|
|
 | Tourendetails Gross Windgällen 3187m NE-Wand |
|
Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 09.03.2014 |
Region | |
Kartennummer | 1192 Schächental |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | SS, I 5.1/E2 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Gletscher | Spaltenarmer Gletscher |
Kondition | A |
Distanz | 16.4km
|
Höhenmeter | 1900m 1900m |
Lawinenbulletin | mässig (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | NE |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Gross Windgällen 3187m NE-Wand, mit Patrick
(Sicht vom Gross Ruchen 3138m auf die eindrückliche Gross Windgällen 3187m NE-Wand)
//Motivation
Die Gross Windgällen 3187m NE-Wand ist für Liebhaber von steilen und wilden Abfahrten ein MUST! Ganz allgemein handelt es sich hier um einen grossartigen Berg, welcher diverse, leichtere aber auch sehr anspruchsvolle Anstiege für jede Jahreszeit bietet! Für mich war die Skiabfahrt durch die Gross Windgällen 3187m NE-Wand schon lange ein Wunschziel, der richtige Moment wurde bisher leider immer verpasst. Letzten Winter, als wir vom Gross Ruchen 3138m beste sich auf die Gross Windgällen 3187m NE-Wand hatten, rückte sie auf der Liste wieder nach ganz oben.
Und nun sollte es soweit sein. Mit Patrick war der richtige Tourenpartner gefunden, und die erste, stabile Hochdrucklage in diesem Jahr sorgte für den passenden Rahmen. Nur betreffend der Schneeverhältnisse waren wir uns nicht ganz sicher; zumindest für den Anstieg durch die NE-Wand wären wir auf einigermassen guten Trittschnee angewiesen, um nicht im bodenlosen Pulver zu versaufen. Dieses Quäntchen Glück hofften wir für uns in Anspruch nehmen zu können. Ansonsten würden wir mit leeren Händen zurückkehren, aber dieses Risiko wollten wir eingehen. Mitte März, wenn die Tageshöchstwerte auf 2000m.ü.M. bereits Plusgrade erreichten, war ein zeitiger Start Pflicht. Als wir mit den Verantwortlichen der Luftseilbahn Golzern eine frühe Extrafahrt vereinbaren konnten, standen die Ampeln schliesslich alle auf grün.
//Gipfelanstieg und Abfahrt
Start um 06:30 Uhr bei der Bergstation Golzeren Pkt. 1395m. Die Temperaturen lagen knapp im negativen Bereich und die Schneeschicht war durchgefroren, trotzdem konnten wir bereits im dünnen Shirt loslegen, es würde ein warmer Tag werden. Zuerst folgten wir flach einer ruppigen Schneeschuhspur bis nach Seewen Pkt. 1423m, bevor wir links weg gegen die Windgällenhütte anstiegen (Wegweiser). Schon nach wenigen Metern hatten wir die Karte zu konsultieren, da wir weder Wegspuren noch Markierungen ausfindig machen konnten, welche uns an der richtigen Stelle durch den Wald führen würden. Bei Trätter ein weiterer Blick auf die Karte; hier wären wir beinahe zu flach weitergestiegen. Nach Minuten der Schinderei gelangten wir über Pkt. 1586m und Nossplatten schliesslich in offenes Gelände bei Schisseggen, ab hier angenehm auf harter und griffiger Schneedecke hinauf zu den Golzeralpen.
In der Folge über Riedbödmer und Ortliboden in den Kessel beim Stäfelbach, und weiter gegen die S-Wand der Gross Windgällen 3187m ansteigend, bevor wir rechtshaltend über einen Steilhang auf ca. 2500m schweissgebadet den Stäfelfirn betreten konnten. Nun in einem Rechtsbogen über den Gletscher, am Wiss Stöckli 2903m vorbei, bevor wir endlich den vollen Einblick in die Gross Windgällen 3187m NE-Wand hatten.
(Gross Windgällen 3187m NE-Wand)
Der Anblick verschaffte uns im ersten Moment einen herben Dämpfer - so wenig Schnee in der Wand! Doch sogleich begannen die Augen nach einer möglichen Linie zu suchen, und diese war dann auch überraschend schnell ausgemacht! Bis auf eine Stelle, welche man ziemlich sicher nicht den Skiern an den Füssen überwinden könnte, sollte eine durchgehende Abfahrt möglich sein, und schon war die Ernüchterung der Zuversicht gewichen. Somit steuerten wir guten Mutes auf den Wandfuss zu, bis wir auf ca. 2860m den geschlossenen Bergschrund überschritten, und anschliessend auf Steigeisen und Pickel gewechselt hatten.
(Guter Trittschnee in der Gross Windgällen 3187m NE-Wand)
Nach einer kurzen Verschnaufpause begannen wir mit dem Fussaufstieg. Im ersten Abschnitt sind wir bisweilen knietief eingesunken, dementsprechend langsam ging es voran. Der Schweiss floss in Strömen. Kleinere Nassschneelawinen aus den Südwänden ermahnten uns an die fortgeschrittene Tageszeit. Bald gelangten wir an eine erste, kleine Felsbarriere, welche in einigen beherzten Kletterzügen rasch und problemlos gemeistert war. Bei der Abfahrt müssten wir hier ebenfalls kurz abschnallen. Es steckte eine Sicherungsstange, falls man die Stelle gesichert passieren oder abseilen möchte. Zu unserem Glück fanden wir im weiteren Verlauf vorwiegend guten Trittschnee, so konnten wir rasch an Höhe gewinnen und nach einer letzten, steilen Rinne den N-Grat auf ca. 3120m erreichen (Vorsicht Wechten). Nun in gebührendem Abstand zur Kante dem Grat entlang bis zum felsigen Gipfelaufbau, Skidepot auf ca. 3170m. Durch eine eisige, felsdurchsetzte Rinne gelangten wir in leichter Kletterei auf den Ostgipfel - geschafft, endlich waren wir oben! Das geräumige Gipfelplateau mit der Messstation und die äusserst angenehmen Temperaturen luden ein zum verweilen.
(Happy auf dem E-Gipfel der Gross Windgällen 3187m)
Doch wie üblich bei steilen Skiabfahrten ist der Gipfel jeweils nur die halbe Miete - es galt die Konzentration aufrechtzuerhalten, denn Fehler waren in diesem Gelände nicht erlaubt. Nachdem wir das Panorama genossen und viele tolle Fotos geschossen hatten, machten wir und uns bereit für Abstieg und Abfahrt. Vorsichtig kletterten wir hinab zum Skidepot, um wenig später mit der Skiabfahrt zu beginnen. Die ersten Meter in der Flanke waren nicht sehr steil, dafür gehörig ausgesetzt und der Schnee hart, ein Pickel in der Hand hatte hier für zusätzliche Sicherheit gesorgt. Nachdem wir eine schmale, 50° steile Rinne abzurutschen hatten, konnten wir anschliessend in bestem Presspulver oder Frühlingsschnee in die Tiefe stechen. Wir waren im Flow, es war genauso wie wir es uns erhofft hatten, der Wahnsinn! Unterbrochen wurde der Run nur vom lästigen Felsriegel, welchen es kurz abzuklettern galt. Es war aber einfacher als erwartet, und wir brauchten nicht einmal die Steigeisen zu montieren. In der Folge gelangten wir schon bald hinunter zum Bergschrund, und konnten über den Wandausläufer ins Gletscherbecken hinabkurven.
(Skiabfahrt durch die Gross Windgällen 3187m NE-Wand)
Hier unten im Kessel, umrandet von den steilen Felsen des Stäfel- und Hölenstocks, war es wie im Backofen; schnell hatten wir uns der warmen Kleider entledigt und eine Extraschicht Sonnencrème aufgetragen. Beim Blick zurück in die eindrückliche Wand überkam uns ein grossartiges Gefühl - schon toll was man mit Ski's so alles machen kann! Nun hiess es leider Abschied nehmen und die bereits stark aufgeweichten S-Hänge in Angriff zu nehmen. Glücklicherweise war der Schnee noch tragfähig und hatte unerwartet hohen Abfahrtsgenuss geboten, erst bei den Nossplatten wurde es dann langsam prekär, trotzdem kamen wir mit nur 1x abschnallen durch. Um nicht mühsam durch den Wald zurückzuqueren sind wir etwas direkter zum Golzerensee abgefahren, was einen kurzen Gegenanstieg und etwas Stockeinsatz zur Folge hatte. Wenig später erreichten wir die Bergstation Pkt. 1395m der Luftseilbahn Golzern, und konnten auf Wolke sieben hinunter ins Tal schweben.
//Fazit:
Die Skiabfahrt durch die Gross Windgällen 3187m NE-Wand - den Traum gelebt und endlich in die Tat umgesetzt! Geduld bringt Rosen wie man so schön sagt. Heute war DER perfekte Tag für dieses grossartige Projekt! Obwohl die Schneelage noch etwas besser hätte sein können, waren die Bedingungen insgesamt mehr als in Ordnung. Ohne jeglicher Infos über die lokalen Verhältnisse stand das Gelingen zu Beginn in den Sternen, über Erfolg oder Misserfolg würde schliesslich der Berg entscheiden - und er war uns wohlgesinnt.
Betreffend Schwierigkeit der Skiabfahrt würde ich die Gross Windgällen NE-Flanke etwa mit der Eiger W-Flanke gleichsetzen. Etwas ernsthafter als die Fleckistock SW-Flanke, aber weniger ernsthaft als die Hausstock N-Wand. Natürlich spielen dann die Schneeverhältnisse wieder eine Rolle: Bei Pulverschnee schaut vieles leichter aus als bei Hartschnee. Und sowieso ist alles sehr subjektiv...
//Angetroffene Verhältnisse bei der Abfahrt durch die NE-Wand:
Allgemein recht dürftige Schneeauflage, mit einer zwingenden Tragepassage (Kletterstelle) im unteren Drittel. Rest war durchgehend fahrbar, mit seltenem Steinkontakt. Pickel in der Hand war angenehm. Schneeverhältnisse von hart über Presspulver bis zu perfektem Frühlingsschnee, dies war entsprechend sehr gut!
// Facts Gross Windgällen 3187m NE-Wand:
Wandhöhe: 400m, durchgehend 45° steil (einige Stellen etwas steiler). Je nach Schneelage eine leichte Kletterstelle im ersten Drittel (Sicherungsstange zum abseilen oder nachsichern, falls man ein Seil dabei hat), zuletzt leichte Blockkletterei auf den E-Gipfel (Wintergipfel). Ev. Seil für den Bergschrund.
// Ausrüstung:
Steigeisen, zwei Eisgeräte, gute Skis und Bindung, Harscheisen. Optional Seil, Klettergurt und Sicherungsmittel.
// Die Zeiten:
- Start Golzeren Bergstation Pkt. 1395m um 06:31 Uhr
- Ankunft Gross Windgällen Bergschrund 2865m um 09:55 Uhr.
- Start Gross Windgällen Bergschrund 2865m um 10:10 Uhr.
- Ankunft Gross Windgällen Skidepot 3170m um 11:08 Uhr.
- Start Gross Windgällen Skidepot 3170m um 11:11 Uhr.
- Ankunft Gross Windgällen 3187m um 11:14 Uhr.
- Start Gross Windgällen 3187m um 11:30 Uhr.
- Start Gross Windgällen Skidepot 3170m um 11:45 Uhr
- Ankunft Gross Windgällen Bergschrund 2865m um 12:15 Uhr.
- Ankunft Stäfelfirn 2760m um 12:16 Uhr.
- Start Stäfelfirn 2760m um 12:36 Uhr.
- Ankunft Golzerensee um 1420m um 13:20 Uhr.
- Ankunft Golzeren Bergstation Pkt. 1395m um 13:39 Uhr.
--
GPS-Profil
GPS-Tracks
Routenverlauf
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Schwierige Wegfindung von der Bergstation Golzern Pkt. 1395m bis zu den Golzeralpen 1900m, falls noch keine Spur vorhanden ist. Der stete Griff zur Karte ist hier nützlich und hilfreich!
Die Luftseilbahn Golzern fährt am Wochenende fahrplanmässig erst ab 08:00 Uhr. Das ist definitiv zu spät für die Gross Windgällen 3187m NE-Wand, falls man sie in einem Tag ab Golzern Pkt. 1395m angehen will. Auf Anfrage fahren sie einen aber früher hoch, der Nachzuschlag von Chf 5.-- ist praktisch geschenkt. Alternativ kann man natürlich in der Windgällenhütte 2032m übernachten und entsprechend früh aufbrechen.
Dank durchgehend griffer Schneeauflage hatten wir die Harscheisen nicht gebraucht. Seil und Sicherungsmaterial hatten wir heute ebenfalls vergeblich hochgetragen - aber man weiss schliesslich nie wie es sein wird. Ausser es gibt einen aktuellen Tourenbericht wie diesen hier...
 |
|
|
|
|