Beschreibung | Sierre-Zinal 2013 - La course des cinq 4000
(Sierre-Zinal, © copyright Adriana Claude 2008)
//Motivation
Auf der Suche nach einem spannenden Berglauf, welcher für mich eine grosse Herausforderung darstelle aber trotzdem im Bereich des Möglichen lag, gelangte ich auf den prestigeträchtigen Traditionslauf Sierre-Zinal - im Profil würde dieser in etwa meinem derzeitigen Leistungsvermögen entsprechen. Sierre-Zinal ist zwar der älteste Berglauf Europas, unterdessen aber auch einer unter vielen, und trotzdem gilt er immer noch als Königin der Bergläufe - zu vergleichen etwa mit dem New York Marathon - und zieht ein dementsprechend renomiertes Teilnehmerfeld in seinen Bann.
//Race
Nachdem wir uns früh morgens mit dem Bus von Zinal nach Sierre chauffieren liessen, hatten wir uns so langsam beim Startgelände eingefunden. Als wir uns auf der für den Lauf gesperrten Umfahrungsstrasse aufgewärmt hatten, reihten wir uns schliesslich in die dichte Menschentraube ein und zählten die Sekunden bis zum Start. Dann war es soweit: Peng! Nachdem der Startschuss gefallen war, ging zuerst eimmal gar nichts, das klassische Nadelöhr Problem: Zuviele Menschen treffen auf einen zu kleinen Durchlass, das bedeutete Stau, welcher sich in der Regel nur sehr langsam auflösen wird. Eine gefühlte Ewigkeit später war die Reihe an mir, endlich konnte es losgehen! Die ersten Minuten ging ich's gemütlich an, die Menschenmasse liess auch gar nichts anderes zu. Als wir nach ca. 500m in den steilen Waldweg einbogen, begann sich das Feld bereits auseinander zu ziehen, nun konnte ich mich ans überholen machen, denn dies war mein Gelände! Konsequent hatte ich dutzende oder besser gesagt hunderte Läufer geschluckt, bis ich mich an der meinem Tempo entsprechenden Position einreihte. Dann konnte ich mich endlich treiben lassen und zusehens an Höhe gewinnen.
(Sierre-Zinal, © copyright Gérard Berthoud 2013)
Ich hatte mich lange Zeit gut gefühlt und konnte die doch recht hohe Pace problemlos aufrecht erhalten. Bis 2:25h lag ich perfekt auf Kurs und durfte mit einer Endzeit von 3:20h rechnen (veranschlagt hatte ich 3:15h), doch dann, kurz vor der Verpflegungsstelle beim Hotel Weisshorn 2387m, bekam ich unvermittelt heftige Krämpfe, mit welchen ich bis ins Ziel zu kämpfen hatte. Das war wirklich bitter, denn ab hier wurde das Gelände flacher und man hätte so richtig Tempo machen können bzw. müssen. Doch obwohl mein Puls tief war und ich aus dieser Sicht hätte mithalten können, musste ich mich auf meine Beine zu konzentrieren und durfte keine schnellen Bewegungen mehr machen, da ich dies sonst unmittelbar mit heftigen Schmerzen oder einem Sturz hätte bezahlen müssen. Tja, das Rennen war für mich gelaufen, nun hatte ich mich bloss noch ins Ziel zu quälen. Dutzende LäuferInnen hatte mich bis dahin wieder überholt, brutal und ein richtiges Scheissgefühl, aber dies war zu jener Zeit mein kleinstes Problem.
Im Zieleinlauf wurde ich von der (bereits ungeduldigen) Familie in Empfang genommen und konnte schliesslich mit Yanik über die Ziellinie laufen - nun durfte ich den Emotionen freien Lauf lassen! In eine Ecke kauernd liess ich diese über mich ergehen, unterbrochen von unzähligen Krampferscheinungen. Nachdem ich im stationären Zuhause den Salzmangel ausgeglichen hatte, ging es mir endlich besser und die Lebensgeister kamen zurück - schon verrückt was so ein bisschen Salz alles bewirken kann!
(Das Winner Team beim Zieleinlauf...)
//Fazit:
Sierre-Zinal wird zu Recht als einer der schönsten Bergläufe Europas bezeichnet! Im Angesicht der fünf majestätischen 4000er (Zinalrothorn, Ober Gabelhorn, Matterhorn, Dent d'Hérens, Dent Blanche) zu laufen ist wirklich einzigartig und sucht seinesgleichen! Aus diesem Grund zählte der Kurs dieses Jahr beinahe 4000 TeilnehmerInnen (Elite und Tourist)!
Der Event hatte grosses Wetterglück (sonnig, nicht zu heiss) und war von A-Z perfekt durchorganisiert, hier konnte man die langjährige Erfahung spüren. Trotzdem gab es aus meiner Sicht auch Minuspunkte zu verteilen: Als wir im Zieleinlauf das Sanizelt aufsuchten und nach Salztabletten fragten, bekamen wir zur Antwort bloss lange Gesichter - und beiläufig noch den Rat, genügend Magnesium aufzunehmen oder Mandeln zu essen ... unglaublich irgendwie!
Auch wenn ich ein weiteres Mal und auf sehr schmerzhafte Art Lehrgeld bezahlen musste (nachdem auch das Dachstein-Triple nicht nach Wunsch verlaufen war), durfte ich mit dem Gesamtpaket zufrieden sein: Die Taktik während dem Lauf hatte grundsätzlich gepasst (die veranschlagte Pace, die Verpflegung mittels mitgeführter Gels und Getränke von den Posten), Landschaft, Ambiance und Organisation waren grossartig - bei der nächsten Austragung werde ich bestimmt wieder dabei sein! Dann allerdings werden zusätzlich Salztabletten mit im Gepäck sein ;-)
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GPS-Profil
Wegpunkte
Die Wegpunkte von Sierre-Zinal können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Obwohl der Lauf nur 31km lang ist, darf man ihn trotzdem nicht unterschätzen: Man läuft relativ lange auf über 2000m, kann sich dementsprechend schlechter erholen, und die Trails sind dann oft steinig bis felsig, so muss man ständig dabei sein und kann nie richtig laufen lassen oder gar abschalten. Die insgesamt sechs Verpflegungsposten sind vor allem zu Beginn recht dünn gesäht; bis Chandolin 2000m (3. Posten) sollte man sich seine Kräfte daher gut einteilen. Nicht wenige Läufer sind mit Trink/Gel-Gurten oder Trinkrucksäcken unterwegs, selber würde ich allerdings wieder ohne laufen (die Profis lassen sogar gewisse Verplegungsposten aus...).
Bis Chandolin 2000m ist der Trail teilweise sehr steil und man sieht sich zum Gehen gezwungen. Dies empfinde ich generell als eine gute Taktik: sobald man mit Gehen gleich schnell ist wie mit Laufen, dann sollte man besser Gehen, da man sich so die Kräfte sparen kann! Allerdings sind die vielen Wechsel vom Gehen zum Laufen, dann wieder zum Gehen auch etwas ermüdend...
Viele Vidéos und Kommentare zur 40. Ausführung von Sierre Zinal findet man auf www.rts.ch (en français)
Die gesamte Live-Übertragung als stream gibt es hier: klick!
>> Wenn es schon der Papa versäumt hatte vor die Linse zu gelangen, so hatte es Yanik immerhin geschafft, mit einem kleinen Kunststück auf sich aufmerksam zu machen (siehe rechts oben im Bild ab 20:50 ;-)
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