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| Tourendetails Salbit - Ruska & Südgrat |
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Tourenart | Alpine Klettertour |
Charakter | Mehrseillängen-Tour |
Kletterstil | Riss |
Datum | 26.10.2013 |
Region | |
Kletterführer | Schweiz Plaisir Ost / Salbit erleben! |
Link zum Kartendienst | |
Erstbesteigung | Bruno und Kurt Müller, Daniel Arnold, 2004 |
Gestein | Granit |
Anforderung | Fels
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Ernsthaftigkeit | |
Absicherung | |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Zu- oder Abstieg | Abseilpiste vorhanden |
Kondition | A |
Höhenmeter | 400m 400m |
Exposition | S-SE |
Meereshöhe | 2430 m.ü.M. |
Ideale Zeit | Sommer - Herbst |
Sonne | |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Links | www.rauchquarz.ch/klettern/2010/salbitschijen-ruska/index.html |
Beschreibung | Salbit - Ruska 6b+, 6a obl., 10 Sl. (***) & Südgrat 5c+, 4 Sl. (***), mit Marcel
//Motivation
Da ich mich unterdessen wieder im Klettermodus befand (schneller als mir lieb war), wollte ich dieses Jahr zumindest noch eine schöne, alpine Klettertour unternehmen. Die Zeit drängte, denn Ende Oktober muss praktisch jeden Tag mit einem Wintereinbruch gerechnet werden, und dann ist es in der Regel gelaufen bis zum nächsten Frühjahr. Es gibt natürlich Ausnahmen, im Herbst 2011 konnte beispielsweise noch bis weit in den im November hinein geklettert werden, vielleicht wird das in den kommenden Jahren aufgrund der Klimaerwärmung gang und gäbe.
Als Marcel auf seiner langen Projektliste mitunter die Ruska im Salbit genannt hatte, liess ich mich nicht zweimal bitten! Salbit im Herbst; das bedeutet Ruhe und Einsamkeit, und natürlich ein grossartiges Ambiente! Von den Schwierigkeiten her sollte ich dieser Tour mehr oder weniger gewachsen sein, und dann wäre da ja noch der starke Kletterpartner, somit sollte einem genussreichen Klettertag nichts im Wege stehen.
//Tour
Frühmorgentliche Anfahrt nach Ulmi Pkt. 1195m im Göscheneralptal. Anschliessend im Stirnlampenlicht nach Regliberg Pkt. 1680m und im Morgengrauen weiter zur Salbithütte SAC 2105m. Wie immer war der Anblick des Salbitschijen 2981m überwältigend, als die ersten Sonnenstrahlen die Türme und Spitzen in goldenes Licht tauchten.
(Salbit im goldenen Morgenlicht)
Weiter auf dem blau-weiss markierten Wanderweg Richtung Salbitbrücke und Voralphütte SAC 2126m (siehe Wegbeschreibung in Gegenrichtung), kurz vor Pkt. 2375m dann rechts abgebogen und unter die Wand der Südgrat-Türme hochgestiegen. Da wir wussten, dass wir den Einstieg der Ruska irgendwo bei den weissen Platten finden würden, beschränkte sich die Suche auf wenige Minuten, bis wir fündig wurden und uns auf der geräumigen Einstiegsplattform die verdiente Pause gönnen konnten.
(Salbit Südgrat-Türme in der Übersicht - und in voller Auflösung!)
Die Sonne hatte sich unterdessen hinter den morgentlichen Restwolken versteckt und würde so schnell nicht wieder erscheinen. Länger zu warten machte keinen Sinn und so sahen wir uns gezwungen, dick eingepackt und mit klammen Fingern in die Route einzusteigen. Da ich mein Kletterniveau noch nicht richtig einschätzen konnte und es um die Vorstiegsmoral auch noch nicht zum Besten stand, hatte ich Marcel den Vortritt überlassen, damit er zumindest mal die ersten beiden Seillängen führen würde.
1. Seillänge 5c: Leicht feuchter Einstiegspiaz, anschliessend Genusskletterei bis zum Stand.
>> Der Runout nach dem 1. Bh kann bereits mit einem ersten Friend entschärft werden.
2. Seillänge 6b: Steile Piaz-Kletterei, die Crux in einer abdrängenden, feuchten Verschneidung: entweder auf Reibung oder mit Ganzkörpereinsatz direkt aus der Verschneidung rausklettern, oder mittels Patscher und Mantle links hoch auf's Bödeli.
>> Ich habe die 2. Variante gewählt, im Vorstieg hätte ich mich das wohl nicht getraut...
3. Seillänge 6a+: Zuerst Piazkletterei, dann auf Reibung etwas nach links bis unter's Dach, anschliessend direkt über dieses hinweg, zum Abschluss noch ein kleiner Runout auf einer griffarmen Platte bis zum Stand.
>> Schade hatte ich beim Dach etwas leichtfertig am Silbergriff gehalten, dies zeugte noch von einer gewissen Unsicherheit... Ich war aber trotzdem froh, immerhin den Plattenrunout souverän gemeistert zu haben.
4. Seillänge 6a+: Im ersten Abschnitt griffige Piazkletterei, im zweiten Abschnitt will an einer praktisch grifflosen Platte gezaubert werden.
>> Etwas gesuchte Linie, einige Meter links davon könnte man einfach hochsteigen.
>> Flash am Limit, treten und beten wie es so schön heisst...
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Kurzes Gehstück bis zum hinteren Wandteil und dem gewaltigen 50-Meter-Riss, Einstieg bei Schneefeld mit nassen Füssen
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5. Seillänge 6a+: Super anhaltende und anstrengende Piazkletterei an einem perfekten, 50m langen Bilderbuchriss, besser geht's nicht mehr! Anfangs noch super griffig, wird die Kletterei nach oben hin immer anspruchsvoller, da sich der Riss öffnet und man tiefer in die Trickkiste greifen muss. Mit viel Engagement wird der unbequeme Standplatz erreicht.
>> Der Schweiss ist hier in Strömen geflossen; dies lag einerseits an der anstrengenden Kletterei, andererseits an der Sonne, welche unterdessen für warme Temperaturen sorgte, und ich vergessen hatte mich dem Softshell zu entledigen hehe :-)
6. Seillänge 5c: Grffige Piaz- und Genusskletterei. Vorsicht: Nach der 2. Zwischensicherung muss hart nach rechts gehalten werden und um den Block herum, das geht aber gut und sieht schwieriger aus als es ist.
>> Im Topo will fälschlicherweise bereits nach dem 1. Bh nach rechts geklettert werden.
7. Seillänge 5c+: Kurze Seillänge in gestuftem Gelände, zuletzt über Platte bis zum Stand.
>> Für einmal eher einfacher als 5c+...
>> Nur 3 Zwischensicherungen (im Topo sind es fälschlicherweise vier)!
8. Seillänge 6a+: Zu Beginn steile und schöne Piazkletterei, kurz etwas leichter, zuletzt über griffarme Reibungsplatte mit kleinem Runout (Crux).
>> Eine weitere tolle Seillänge, die Platte zum Schluss nicht ganz so schwierig wie in Seillänge 4.
9. Seillänge 6b: Auftaktcrux auf der Platte nach rechts an Schuppe, anschliessend schöne Piazkletterei bis unters Dach. An Untergriffen etwas nach links, anschliessend das Dach direkt überklettern, danach geniale Piaz, Verschneidungs- und Schuppenkletterei bis zum Stand.
>> Unter und über dem Dach können einige Friends geschoppt werden.
>> Vom Start weg am Express gehalten um an die Schuppe zu gelangen, vielleicht hätte ich hier etwas mehr Engagement zeigen sollen, denn der Rest der Seillänge gelang auf Anhieb.
10. Seillänge 6b+: Anspruchsvolle Piazkletterei an runden, aber auch recht schmalen (Klemm)Rissen, aber es warten auch einige feine Reibungsstellen. Zuletzt etwas nach rechts und noch einmal zupackend im steilen Piaz bis zum Top - wow!
>> Tolle Seillänge, und dann noch geflasht, juhuu!
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Nach einer kleinen Verschnaufpause, mit Blick auf die Uhr und Lagebesprechung, ging's bald weiter über den Südgrat in 3-4 Seillängen bis auf den Plattenturm:
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11. Seillänge 5c+ (A0 möglich): Vom Top der Ruska an der Kante einige Meter einfach hoch bis zum Muniring des Südgrates. Nun einige Meter hinab in die Scharte, dann meist scharf an der Kante, mit einer nicht ganz einfachen, leicht schmierigen und exponierten Piazstelle, bis auf den Turm.
>> Klassische Südgrat-Crux, die im Plaisir Selection neuerdings mit 6a bewertet ist (was durchaus hinkommen könnte).
>> Im Free-Solo würde ich spätestens hier kalte Füsse kriegen.
(Unterwegs am Südgrat - kurz vor der Crux)
12.-14. Seillänge 4a: Weiter am laufenden Seil in griffiger und schöner Kletterei bis auf den Plattenturm 2895m zum Stand/Ausstieg der Salbitissima, im Topo werden drei Seillängen angegeben, es werden gegen 100 Klettermeter sein.
>> Achtung, nach der Nadel, kurz vor dem Plattenturm, ist es wichtig, sich hart nach rechts an den Grat zu halten (ein Blick auf's Topo hilft, die Stelle ist dort mit einem Ausrufezeichen vermerkt)!
>> Marcel hatte kein Topo dabei, daher der Verhauer: Anstatt nach rechts zu klettern und direkt am Grat zu bleiben, ist er den deutlichen Kletterspuren in die schattige Nordseite gefolgt, um anschliessend an teilweise äusserst brüchigem Fels und fragwürdigen Normalhaken als Zwischensicherungen nach etwa 20m wieder den Grat und den höchsten Punkt des Plattenturms zu erreichen. Es geht schon so, ist aber ziemlich Heikel und setzt gewisse Erfahrung und Fingerspitzengefühl voraus.
Nach etwas mehr als fünf Stunden kurzweiliger und schönster Kletterei standen wir nun auf dem Plattenturm, genossen die Ruhe und die fantastische Aussicht, einerseits auf die Westgrattürme und das Voralphorn, andererseits hinunter zur Salbithütte, welche in den nächsten Monaten ein einsames Dasein fristen wird.
(Salbit im Herbst - Ruhe kehrt ein)
So langsam galt es nun ans abseilen zu denken, denn auch die Sonne würde bald aus der Südwand verschwinden. Auch wenn wir vom Zwillingsturm bequem über den Bärner Blitz hätten abseilen können (dazu hätten wir allerdings 1x vom Plattenturm abseilen, und in einer Seillänge auf den Zwillingsturm hochklettern müssen), wollten wir es direkt vom Plattenturm probieren: Zuerst 5x über die Route Salbitissima an Irniger-Kombiständen abseilen, dann 5x über die Niedermann an Muniringen hinunter zum Einstiegsschneefeld. Bis auf einige Schrecksekunden, als sich das Seil zuerst nicht mehr abziehen liess, sich dann aber nach kräftigem Zug doch noch gelöst hatte, klappte alles reibungslos, und wir gelangten punktgenau bis zur Einstiegsplattform der Ruska, tiptop!
Nach einer kurzen Rast und Carbo-Reload machten wir uns schon bald auf die Socken, so wollten wir möglichst schnell wieder an die wärmende Sonne gelangen, und den Tag im goldenen Abendlicht ausklingen lassen. Im Abstieg genossen wir die üppige Farbenpracht: die roten Heidelbeerbüsche, welche schwer bestückt waren mit leckeren, blauen Früchten, die gelben Lerchen, die im Begriff waren ihren Blätter zu verlieren, dann wieder die immergrünen Tannen - solch starke Kontraste gibt es nur im Herbst zu sehen, der von diesem Standpunkt gesehen schönsten Jahreszeit.
(Früchte ernten)
//Fazit:
Ein wundervoller Tag und eine wunderbare Route, bis vor wenigen Tagen hatte ich mir kaum vorgestellt das es diese Saison noch einmal klappen würde mit einer alpinen Sportklettertour! Heute lief wirklich alles wie am Schnürchen: Spritziger Zustieg, problemlose Routenfindung (bis auf den Verhauer am Südgrat), abseilen ohne Seilverklemmer, Abstieg ohne Beinbruch - wir hatten dafür 12h veranschlagt, gebraucht hatten wir schliesslich bloss 11h, und dies ohne zu stressen! Dazu gab es viel Sonnenschein bei angenehmen Temperaturen, und bis auf zwei Südgrat-Aspiranten, welche früh morgens über unseren Köpfen durchgequert waren, befanden sich keine weiteren Kletterer im Gebiet!
Die Route können wir absolut empfehlen! Sie bietet auf praktisch allen Seillängen abwechslungsreiche und durchwegs schöne Kletterei an Rissen, Schuppen und Reibungsstellen. Die Absicherung ist gut und nie gefährlich, trotzdem sollte man ein Set Friends dabeihaben, um die bewusst gewählten Runouts zu entschärfen, doch die vielen, herrlichen Risse nehmen die Klemmer mit Freude auf! Der Weiterweg über den Südgrat bis auf den Plattenturm 2895m ist ebenfalls sehr lohnenswert, über die oben erwähnte Abseilpiste kommt man so punktgenau zum Einstieg zurück.
//Die Zeiten
Start in Ulmi Pkt. 1195m um 06:40 Uhr.
Ankunft Wandfuss/Einstieg Ruska 2430m um 08:45 Uhr.
Start Ruska um 09:15 Uhr.
Ankunft Plattenturm 2895m um 14:23 Uhr.
Start Abseilen vom Plattenturm 2895m um 14:30 Uhr.
Ankunft Wandfuss/Einstieg Ruska 2430m um 15:55 Uhr.
Start Wandfuss/Einstieg Ruska 2520m um 16:10 Uhr.
Ankunft Ulmi Pkt. 1195m um 17:40 Uhr.
Bemerkungen:
Einstieg Ruska angeschrieben (mittels Bohrmaschine, allerdings schlecht sichtbar), Bohrhaken sind ersichtlich.
Material: 12 Express, einen Satz Friends (Cam Gr. 0.3-2[3]), Bandschlingen, 2x50m Halbseile.
Kletterzeit: Je nach gewähltem Top 4-6h. Abseilen: 1.5h.
Das Filidor Topo der Ruska und Salbitissima findet man hier: klick!
Das Übersichts-Topo von Marcel gibt es hier: klick!
Weitere Berichte zu Touren im Salbit-Gebiet natürlich auf chmoser.ch.
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Bewertung (Klettertour) | * = Wenn man nichts Besseres zu tun hat! ** = Nicht sehr interessante Route *** = Schöne Route, empfehlenswert! **** = Sehr schöne Route, nicht zu versäumen! |
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