Beschreibung | Bockmattli - Kleiner Turm Westwand - Echo der Zeit // Schiberg Nordkante (Vorbau) - Am Marcel sini & Flowerpower, mit Patrick
(Kleiner Bockmattliturm W-Wand)
//Motivation
Eigentlich wäre heute eine kleinere Alpintour angedacht gewesen. Da wir aber das erhöhnte Steinschlagrisiko bei diesen aussergewöhnlich hohen Temperaturen nicht hatten eingehen wollten, disponierten wir kurzfristig zum entspannten Sportklettern um. Nach einigen Motivationsschreiben war auch Patrick bereit sich den Herausforderungen am Bockmattli zu stellen.
//Klettern
Der Zustieg vom See Pkt. 921m bis zur Bockmattlihütte Pkt. 1501m war mir auch schon länger vorgekommen, die Schweisstropfen meines Partners zeugten allerdings von einem recht zügigen Tempo. Begünstigt sicher auch von der beachtlichen Wärme, und dies bereits früh morgens - heute würden wir bestimmt keinen Langarmpulli mit in die Wand zu nehmen brauchen. Nachdem wir zum Einstieg gequert und uns angepufft hatten, sind wir um 08:45 Uhr eingestiegen in die Route:
// Echo der Zeit 6b, 5c+ obl., 6 Sl (***)
1. Sl. 6a: Tolle, technisch recht anspruchsvolle und steile Kletterei an typischem Bockmattlifels: Stumpfe Leisten oder Dellen, versteckte Seitgriffe und kleine Reibungstritte machten einem das Leben schwer. Die beste Linie ist nicht gegeben und muss auf Kosten von dicken Unterarmen erst einmal gefunden werden.
>> Der unbequeme Hängestand leider nicht gerade state of the art (Bh & Nh, immerhin mit Reepschnur verbunden). Trotzdem fanden wir es besser bereits hier Stand zu machen und nicht die nächste Seillänge anzuhängen, um so den Nachsteiger noch in Sicht- resp. Hörweite zu haben.
>> Einstieg zusammen mit Westwändli (WW angeschrieben, Muniring). Das Westwändli führt links weg, mittig verläuft die Route Obsigent, und rechts vom Riss schliesslich die Route Echo der Zeit.
>> Stiff (80's) grading!
>> Wer diese Seillänge schafft kann den Rest praktisch hochjoggen!
2. Sl. 5c: Weiter dem Riss folgen (zu Beginn links klettern, rechts klippen) bis zur Föhre (Schlinge als Zwischensicherung), welche anschliessend rechts umgangen wird, um nach einer bereits gefädelten Sanduhr einfach den Stand auf dem Absatz zu erreichen.
>> Die am wenigsten lohnende Seillänge, kann auch gleich an die 1. Sl. angehängt werden.
3. Sl. 5c: Sehr schöne und homogene Seillänge. Die vermeintlich giffarme und reibungslastige Platte entpuppt sich als prima strukturiert, und wartet zuletzt sogar mit einer genial griffigen Piazschuppe auf.
>> Nach Anfangsschwierigkeiten waren wir nun endlich in der Route angekommen!
4. Sl. 6b: Fantastische Seillänge an Löchern, Leisten und Schuppen, welche sich bis auf eine Stelle problemlos klettern lässt. Die Einzelstelle ist etwas fies, da sie dem grösseren Kletterer weniger Probleme bereitet als einem Zwerg. Von einem Seitgriff mit links sollte man weit nach rechts in den Riss greifen. Anschliessend mit links hoch antreten und mit links an den Aufleger schnappen. Anschliessend noch einmal fein antreten und nach links in den Untergriff.
>> Im Onsight leider chancenlos bei der Schlüsselstelle, gewusst wie macht es deutlich einfacher.
>> Etwas früher als erwartet wurden wir bereits hier von der Sonne angelacht.
5. Sl. 6b: Eine weitere geniale Seillänge. Athletischer Start an Löchern und Seitgriffen/Schlitzen, tendenziell eher rechts halten. Nach einem Kreuzzug mit rechts ins Loch kann der 2. Bh geklippt werden. Anschliessend an Löchern und Seitgriffen nach links in den Riss, und an der Schuppe in steiler Piazmanier auf den Absatz. Nach einigen Meter legt sich das Gelände zurück, und man erreicht in leichter Kletterei den Stand hinten am letzten Turm.
>> Einerseits hatte ich bereits dicke Unterarme, andererseits fehlte mir zur Zeit auch der Killerinstinkt um die Crux sauber durchzusteigen, und so hatte ich mich halt wieder ins Seil gesetzt. Aber auch hier ist das Wissen über die richtige Sequenz Gold wert.
>> Stand zusammen mit dem Westwändli.
6. Sl. 6a: Schöne, nicht ganz offensichtliche Kletterei mit ein paar zwingenden Stellen entlang eines Doppelrisses. Zuletzt wird's noch einmal richtig steil, die guten Griffe helfen aber um diese Stelle problemlos zu meistern.
>> Ein toller Abschluss nach einer tollen Route!
Vom Ausstieg einige Meter links um den Turm herum, bis man die Wegspur erreicht, welche in die Kleine Chälen hinabführt. Leider war ich gerade etwas verpeilt und bin rechts herum gestiegen - das geht auch, ist aber bisserl exponiert...
Den Plan, noch die Route Al Koppone anzuhängen, hatten wir bereits bei der vorletzten Seillänge verworfen, denn dafür war es heute bereits viel zu warm. Stattdessen wollten wir noch die eine oder andere Seillänge am schattigen Vorbau des Schibergs klettern.
Somit sind wir rasch durch die Kleine Chälen zum Wandfuss abgestiegen, und hatten unmittelbar den Schatten oberhalb der Bockmattlihütte aufgesucht. Bevor wir aber in die weiteren Routen eingestiegen sind, hatten wir uns erstmal hingesetzt und das Zmittag verputzt.
Fazit Echo der Zeit:
Gut abgesicherte, steile und sehr homogene Route in bestem Bockmattlifels. Unsere Erwartungen wurden vollends erfüllt und so fanden wir (ich) es sehr schade, dass die Geschichte nach sechs schönen Seillängen auf der Westschulter des Kleinen Turms bereits zu Ende war. Allerdings besteht so die Möglichkeit noch eine weitere Route in Angriff zu nehmen (zB. Al Koppone, oder eine Route am Schiberg Vorbau). Die Sonne scheint bereits am späteren Vormittag an die Wand; im Sommer lohnt es sich somit früh dran zu sein; bei kühleren Temperaturen dagegen kann man getrost ausschlafen und zu fortgeschrittener Tageszeit einsteigen. Wie so oft am Bockmattli sind die technischen (nominellen) Schwierigkeiten auch bei dieser Route überschaubar, eine solide Vorsteigerpsyche ist schon eher Voraussetzung für einen erfolgreichen Durchstieg. Eine obligatorische 5c+ ist wie immer mit Vorsicht zu geniessen. Die Strategie, mit 50m-Einfachseil zu klettern, war gut gewählt, die kleinen Friends (Cam. Gr. 0.3-0.75) hatten wir vergebens hochgetragen.
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Frisch gestärkt und ohne Gepäck sind wir anschliessend eingestiegen in die Routen:
// Am Marcel sini 5b, 5b obl., 2Sl (**) & Flowerpower 6a+, 6a obl., 1 Sl (***)
1. Sl. 5b: Trotz etwas Gras handelt es sich hier um erstaunlich schöne und abwechslungsreiche Kletterei.
>> Start ganz unten, einige Meter links der Kante.
>> Dient neben der Zustiegsroute 5c als Zustieg zur Headwall.
2. Sl. 5a: Kurze Seillänge mit einer plattigen Einzelstelle.
>> Stand auf dem geräumigen Grasband.
3. Sl. 6a+ (Flowerpower): Technisch anspruchsvolle Seillänge, mit doch recht grosszügen Hakenabständen und zwei anspruchsvollen Quergängen die es in sich haben. Zuletzt folgt noch ein steiler Piazausstieg über den Wulst. Während der Fels unten stellenweise arschglatt war, ist er hier von der zerfetzig scharfen Sorte, vorsichtiges Moven ist von Vorteil.
>> Die Route hatte es wirklich in sich, auch wenn die Schwierigkeiten 'nur' bei 6a+ liegen. Diesen Grad gilt es meines Erachtens zwingend zu beherrschen.
Ziemlich fertig aber froh, das Top schliesslich doch noch erreicht zu haben, seilten wir umgehend an den Wandfuss ab, um nach einem weiteren Carbo-Reload den Abstieg unter die Füsse zu nehmen. An der Sonne war es unterdessen fast unmenschlich heiss, trotzdem konnten wir noch eine Seilschaft in der Himmelskante beobachten... Unterwegs ins Tal floss der Schweiss in Strömen, es kommt doch eher selten vor, dass man im Abstieg mehr schwitzt als während des Aufstiegs :-)
Fazit Am Marcel sini & Flowerpower:
Wer's gemütlich mag klettert bloss die ersten zwei Seillängen und seilt anschliessend über die Route ab; wer's auf die harte Tour möchte, der steigt noch in die Route Flowerpower ein. Für mein derzeitiges Niveau war die Kletterei grenzwertig schwierig und ich kam recht ins schwitzen, als ich auf dem charakteristisch glatten Schibergfels so einige Meter über die Haken zu klettern hatte. Nachdem man sich über weite Strecke technisch sehr geschmeidig zu bewegen brauchte, folgte zuletzt noch ein steiler und athletischer Piazausstieg an zerfetzig scharfem Bockmattlifels - voll krass Mann! Letztendlich empfand ich die Kletterei schwieriger und zwingender als im Echo der Zeit, aber dies muss wohl jeder für sich selbst herausfinden. Man kann gut mit einem 50m-Seil einsteigen. Abseilen dann über den Zwischenstand der Gumpiroute bis auf's Grasband. Grundsätzlich sind alle Stände zum abseilen eingerichtet. Keile oder Friends können nicht sinnvoll eingesetzt werden.
(Kompakter Fels an der Schiberg Nordkante)
Bemerkungen:
Das Topo zur Route Echo der Zeit man hier: klick!
Weitere Berichte über das Sportklettern am Bockmattli auf chmoser.ch.
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