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 | Tourendetails Brunnenstock 3211m, Voralphorn 3203m |
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Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 02.03.2013 |
Region | |
Kartennummer | 255 S Sustenpass, 1211 Meiental, 1231 Urseren, SAC Skitouren Zentralschweizer Voralpen und Alpen, SAC Clubführer Urner Alpen 2 |
Link zum Kartendienst |  |
Gestein | Granit |
Anforderung | S-, II+ 3.1 |
Absicherung |  |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Gletscher | Spaltenarmer Gletscher |
Kondition | A |
Distanz | 24.7km
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Höhenmeter | 2350m 2350m |
Lawinenbulletin | mässig (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Brunnenstock 3211m, Voralphorn 3203m, mit Marcel und Adrian
(Brunnenstock 3211m)
//Vorgeschichte
Nachdem wir diverse Pläne geschmiedet und wieder verworfen hatten, konnten wir uns schliesslich auf den unpopulären Brunnenstock 3211m einigen - mit der Option, noch das Voralphorn 3203m zu besteigen. Die Bergkette zwischen Chelenalptal und Voralp war für uns noch ein schwarzer Fleck auf der Landkarte (mit Ausnahme des Sustenhorns), aber da waren wir in bester Gesellschaft, die Suche auf Gipfelbuch.ch nach dem Voralphorn lieferte keinen einzigen Treffer! Woran das wohl liegen mochte?! Der anscheinend etwas leichter zugängliche Brunnenstock war immerhin im neusten SAC Skitourenführer, aber auch im Online TourenFührer beschrieben.
//Gipfelanstieg und Abfahrt
Nachdem es mit der Besammlung einwandfrei geklappt hatte, und wir mit einem Auto zügig nach Göschenen anreisen konnten, sind wir kurz vor sechs Uhr in Abfrutt 1170m gestartet. Bei einigen Minusgraden und leichtem Nebel marschierten wir im Stirnlampenlicht auf der präparierten Piste Richtung Voralpkurve Pkt. 1402m und in den Tag hinein - das erste Mal in dieser Saison, ich hatte ganz vergessen wie schön dieses Gefühl sein kann. Schon bald konnten wir die Kunstlichter löschen, und auch der Nebel hatte dem stahlblauen Himmel Platz gemacht.
Bei den Häusern von Wiggen Pkt. 1318m schliesslich bogen wir nach Norden ab und ins Voralptal hinein. Aufstiegsspuren gab es keine, jedoch konnten wir von gefrorenen Abfahrtsspuren profitieren, welche mit grosser Wahrscheinlichkeit von Heliskiern stammen würden. Etwas mühsam gelangten wir mehr oder weniger dem Sommerweg folgend durch den steilen Wald hinauf nach Sand. Hier passierten wir ein Hinweisschild, dass der Wanderweg zur Sandbalmhöhle ab 28.8.2011 wegen Steinschlag gesperrt sei. Aber da wir schliesslich nicht zum Rissklettern gekommen waren, liessen wir das Schild links liegen, und folgten der Voralpreuss Richtung Voralphütte 2126m. Auf der rechten Talseite erblickten wir Mittwaldcouloir und Spicherribichelen - beide Rinnen waren zwar perfekt eingeschneit, aber leider auch gefüllt mit Lawinenschnee, aktuell wäre deren Befahrung wohl weniger genussreich. Auf Höhe Schiessend Bach 1960m legten wir eine kurze Pause ein, bevor wir die steilen Hänge nach SW Richtung Flachensteinfirn anstiegen. Der Schnee war hier immer noch pulvrig und das Gelände unverspurt, so würde uns zwar ein anstrengender Aufstieg, dafür eine umso genialere Abfahrt erwarten. Auf 2470m hatten wir eine weitere Pause eingelegt, und die Sicht auf die Fleckistock 3417m SW-Flanke genossen (Erinnerungen an die Skiabfahrt vor exakt 352 Tagen wurden wach).
(Fleckistock 3417m SW-Flanke - Skiabfahrt am 15.03.2012)
Als wir uns sattgesehen und gestärkt hatten, tauschten wir die Vorreiterrollen und fellten weiter über den Flachensteinfirn, bzw. steuerten auf den markanten Einschnitt zwischen Chelenalphorn 3202m und Voralphorn 3203m zu. Couloir und Bergschrund schienen von weitem perfekt eingeschneit und ein Skiaufstieg möglich zu sein, von nahem wurden wir dann in unserer Annahme bestätigt. Der Schrund konnte problemlos passiert werden, und auch der restliche, von vielen Spitzkehren geprägte Anstieg durch die 35-40 Grad steile, SE-exponierte Rinne, war kein allzu grosses Hindernis. Lediglich auf den letzten 40 Höhenmtern wurde es noch einmal richtig streng, da der schwere Schnee auf der harten Unterlage bei jedem Schritt abzurutschen drohte. Schliesslich hatten wir aber die Lücke 3110m erreicht, und zu einem ausgiebigen Carbo-Reload angesetzt. Nach kurzer Lagebesprechung war klar, dass der ursprüngliche Plan beibehalten wurde, um hier ein Depot einzurichten (Seil und Klettermaterial), und mit etwas leichterem Gepäck zuerst den Brunnenstock 3211m zu besteigen.
Als erstes hiess es nun, durch die schattige, ebenfalls bis zu 40 Grad steile und schmale Rinne, südwestseitig auf den 80m tiefer gelegenen Brunnenfirn hinab zu gelangen. Auf den ersten Metern zu Fuss abgestiegen aufgrund der spärlichen Schneeauflage, anschliessend mit montierten Fellen zum Gletscher abgefahren/gerutscht. Weiter nun über den einsamen Brunnenfirn bis unter den Gipfelaufbau des Brunnenstocks, dann mit einigen Spitzkehren durch die steile Südflanke hinauf zum SW-Grat, Skidepot auf 3170m. Nun in wenigen Minuten über den leicht verblockten, aber gut gangbaren Grat bis zum höchsten Punkt. Während sich die Welt um uns weiterdrehte, genossen wir bei einer ausgiebigen Pause im dünnen Shirt die Ruhe und Einsamkeit auf diesem wunderschönen und verlassenen Aussichtspunkt.
Während sich Adrian dazu entschieden hatte, es mit dem Brunnenstock gut sein zu lassen, wollten Marcel und ich doch wenigstens einen Versuch geben am Voralphorn, damit wir das Seil nicht vergebens hochgeschleppt haben würden. Somit machten wir uns etwas früher an den Abstieg und die Abfahrt über den Brunnenfirn zurück zum Couloir, um mit aufgebundenen Skis und bereits montierten Steigeisen, in etwas mühsamer Wühlarbeit, hinauf in die Scharte 3110m und zum Depot zu gelangen. Nun montieren wir Klettergurte und seilten uns an, um über den exponierten SE-Grat in schöner, wenig schwieriger und griffiger Kletterei auf den Gipfelgrat zu gelangen. Wir kletterten mit Steigeisen am laufenden Seil, mit einigen mittleren Friends und Zackenschlingen konnte bestens abgesichert werden. Der rötliche Fels war mehr oder weniger solide, trotzdem musste mit der gewissen Vorsicht geklettert werden, denn nicht alles war so fest wie es ausschaute. Nach ca. 50m war der Spuk bereits vorbei und wir hatten uns losgebunden, um seilfrei über den schönen Blockgrat, in leichter Kraxelei, bis zum Gipfel des Voralphorns 3203m zu gelangen. Und so kam es, dass wir uns heute bereits zum zweiten Mal die Hände schütteln konnten - es war ein super Gefühl, auf diesem im Winter kaum bestiegenen Gipfel zu stehen!
Auch wenn wir das Ambiente gerne noch länger genossen hätten, mussten wir uns schon bald wieder an den Abstieg machen, die Zeit blieb schliesslich nicht stehen, die Kehlen waren durstig, und Adrian, welcher in der Scharte auf uns wartete, würde sicher auch bald kribbelig werden in den Beinen. Somit stiegen wir rasch über den Grat zurück bis zum Abbruch, improvisierten mit einem Stück Reepschnur einen Standplatz, und seilten die ersten 15m ab bis zu einer Stelle, an der wir ein weiteres Stück Reepschnur anbringen konnten. Nach weiteren 15m abseilen reichte es mit der Seildehnung juste hinunter an den Wandfuss, und von dort waren es dann nur noch wenige Schritte zurück zur Scharte 3110m.
Nachdem alle sieben Sachen wieder verstaut, die Schuhe festgezogen und die Skis unter die Füsse geschnallt waren, konnte es losgehen mit der langen Abfahrt über die weiten NE-Hänge hinab ins Voralptal. Den Auftakt machte das SE-Couloir, welches erwartungsgemäss eher mässig lässig zu fahren war. Doch anschliessend öffneten sich die Hänge, und der schwere Schnee machte lockerem bis gut gesetztem Pulver Platz. Auf der ganzen Abfahrt, über den Flachensteinfirn bis hinunter zur Voralpreuss, fanden wir top Schneeverhältnisse - nach über zwei Wochen ohne Neuschnee hätte es viel besser nicht mehr sein können! Da wir wussten, dass die restliche Abfahrt hinunter ins Göschenertal mehr schlecht als recht sein würde, brachten wir diesen Abschnitt schnell hinter uns, und gelangten mit etwas Stockeinsatz zurück nach Abfrutt 1170m. Nun ging's schnurstraks nach Göschenen ins Rössli, um den Durst zu löschen und den Kofeeinspiegel anzuheben. Merci Jungs, war eine super Geschichte heute!
(Pulverabfahrt auf dem Flachensteinfirn, im Hintergrund das Voralphorn 3203m)
//Fazit:
Wieder einmal hatten wir mit unserer Wahl einen Volltreffer gelandet, die Tour hatte alles zu bieten, was das Skitourenherz höher schlagen lässt: Weite und anstrengede Anstiege, einsame Gipfel mit super Panorama, tolle Kletterei am Voralphorn, und schliesslich noch die geniale und lange Pulverabfahrt hinunter ins Voralptal. Besser hätte es heute wirklich nicht mehr sein können! Der schwarze Fleck auf der Landkarte konnte nun ebenfalls getilgt werden, und die Internet Datenbank wurde um einen interessanten Neuzugang reicher.
// Facts Voralphorn 3203m SE-Grat:
50m exponierte Kletterei mit Skischuhen und Steigeisen im 2. Schwierigkeitsgrad, Einzelstellen etwas schwieriger. Seilsicherung von Vorteil, es kann gut mit Schlingen und mittleren Friends abgesichert werden. Zweimal 15m abgeseilt an zuvor eingerichteten Standplätzen (mit Reepschnüren), reichte mit Seildehnung exakt bis zum Einstieg.
// Mitgeführtes Material
- Steigeisen
- Pickel (nicht zwingend)
- 30m-Seil (besser 40m)
- Mittlere Friends (Cam Gr. 0.4-1/2)
- Abseilgerät
- Bandschlingen
- Reepschnüre
// Die Zeiten:
Start in Abfrutt 1170m um 05.54 Uhr mit Stirnlampe.
Tageslicht ab ca. 06.30 Uhr.
Pause beim Schiessend Bach 1960m um 08.12 Uhr.
Start Schiessend Bach 1960m um 08.17 Uhr.
Pause auf 2470m um 09.12 Uhr.
Start auf 2470m um 09.25 Uhr.
Ankunft Lücke Voralphorn 3110m um 10.52 Uhr.
Abstieg Lücke Voralphorn 3110m um 11.05 Uhr.
Ankunft Skidepot 3170m Brunnenstock um 11.40 Uhr.
Ankunft Gipfel Brunnenstock um 11.48 Uhr.
Abstieg Gipfel Brunnenstock um 12.12 Uhr.
Ankunft Lücke Voralphorn 3110m um 12.48 Uhr, Skidepot.
Ankunft Gipfel Voralphorn um 13.32 Uhr.
Abstieg Gipfel Voralphorn um 13.38 Uhr.
Ankunft Skidepot Voralphorn 3110m um 14.11 Uhr.
Abfahrt Lücke Voralphorn 3110m um 14.23 Uhr.
Ankunft Abfrutt 1170m um 15.25 Uhr.
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Auf dem Flachensteinfirn, und an den darunterliegenden, schattigen NE-Hängen, kann man oft noch gut konservierten Pulverschnee finden.
Hier geht's zum schön geschriebenen Bericht von Marcel: klick!
Das Lawinenbulletin lag heute auf mässig für Triebschnee ab 2200m der Expositionen SW-N-SE. Gefahr von Nassschneelawinen an sehr steilen Sonnenhängen unter 2200m.
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