|
|
 | Tourendetails Tris Rotondo 2014 - Super Tris |
|
Tourenart | Ski Running |
Datum | 23.02.2014 |
Region | |
Kartennummer | 265 S Nufenenpass, 1251 Val Bedretto |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | S
|
Besucherandrang | Sehr stark frequentiert |
Gletscher | Spaltenarmer Gletscher |
Kondition | A |
Distanz | 25.7km
|
Höhenmeter | 3100m 3100m |
Lawinenbulletin | mässig (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Links | www.trisrotondo.ch |
Beschreibung | Tris Rotondo 2014 - Super Tris, mit Oli
(Tris Rotondo - Aufstieg Canale della Fiamma - Bild © Tipress.ch)
//Motivation
Die Tris Rotondo gehört mittlerweile schon zu den Klassikern unter den Skitourenrennen. Sie steht für lange Skianstiege und steile Portagen (Tragestrecken) inmitten majestätisch in den Himmel ragender Felsnadeln, und nicht zuletzt für halsbrecherische Abfahrten, und dies alles in einer wilden und alpinen Gegend. Einmal an so einem aussergewöhnlichen Rennen teilzunehmen ist für den ambitionierten Skialpinisten beinahe Pflicht, auch wenn er mit kompetitiven Rennveranstaltungen ansonsten nicht viel anzufangen weiss.
Und so kam es, dass ich mich zusammen mit Oli noch vor meinem allerersten Skitourenrennen in Davos für die Strecke Super Tris eingeschrieben hatte. Am Vortag war ich dann allerdings noch am Bremgarter Reusslauf unterwegs, dementsprechend hatte ich am Renntag in den noch sehr sauren Apfel zu beissen. Wenn sich dann anschliessend wenigstens der Trainingseffekt einstellen würde...
//Race
Da im Bedrettotal bekanntlich begrenzte Parkmöglichkeiten herrschen, wurden die Teilnehmer früh morgens auf den Flugplatz Ambri beordert, von wo sie anschliessend mit Bussen zum Ausgangpunkt gebracht wurden. Um die Wartezeit vor dem Start möglichst angenehm zu gestalten waren geräumige Armeezelte vorhanden, so konnte man sich einigermassen warm halten, bevor es in den dünnen Dresses an die klirrende Kälte ging.
Als sich um 06:05 Uhr die Stirnlampen in Bewegung setzten herrschte schon bald ein wildes Durcheinander, aber dies war nicht weiter verwunderlich. Die über 300 Teilnehmer wurden nicht wie gewöhnlich zuerst über eine breite Piste geschickt, damit sich das Feld etwas auseinander ziehen konnte, sondern mussten sich von Beginn weg auf einer schmalen Strasse behaupten, bevor man nach einigen hundert Meter dreispurig eingereiht wurde. Die Konsequenzen waren chaotische Zustände und totaler Stillstand, dazu viele gefrustete Teilnehmer. Die erste halbe Stunde ging es somit in ziemlich gemütlichen Tempo den Berg hinauf, der Puls hatte die 120bpm wohl kaum überschritten, bevor es dann endlich besser wurde und zügig voran ging.
(Tris Rotondo - Start im Stirnlampenlicht - Bild © www.trisrotondo.ch)
Nachdem wir beim ersten Verpflegungsposten auf ca. 2500m einen warmen Becher Iso überreicht bekamen, schwenkte der Kurs schon bald Richtung Canale della Fiamma ab. Es war ein fantastischer, ja beinahe surrealer Anblick, wie sich die Menschenkette durch das von der Morgensonne beschienene Couloir langsam nach oben schob. Dieser Moment blieb unvergessen und schob die Bedenken betreffend der eiskalten Hände für einen Moment beiseite. Denn die Bise, welche mit zunehmender Höhe eingesetzt hatte, liess das Blut in den Fingern gefrieren. Und Überhandschuhe hatte ich leider keine dabei. Während des Anstiegs durch das Canale della Fiamma hatte sich die Situation nicht verbessert, denn das Tempo war erneut zum einschlafen; man hatte die Wahl zwischen einer eigenen Spur anlegen, oder sich in der Schlange einzureihen.
(Tris Rotondo 2012 - Aufstieg Canale della Fiamma - Bild © www.trisrotondo.ch)
Ich war sehr froh als wir endlich den Ausstieg am Pne di Cassina Baggio 2800m erreicht hatten, und ich mich in die Goretex-Jacke einhüllen konnte. Die Bedienung des Reissverschlusses sowie der Fellwechsel war mit klammen Fingern nicht ganz so einfach, glücklicherweise konnte mir Oli hierbei behilflich sein! Dann ging's an die erste Abfahrt hinunter nach Piansecco 1980m. Entsprechend dem Briefing vom Vortag waren wir auf übelsten Bruchharsch eingestellt, tatsächlich war der Schnee dann aber gar nicht so schlecht, und so konnten wir die Abfahrt zügig und sturzfrei hinter uns bringen.
Unterdessen war das Gefühl zurück in den Fingern, und so stand dem Neustart Richtung Passo di Rotondo nichts mehr im Wege. Im Flachstück schaffte ich es noch einen Gel reinzudrücken, um mich anschliessend an Oli's Füsse zu heften. Eine gute Stunde und rund tausend Höhenmeter später erreichten wir den Einstieg zum Canale della Dama auf rund 2860m. Hier war es nun super sonnig und schön warm, und so gelang es auch den letzten Körperpartien wieder vollständig aufzutauen.
(Tris Rotondo 2014 - Canale della Dama - Bild © www.trisrotondo.ch)
Dieses Mal war es uns rasch und problemlos gelungen die Ski's aufzubinden, und nach einer halben Minute waren wir bereits eingereiht in die Schlange, welche sich gegen das Chüebodenhorn hinaufschob. Schritt für Schritt gewannen wir an Höhe, im Rücken der mächtige Pizzo Rotondo 3192m - die Ambiance war grossartig! Nach einer Viertelstunde hatten wir den Ausstieg auf ca. 3000m erreicht, und konnten uns auf den grosszügig ausgehackten Podesten erneut der Felle entledigen und für die Abfahrt bereit machen.
(Tris Rotondo 2014 - Canale della Dama - Bild © www.trisrotondo.ch)
Die Abfahrt war steil und verlangte Konzentration, doch waren es für einmal nur 400 Höhenmeter, ein Segen für die Oberschenkel! Denn diese spürte ich unterdessen ein wenig, der gestrige Effort am Bremgarter Reusslauf hatte durchaus seine Spuren hinterlassen... Rasch war wieder angefellt, und nach einem Powergel schritten wir flotten Schrittes weiter. Leider befanden wir uns nun wieder auf der Schattenseite der Berge, wodurch die Temperaturen wieder in den Keller gefallen waren. Das Gefühl passte aber trotzdem, wir kamen gut voran. Als wir den Gerengletscher passiert und den Witenwasserenpass Pkt. 2806m erreicht hatten, sahen wir für einen Moment etwas Sonne und auch das nächste Zwischenziel, den von der Sonne hell erleuchteten Torbogen hoch oben am Witenwasserenstock Pkt. 3025m. Der grösste Teil wäre dann bereits geschafft. In der Folge hätten nur noch wenige Spitzkehren gefehlt bis zur Lücke, doch hatte mich nun das selbe Schicksal ereilt wie viele andere, nämlich das die Felle partout nicht mehr kleben wollten, und somit die Ersatzfelle dran glauben mussten. Tja - da war er wieder dahin der sauber herausgelaufene Vorsprung, und ich musste gleich dutzende Läufer vorbeiziehen lassen.
(Tris Rotondo - Querung des Gerengletschers - Bild © Belrob)
Mit einigen Minuten Verspätung gelangte ich schliesslich hoch zur Lücke, und kletterte auf der Gegenseite an einer der beiden eigens für's Rennen installierten Leitern auf den besonnten Gerengletscher hinab (normalerweise bräuchte man hier abzuseilen). Hier befand sich der letzte Verpflegungsposten, ein perfekter Ort für Oli um auf mich zu warten. Wieder vereint konnten wir das Rennen fortsetzen. Bis zur nächsten und letzten Portage hinauf zum Passo Superiore di Pesciora Pkt. 3049m war es nicht weit, und nach wenigen Minuten hatten wir auch dieses Hindernis passiert.
Der vermeintlich härteste Teil wäre nun geschafft, nun brauchten wir nur noch hinunter ins Tal zu rasen. Glaubten wir jedenfalls. In Tat und Wahrheit wurde von uns noch einmal alles abverlangt! 1500hm Abfahrt an einem Stück, das brachte die Beine entgültig zum explodieren. Wir hatten die Konzentration bis am Schluss aufrecht zu erhalten, da es die letzten Meter auch noch sehr steil und eisig wurde, Stürze waren da vorprogrammiert. Bis auf eine harmlose Rolle vorwärts von Oli blieben wir hier aber weitestgehend verschont.
Noch war aber nicht Ende Feuer - im Talboden bei Ronco galt es noch einmal anzufellen, und einen Schlussspurt zum Ziel in Cioss Prato 1550m hinzulegen. Mit Müh und Not gelang es mir mit Oli Schritt zu halten, und so konnten wir nach etwas mehr als 5h gemeinsam über die Ziellinie schreiten. Was für eine Erleichterung, was für ein riesen Moment! Nach dieser Parforceleistung fühlten auch wir uns als Sieger, Zeit und Rangierung verkamen dabei zu Nebensache. Nun war erstmal relaxen angesagt an der wärmenden Sonne, dazu ein kühles Bier und Polenta Ticinese...
//Fazit:
Es war ein fantastisches Rennen! Es ist schier unglaublich und unwirklich was hier für ein Spektakel abgezogen wird - die Menschenkette, welche sich durch die steilen und alpinen, mit Fixseilen versicherten Couloirs langsam nach oben schiebt.
Betreffend Rennverlauf und Resultat hatte ich gemischte Gefühle: Einerseits war ich froh, dass ich trotz der physischen Vorbelastung einigermassen mithalten konnte, andererseits wurde ich durch die zeitweilige Unterkühlung körperlich und geistig sicher auch etwas zurückgebunden. Hinzu kamen die Unfähigkeit, zu Beginn aber auch während dem Rennen richtig Tempo zu machen, und dann noch die Montage der Ersatzfelle beim letzten Anstieg, dies alles hatte ebenfalls einiges an Zeit gekostet.
(Oli und Chris im Canale della Dama - Bild © www.trisrotondo.ch)
//Facts:
- Route Super Tris: (siehe Streckenplan)
- Distanz: 25.7km
- Höhenmeter: 3100m
- Maxpuls: 148bpm
- Schnittpuls: 115bpm
- Zeit: 5:12'45
- Zwischenzeiten: klick!
- Ranglisten: klick!
- Fotos: klick!
- Beitrag im tessiner Fernsehen (auf italienisch): klick!
--
GPS-Profil Super Tris 2014
GPS-Tracks Super Tris 2014
Wegpunkte Super Tris 2014
Die Wegpunkte der Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
--
Bemerkungen:
Schon erstaunlich, dass in dieser an und für sich sehr alpinen und wilden Gegend ein derartiger Massenevent durchgeführt werden kann. Dies spricht für eine Top Organisation und Logistik! Vor zwei Jahren war ich schon einmal im Canale della Dama und auch im Canale della Fiamma unterwegs. Damals hatten die Anstiege und Abfahrten allerdings durchaus ernsthaften Charakter. Hier geht's zum Bericht klick!
Nachdem ich während der Querung unter der Pizzo Rotondo Nordflanke feststellen konnte wie üppig diese zur Zeit eingeschneit war, konnte ich die Wand drei Wochen später schliesslich befahren. Hier geht's zum Tourenbericht: klick!
 |
|
|
|
|