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| Tourendetails Chli Ruchen (W-Gipfel) 2880m, Gross Ruchen 3138m |
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Tourenart | Skitour |
Datum | 26.02.2013 |
Region | |
Kartennummer | 246 S Klausenpass, SAC Zentralschweizer Voralpen und Alpen |
Link zum Kartendienst | |
Anforderung | S+, I 4.1/E1 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Gletscher | Spaltenarmer Gletscher |
Kondition | A |
Distanz | 22.2km
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Höhenmeter | 2500m 2500m |
Lawinenbulletin | mässig (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | N-NW |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Vergleichstouren | Bristen |
Beschreibung | Chli Ruchen (W-Gipfel) 2880m, Gross Ruchen 3138m, mit Bruno und Marcel
(Chli Ruchen 2944m W-Grat und N-Flanke)
//Vorgeschichte
Bereits vor fünf Jahren ward die Idee geboren, durch die N-Flanke auf den Chli Ruchen Westgipfel 2880m zu gelangen, um anschliessend noch seinen grossen Bruder, den Gross Ruchen 3138m, zu besteigen. Nachdem es auf dieser Tour kräftemässig noch nicht gereicht hatte für den Chli Ruchen, sollten die Chancen dieses Mal deutlich besser stehen. Wetter und Schneeverhältnisse waren ebenfalls vielversprechend, und mit Bruno und Marcel zwei engagierte Begleiter mit am Start.
//Gipfelanstieg und Abfahrt
Gestartet sind wir bei der Brücke Pkt. 1023m in Unterschächen, es war 07.15 Uhr, die Temperaturen lagen bei fast schon angenehmen -8 Grad. Zuerst auf der gepisteten Alpstrasse, an vielen, prominenten Eisfällen vorbei, sehr angenehm bis nach Rüti 1300m hochgefellt, dann weiter auf guter Spur durch den Wald bis zur Brücke östlich von Pkt. 1406m, und schliesslich auf der planierten Strasse nach NE durch den Grosswald bis zur Brücke Pkt. 1505m bei Nider Lammerbach. Nun nach E abgebogen und einer halbwegs zugeschneiten Solistenspur folgend Richtung Alt Richti aufgestiegen. Ab ca. 1740m dann steil und in vielen Spitzkehren durch die Flanke nördlich des Baches hochgestiegen, Dank der guten Schneelange und Spur ging dies problemlos. Anschliessend wurde das Gelände wieder flacher, dafür kamen wir ab hier in den Genuss, eine eigene Spur Richtung Griesseggen und Chli Ruchen anzulegen.
Nachdem wir oberhalb Griesseggen, auf ca. 2370m, eine kurze Pause eingelegt und uns gestärkt hatten, nahmen wir den schattigen und steilen Anstieg durch die perfekt eingeschneite Chli Ruchen N-Flanke in Angriff. Während der untere Firnhang noch breit und mässig steil war, wurde das Gelände nach oben hin zunehmend schmaler und steiler, die Spitzkehren dementsprechend immer häufiger. Obwohl leicht eingeblasen und gedeckelt, waren die Aufstiegsverhältnisse insgesamt sehr gut und sicher, so dass wir ohne Portage bis zum Westgrat hochfellen konnten - merci Bruno für die gute Arbeit! Als wir den Grat an seinem tiefsten Punkt betreten hatten, nahm uns nach beinahe vier Stunden Aufstieg im Schatten endlich die strahlende und wärmende Sonne in Empfang, welch schönes Gefühl! Nun war es nicht mehr weit bis zum Westgipfel des Chli Ruchen Pkt. 2880m, in wenigen Schritten gelangten wir südseitig bis zum höchsten Punkt.
Während wir zuhause die Option eingeplant hatten, allenfalls wieder über die Chli Ruchen Nordflanke abzufahren, hatten wir diesen Plan nun bereits verworfen, da der Wind in der Flanke ganze Arbeit geleistet, und einen durchgehenden, ungeniessbaren Deckel produziert hatte. Es würde somit die Abfahrt durch die Ruchchälen sein. Der Chli Ruchen Hauptgipfel Pkt. 2944m stand ebenfalls nicht zur Diskussion, da dieser im Winter ein ambitioniertes Unterfangen sein dürfte! Dieser Sommerbericht erwähnt Kletterstellen im II-III Grad am kaum absicherbaren Westgrat. Somit blieb uns nichts anderes übrig, als mit dem Gross Ruchen 3138m vorliebzunehmen ;-)
Nachdem wir das super Panorama auf die umliegenden Berge und das nächste Ziel auf der Festplatte gespeichert hatten, machten wir uns an die südostseitige Abfahrt hinab zum Ruchenfirn. Obwohl die Sonne bereits merklich an Kraft gewonnen hatte, war der Schnee noch gut konserviert, und hatte uns eine tolle Pulverabfahrt beschert. Als die Skis nähe Ruchchälenpass schliesslich zum stehen kamen, wurde erneut angefellt, Brennstoff nachgelegt, und zum zweiten Gipfelsturm geblasen. Da in jüngster Zeit niemand im Gebiet zugegen war, blieb uns nichts anderes übrig, als auch dieses Mal eine eigene Spur Richtung Gipfel anzulegen. Mit der nötigen Motivation ging dies aber gut und rasch von den Füssen, erst auf den letzten Metern bis zum Skidepot ca. 3060m wurde es dann etwas zäher als auch schon. Die Gipfelflanke war super eingeschneit und alte Trittspuren vorhanden, somit blieben die Steigeisen vorerst einmal im Sack. Mit Stock und Pickel war die Flanke in wenigen Minuten bezwungen, die felsige und exponierte Schlüsselstelle hatte keinerlei Schwierigkeiten bereitet (obwohl die Kette unter dem Schnee begraben oder nicht mehr vorhanden war), und so gelangten wir in wenigen Schritten über den luftigen Gipfelgrat hinüber zum Kreuz.
Das Wetter und die Temperaturen luden zum verweilen ein, so gab es nun eine ausgiebige und verdiente Pause, mit toller Aussicht auf den Gross Düssi 3256m, Bristen 3072m, oder die Gross Windgällen 3187m Ostflanke. Geraume Zeit später stiegen wir wieder hinab zum Skidepot (dieses Mal mit Steigeisen, wenn man sie schon dabei hat), und machten uns bereit für die Abfahrt. Im oberen Bereich bis ca. 2760m war diese aufgrund des hartnäckigen Winddeckels weniger genussreich, auf den restlichen Metern hinunter zum Ruchchälenpass Pkt. 2612m dafür wieder seidenfeiner Pulver!
Nun folgte noch die Abfahrt durch die steile Ruchchälen. Wie erwartet war diese ebenfalls windgeprägt und hart, zumindest auf den ersten 200 Höhenmetern. Ein richtiger Windkanal eben. Doch dann wurde es schlagartig besser und der Deckel war urplötzlich verschwunden. Ab ca. 2260m bis hinunter nach Brunni Pkt. 1406m konnten wir stiebenden Pulver und unverspurte Hänge geniessen, die Sonne, welche kurzzeitig in die Chälen hineinzuscheinen vermochte, hatte für zusätzliche Stimmung gesorgt. Ein traumhafter Abschluss einer grossartigen Rundtour! Nun galt es nur noch, auf der Alpstrasse, mit etwas Stockeinsatz, an den Eisfällen vorbei, zurück zum Auto zu gelangen, und den Tag bei Kaffee und Kuchen zu zelebrieren, was wir dann natürlich auch in die Tat umsetzten.
(Gross Ruchen 3138m, Sicht vom Chli Ruchen W-Gipfel 2880m)
//Fazit:
Was lange währt wird endlich gut - ein lange gehegtes Projekt konnte endlich ad acta gelegt werden, wobei ich diese Tour bei geeigneten Verhältnissen sicher wieder einmal anpacken werde. Sie bietet spannende und einsame Anstiege mit alpinem Charakter, und zuletzt natürlich eine lange Abfahrt hinunter ins Brunnital.
// Facts Chli Ruchen N-Flanke:
Kompromissloser Anstieg, der sichere Lawinenverhältnisse voraussetzt! Auf dem unteren Firnfeld ca. 30 Grad, nach oben hin gegen 40 Grad steil. Anstieg im oberen Bereich je nach Schneelage ev. zu Fuss oder sogar mit Steigeisen, wie diesem oder jenem Begehungsbericht zu entnehmen ist.
(Aufstieg durch die Chli Ruchen N-Flanke, Bild aufgenommen vom Mittler Griessstock 2717m am 03.01.2009)
// Facts Gross Ruchen 3138m Gipfelflanke:
Flanke ca. 45 Grad steil, exponierte Felsstufe kurz unter dem luftigen Gipfelgrat (Schlüsselstelle). Früher gab es da eine Kette; entweder war diese eingeschneit und wir hatten sie nicht gefunden, oder aber sie hatte mit den Jahren das zeitliche gesegnet.
// Facts Ruchchälen:
700m, Einfahrt ca. 40-45 Grad steil und meistens hart, anschliessend durchgehend 30 Grad steil, flach auslaufend.
// Die Zeiten:
Start in Unterschächen Pkt. 1023m um 07.17 Uhr.
Pause oberhalb Griesseggen 2370m um 9.47 Uhr.
Start Griesseggen 2370m um 09.54 Uhr.
Ankunft Grat 2835m um 11.06 Uhr.
Ankunft Chli Ruchen W-Gipfel 2880m um 11.18 Uhr.
Abfahrt Chli Ruchen W-Gipfel 2880m um 11.30 Uhr.
Ankunft Ruchenfirn 2590m um 11.42 Uhr.
Start Ruchenfirn 2590m um 11.52 Uhr.
Ankunft Skidepot 3060m um 12.44 Uhr.
Ankunft Gipfel Gross Ruchen 3138m um 13.04 Uhr.
Abstieg Gross Ruchen 3138m um 13.34 Uhr.
Ankunft Skidepot 3060m um 13.44 Uhr.
Abfahrt Skidepot 3060m um 14.00 Uhr.
Ankunft Ruchchälenpass 2612m um 14.17 Uhr.
Ankunft Unterschächen um 14.50 Uhr.
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Sehr lohnende und einsame Zustiegsvariante zum Gross Ruchen 3138m. Mit der Abfahrt durch die Ruchchälen hinunter ins Brunnital schliesst sich der Kreis dieser anspruchsvollen und ausgiebigen Konditionstour.
Während der Westgipfel Pkt. 2880m des Chli Ruchen im Winter relativ einfach zu haben ist, dürfte der Hauptgipfel dagegen ein ambitioniertes Unterfangen sein! Dieser Sommerbericht erwähnt Kletterstellen im II-III Grad, am kaum absicherbaren Westgrat.
Spurarbeit ab Alt Richti 2040m bis auf den W-Gipfel des Chli Ruchen 2880m, und vom Ruchenfirn 2580m bis auf den Gipfel des Gross Ruchen 3138m.
Vor fünf Jahren war ich mit Martine und Bruno schon einmal am Gross Ruchen 3138m unterwegs, hier geht's zum Bericht: klick!
Das Lawinenbulletin lag heute auf mässig für Triebschnee ab 2200m der Expositionen SW-N-SE. Gefahr von Gleitschneelawinen an sehr steilen Sonnenhängen unter 2400m.
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