x), davon 8 Seillängen im Schwierigkeitsgrad 6c oder mehr, das hat ganz schön eingeschenkt heute, bin es mir noch nicht gewohnt...
Diese zwei starken Kletterer waren im Sommer 2012 ebenfalls in Prachtsexemplar und Jenelana: klick!
Weitere Berichte über das Sportklettern am Bockmattli auf chmoser.ch.
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Bewertung (Klettertour) | * = Wenn man nichts Besseres zu tun hat! ** = Nicht sehr interessante Route *** = Schöne Route, empfehlenswert! **** = Sehr schöne Route, nicht zu versäumen! |
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