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 | Tourendetails Falknis Trilogie (Gir 2164m, Mazorakopf 2452m, Falknis 2560m) |
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Tourenart | Bergwandern |
Datum | 15.05.2013 |
Region | |
Kartennummer | 1156 Schesaplana, 237T Walenstadt, 238T Montafon, SAC Bündner Alpen 7 |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | T5, I |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 17.4km
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Höhenmeter | 2300m 2300m |
Exposition | S |
Ideale Zeit | Frühling - Herbst |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | schön |
Beschreibung | Falknis Trilogie (Gir 2164m, Mazorakopf 2452m, Falknis 2560m), mit Bertran
(Falknis 2560m S-Flanke)
//Vorgeschichte
Die Ziele waren hoch gesteckt in den letzten Wochen - doch es kam schliesslich alles anders - such is life... Für heute Mittwoch war leider bereits wieder eine Warmfront prognostiziert, doch mit Föhntendenz würde es im Osten noch länger schön und trocken bleiben, nichts wie raus also!
Skitouren in den Alpen sind bei Föhn gründsätzlich ein no-go, und für Bergwanderungen lag immer noch zuviel Schnee. Ausgenommen davon waren Anstiege in südexponierte Hanglagen, und genau so eine Route wollten wir heute probieren. Der Falknis war auf seiner Südseite bereits komplett aper, nur im Gipfelbereich würde man vielleicht noch nasse Füsse bekommen. Um der Sache noch die zusätzliche Würze zu verleihen, wollten wir versuchen, den Berg von West nach Ost zu überschreiten, Informationen dazu hatten wir hier gefunden, herzlichen Dank an dieser Stelle!
Trotzdem gab es da einige Unbekannte: Würde das Gras schon die nötige Griffigkeit haben, und lag da wirklich kein Schnee mehr in den Rinnen und steilen Flanken? Würde uns der Föhnsturm verschonen? Alles Fragen, auf die wir erst vor Ort eine Antwort bekommen würden...
//Gipfelanstieg
Nachdem wir unser Auto im Heididorf, unmittelbar neben dem Heidishop, abgestellt hatten, und die hungrige Parkuhr gefüttert war, konnte es um Schlag sieben losgehen. Den föhnbedingten, blauen Himmel hatten wir leider vergebens gesucht, dieser war bedeckt und auch der Wind bereits recht zügig am blasen.
Der Weg zur Enderlinhütte 1501m war vorbildlich ausgeschildert, so konnten wir ohne Kartenstudium drauflos marschieren. Zuerst wandert man einige Minuten auf der Fahrstrasse sanft ansteigend durch die Rebberge, dann durch schöne Blumenwiesen, bevor einen der dichte Steigwald schliesslich verschluckt. Nun folgt man der Forststrasse hoch zum Lochrüfibach Pkt. 977m. Dieser war heute trotz Schmelzwasser an diversen Stellen gut zu überqueren. Gut aufgewärmt konnte nun endlich die Post abgehen, der Weg wurde steiler und die Höhenmeter kummulierten sich. Viel schneller als erwartet erreichten wir die Enderlinhütte SAC 1501m, wo wir eine kurze Pause eingelegt hatten, um uns einerseits zu stärken, aber auch um Plan und Taktik zu besprechen.
Letztendlich kamen wir aber nicht umhin, zuerst einmal dem Bergweg Richtung Fläscher Fürggli 2248m zu folgen, und auf ca. 1800m, bei den letzten Tannen, bevor der Weg nach einer mit Stahlseil gesicherten Passage hart nach rechts/Osten verläuft, eine wegweisende Entscheidung zu treffen: entweder gemütlich weiter auf dem Normalweg Richtung Falknis 2560m ansteigen, oder eben doch zuerst in westlicher Richtung den Gir 2164m ansteuern? Das Gras war trocken und griffig zu begehen, dies sollte kein Problem darstellen. Einzig der starke Wind lies leichte Zweifel aufkommen, wie würde es diesbezüglich auf dem Grat oben ausschauen? Es half nichts, die vollständige Gewissheit würden wir sowieso nicht erhalten, also wollten wir es einfach mal versuchen.
Zuerst stiegen wir im Steilgras einige Meter bis unter einen ersten Felssporn, welchen wir schliesslich westseitig/links sehr exponiert erklettert hatten (T6). Später im Abstieg konnten wir sehen, dass es rechts herum wesentlich einfacher und weniger exponiert gewesen wäre. Wie auch immer, jetzt waren wir warm und bereit für die nächste Herausforderung, und diese folgte auch schon bald. Nachdem wir auf der Rippe fast bis unter die Falknistürm hochgestiegen waren (bis über das 2 von 2117), galt es nun, eine Runse nach links/Westen zu überqueren. Die Schwierigkeit bestand einmal mehr darin, den Weg des geringsten Widerstandes zu finden. Wir hatten eine entsprechende Linie gefunden und mit der nötigen Vorsicht konnten wir die Stelle gut passieren (T5+); rückblickend hatten wir aber auch hier wohl nicht die optimalste Lösung gewählt. Anschliessend wanderten wir mehr oder weniger horizontal nach Westen, bis wir eine weitere, steil abfallende Runse erreichten. Da wir wussten, dass wir für die folgende Querung nicht zu hoch aufsteigen sollten, blieben wir hier bewusst tief (naturgemäss hat man eher die Tendenz um aufzusteigen), und konnten so die Schwachstelle auf Anhieb finden. Die Exposition war zwar beachtlich und ein Ausrutscher hätte fatale Folgen, das Gras war aber gut gestuft, und so konnten wir problemlos auf die andere Seite gelangen (T5). Der restliche Anstieg hinauf zum Gipfelsteinmann war dann genussreiches Steilgrasklettern, und nur wenig später betraten wir den Gipfel des Gir 2164m, dem westlichsten Trabanten des Falknis-Massivs.
Hier war es nun aber definitiv vorbei mit der Ruhe: Der Föhn peitschte uns geräuschvoll um die Ohren, und liess uns nach einem Eintrag im Gipfelbuch (dem 1. in diesem Jahr) schon bald die Flucht nach vorn antreten. Nur kurz hatten wir mit dem Gedanken gespielt, die Tour hier abzubrechen und zur Enderlinhütte zurückzukehren - über die steilen Grasplanggen wieder abzusteigen hatten wir aber als nicht weniger risikobehaftet eingestuft, als die Tour trotz Föhnsturm fortzusetzen. Somit folgten wir dem stellenweise recht scharfen Westgrat Richtung Mazorakopf 2452m (T4). Das Gelände war meist gut gangbar, schwache Wegspuren zeugten davon, dass dieser Grat ab und an begangen wird. Einige Stellen am Grat waren noch schneebedeckt, mit der nötigen Vorsicht liessen sich diese Passagen dennoch problemlos passieren. Während uns der Sturm auf der Südseite des Grates (Luv) voll erfasste und wegzublasen versuchte, konnten wir auf der schattenseite des Grates (Lee) immer wieder Löcher mit totaler Windstille finden. Der letzte, felsige Aufschwung zum Gipfel verlangte dann noch einmal beherztes, aber auch beherrschtes Zupacken, denn der Fels war wie gewohnt recht brüchig (T5, I).
Dem Gipfelsteinmann des Mazorakopfs 2452m hatten wir für einmal kaum Beachtung geschenkt, zu garstig waren die Verhältnisse hier oben. Es stellte sich nun die nächste Frage: wie sollten wir am besten hinüber zur Falknis 2560m gelangen? Direkt über den felsigen Turm klettern, welcher vor uns in die Höhe ragte, oder diesen doch besser in der südseitigen, stellenweise noch schneebedeckten Flanke umgehen? Nachdem wir etwas gegen den Turm angestiegen waren und den Fels aus der Nähe betrachten konnten, wurde uns schnell klar, dass wir hier keine haarsträubende Kletteraktion einlegen wollten. Stattdessen begannen wir mit der Querung der abschüssigen Flanke, immerhin liess sich stellenweise erahnen, wo der blau-weiss markierte Sommerweg in etwa durchführen würde. Nachdem wir mit der nötigen Vorsicht einige Schneefelder passiert hatten, gelangten wir zu den mit Schutt bedeckten Platten, von wo der Schnee erst kürzlich abgerutscht sein musste. Glück für uns, denn sonst hätte dies wohl Ende Feuer bedeutet, und wir wären zur Umkehr gezwungen worden. So aber konnten wir die Schuttbänder queren, und gelangten bald zu einem mit Stahlseil fixierten, blau-weiss markierten Pfad, welcher uns sicher auf andere Seite der Flanke geleitete. Doch so schnell wie sie aufgetaucht waren, versanken die Wegspuren wieder im Schnee, da hatten wir uns wohl zu früh gefreut! Nun hatten wir wieder zwei Möglichkeiten: entweder sollten wir eine weitere, steile und schneebedeckte Flanke/Runse überqueren bis in flacheres Gelände, oder dann über eine felsige, aber weitestgehend schneefreie Rippe hinauf zum Westgrat gelangen. Wir hatten uns schliesslich für letztere Variante entschieden, und einmal mehr die richtige Wahl getroffen! Auf der Rippe mussten zuerst einige Felsen überklettert werden (T5, I), die letzten 50 Höhenmeter bis zur Grathöhe konnten wir dann in perfektem Trittschnee gehen. Ab hier hatten wir dann in wenigen Minuten den Gipfel der Falknis 2560m erreicht.
Erleichtert und vom Druck befreit genossen wir für einige Minuten die Föhnstimmung auf dem Gipfel, bevor wir uns an den Abstieg über den Normalweg machten. Die ersten Meter hinab zum Fläscher Fürggli 2248m konnten wir auf durchgehender Schneeschicht rasch und gelenkschonend zurücklegen, der darauf folgende Abschnitt über den steilen, stellenweise gesicherten Steig hinab zur Enderlinhütte SAC 1501m verlangte noch einmal vollste Aufmerksamkeit, denn ausrutschen sollte man auch hier besser nicht (T4, I). Unterwegs hatten wir noch drei weitere Berggänger(innen) angetroffen.
Nachdem wir bei der Hütte eine für unsere Verhältnisse geradezu ausgiebige Pause eingelegt hatten, nahmen wir die restlichen 1000hm Abstieg nach Maienfeld unter die Füsse. Die Knie hatten letztendlich standgehalten, dies war in Anbetracht der ersten Alpintour nicht unbedingt selbstverständlich. Während des Familienbesuchs in Bad Ragaz hatten wir bei einem kühlen Bier die Sicht (direkt aus dem Küchenfenster) auf die Falknis genossen.
//Fazit
Auch wenn die Verhältnisse heute sicher nicht optimal gewesen sind, hatte es richtig gut getan, nach mehr als zweiwöchiger, krankheitsbedingter Abstinenz, wieder einmal etwas draussen zu unternehmen. Schnee und Föhnsturm hatten die Angelegenheit noch zusätzlich spannend gemacht, aber so konnten wir wenigstens spüren, dass wir noch am leben waren!
//Die Zeiten:
Start in Maienfeld Bahnhof 506m um 07.00 Uhr.
Ankunft Enderlinhütte 1498m um 08.31 Uhr.
Start Enderlinhütte 1498m um 08.41 Uhr.
Ankunft Gir 2164m um 09.54 Uhr.
Start Gir 2164m um 10.05 Uhr.
Ankunft Mazorakopf 2452m um 10.35 Uhr.
Start Mazorakopf 2452m um 10.36 Uhr.
Ankunft Falknis 2560m um 11.30 Uhr.
Start Falknis 2560m um 11.35 Uhr.
Ankunft Fläscher Fürggli 2248m um 12.01 Uhr.
Ankunft Enderlinhütte 1498m um 13.14 Uhr.
Start Enderlinhütte 1498m um 13.31 Uhr.
Ankunft Maienfeld Bahnhof 506m um 14.47 Uhr.
(Falknis 2560m - elf Tage später im Winterkleid ... )
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Die steilen, südseitig ausgerichteten Grasplanggen der Falknis apern grundsätzlich sehr schnell aus, wodurch eine Begehung bereits früh im Jahr möglich ist (Ende April, anfangs Mai). Bei Nässe oder nach Abschmelzen resp. Abrutschen des Schnees ist allerdings Vorsicht angebracht, das plattgewalzte Gras bietet dann nur wenig Halt.
Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind für die Tour unabdingbar, da man sich doch über längere Zeit in sehr exponiertem, absturzgefährlichem Gelände bewegt. Bei feuchten Verhältnissen einen Pickel dabei zu haben ist sicher auch nicht verkehrt, auch wenn er dann die ganze Zeit auf dem Rucksack bleibt.
Beim queren der steilen Grasgelände hatten wir folgende These aufgestellt: Man hat stets die Tendenz (von Natur her), möglichst hoch zu steigen, und sieht sich anschliessend gezwungen, wieder etwas abzusteigen oder abzuklettern (teilweise heikle Manöver), um schliesslich an geeigneter Stelle über eine Runse oder einen Sporn zu gelangen. Vielleicht wäre es besser, von Anfang an möglichst tief zu bleiben, um eine geeignete Stelle zum passieren zu suchen - denn hochsteigen oder hochklettern kann man ja praktisch immer.
Wir hatten heute darauf geachtet, möglichst tief zu bleiben, und hatten so meist auf Anhieb die optimale Linie gefunden.
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