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 | Tourendetails Wannenzwillingscouloir |
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Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 18.02.2013 |
Region | |
Kartennummer | 1249 Finsteraarhorn, 1269 Aletschgletscher |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | ZS 4.3/E2 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Gletscher | Vorsicht: Tour führt über Gletscher, anseilen kann erforderlich sein! |
Kondition | B |
Distanz | 18.5km
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Höhenmeter | 1250m 2860m |
Lawinenbulletin | mässig (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Wannenzwillingscouloir, mit George
(Blick vom Wannenhorngletscher auf die Wannenzwillinge 3481m und 3410m, die Lücke und nicht die Gipfel bedeutete unser Tagesziel)
//Vorgeschichte
Um ganz ehrlich zu sein, bis vor zwei Wochen hatte ich noch nie etwas gehört vom Wannenzwillingscouloir. Dann kam die Anfrage von George ins Hause geflattert. Ich sollte mir die Sache einmal genauer anschauen und studieren. Da ward die Idee geboren. Die Internetrecherche förderte zwar nur wenige, spärliche Informationen zu Tage, doch diese reichten aus, um den Plan nach einigem drehen und wenden zu konkretisieren. Die Tour im Hochwinter, und dann noch in einem Tag durchzuführen, tönt schon etwas verwegen, ist aber mit guter Planung und Logistik, und dem strikten Einhalten des Zeitplanes, durchwegs vertretbar. So mussten wir uns nur noch in Geduld üben, um bei geeignetem Zeitpunkt zuschlagen zu können. Dies war am heutigen Montag schliesslich der Fall; Dank flexiblem Arbeitgeber war auch ein kurzfristiges Ausrücken möglich.
(Teaser aus dem SAC Tourenführer)
//Gipfelanstieg und Abfahrt
Die Anreise ins Goms (inkl. Autoverlad Furka) dauerte zwar eine Weile, da aber der Talegga Lift sowieso erst ab 09.00 Uhr den Betrieb aufnehmen würde, brauchten wir nicht allzu früh aus den Federn zu kriechen. Nachdem wir bei der Talstation der Luftseilbahn Fiesch-Eggishorn die Parkplatzgebühren bezahlt hatten, und ich mich beim nahen Intersport glücklicherweise noch mit Skistöcken ausrüsten konnte (...), fuhren wir gut aufgewärmt mit der 08.30 Uhr Gondel hinauf zur Fiescheralp 2212m. Nun galt es noch einige Minuten zu warten, bis wir um 09.00 Uhr mit dem erst seit wenigen Jahren in Betrieb genommenen Talegga Sessellift weitere 500m hochrauschen konnten (der Lift ist auf der LK 1269 sowie der online Version auf map.geo.admin.ch noch nicht eingezeichnet).
Dann konnte es endlich losgehen! Von der Bergstation mussten wir zuerst einige Meter nach NE abfahren, und einer Spur folgend zur Lücke ca. 2630m hinüberqueren (beim Tällisee). Nun folgte eine schwungvolle Abfahrt in bestem Pulver hinunter zum Märjelesee 2215m, das war ein würdiger Auftakt zu unserer Aletsch-Odyssee! Nachdem wir uns an der Sonne noch einmal etwas aufwärmen konnten, während wir Gletscherausrüstung und Felle montierten, hatten wir wenig später den gut eingeschneiten Grossen Aletschgletscher betreten, und sind Richtung Konkordiaplatz gestartet. Der Konkordiahighway wie ich ihn nenne, oder besser gesagt die übliche Route zu/von der Konkoridahütte, verläuft über mehrere Kilometer entlang dem östlichen, vermeintlich spaltenarmen Ufer des Gletschers. Morgens ist es auf dieser Seite jeweils schattig und dementsprechend frisch, wir waren froh eine Wärmejacke dabeigehabt zu haben, denn die Temperaturen lagen tief im Keller. Nachdem wir Pkt. 2433m passiert hatten, gelangten wir endlich wieder an die wärmende Sonne, und legten kurz darauf eine erste Pause ein auf ca. 2415m (auf der LK noch ca. 2430m - der Gletscherschwund lässt grüssen). Natürlich hatten wir uns gestärkt, aber auch einen Blick auf Karte UND GPS geworfen, da wir uns nicht sicher waren, über welche Hänge wir nun tatsächlich hochsteigen sollten. Etwas überrascht mussten wir feststellen, dass es bereits hier in östlicher Richtung über die steilen Hänge zum Wannenhorngletscher hoch ging, instinktiv wären wir etwas weiter vorne zum Schönbühlgletscher hochgestiegen (...). Die Orientierung war für Ortsunkundige wie uns nicht ganz einfach, für einmal hatten wir das GPS nicht nur zum aufzeichnen dabeigehabt - Glück gehabt! Von der Konkordiahütte kommend sollte man den Anstieg besser finden, da man besser in die Hänge einsehen kann.
Somit machten wir uns auf, die gegen 30 Grad steilen Westhänge Richtung Wannenhorngletscher und Wannenzwillinge zu erklimmen. Bereits nach wenigen Metern spurten wir knietief, da war offensichtlich eine schöne Menge Triebschnee vorhanden. Und bald darauf knallte es auch ein erstes Mal und brachte einen schönen Anriss hervor - hoppla Schorsch da sollten wir wohl etwas achtgeben! Somit in der Spur einige Meter rückwärts und die Stelle möglichst grossräumig umgangen. Im weiteren Verlauf des Anstiegs bis zum Gletscher knallte es noch vier weitere Male, die Situation war zwar nie kritisch, aber dennoch ungemütlich, da man doch immer wieder erschreckt und aus dem Flow gerissen wird. Ab ca. 2800m legte sich das Gelände zurück, und gab endlich die Sicht frei auf das Kleine Wannenhorn und die Wannenzwillinge rechts daneben. Zuversichtlich schritten wir weiter gen Berg, bis wir auf 3085m eine weitere Pause einlegten. Sonne satt und stahlblauer Himmel, dazu die grossartige Kulisse der Aletscharena - das Leben ist süss! Der restliche Anstieg über den einsamen Wannenhorn Gletscher bis zur Lücke ca. 3380m verlief problemlos, schon bald erreichten wir die Felsen, und stiegen in wenigen Schritten hinauf zum Scheitelpunkt.
Der Blick auf die andere Seite war - atemberaubend - aber gleichzeitig auch vielversprechend! Bis auf die Einfahrt, welche erwartungsgemäss gut gefüllt und eingeblasen war, schienen im Couloir sehr sichere Verhältnisse vorzuherrschen, wir würden es ausprobieren. Da wir exakt und ohne Reserven in unserem Zeitplan lagen, wollten wir nicht lange trödeln, sondern hatten uns umgehend zur Abfahrt bereit gemacht. Nachdem auch die Helmkameras eingeschaltet waren, konnte es losgehen. Die ersten Meter gingen wir noch etwas zaghaft an, da wir nicht gerade die Triebschneetasche auslösen wollten, aber bald schon folgte die Gewissheit, dass die Situation völlig sicher war. Und so stand der genussreichen Abfahrt durch das sagenhafte Ostcouloir der Wannenzwillinge nichts mehr im Wege. Die Schneeverhältnisse wechselten von luftig leichtem Pulver bis Hartschnee, über 600 Höhenmeter verteilt gab es von beidem zur Genüge. Auf ca. 2800m wird man vom Schlund wieder ausgespuckt und gelangt auf breite, von der Sonne beschienene Hänge, umrahmt von grandioser Bergkulisse. An dieser Stelle folgen einige animierte Impressionen von der Abfahrt durch das eindrückliche Wannenzwillingscouloir: Helmkamera Chris (253.3mb) oder Helmkamera George (82.1mb).
Nach einer kurzen Pause ging es schwungvoll weiter in perfektem Schnee und Skigelände den steilen Sulzbach Abbrüchen entgegen. Ohne zu wissen, ob wir zuletzt besser links oder rechts des Baches abfahren sollten, entschieden wir uns instinktiv für die richtige Seite, nämlich die rechte im Sinne der Abfahrt (die linke Seite war im untersten Bereich bereits sehr stark erodiert, wie wir rückblickend feststellen konnten). Die Hänge hinab zum Fieschergletscher waren steil und felsdurchsetzt, und der oberflächlich angefeuchtete Schnee kam schon beachtlich ins rutschen, trotzdem gelangten wir ohne grössere Schwierigkeiten sicher hinunter ins Gletscherbecken. Als wir den Ausläufer des Gletschers auf ca. 1860m erreichten, galt es einen geeigneten Weg bis zur Wasserfassung 1645m südöstlich der Burghütte zu finden. Zuerst mittig, dann am rechten Rand, gelangten wir nach ständigem Auf und Ab, um zuerst den Spalten, dann dem vermeintlich gefrorenen Bach auszuweichen (George musste leider feststellen dass dem nicht so war), schlussendlich doch noch bis nach vorne zum Wehr. Leider mussten wir auch dort noch einmal mühsam eine gefrorene Rinne überqueren. Immerhin hatte das Eis dieses Mal gehalten. Nachträglich ist zu erwähnen, dass es einfacher gewesen wäre, ganz auf der linken Seite des Gletschers abzufahren, um zuletzt einfach über das Wehr zu gelangen.
Hinter dem Wehr ging es auf der rechten Seite einige Meter steil hinunter, bevor wir rechts einen Weg ausmachen, und diesem mit etwas Stockeinsatz bis zur Bergstation der Titter-Seilbahn 1625m folgen konnten. Im Skating Stil gelangte ich rasch nach Titter, George nahm's da etwas gemütlicher und liess sich vom Schneetöff ziehen, welchen wir kurz zuvor beim Wehr passiert hatten. Kurzzeitig frohlockend, das Schlimmste bereits hinter uns zu haben, wurden wir umso schneller wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, denn ab hier wurde es erst richtig mühsam (wären wir doch bloss mit der Bahn ins Tal gerauscht...)! Den besten Weg suchend, meist unter der Seilbahn haltend, erreichten wir geraume Zeit später Pkt. 1480m, anschliessend fuhren wir kreuz und quer durch den Titterwald Richtung Unnerbärg hinab, um dort mit viel Stockeinsatz ein letztes Flachstück zu passieren. Doch dann war es geschafft: Auf der gespurten Alpstrasse konnten wir nun zügig bis zum EW Zer Flie in Fieschertal Pkt. 1107m abfahren. Noch bevor wir die nächste Beiz aufsuchen konnten, passierten wir einen Wegweiser mit dem klingenden Namen Fiesch Altersheim 2.5km. Aber bevor wir uns ins Altersheim einlieferten, wollten wir die erfolgreiche Tour zuerst noch mit einem grossen Panaché begiessen. Anschliessend ging es uns dann auch gleich viel besser, und so liessen wir uns stattdessen mit dem Sportbus zurück nach Fiesch und zum Auto chauffieren.
(Blick zurück auf das Wannenzwillingscouloir)
//Fazit:
Viel besser hätten wir es wohl nicht erwischen können, unser Plan war zu 100% aufgegangen! Bestes Wetter, super Schneeverhältnisse, perfektes Timing und weitestgehend unverspurtes Gelände. Im Couloir fanden wir zwar nicht nur Pulver sondern auch Hartschnee (was eigentlich normal ist bei einer hochalpinen und windexponierten Rinne), dafür waren die Verhältnisse heute umso sicherer. Möchte man das Couloir bei frischem Pulver befahren, steigt dementsprechend auch die Lawinengefahr.
//Angetroffene Verhältnisse:
- Im Couloir: Knietiefer Pulver im Wechsel mit Hartschnee.
- Sulzbach: Gut gesetzter Pulver, im untersten Bereich zur Gletscherzunge schwerer Pulver.
// Facts Wannenzwillinge Ostcouloir (Wannenzwillingscouloir):
600m, durchgehend 40-45 Grad steil, flach auslaufend.
// Facts Sulzbachabfahrt zur Gletscherzunge:
45 Grad, felsdurchsetzt. Ausaperung Ende März, dann steinschlägig (Erosion). Besser westlich des Baches abfahren (rechts im Sinne der Abfahrt).
// Facts Fieschergletscher Richtung Wasserfassung:
Besser auf der linken Seite des Gletschers abfahren, um zuletzt einfach über das Wehr zu gelangen.
// Ausrüstung:
Übliche Gletscherausrüstung
Harscheisen
Wärmejacke
Steigeisen braucht es nicht.
// Die Zeiten:
Autoverlad Realp um 07.05 Uhr.
Gondel Fiesch-Fiescheralp um 08.30 Uhr.
Talegga Sessellift um 09.00 Uhr.
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Start Skilift Talegga Bergstation Pkt. 2703m um 09.05 Uhr.
Ankunft Märjelesee (Aletschgletscher) 2215m um 09.16 Uhr.
Start Aletschgletscher 2215m um 09.30 Uhr.
Pause Aletschgletscher 2415m um 10.22 Uhr.
Start Aletschgletscher 2415m um 10.33 Uhr.
Pause Wannenhorngletscher 3085m um 12.05 Uhr.
Start Wannenhorngletscher 3085m um 12.20 Uhr.
Ankunft Wannenzwillinge Lücke 3380m um 12.53 Uhr.
Abfahrt Wannenzwillingscouloir um 13.21 Uhr.
Ankunft Gletscherzunge Fieschergletscher 1850m um 14.09 Uhr.
Ankunft Wasserfassung 1645m um 15.00 Uhr.
Ankunft Fieschertal 1100m um 15.55 Uhr.
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Es gibt grundsätzlich drei Möglichkeiten um die Tour durchzuführen:
a) Im Hochwinter als 1-Tages Tour, ab Fiescheralp/Talegga (so wie wir es gemacht haben). Zu beachten gilt es, dass die unteren, steilen Südhänge beim Sulzbach stark der Sonne ausgesetzt sind, und man die Stelle auf diese Art erst am frühen Nachmittag passieren wird. Ende Februar würde ich das (mit Ausnahmen) nicht mehr so durchziehen. Ab Mitte/Ende März dürften diese Hänge sogar bereits aper sein, dann wird es noch schwieriger oder heikler dort runterzukommen.
b) Als 2-Tages Tour, mit Übernachtung auf der Fiescheralp und frühem Anstieg über die Skipiste zum Tällisee 2630m.
c) Als Abschluss eines mehrtägigen Aufenthaltes im Aletschgebiet. Sicher eine valable Alternative zum gängigen Tourenabschluss über Jungfraujoch, Lötschenlücke oder Märjelesee ;-) Dies geht dann sicher auch noch etwas später im Jahr, da man beispielsweise von der Konkordiahütte kommend zeitig starten, und das Couloir und die Südhänge früh befahren kann.
Das Lawinenbulletin lag heute auf mässig für Altschnee ab 2000m der Expositionen SW-N-SE. Gefahr von Spontan- und Gleitschneelawinen an sehr steilen Südhängen unter 2400m.
Fixe Kosten:
- Autoverlad Furka-Oberwald Chf 30.--/Fahrt
- Parkplatzgebühren Chf 6.--/12h
- Bergbahnen Fiesch-Talegga für UNSCHLAGBARE Chf 14.50 (Halbtax/GA gültig!). Man nehme zum Vergleich die Bergbahnen Disentis-Piz Ault...
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